Es gibt einiges an Widersprüchen in ihrem Buch, aber das sehe ich ihr verständnisvoll nach.sie wünscht sich keine Leser und es widert sie an, Kunst daraus zu machen. Andererseits, vielleicht ist es gar keine Kunst, könnte ich etwas bösartig entgegnen. Vielleicht hat es dafür doch zu sehr den Sachbuchcharakter?
Mystisch vielleicht nicht, aber rätselhaft und unverständlich ist mir auch einiges. Man müsste sich viel mehr ins Buch vertiefen. Das kann und will ich gerade nicht, aber ich denke, einmal so drüber lesen reicht nicht. Ob ich es bei intensiverem Lesen besser verstehen würde, weiß ich nicht.In dem letzten Abschnitt finde ich Manches recht mystisch.
Das wahrscheinlich nicht, obwohl immer die Möglichkeit besteht, dass er seinen eigenen Kindern etwas tut. Wir wissen es nicht. Davon mal abgesehen - mit so einem Perversen könnte ich nicht zusammenleben und ihn lieben schon mal gar nicht. Dass dies möglich ist, bleibt mir völlig unverständlich.Nochmal zurück zum Täter und seiner neuen Lebenspartnerin: Sie hat ihm nichts zu verzeihen, er hat ihr nichts getan.
Finde ich auch problematisch. Lieben - nun ja. Liebe ist nicht unbedingt an Wohlverhalten gebunden.Dass dies möglich ist, bleibt mir völlig unverständlich.
Das könnte sein, aber ich glaube es eher nicht. Ich vermute eher, sie weiß selber nicht hundertprozentig genau, warum sie es geschrieben hat. Eines finde ich aber mit Sicherheit: dass sie anderen Menschen deutlich macht, was so etwas wie ihr Schicksal alles bedeutet, welche Folgen es hat. Mir ist jedenfalls einiges deutlich geworden, was ich vorher nicht überlegt habe.Vllt hat Sinno das Buch auch deswegen geschrieben. Für deren Kinder.
Ich finde den Schlusssatz auch sehr gut. Wir müssen mit dem Bösen in der Welt leben, leider wahr, der Mensch ist nicht nur gut. Aber, und das finde ich die so wichtige Botschaft des Romans, die Gesellschaft darf es nicht akzeptieren, es gehört aufgedeckt, verhindert und geahndet.Wir müssen mit dem Bösen in der Welt leben. Wichtig:„Nicht fallen. Nicht fallen.“
Ein guter Schlusssatz.
Ja, das hat mir auch gut getan, nach all der sachlichen Distanziertheit, die das Unsägliche natürlich auch aushaltbar macht für den Leser.Endlich noch einmal etwas Kraftvolles, etwas Emotionales.
Ja. Die Begegnung mit dem ehemaligen Bandenmitglied hat mir, die einen Hang zum Mystischen hat, sehr gefallen. Mir kam der Song, I see a darkness, den Johnny Cash mit seiner Frau June Carter singt, in den Sinn. ich glaube bei Cash geht es um den Abgrund Sucht, Alkohol, Drogen. Ich glaube wie Sinno daran, dass sich verwundete, leidende Seelen erkennen und fand die Stelle sehr schön.Dieses finstere Land, von dem Sinno spricht, ist das nicht das Land, das jeder kennt?
Hm, ja, ich glaube das eher nicht. /Letztlich spielt es keine Rolle./Ist halt so ein esoterischer Touch.Ich glaube wie Sinno daran, dass sich verwundete, leidende Seelen erkennen und fand die Stelle sehr schön.
Verstehen kann ich es auch nicht, aber ich respektiere es. Es scheint ein Bauchgefühl zu sein. Was ich allerdings nicht akzeptiere, sind Kritiken von Büchern, die man nicht gelesen hat.Das mit "Tiger, Tiger" hatte ich ja etwas voreilig schon im vorherigen Abschnitt geschrieben. Schaue ich mir an, was Neige Sinno sonst alles so gelesen hat, halte ich es nur aufgrund einer einzelnen Kritik für unverständlich, dass sie ausgerechnet dieses Buch nicht gelesen hat. Immer reichte es zur Inspiration für den Titel.
Das trifft es gut. Passt!Sie hat seit 30. 40 Jahren ständig, jeden Tag, über den Missbrauch nachgegrübelt und ihn von jeder erdenklichen Seite beleuchtet. Kein Wunder, dass ich als ziemlich Ahnungslose diesen Gedankengängen nicht immer folgen kann. Wie ihr auch habe ich über manche Absätze hinweggelesen und aus dem Rest trotzdem viel mitgenommen. Aber für Durchschnittleser? Nein.
Das trifft es gut!Ich finde den Schlusssatz auch sehr gut. Wir müssen mit dem Bösen in der Welt leben, leider wahr, der Mensch ist nicht nur gut. Aber, und das finde ich die so wichtige Botschaft des Romans, die Gesellschaft darf es nicht akzeptieren, es gehört aufgedeckt, verhindert und geahndet.
Da stimme ich dir zu. Ich halte sie alleine schon mit ihrem breiten Wissen über Literatur und der intensiven Auseinandersetzung mit literarischen Texte nicht auf der Ebene eines Durchschnittslsesers. Sie hat auch aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrungen Texte viel intensiver und umfänglicher interpretiert, als ich zum Beispiel (im Hinblick auf Lolita, weil es hier das einzige Buch ist, das ich gelesen habe).Frau Sinno glaubt sich auf der Ebene des Durchschnittslesers, das ist sie meiner Ansicht nach nicht. Für die Sparte Lebensbericht, zu der sie gehören will, sind ihre Gedanken oftmals zu verschwurbelt.
Sie hat sich wirklich sehr intensiv damit auseinandergesetzt und sicherlich aus ihren vielen Gedanken schon eine Quintessenz getroffen. Dass die immer noch teilweise anstrengend zu lesen ist liegt halt auch daran, dass wir diese Erlebnisse gott sei Dank nicht machen mussten. Dabei fand ich es auch gut, dass sie verschiedene Aspekte beleuchtet hat. Die Vorstellung an der Grenze zu stehen, Grenzen zu überschreiten. Wie widersprüchlich Gedanken sein können, wenn sie ihren Mann und ihre Tochter Hand in Hand vor sich gehen sieht. Das fand ich schon intensiv.Sie hat seit 30, 40 Jahren ständig, jeden Tag, über den Missbrauch nachgegrübelt und ihn von jeder erdenklichen Seite beleuchtet. Kein Wunder, dass ich als ziemlich Ahnungslose diesen Gedankengängen nicht immer folgen kann. Wie ihr auch habe ich über manche Absätze hinweggelesen und aus dem Rest trotzdem viel mitgenommen. Aber für Durchschnittleser? Nein.
Ich lese es auch als Bewältigung und Verarbeitung des eigenen Traumas, eine Art persönliche Therapie, sie hat als Gegenüber nur den Leser, der ihr im Gegensatz zum Therapeuten keine / kaum Rückmeldung gibt. Für mich eine Art Tagebuch, das veröffentlicht wurde.
Für mich vermittelt es schon das Gefühl, dass sie mit Hilfe des Schreibens und der Literatur ihre eigene Art der Traumaverarbeitung begonnen hat. Auch wenn sie es verneint, dass sie das Schreiben über das Erlebte als Therapie betrachtet und auch sonst laut ihren eigenen Worten keine kommerziellen Erfolg damit verfolgt. Letztlich kann ich jeden Menschen verstehen, der so schreckliches Erlebt hat und dies niederschreiben will. Damit es real wird, in der Welt bleibt und als Schmerz wahrgenommen wird.
Den Schluss finde ich auch gut, er ist etwas versöhnlicher, persönlicher, ein Blick in die Zukunft, nicht nur zurück, hat eher etwas Lebensbejahendes.Wir müssen mit dem Bösen in der Welt leben. Wichtig:„Nicht fallen. Nicht fallen.“
Ein guter Schlusssatz.
Man müsste vertiefen... das geht mir genauso, aber es reicht mir. Das Buch hat mich immer wieder zum Nachdenken angeregt, aber es hat mich auch sehr angestrengt und es war keine "unterhaltsame" Lektüre - aber natürlich darf ich das bei diesem Thema nicht erwarten... schwierig, ich drehe mich im Kreis. Was habe ich eigentlich erwartet?Mystisch vielleicht nicht, aber rätselhaft und unverständlich ist mir auch einiges. Man müsste sich viel mehr ins Buch vertiefen. Das kann und will ich gerade nicht, aber ich denke, einmal so drüber lesen reicht nicht. Ob ich es bei intensiverem Lesen besser verstehen würde, weiß ich nicht.
Das sehe ich auch so - sie erwartet von ihm, dass er am besten Selbstmord begeht, dass ihm keiner verzeiht, dass er total geächtet wird, dass er sein Leben lang büßen muss... schwieriges Thema. Auch ein Mensch, der solche Taten begangen hat, darf wieder ein normales und glückliches Leben führen.Nochmal zurück zum Täter und seiner neuen Lebenspartnerin: Sie hat ihm nichts zu verzeihen, er hat ihr nichts getan. Die Gedanken, andere Menschen müssten nicht oder eben doch ihrem Stiefvater verzeihen, sind für mich befremdlich.
Ob er das darf oder nicht darf - wer ist die Autorität, die darüber entscheiden wollte? Neige Sinno kann und darf so fühlen und denken, für sie war es der Obergau missbraucht zu werden und das ist es ja persönlich auch. Aber solange wir keine Todesstrafe haben (und es gab gute Gründe, sie abzuschaffen) müssen wir damit klarkommen, dass eine Tat, einmal begangen und bestraft, erledigt ist. Was weiter kommt, ob es andere Menschen gibt, die mit den Tätern weiter gehen, ist dem Einzelnen überlassen und in seine Entschedigungsgewalt gestellt. Man darf jedoch nie vergessen, dass auch Täter Mütter und Väter und Kinder haben - die naturgemäss schon mit ihnen verbunden sind.Das sehe ich auch so - sie erwartet von ihm, dass er am besten Selbstmord begeht, dass ihm keiner verzeiht, dass er total geächtet wird, dass er sein Leben lang büßen muss... schwieriges Thema. Auch ein Mensch, der solche Taten begangen hat, darf wieder ein normales und glückliches Leben führen.
Sich im Kreis drehen, das Gefühl hatte ich auch. Ich glaube, das ist, weil Sinno sich selber im Kreis dreht, das Thema umkreist und das überträgt sich auf den Leser.ich drehe mich im Kreis. Was habe ich eigentlich erwartet?
Hatten wir das Gefühl nicht auch bei der Lektüre von Vigdis Hjorth, die von ihrem Vater missbraucht worden war? Vielleicht ist es das dominierende Gefühl der Ohnmacht, des Verletztseins, das die Betroffenen Zeit ihres Lebens verfolgt. Das mag den Leser nerven und ihm redundant vorkommen, spiegelt aber möglicherweise den Blick in die missbrauchte Seele wider.Sich im Kreis drehen, das Gefühl hatte ich auch.
Auf Seite 270 wieder ein Zitat, das ich ihr nicht abnehme, wie zuvor das mit den wenigen Leser:innen: "Andererseits widert es mich an, aus meiner Geschichte Kunst zu machen." Hm, sie schreibt es nicht für sich, nicht als Therapie (vgl. Folgeseiten), sie wünscht sich keine Leser und es widert sie an, Kunst daraus zu machen. Andererseits, vielleicht ist es gar keine Kunst, könnte ich etwas bösartig entgegnen. Vielleicht hat es dafür doch zu sehr den Sachbuchcharakter?