5. Leseabschnitt: S. 328 bis Ende (Kapitel 36 bis Ende)

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Genau das ist der Punkt. Sie können sich nicht wie (erwachsene) Eltern verhalten, die sich wie Löwen auf den Angreifer ihrer Kinder stürzen würden. Stattdessen lassen Sie sich wie Kinder einschüchtern. Es ist ja nicht nur, dass sie die Kinder nicht beschützen. Mit ein bisschen Mühe könnte man den Wohnwagen sauber halten, ein anständiges Essen zubereiten... Der kleine Junge wird wegen seines Gestanks auch in der Schule gemobbt, er nässte sich schließlich schon früher ein.
Liebe allein reicht nicht. Es braucht auch Fürsorge. Luther und Betty haben das wahrscheinlich selbst nie erhalten. Doch das hilft ihren Kindern nicht.

Ja, genau das ist es... Ich lese das und denke: warum kämpfen sie nicht für ihre Kinder? Warum werfen sie sich nicht zwischen die Kinder und Hoyt? Aber gleichzeitig weiß ich, dass das unfair von mir ist, weil Betty und Luther selber wie Kinder sind. Und doch hilft das niemandem...
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Mir geht es wie Querleserin: von diesem Autor möchte ich ALLE Bücher lesen. Sie nehmen einen gefangen, dass man gar nicht mehr aufhören mag. Toll!

Ich war letztens bei einem Treffen des Literaturlesekreises meine Lieblingsbuchhandlung, und als es um die Frage ging, welches Buch wir als nächstes leben, habe ich "Unsere Seelen bei Nacht" vorgeschlagen – und der Vorschlag wurde angenommen, juchhu! Ich hätte das Buch sonst auch alleine gelesen, aber es macht ja schon Spaß, dann auch mit anderen darüber zu sprechen.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Literaturhexle

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Zusätzlich nässt er das Bett. Zu bettnässenden Kindern sagt man, dass sie mit dem Stress aus ihrem Umfeld nicht fertig werden und vergießen durch das Bettnässen Tränen von unten heraus.

Der arme kleine Kerl hat jeden Grund zum Bettnässen, ich hoffe für ihn, dass sich seine Pflegefamilie gut um ihn kümmern wird. Aber den Eindruck habe ich schon.

Ich wiederhole mich nochmal; die Eltern benötigen psychologische Hilfe, denn kein Kind will raus aus der Familie, ganz gleich wie schlimm es zu Hause zugeht.

Ich weiß nicht, ob bei Betty und Luther psychologische Hilfe reicht, denn die beiden scheinen massive kognitive Einschränkungen zu haben. Ich denke, sie bräuchten vor alle ganz konkrete Hilfe im Alltag. Jemanden, der ihnen beibringt, wie man ein Haus sauberhält und wie man einfache gesunde Mahlzeiten kocht, so etwas.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Aber er hat die Option, Raymond gelegentlich zur Hand zu gehen, und sollte etwas mit seinem Großvater geschehen, könnte ich mir vorstellen, dass der alte Farmer da eine Lösung parat hätte - zumal er jetzt gute Beziehungen zur 'Wohlfahrt' hat.

Ich denke auch, dass Raymond DJ helfen wird, so gut er kann, und Rose macht da sicher nach Kräften mit.

Betty und Luther können die Kinder nicht beschützen und ihnen das Recht auf körperliche (und geistige) Unversehrtheit damit nicht gewähren. Da reicht kein gut gemeinter Elternkurs - das klingt eher nach 'betreutem Wohnen'.

Ja, an so etwas habe ich auch gedacht, das wäre sicher das Beste – jemand, der bei den ganzen Dingen im Alltag hilft, mit denen Luther und Betty überfordert sind, die aber wichtig wären für das Wohlergehen der Kinder. Aber ob dafür die Mittel da sind?

Raymond - vielleicht ein Happy End mit seiner Rose? Zumindest sucht er Auswege aus seiner Einsamkeit, verliert sich nicht nur in Erinnerungen und lebt auch noch für etwas anderes als nur für seine Arbeit. Und findet Worte für das, was ihn beschäftigt, kann von sich aus sagen, wie einsam er oft ist.

Ich war freudig überrascht über diese Entwicklung! Die beiden Brüder waren ja eigentlich immer eher von der wortkargen Sorte und neigten auch nicht sonderlich dazu, ihre Gefühle zu hinterfragen. Da hätte es leicht passieren können, dass Raymond in die Einsamkeit abrutscht. Andererseits hat sich da ja schon durch Victoria und Katie viel getan, die hat bei den beiden eine große emotionale Entwicklung angestoßen.

Der Onkel? Fangen, einsperren, Schlüssel wegwerfen.

Ja, der war der einzige Charakter, der bei mir absolut NULL Sympathie erweckt hat. Ich will gar nicht wissen, warum er so ist, wie er ist, dabei denke ich normalerweise immer, es muss doch Gründe geben, warum dieser Mensch so etwas tut...
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Bei mir spinnt gerade die Darstellung der Website etwas, deshalb kann ich gerade leider nicht alle Beiträge lesen und darauf eingehen, aber ich wollte mich noch schnell zum letzten Leseabschnitt äußern, bevor ich mit der nächsten Runde starte.

Ich fand auch die letzten Kapitel sehr realitätsnah und muss sagen, dass ich das Ende von "Abendrot" gut gelöst finde. Es geht nicht für alle gut aus, aber das hat es auch nicht gebraucht, denke ich. Kent Haruf ist seinem Stil treu geblieben. Das mag ich. Ich bin jetzt gespannt, wann die Fortsetzung auf Deutsch erscheint. Ich habe definitiv Lust weiterzulesen.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.619
49
49
Mir haben aber auch die Eltern der Kinder, Betty und Luther Wallace, leidgetan, dass man ihnen die Kinder weggenommen hatte. Beide Elternteile wirkten sehr naiv und geistig ein wenig beschränkt, dadurch sehr hilflos, aber sie haben ihre Kinder geliebt. Wie hätten sie ihre Kinder schützen können, wenn der Onkel sie mit dem Leben bedrohte? Wenn die Kinder in Gefahr waren? Die Fürsorge hätte dieser Familie eine anständige Wohnung vermitteln sollen, um sie aus dem Wohnwagen zu holen ...
Genau das ist mir auch durch den Kopf gegangen. Eine bessere Wohnsituation und ein Sozialarbeiter, der mehrmals die Woche nach dem rechten sieht. Schade, dass das System dies nicht vorgesehen hat. Auch wenn Betty und Luther naiv sind, mit Hilfe und Unterstützung hätte die Familie zusammenbleiben können
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.619
49
49
Haruf bleibt seiner Art des Schreibens und Erzählens treu. Für einige ebnet sich der Weg, für andere nicht. Sicher hätte ich allen Kindern ein gutes Ende gegönnt, dennoch gefällt es mir, dass wir nah am echten Leben bleiben, wo ja auch nicht immer alles rund läuft.
DJ ist ein einfühlsamer Junge, er wird seinen Weg gehen, hoffe ich. Mary Wells macht in meinen Augen auch alles richtig, für sich und die Mädchen.
Ob Betty und Luther ihr Leben meistern werden? Sicher genauso wie bisher. Mehr schlecht als recht.
Richie und Joe Ray tun mir sehr leid. Sie sind die waren Opfer dieser ganzen Misere, und Hoyt treibt wahrscheinlich in einem anderen Staat sein Unwesen.
Raymond und Rose als Paar, das gefällt mir sehr gut.
Gibt es noch einen weiteren Teil dieser Reihe? Weiß das jemand?
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.619
49
49
Ja, genau das ist es... Ich lese das und denke: warum kämpfen sie nicht für ihre Kinder? Warum werfen sie sich nicht zwischen die Kinder und Hoyt? Aber gleichzeitig weiß ich, dass das unfair von mir ist, weil Betty und Luther selber wie Kinder sind. Und doch hilft das niemandem...
Leider scheinen sie in solchen Situationen wirklich nicht in der Lage zu sein richtig zu handeln. Sonst würde ich ja sagen, der gute Wille zählt, aber so einfach ist das hier nicht, schließlich geht es um das Wohl der Kinder