5. Leseabschnitt: Seite 289 bis Ende

JoanStef

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5. Oktober 2020
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Nun: es kam alles doch wie erwartbar und dennoch völlig anders ;)
Ich muss meine Gedanken aber auch Gefühle ordnen. Was ist denn da überhaupt noch "richtig"?
Unterm Strich: die verquere Welt einer Esther ist & bleibt.
Es fällt auf, dass die Mordszenen relativ schnell abgehandelt werden. In kleine Details verliert sich die Autorin nicht.
Als Martin von Sue das Messer hineingerammt bekommt, dachte ich, es handele sich wieder um einen Knie:Testikelangriff ;) Nun ich kann mich offensichtlich immer mal wieder irren.
Esther ist sofort in ihrem bekannten Schema: Sue schützen; alles wieder gut machen. Bloß nicht verantwortlich für irgendwetwas gemacht werden können. Sie muss alles kontrollieren und Sue hat anscheinend sofort aufgegeben. Das von ihr gewonnene Stück Freiheit, weg.
Die Kinder lässt Esther zuhause. Das hat mich etwas gewundert. In diesem Moment: Martin tot, Sue unter evtl. Mordverdacht, ist es der Mutter egal, dass die Kinder allein sind. Sie managed und alle Übriggebliebenen bleiben in ihrem antrainierten Modus.
Ich sinne immer noch über die Personen und ihre eigenen Schicksale nach. Es gibt mir zu denken, wie groß der Einfluss unserer Kindheit, deren Regeln und Schemata uns/mich in unserem Heute beeinflussen.
In dieser Story geht alles um Muster und Mustererkennung. Aber auch um den immensen Druck unter dem wir als Mensch stehen können. ALs Leserin habe ich ihn gespürt & es war teilweise auch unangenehm. Spannend wie diese Geschichte erzählt wurde. Abre: ohne Ausweg für alle Beteiligten. Selbst ein Mord ist nicht zum Umdenken geeignet. Wie werden sich die kindlichen Beobachtungen auf ihre Beziehungen und Leben auswirken? Werden sie entkommen können? Das Geschwisterpaar Esther & Sue können es nicht.
Martin muss sicher auch gewisse Mechanismen mitbekommen haben. Er hatte nur eine Entscheidung, die alles Weitere bestimmte. Er hat sich mit Esther zusammengetan und konnte seiner Entscheidung nicht mehr entfliehen. Er war tief gedemütigt, verletzt und erniedrigt. Er wollte nur noch: Esther und ihre Macht ausradieren. Das ist ihm nicht gelungen. Wahrscheinlich ist sein Tod für ihn als Erleichterung zu sehen? Von aussen gesehen, hätte natürlich alles geändert werden können. Das jedoch hätte einen sehr großen Anlauf und Durchhaltevermögen gebraucht.. Die Kraft hatte er nicht.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich bin mir nicht sicher, ob sich am Ende gar nichts geändert hat und beide wieder komplett im alten Modus sind. Sue bemerkt, dass Esther schon lange nicht mehr ihr "Teflongesicht" gezeigt hat; überhaupt scheint sie wesentlich lockerer und entspannter zu sein als am Anfang.

Das allerletzte Kapitel - dass nämlich Martin gar nicht sofort tot war und Esther noch Hilfe hätte holen können, also an seinem Tod ebenso mitschuldig ist wie Sue - empfand ich als überflüssig. Es kommt bei mir so an, als hätte die Autorin unbedingt noch einen Knalleffekt setzen wollen. Ich hätte es besser gefunden, diese ungewisse, zum Weiterdenken anregende Konstellation, die Sue beschreibt (beide trinken aus demselben Glas, wie Esther und Martin früher!) als Schluss stehen zu lassen.

Ich vermute, dass das Buch nach Thema und Klappentext hauptsächlich weibliche Thrillerfans anzieht. Da gibt es wohl viele, die nach dem Lesen klammheimliche Freude empfinden, dass der Schappschwanz Martin der Dumme im Spiel ist ...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Es gibt mir zu denken, wie groß der Einfluss unserer Kindheit, deren Regeln und Schemata uns/mich in unserem Heute beeinflussen.
In dieser Story geht alles um Muster und Mustererkennung.

Aber das ist wirklich so. Ein einziges Gespräch kann Esther nicht völlig verwandeln. Zu tief sind die Verletzungen und Traumata aus der Kindheit. Nur eine Therapie, die sie ganz sicher nötig hätte, könnte für echte, dauerhafte Einsicht sorgen.
 
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milkysilvermoon

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Da gibt es wohl viele, die nach dem Lesen klammheimliche Freude empfinden, dass der Schappschwanz Martin der Dumme im Spiel ist ...

Ich empfinde ihn gar nicht sooo schwach. Um bei den Kindern bleiben zu können und sie nicht alleine bei der Mutter zu lassen, kämpft er sich durch. Gut, er trinkt. Aber er beweist Durchhaltevermögen. Er hätte auch aufgeben, Esther verlassen und seine Kinder opfern können.
 
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milkysilvermoon

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Mir hat das Ende gut gefallen, obwohl oder gerade weil Esther schließlich gewinnt. Nun hat sie zwar keinen Mann mehr, aber Sue in ihrer Hand und sie lebt dank ihrer Schwester in einem großen Stadthaus. Ein allzu kitschiges Happy End mit einer geläuterten Esther hätte ich unglaubwürdig gefunden.
 
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JoanStef

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Ich empfinde ihn gar nicht sooo schwach. Um bei den Kindern bleiben zu können und sie nicht alleine bei der Mutter zu lassen, kämpft er sich durch. Gut, er trinkt. Aber er beweist Durchhaltevermögen. Er hätte auch aufgeben, Esther verlassen und seine Kinder opfern können.
, etwas über Martins Kindheit zu erfahren. Da könnte man sich sicher gut vorstellen, warum er tut was er tut. Und: denkt was er denkt...
 

hulahairbabe

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Mir hat das Ende recht gut gefallen. Ich habe irgendwie die ganze Zeit damit gerechnet, dass Sue und Esther sich gegenseitig umbringen. Aber es ist wie am Anfang des Buches gesagt wird: Eine Schwester wird man nicht los und kann man sich auch nicht aussuchen. Ich frage mich, ob letztlich doch alles beim alten geblieben ist und Esther ihre Psycho-Nummer weiter abzieht. Mir hat sie phasenweise sogar leid getan, weil sie so eine schwere Kindheit hatte. Sue ist im Laufe des Buches über sich hinaus gewachsen und hat sich ihrer Schwester gestellt. Dass Esther allerdings eine ausgewachsene Therapie nötig hat und es mit einem Gespräch nicht getan ist, versteht sich von selbst.
 

nellsche

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Ich fand das Ende sehr gut. Armer Martin, aber so ganz tut er mur dennoch nicht leid.
Sehr gelungen fand ich das letzte Kapitel, in dem man erfährt, dass Martin noch hätte leben können.
Beide Schwestern sind krank und passen einfach prima zusammen.... ;) Nur die Kinder tun mir leid.
 
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Renie

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Esther ist sofort in ihrem bekannten Schema: Sue schützen; alles wieder gut machen. Bloß nicht verantwortlich für irgendwetwas gemacht werden können. Sie muss alles kontrollieren und Sue hat anscheinend sofort aufgegeben.
Martins Tod war für Esther eine willkommene Gelegenheit, das Zepter wieder an sich zu reißen. Mich hat hier geschockt, dass sie so gar nicht von Martins Tod betroffen war. Immerhin war er ihr Ehemann und Vater der gemeinsamen Kinder. Aber nichts, sie war kein bisschen schockiert. Stattdessen bricht sie in Aktionismus aus, und das mit einer Kaltschnäuzigkeit und Berechnung, die mehr als deutlich macht, wie gestört sie ist.
 
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ulrikerabe

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Und nehme einen großen Schluck aus unserem Glas......

Damit hätte das Buch gut enden können, weil es die neuen/alten Verhältnisse gut widerspiegelt.

Der Schluss dann kommt mir ein bisschen vor wie im Film, wenn der Abspann läuft und die letzten im Kino noch den AHA- Effekt präsentiert bekommen. :)

Jedenfalls war mein erster Gedanke nach Beendigung des Buches: Die sind ja alle nicht ganz dicht.
 
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Amena25

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23. Oktober 2016
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Mir hat das Ende gut gefallen, obwohl oder gerade weil Esther schließlich gewinnt. Nun hat sie zwar keinen Mann mehr, aber Sue in ihrer Hand und sie lebt dank ihrer Schwester in einem großen Stadthaus. Ein allzu kitschiges Happy End mit einer geläuterten Esther hätte ich unglaubwürdig gefunden.
Ja, auch wenn man sich wünschen würde, dass nicht alles wieder von Vorne beginnt! Aber so ist es in jedem Fall glaubwürdiger. Auch wenn man sich wundert, dass Sue so schnell handzahm wird. Das letzte Kapitel finde ich gut, weil es Esthers wahren Charakter nochmal ganz deutlich zeigt.