Nun: es kam alles doch wie erwartbar und dennoch völlig anders
Ich muss meine Gedanken aber auch Gefühle ordnen. Was ist denn da überhaupt noch "richtig"?
Unterm Strich: die verquere Welt einer Esther ist & bleibt.
Es fällt auf, dass die Mordszenen relativ schnell abgehandelt werden. In kleine Details verliert sich die Autorin nicht.
Als Martin von Sue das Messer hineingerammt bekommt, dachte ich, es handele sich wieder um einen Knie:Testikelangriff
Nun ich kann mich offensichtlich immer mal wieder irren.
Esther ist sofort in ihrem bekannten Schema: Sue schützen; alles wieder gut machen. Bloß nicht verantwortlich für irgendwetwas gemacht werden können. Sie muss alles kontrollieren und Sue hat anscheinend sofort aufgegeben. Das von ihr gewonnene Stück Freiheit, weg.
Die Kinder lässt Esther zuhause. Das hat mich etwas gewundert. In diesem Moment: Martin tot, Sue unter evtl. Mordverdacht, ist es der Mutter egal, dass die Kinder allein sind. Sie managed und alle Übriggebliebenen bleiben in ihrem antrainierten Modus.
Ich sinne immer noch über die Personen und ihre eigenen Schicksale nach. Es gibt mir zu denken, wie groß der Einfluss unserer Kindheit, deren Regeln und Schemata uns/mich in unserem Heute beeinflussen.
In dieser Story geht alles um Muster und Mustererkennung. Aber auch um den immensen Druck unter dem wir als Mensch stehen können. ALs Leserin habe ich ihn gespürt & es war teilweise auch unangenehm. Spannend wie diese Geschichte erzählt wurde. Abre: ohne Ausweg für alle Beteiligten. Selbst ein Mord ist nicht zum Umdenken geeignet. Wie werden sich die kindlichen Beobachtungen auf ihre Beziehungen und Leben auswirken? Werden sie entkommen können? Das Geschwisterpaar Esther & Sue können es nicht.
Martin muss sicher auch gewisse Mechanismen mitbekommen haben. Er hatte nur eine Entscheidung, die alles Weitere bestimmte. Er hat sich mit Esther zusammengetan und konnte seiner Entscheidung nicht mehr entfliehen. Er war tief gedemütigt, verletzt und erniedrigt. Er wollte nur noch: Esther und ihre Macht ausradieren. Das ist ihm nicht gelungen. Wahrscheinlich ist sein Tod für ihn als Erleichterung zu sehen? Von aussen gesehen, hätte natürlich alles geändert werden können. Das jedoch hätte einen sehr großen Anlauf und Durchhaltevermögen gebraucht.. Die Kraft hatte er nicht.