Leider ergeht es mir nich so. Ich tue mich schwer mit dem neuesten McEwan.
Ich mich auch. Ich finde es zäh.
Mir fehlt im Roman eine Fokussierung. Es wird ausschweifend erzählt über dies und das, aber was ist Mc Ewans eigentliches Anliegen? Was soll der Roman uns letztlich sagen?
Ja, alles rein, was das Leben so schwer machen könnte und dann noch ein bisschen Weltgeschehen...aber sein Anliegen ist ja das "was-wäre-wenn", das macht er ja mit seiner Ballade vom verlorenen Bruder nochmals deutlich.
Leider fühle ich mich auch nicht sonderlich gut unterhalten. Alles ist sehr ausschweifend erzählt, meine Gedanken schweifen permanent ab.
Ich zähle ständig, wie viele Seiten bis zum nächsten Absatz - definitiv kein gutes Zeichen.
So, ihr Lieben - ich scheue nicht die Konfrontation
Dieser Absatz hat mir im guten wie im schlechten Sinne den Rest gegeben.
ENDLICH: Konfrontation - High Noon - Showdown! Atemlos bin ich durch die Passage geglitten, in Erwartung einer Krise oder Auflösung. Und was macht Roland??? NICHTS! Wie immer! Ich finde ja noch nicht einmal, dass er Miriam adäquat Paroli bietet. Denn er ist ja ein moderner Hamlet, daher antizipiere ich schon mal, dass der Roman mit "Schweigen" endet...Was ich allerdings sehr amüsant fand, war, dass er sich bei Miriam als "Mr. MONK" anmeldet. Das hat Humor. Dennoch: dieses Kapitel hat zumindest für mich einmal die Spannung hochgehalten und kommt auf meiner persönlichen Lieblingsliste ganz nach oben - noch vor den Mauerfall.
So stark und interessant dieses Kapitel war, so furchtbar konstruiert fand ich das nachfolgende. Ich weiß gar nicht, wie weit meine Augenbrauen nach oben gewandert sind, aber, nun mal ehrlich: noch ein Bruder? Und dann so plötzlich aus dem Hut gezaubert? Fiel McEwan kein cooler Twist mehr ein, um noch die letzten 200 Seiten zu füllen? Ist das Leben mit 60 im Jahr 2010 so langweilig, dass weder die Weltgeschichte noch der Alltag etwas bieten können, was 70 Seiten füllt? Bei mir war da wirklich eine Grenze überschritten, an der ich mich frage, ob McEwan so etwas wirklich nötig hat bzw. stelle ich fest, dass er es sich natürlich erlauben kann, bei fast jedem anderen Autor würde man entnervt den Roman zuklappen und sich sagen: "Nun ist aber mal gut." Selbst, wenn ich den Bruder in die sehr plakative Ausarbeitung des alternativen Lebens stelle, wird es nicht besser. Das Kapitel, inklusive der Begegnung mit den Ostberliner Freunden, ist für mich nur unter sehr aktiver "willing suspension of disbelief" zu ertragen. Und dann noch Krebs von Daphne und natürlich Demenz von Rosalind und Jane hatte auch Probleme mit dem Erinnerungsvermögen. Es ist mir einfach und definitiv "too much" in zu vielen Seiten erzählt.