5. Leseabschnitt: Seite 167 bis 204

Literaturhexle

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Dass man die Befindlichkeiten des Patienten berücksichtigt ist doch ethisches Verhalten. Vorher war ein Körper eben n u r ein Körper. Und Pozzi macht immer wieder darauf aufmerksam, dass in dem Körper ein Mensch steckt. Ist das kein ethischer Aspekt?
Ich habe es mir genau so erklärt. Natürlich auch, weil wir, wie Barbara richtig sagt, im Grunde ja wissen, was GEMEINT ist. Ich wäre da in keiner Weise drüber gestolpert. Aber das liegt dann eben am Blickwinkel: wenn man mehr Bezug zur Medizin hat, schaut man genauer hin.
Vielleicht müsste man sich jetzt intensiver mit dem vielschichtigen Begriff der Ethik auseinander setzen - da bin ich aber raus;)
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Es wurde wirklich viel über absolut intime Details geklatscht in jenen Tagen.
Da hat sich ja zu heute nicht allzu viel geändert ;)
Auch dass öffentlich mit Operationen hausieren gegangen wird! Wer prahlt denn mit einer Totaloperation?! Zumal die damals weit gefahrvoller war? Die voyeuristischen Männer!
Du darfst nicht vergessen, OPs waren früher etwas Besonderes. Bevor klar war, wie wichtig Keimfreiheit ist, wurden OPs vor großem Publikum in einem Saal abgehalten. Und Männer können ganz schöne Tratschonkel sein ;)
Heute gäbe es Verleumdungsprozesse ohne Ende.
Aber auch erst, seitdem die rechtliche Grundlage dafür geschaffen wurde.
Ich habe mich sehr gefreut, dass es endlich mehr um Pozzi ging .... Das ist soviel interessanter, als wann er/wer mit wem im Bett war!
Das ging mir ganz und gar genau so! Endlich etwas 'gehaltvolles' ;)
Was bitte hat das mit Ethik zu tun???
Vielleicht müsste man sich jetzt intensiver mit dem vielschichtigen Begriff der Ethik auseinander setzen - da bin ich aber raus
Ich habe mich mal Wiki kundig gemacht und siehe da: Es gibt eine medizinische Ethik, die etwas Anderes ist als die ärztliche Ethik. Wenn es interessiert: Ich halte das gleich mal im Abschnitt 'Recherche' fest.

Ansonsten bin ich wie @Barbara62 froh, dass mehr über Pozzi berichtet wird. Umso mehr fällt mir auf, dass der Rest wirklich unter Klatsch und Tratsch abzulegen ist wie gleich zu Beginn dieses Abschnittes die Besuche bei Fam. Proust. Und natürlich die Geschichten über Sarah Bernhardt. Ich weiß schon, warum ich diese 'Regenbogenpresse' nicht lese. Und mit zeitlichem Abstand (auch mit sehr großem) wird es nicht besser.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Du darfst nicht vergessen, OPs waren früher etwas Besonderes. Bevor klar war, wie wichtig Keimfreiheit ist, wurden OPs vor großem Publikum in einem Saal abgehalten.
Stimmt! Ich erinnere mich dunkel an einen Spielfilm um den Arzt Ferdinand Sauerbruch (dessen Autobiografie ich aus Vaters Bücherschrank gerettet habe und iwann mal lesen will.
gibt eine medizinische Ethik, die etwas Anderes ist als die ärztliche Ethik. Wenn es interessiert: Ich halte das gleich mal im Abschnitt 'Recherche' fest.
Das interessiert mich. Schaue ich mir gleich mal an!
 
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Yolande

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13. Februar 2020
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Mir hat es auch sehr gut gefallen, mehr von unserem Dr. Pozzi zu erfahren. Er war ja wirklich eine illustre Persönlichkeit. Die ganzen Affären, die er (vielleicht) hatte sind wahrscheinlich wirklich nur der Ausdruck von heftigem Neid, auch wenn der gute Doktor wohl ein großer Charmeur war. Ich denke auch, dass die Frauen nicht unbedingt abgeneigt waren. Der Mann war berühmt, gut aussehend, reich, verkehrte in den besten Kreisen und wenn man mal gesundheitliche Probleme hat, ist auch gleich ein Arzt zur Stelle ;):p.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis zwei Gynäkologen und es ist wohl heute noch so, dass manche Frauen sich von den Untersuchungen wohl mehr versprechen. So von wegen, wenn er schon alles sieht, kann er auch gleich weitermachen .... Ich habe da schon unglaubliche Storys gehört :eek:.
Ansonsten habe ich wieder ein neues Wort gelernt, eine "morganatische Ehe", unglaublich, es gibt wirklich für alles eine korrekte Bezeichnung :D:D
 

Yolande

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Pozzis Tochter kommt mir ziemlich überspannt vor, sie hatte wohl zu viel Zeit, um ständig über ihre Gefühle und ihre Seelenlage nachzudenken und sich in ihre Seelenqualen hineinzusteigern. Etwas Sport an der frischen Luft hätte vielleicht gut getan :confused:
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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[zitat]"Alle Tagebücher müssen mit Vorsicht gelesen werden, bis man erklannt hat , welche Voreingenommenheit und Motivationen ihnen zugrunde liegen. Noch größere Wachsamkeit ist bei den Tagenbüchern von Jugendlichen geboten..."[/zitat] S. 190
Wahre Worte, niemand will meine Tagebücher aus der Teenagerzeit lesen. Nicht einmal ich selbst. :D

Die Tagebücher der Tochter Pozzis sind daher als Quelle mit Vorsicht zu genießen. Da liegt ein eingeschränktes Blickfeld zugrunde. Jugendlicher Pathos und gleichzeitges Nichtwissen, was den Mann im Vater ausmacht.
 

Sassenach123

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Das Leben damals in den Kreisen ist wirklich nicht anders als heutzutage, zumindest was den Klatsch angeht.
Sarah Bernhardt gebührt in meinen Augen Bewunderung, wenn man bedenkt wie offen sie zu ihrem unehelichen Kind gestanden hat. Sie hat sich von dem Tratsch nicht kleinkriegen lassen. Ihren Brief so zu zerpflücken, dass man daraus die Tatsache macht, dass sie keinen Orgasmus bekommen kann, ist mehr als frech. Aber, und da ist wieder eine Parallele zur heutigen Zeit, je brisanter die Informationen, desto bekannter die Person.
Pozzi wirkt auf mich eher so, als ob er aus der Masse heraussticht. Im Gegensatz zu den anderen gb es kaum Beweise von Affären, die man dann hätte aufbauschen können. Und die Tagebücher der Tochter sollte man zurecht außer Acht lassen.
 

Sassenach123

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Pozzis Tochter kommt mir ziemlich überspannt vor, sie hatte wohl zu viel Zeit, um ständig über ihre Gefühle und ihre Seelenlage nachzudenken und sich in ihre Seelenqualen hineinzusteigern. Etwas Sport an der frischen Luft hätte vielleicht gut getan :confused:
Da hast du Recht. Sie wirkt sehr unzufrieden, mehr als man von einem jungen Mädchen erwarten würde. Wobei es sicher auch nicht immer einfach war, vorausgesetzt die Eltern haben sich so oft gestritten, wie sie behauptet.
 

Literaturhexle

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Die Tagebücher der Tochter Pozzis sind daher als Quelle mit Vorsicht zu genießen.
Sie war auch stark ihren Emotionen unterworfen und von der Mutter beeinflusst. Außerdem schreibt man sich auch gerne dann alles von der Seele, wenn man mal so richtig sauer ist (oder auch total glücklich). Insofern ist einem Tagebuch wirklich nicht zu trauen. Voll subjektiv.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Dieser LA enthält zumindest teilweise am ehesten bisher Biografieartiges. Es geht um Pozzis Liebesleben und seine Reisen mit Emma Fischoff, um eine seiner großen Errungenschaften, das Krankenhaus Broca, seine Tochter Catherine, seine neue Behausung in der Avenue d'Ièna.
Ja, ich hatte auch den Eindruck, dass wir jetzt der Biografie am nächsten gekommen sind.

Zwei Gäste im Hause Proust: Beide benehemen sich extrem unhöflich, bezeichnen die Wohnung als hässlich. Die Gäste sind Oscar Wilde und unser Graf - zwei bekannte, streitbare Persönlichkeiten.
Ich habe den Grund dieses Benehmens nicht verstanden. Ehrlichkeit war es nicht und um der Unhöflichkeit willen, haben sie das sicher auch nicht gesagt.

Pozzis berufliche Blüte: Pozzi baut das Krankenhaus in Broca nach neuesten internationalen Erkenntnissen um und modernisiert. Er hat auch immer die ethische Seite des Berufes im Blick. Das Fresco vonClarin (S. 175) ist äußerst imposant, dafür würde heute im Gesundheitswesen kein Geld ausgegeben.
Pozzi erwirbt den ersten gynäkologischen Lehrstuhl in Paris. Seine Antrittsrede hält er in der Broca. Er warnte vor Operationswütigkeit(!), appelliert an das Gewissen des Operateurs. Sehr moderne Standpunkte.
Für mich bisher der interessanteste Abschnitt.