5. Leseabschnitt: S. 341 bis S. 418

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Menschlichkeit findet man im anderen Lager, nicht bei den Deutschen. Ein wahrhaft scheußliches Bild, das Timm da malte. Komisch, dass es bis 1978 brauchte, bevor so ein Buch veröffentlicht wurde.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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@RuLeka

Dieses Vermessen des Schädels ist aus heutiger Sicht absurd – obwohl es ja tatsächlich immer noch Menschen gibt, die ihre rassistischen Ansichten damit untermauern wollen...

@Wandablue @RuLeka

Ja, Gottschalk ist kein klassischer Held... Im Nachwort wird ja auch darauf eingegangen, dass Timm dem Heldenepos ausweicht, aber damit musste ich mich erst etwas anfreunden.

Im Rückblick kann ich aber nachvollziehen, warum es für das Buch (meines Erachtens) die richtige Wahl war.

Wie glaubwürdig wäre es tatsächlich gewesen, aus Gottschalk einen "echten" Helden zu machen – und würde Timms Botschaft bezüglich Rassismus und den Abgründen der Kolonisierung nicht dadurch abgeschwächt, dass es dem Leser eine emotionale Beruhigung ermöglicht?

So war Gottschalks Verhalten für mich unangenehm und schmerzlich, eine stete Erinnerung daran, wie wenig Widerstand es in den Reihen der Deutschen gegen diesen Genozid gab.

@kingofmusic

Wenn Timm das Buch "Gottschalk" genannt hätte, hätten viele sicher fälschlicherweise angenommen, es hätte etwas mit Thomas Gottschalk zu tun...
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Für mich kommen die Herero etwas wenig vor. Ich habe mal geschaut, die Kriege waren zwischen den Deutschen, den Herero und Hottentotten (Khoikhoi). Das hat natürlich keinen Einfluss darauf, dass dieser Krieg schlimm und überflüssig war - wie alle Kriege.

Gottschalk weiß, dass das alles nicht richtig ist. Er kommt nur irgendwie nicht über die Grenze des Handelns. Ich glaube, man merkt es auch daran, wie er seine Freundin abserviert. Dass sie irgendwann aussehen könnte wie ihre Mutter ist ein willkommener Vorwand.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Interessant ist hierbei, dass der Sieg 1908 ausgerechnet mit einer Kamelreitertruppe kam und Gottschalk mit seiner Kamelforschung dafür den Grundstein gelegt hat.
Ja, das ist ein schöner Kniff. Denn eigentlich hat Gottschalk sein schlechtes Gewissen damit beruhigen wollen, dass sein Beitrag zum Gelingen dieses Krieges ja sehr klein wäre. Weit gefehlt! Und gute Warnung, sich immer zu vergewissern, ob man das was man tut, moralisch auch vor sich vertreten kann.
 

MRO1975

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Den Professor aus Greifswald habe ich zunächst als historische Figur begriffen. Sein Bericht an die Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften schien mir ein historisches Originaldokument zu sein. Nach langem Suchen neige ich jetzt aber dazu, dass er erfunden sein muss. Was meint ihr? Ich hätte mir hierzu einen Anhang mit Anmerkungen gewünscht.
Das kann ich unterschreiben! Eine Aufklärung, was real und was fiktiv ist, wäre wirklich schön.
 
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MRO1975

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Morenga spielt jetzt eine etwas größere Rolle, aber für einen Titelhelden ist sie trotzdem erstaunlich klein.
Das sehe ich auch so. Bemerkenswert finde ich auch, dass Timm die Geschichte zwar aus sehr verschiedenen Perspektiven zeigt, aber nicht aus der der Einwohner oder von Morenga. Wollte er sich nicht anmaßen, deren Sichtweise so gut verstanden zu haben, um sie erzählen zu können? Wahrscheinlich gibt es es auch keine historischen Dokumente oder Belege. Wie häufig, wird ja auch die Geschichte immer von den Gewinnern geschrieben...
 

MRO1975

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Hier ist auch der Gedanke mit dem Zyankali und der letzten Patrone sehr einleuchtend wie ich finde, zeigt er doch, dass man wusste, dass das eigene und/oder deutsches Verhalten bestraft gehört.
Die Sache mit dem Zyankali erinnerte mich an die Anekdote, dass der Dienerjunge, den man beim Stehlen erwischte, gleich selbst die Peitsche überreichte.
 

MRO1975

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Im Grunde ist mir Gottschalk auch sympathisch, aber ich war trotzdem enttäuscht, dass er doch noch eine aktivere Rolle in diesem Konflikt übernimmt, wenn auch nicht aus eigenem Antrieb... Ich habe mich zwischendurch gefragt, ob er nicht etwas Sabotage hätte betreiben können, um die Eignung der Kamele herunterzuspielen.
Ja, da verhält er sich widersprüchlich. Erst will er den Auftrag am liebsten ablehnen und dann setzt er sich aktiv dafür ein, dass die Truppen an noch bessere Reitkamele kommen. Sabotage wäre eigentlich eine gute Lösung gewesen.