Ich habe den Roman auch in der Sparte „ Buch mit phantastischen Elementen“ verortet und mich deshalb nicht zur LR angemeldet.Auf jeden Fall gehört das Buch für mich ins Genre der Realphantastik,
Aufgefallen ist mir das auch, ich habe den Begriff sogar gegoogelt. Aber erschlossen hat es sich mir nicht. Überhaupt ist es merkwürdig mit dieser Tür. Ich habe auch dieses Opernhaus Kairo gegoogelt, angeblich ist es komplett abgebrannt, da fast ausschließlich aus Holz erbaut. Nur ein paar Statuen sollen gerettet worden sein. Ich nehme an, diese Türen sind eine Erfindung des Autors. (Schade, dass wir nicht erfahren, wie die Hotelrechnung ausfällt - und was aus dem Portemonnaie des Mannes geworden ist, seinen Pass hat er ja zum Glück noch.)-Irgendwo im zweiten Abschnitt (glaube ich) taucht am Hotelzimmer des Ehepaares eine Mesusa auf, worauf im weiteren Verlaufe aber überhaupt nicht mehr eingegangen wird.
Ich musste bei dieser Szene daran denken, dass Erfrierende paradoxerweise kurz vor dem Tod angeblich die Empfindung großer Hitze haben. Das erklärt die Kälteopfer, die ihre unzureichende Bekleidung in letzter Minute auch noch ausziehen. Möglicherweise ist der Pelz ein Symbol für eine Versöhnung (Pelz ist ja mittlerweile in unserer Kultur des Teufels). Ich fand die rückwärts aus dem Fenster hinausfliegende Frau sehr eindrucksvoll - ein echtes Filmbild!Die Güte taucht dann in der starken (vermeintlichen?) Todesszene der Frau wieder auf: "... dass sie jemand voller Güte in den schwarzen russischen Bärenfellmantel der Kinderfrau gehüllt hatte."
alles ist mit Sicherheit kein Zufall. Vielleicht ist es ein Gleichnis um Leben, Tod, (Wieder-)Geburt bzw. Auferstehung?
Ich fürchte, das alles vergessen zu haben. Aber ich meinte eine Parallele zu erkennen zwischen dem Ausruf des Papageis und dem "Cabbage"-Ausruf des Mannes, als er außerhalb des Waisenhauses wartet. Er ruft einfach ein Wort in die Gegend. Vielleicht hat der Papagei auch "Cabbage" gesagt? Wie auch immer, die Hundeszene ist herzzerreißend.Noch eine Frage an diejenigen, die "Twin Peaks" kennen? Habt ihr beim Papageien Artemis auch an den Beo Waldo und seine erhoffte Zeugenaussage gedacht? Ich habe förmlich darauf gewartet, dass der Mann versteht, was Artemis sagt (S. 227).
Ich steh grad auf dem Schlauch. Kannst du mir noch einmal mit anderen Worten erklären, was du damit meinst? Im Sinne von: Außerhalb der Handlung des Buches existiert nichts und niemand mehr? Oder doch anders?ich gehe mal davon aus, dass dieses Buch sein eigenes Kontinuum schafft, d.h. ich sehe den Mann nicht nach dem Ende des Buches einen Kinderwagen durch den Stadtpark schieben.
Einiges hat mich während des Lesens auch dazu tendieren lassen, einiges wiederum nicht. Am Ende bin ich, was das angeht, noch genauso unschlüssig wie am Anfang.Für mich war es so, als sei das Ehepaar dadurch, dass es an der Zwischenstation ausgestiegen ist, in einer Art Zwischenwelt gelandet. Entweder in einer anderen Zeitebene oder irgendwo, wo die Leute nicht wegkönnen, aber auch nicht sterben. Zum Beispiel scheint Livia mehr als ein Lebensalter zu haben. Möglicherweise ist die Frau tatsächlich auf eine Art gestorben. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie noch etwas zu Essen braucht. Ihr Wunsch ist erfüllt worden, ihr Mann sollte das Kind haben und sie wollte dort bleiben. Das Livia dabei geholfen hat, gefiel mir sehr gut.
Alle und alles haben einen Namen bekommen, nur der Mann und die Frau nicht. Das ist für mich verkehrte Welt. (oder verkehrte Erzählweise?)Dadurch, dass der Junge einen Namen hat, wird endlich ein Schuh draus. Den gesamten Roman über gab es immer nur den Mann und die Frau, der Autor schuf für mich so immer eine große Distanz zu den Personen.
Und ich frage auch nicht nach, wie der Mann zuhause mit dem Baby und ohne Hilfe klarzukommen gedenkt, die Frage stellt sich mir gar nicht, weil ich über das Buch quasi nicht hinausdenke.
Perfekt erklärt! Danke.Das Buch hat seine eigene Wirklichkeit geschaffen, die mit dem Ende des Buches ebenfalls endet - falls das nicht zu schwurbelig ausgedrückt ist.
Genau. Auch wenn ich die Erklärung, wie der Roman für @Die Häsin funktioniert, verstanden habe, so kann ich dir vollkommen zustimmen. So läuft es gerade bei mir auch ab.Und das ist bei mir genau nicht so. Ich frage mich die ganze Zeit, was denn jetzt nun wird, was ist mit dem Grenzübertritt.
Plötzlich tauchen Babysachen auf und Fläschchen sind sogar vorbereitet... das hat mich nervös gemacht, das klingt so easy peasy, mal "eben" ein Kind zu haben.
Für mich halten diese Bilder nur schwer zusammen.
Die "Überredung" des Doktors vermute ich allerdings in einem allzu menschlichen Verhalten... Kurz vorher dreht sich das Gespräch vom Mann und Livia um die sexuellen Abenteuer von Livia, und dass sie stets Menschen Berührung schenken wollte. Da habe ich es so gelesen, dass sie ihrem Fanboy vielleicht ein wenig sexuelle Erregung verschafft hat und ihm in diesem Zuge zur Herausgabe des Babys überreden konnte. Aber wie du schon sagst, es wird natürlich offengelassen und das ist allein meine Fantasie. (Die natürlich durch die vorherigen sexuellen Ereignisse in diesem Hotel durchaus in diese Richtung geschubst wurde. )Wie sie es genau angestellt hat, dass der Mann letztlich das Baby adoptieren kann, bleibt offen, regt aber dementsprechend die Phantasie der Leser:innen an. Fast scheint sie nicht von dieser Welt.
Genauso habe ich das auch gedeutet. Sie hat die Verehrung des Doktors ausgenutzt und ihn ordentlich gebauchpinselt. Vermutlich ist gar nichts passiert, wobei der Mann nicht auch hätte dabei sein dürfen, sie wollte nur eine intimere Situation schaffen und hat ihn deshalb weggeschickt.Die "Überredung" des Doktors vermute ich allerdings in einem allzu menschlichen Verhalten... Kurz vorher dreht sich das Gespräch vom Mann und Livia um die sexuellen Abenteuer von Livia, und dass sie stets Menschen Berührung schenken wollte. Da habe ich es so gelesen, dass sie ihrem Fanboy vielleicht ein wenig sexuelle Erregung verschafft hat und ihm in diesem Zuge zur Herausgabe des Babys überreden konnte. Aber wie du schon sagst, es wird natürlich offengelassen und das ist allein meine Fantasie. (Die natürlich durch die vorherigen sexuellen Ereignisse in diesem Hotel durchaus in diese Richtung geschubst wurde. )
Ja, so würde ich meinen Eindruck auch zusammenfassen. Man hätte manches ein bisschen kürzen können. Dieses andauernde Hin und Her zwischen dem Heiler, dem Waisenhaus; die Eheleute, die aneinander vorbei laufen; der Alkohol, der alle Probleme löst...Vieles darin fand ich versöhnlich, es gab tiefsinnige Momente und in den Dialogen machte besonders die alte Diva am Ende eine tolle Figur.
Hm. Sie hatte ihr kleines Schwarzes an und will die Adoption nicht damit in Zusammenhang bringen. Sie ist mit Sex schnell bei der Hand, wie sie an anderer Stelle erklärte. Ich denke, wir haben alle dieselbe Phantasie, oder ???Wie sie es genau angestellt hat, dass der Mann letztlich das Baby adoptieren kann, bleibt offen, regt aber dementsprechend die Phantasie der Leser:innen an
Da habe ich erst nachdenken müssen. Güte und Nettigkeit gehören doch auch zur Liebe dazu (so wie der Mann es erklärte). Aber die beiden Attribute sind wahrscheinlich in einem oberflächlichen Zusammenhang gemeint. Insofern geht das in Ordnung. Bei Menschen, die man liebt, würde man nie von Güte/Nettigkeit sprechen, sondern eben Liebe, Hingabe,... benutzen."Güte und Nettigkeit sind das, was wir denen geben, die wir nicht lieben." (S. 213) Den Satz finde ich toll und tatsächlich steckt viel Wahrheit darin.
Das ist ein wichtiger Hinweis, ich lese ja im Allgemeinen nix Fantastisches. Man muss es etwas losgelöst von den üblichen Ansprüchen lesen. Wenn man das kann (ich habe mich bemüht), würde ich den Roman als einigermaßen gelungen betrachten.Aber darauf bezieht sich meine obige Aussage, dass ich bei einem Roman der Realphantastik nicht die Maßstäbe der Realität anlege - ich gehe mal davon aus, dass dieses Buch sein eigenes Kontinuum schafft, d
Wie kommst du darauf? Ich sehe sie als schillernde Figur, die es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Sie ist mal so und mal so alt. Mal die weise Alte, mal die erfahrende Femme Fatale. Ich würde sie in den 60ern einordnen, aber als attraktive, künstlerisch ambitionierte und interessante Frau.Zum Beispiel scheint Livia mehr als ein Lebensalter zu haben.
Das könnte eine Überschrift für meine Rezension seinAlles sehr skurril, aber es hatte auch etwas.
Denke auch dass sie ihn mit ihren Reizen bestochen hat. Mich hat es dennoch gewundert, dass der Autor uns diesmal nicht daran teilhaben ließ, wo er uns doch ansonsten immer mit den Infos versorgt hat. Ich denke da zum Beispiel an den Sex mit dem Geschäftsmann uswIch denke, wir haben alle dieselbe Phantasie, oder ???