@Literaturhexle
Hier merkt man wirklich, wie absurd das alles eigentlich ist: eine Frau, die routinemäßig Menschen vergiftet, bekommt weniger negative Aufmerksamkeit als ein Mädchen, das im Gehe liest. Politische Morde sind halt ein Teil des Lebens, und die Mutter reimt sich die wildesten Theorien zusammen, dass ihre Tochter eine Art Femme Fatale ist, die reihenweise den Frauen ihre Ehemänner ausspannt – statt in Erwägung zu ziehen: ach ja, da ist ja diese Giftmischerin, die das dauernd macht...
@kingofmusic
Sie hat manchmal sehr amüsante Träume! Und ja, irgendwie ist da was gekippt, die Atmosphäre liest sich anders, ohne dass ich sagen könnte, warum.
@Anjuta
Für mich liest es sich, als hätte Tablettenmädchen tatsächlich eine schwerwiegende mentale Erkrankung, vielleicht so etwas wie paranoide Schizophrenie, so dass sie glaubt, sie müsse so handeln, um sicher selber zu schützen?
@SuPro
Ja, die Mutter ist wirklich kein Musterbild ihrer Art... Ich frage mich, ob es da eine Geschichte gibt, die es der Mutter nie ermögicht hat, eine Beziehung zu ihrer Tochter aufzubauen.
Mit dem Schweigen und Abblocken tut sie sich wirklich keinen Gefallen. Wo hat sie das her? War sie immer schon so, oder hat sie etwa Traumatisches erlebt, wonach sie sich zurückgezogen hat, so nach dem Motto: wenn mich keiner wahrnimmt, tut mir auch keiner was?
Oh, ich sehe, dir ist auch schon der Gedanke gekommen, das Tablettenmädchen schizophren sein könnte!
Oversharing, aber ich habe es hier in Leserunden eh schon mal gesagt: ich habe eine schizoaffektive Störung, und bevor das diagnostiziert und ich medikamentös eingestellt wurde, hatte ich auch paranoide Wahnvorstellungen. Das kann man sich mit klarem Verstand gar nicht vorstellen, und ich schüttele im Rückblick auch den Kopf, aber das ist für einen selbst so real, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt, es könne eine Wahnvorstellung sein. Da muss noch nicht mal ein Trauma hinterstecken, das kann auch einfach (wie bei mir) eine neurolgische Störung sein. Bei mir ist das nie aggressiv geworden, aber vielleicht nimmt es bei Tablettenmädchen ja die Form an, dass sie sich einbildet, alle anderen wollten ihr schaden und sie müsse zuerst zuschlagen, um sich zu schützen...? In der Zeit wurde sowas noch nicht so oft richtig diagnostiziert, und schon gar nicht richtig behandelt.
@MRO1975
Die Erzählerin lebt irgendwie in ihrer eigenen Filterblase... Man hat nicht den Eindruck, dass sie dumm wäre, aber sie kommt wirklich oft auf die offensichtlichsten Dinge nicht. Die Frage ist ja immer, was am Verhalten eines Menschen erfüllt ein Grundbedürfnis (oder soll erfüllen) oder soll etwas verhindern, dass einem Grundbedürfnis entgegenwirkt. Ich habe den Eindruck, uns fehlt hier noch ein Puzzleteil.
@Querleserin
Man fragt sich ja, ob die Krankenhäuser halb leer sind, weil der allgemeine Konsens zu sein scheint: Wenn du ins Krankenhaus gehst, bist du so gut wie tot, auch wenn du es vorher nicht warst.
Es ist richtig tragisch, was für eine Sehnsucht nach mütterlichem Trost und Schutz die Erzählerin doch hat, wenn sie es nicht mehr ausblendet. Umgekehrt hat auch die Mutter stärkere Gefühle für sie, als man oft den Eindruck hat. Vielleicht verhält die sich ja auch deswegen so merkwürdig gegenüber ihrer Tochter, weil sie unterschwellig Angst davor hat, die Mutterliebe zuzulassen und ihr Kind dann doch beerdigen zu müssen – das wäre in der Zeit ja nicht so abwegig.
@Literaturhexle
Das stimmt natürlich... Wir können gut denken: "Mensch, jetzt sag doch was, stell das klar!" Sie hat vielleicht zu viele Erfahrungen, die sie gelehrt haben, dass es ohnehin zwecklos ist.
@KrimiElse
Ja, das liest sich manchmal, als wäre es eine Dystopie und kein Roman, der sich so in der Wirklichkeit hätte abspielen können!
@ulrikerabe
Über das mit dem Himmel komm ich nie weg – das war einfach so skurril!