Auch in Amerika hält er diszipliniert an seiner Arbeitsweise fest. Vormittags wird geschrieben!Alle anderen hatten, auf die ein oder andere Weise, gegen das Regime Stellung bezogen. Er war der Einzige, der das nicht getan hatte. Er wusste, dass sie, allen voran Brecht, ihn, den Prominentesten, beobachteten. (262)
Dieses Zitat habe ich mir auch angestrichen und es passt eigentlich auf jede Zeit und auf uns alle.Aus der Gegenwart werde ich nicht klug. Sie ist ein enziges Durcheinander. Und über die Zukunft weiß ich nichts."
Thomas Mann ist der Prototyp des Schriftstellers, Künstlers, der eine Frau an seiner Seite hat, die ihm den Alltag fern hält, damit er seine Werke schaffen kann.Mein lieber Vater, keiner von uns hat dich außer zu den Mahlzeiten oft zu Gesicht bekommen." (Zitat Seite 310, Erika Mann). Da bringt es auf den Punkt, andererseits wird das Leben aller seiner Kinder von ihm nach wie vor finanziert, er kümmert sich sehr wohl, aber lebt als Autor viel in seiner eigenen Welt, in seinen neuen Romanstoffen. Mit gefällt diese leise, einfühlsame Art von Colm Toibin, wie er schreibt, erzählt, beschreibt und schildert, es ergibt ein dichtes Bild, aber keine Wertung.
Allerdings hätten sich die Kinder wohl auch mehr Zuneigung und Wertschätzung von ihm erwartet, etwas, das er nicht zu geben in der Lage gewesen ist, so wie Toibin ihn schildert.Schließlich hat er sich selbst das Ausleben seiner Wünsche nicht gestattet. Und Erikas und Klaus‘ politisches Tun haben seinem Ansehen nicht gerade gut getan.
Das schon. Und Thomas Mann macht auch große Unterschiede in der Hinwendung zu seinen Kindern, wie auch Katia. Beide haben ihre Lieblinge und beide zeigen auch deutlich ihre Geringschätzung ( z.B. gegenüber Monika, die anscheinend niemand in der Familie besonders mochte.)Allerdings hätten sich die Kinder wohl auch mehr Zuneigung und Wertschätzung von ihm erwartet, etwas, das er nicht zu geben in der Lage gewesen ist, so wie Toibin ihn schildert.
Als Eltern haben sich die Manns nicht hervorgetan. Schade, dass die Kinder auch keine anderen (erwachsenen) innigen Bezugspersonen haben.Einzig Erika und Elisabeth leiden nicht unter dem übermächtigen Schatten des Vaters. Klaus, Golo und Michael kämpfen vergeblich darum , nur Golo zerbricht nicht ganz daran.
Hervorragend geschildert. Ich kann diesen Zweispalt auch in weiten Teilen nachvollziehen. Es wird zumindest der Eindruck vermittelt, dass Mann sehr an seinem Heimatland hing. Es ist ihm unerträglich zu sehen, wie es in die falschen Hände gerät. Außerdem ist er extrem standesbewusst, man kann es auch Dünkel nennen. Er gesteht sich ja schließlich selbst ein, dass es ihm nicht nur um andere geht, sondern auch um seinen eigenen Ruf und seine eigenen Einnahmen. Der Gedanke, dass seine Bücher in Deutschland nicht mehr gelesen werden dürften, missfällt ihm. Trotzdem rafft er sich zu einer Stellungnahme auf: Besser spät als nie.Ich finde den Zwiespalt, seine Sorge, dass auch seine Bücher in Deutschland nicht mehr verlegt werden dürfen, die Sorge um die Eltern seiner Frau, und andererseits sein Wissen, was in Deutschland passiert, sehr gut geschildert.
Die "Kinder", die ja mittlerweile erwachsen sind, leben überwiegend von Vaters Hand, den sie nicht müde werden zu kritisieren. Sie machen sich sogar mit anderen zusammen über ihn lustig, was er meist stoisch erträgt, solange es keine Außenwirkung hat. Erika und Klaus sind irre Typen, die die Welt verbessern wollen, aber wenig Verantwortung übernehmen. Sie scheinen Vaters Geld ja regelrecht zu verprassen. Auch sie sonnen sich in seinem Licht. Thomas Manns Reflexionen dazu kann ich gut nachvollziehen, der darüber sinniert, dass die USA bald die Nase von den beiden voll haben werden.Da bringt es auf den Punkt, andererseits wird das Leben aller seiner Kinder von ihm nach wie vor finanziert,
Ich glaube es fast. Das wird irgendwo als lustige Pointe hinterlegt sein.Ob Einstein ihr wirklich Avancen gemacht hat?
Genau. Und das vor dem Hintergrund, dass er selbst aus ganz anderen Zeiten stammt und noch eine recht stramme Erziehung genossen hat.selbstverständlich ist das nicht. Schließlich hat er sich selbst das Ausleben seiner Wünsche nicht gestattet. Und Erikas und Klaus‘ politisches Tun haben seinem Ansehen nicht gerade gut getan.
Heimweh ist sehr schmerzhaft für jemanden, der seine Heimat unfreiwillig verlassen hat. Umfangreiche Exilliteratur verschiedener Epochen beweist das. Die Manns bemühen sich mit der Integration, lernen fleißig die Sprache.Die Manns jammern auf einem hohen Niveau.
Wieder verstehe ich Thomas M. nicht. Und die Fantasien wegen der womöglich nackten Männerkörper im Schwimmbad sind lächerlich.
Zumindest die Kinder empfinde ich auch so.Eigentlich eine arrogante Baggage.
Wer weiß? Tóibín ist selbst ein Mann Mitte 60.Die Phantasien über die nackten Männerkörper und das ach so tröstliche Jünglingsbild im Arbeitszimmer empfand ich überflüssig wie einen Kropf. Als wenn ein Mann um die 60 immer und überall an erotische Stimulation denkt...
Ob Liebe oder Bewunderung für diesen Mann kann ich nicht beurteilen, aber pragmatische Gründe wie ein Visum waren es sicher nicht.Hat Elisabeth diesen Borgese aus Liebe geheiratet? Oder erhält sie durch diese Ehe ein schnelleres Visum? Hier hätte mich der Hintergrund interessiert. Die Eltern Mann fragen zwar auch, erhalten aber keine Antwort. Vielleicht kommt da noch was
Natürlich. Sie lernen die Sprache, das ist anerkennenswert, aber sie versuchen nicht direkt, sich einzuleben in the american way of life. Sie bleiben distanziert. Fremde.Heimweh ist sehr schmerzhaft für jemanden, der seine Heimat unfreiwillig verlassen hat.
Nelly war schon eine etwas einfach gestrickte Frau und sie hatte später ein starkes Alkoholproblem. Eine tragische Figur, aber dazu kommt später noch mehr.als die zweite Nelly, die hier allerdings auch ziemlich dumm-dreist dargestellt wird.
Für Schriftsteller war das Exil schlimmer als für Musiker oder Maler z.B. Ihr Arbeitsmaterial ist die Sprache und wie soll man publizieren, wenn man in einer feindlichen Sprache schreibt.Die Ankunft in Amerika sowie die höchst ambivalenten Gefühle der Heimat gegenüber beschreibt Toibin sehr authentisch. Es muss eine Art Kulturschock für den berühmten Deutschen gewesen sein, dem Worte so wichtig sind und der kaum noch etwas verstehen kann.
Es gibt Übersetzer.Nelly war schon eine etwas einfach gestrickte Frau und sie hatte später ein starkes Alkoholproblem. Eine tragische Figur, aber dazu kommt später noch mehr.
Für Schriftsteller war das Exil schlimmer als für Musiker oder Maler z.B. Ihr Arbeitsmaterial ist die Sprache und wie soll man publizieren, wenn man in einer feindlichen Sprache schreibt.
Hm, hätte Toibin das Wort mal benutzt!!! Das würde einiges erklären.Kulturschock
Ja. Es ist aber auch bequem, weil man Auseinandersetzungen meiden kann.Da wirkt Mann sehr modern und aufgeschlossen.
Natürlich. Aber man braucht Verleger und Leser und das hat man nicht unbedingt im Ausland. Und in Deutschland wurden die Bücher der Exilschriftsteller natürlich nicht verlegt.Es gibt Übersetzer.
Sicherlich reichte es nicht ausschließlich von den Erlösen der bisher erschienen Bücher zu leben, denn obendrein dürfte ihr Lebensstil auch einiges gekostet haben. Wenn man dies erstmal gewöhnt ist, fällt es sicher nicht leicht umzudenkenNatürlich. Aber man braucht Verleger und Leser und das hat man nicht unbedingt im Ausland. Und in Deutschland wurden die Bücher der Exilschriftsteller natürlich nicht verlegt.