5. Leseabschnitt: Kapitel 46 bis 55 (Seite 399 bis 486)

luisa_loves-literature

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Der F-Mann hat in Heidelberg (der einzige Ort, den sich Amis vorstellen, wenn sie von einer deutschen Uni hören) studiert und dieser Gruppe angehört..."
Das ist alles so simpel - das macht mich wirklich fertig.
Und es geht mir so unfassbar auf den Keks, das gleichzeitig überall künstliche Tiefe erzeugt werden soll, wie mit diesen bedeutungsschwangeren Sätzen im vorangegangen Teil.
"Musstest Du Pipi?" Also ehrlich. Benny ist doch kein Kleinkind.
Horror! Absoluter Tiefpunkt. Allerdings ist die Autorin grundsätzlich nicht weit weg von Annabelle - denn die Autorin zeichnet Benny auch immer wieder wie eine Kleinkind und nicht wie einen Teenager. Da kann sie sich auch nicht wirklich entscheiden.

Nennt mich grausam, aber ich war einfach nur froh, dass „sier“ jetzt keine Rolle mehr spielt. Non-binär schön und gut, aber ein Frettchen geschlechtsneutral zu bezeichnen, ist ziemlich affig und zieht das ganze Genderthema ins Lächerliche. Für mich hätte der Roman das Frettchen nicht gebraucht. Absolut unnötig.
Ich fand das ganze "sier" und "sien" schon so angestrengt. Das Gegendere kann ich ja grundsätzlich schon nicht ernst nehmen, aber hier wird es wirklich absurd. Du hast vollkommen recht, es wirkt komplett drüber und lächerlich. Ein bisschen wie bei "Die Wut, die bleibt", wo nur der Teenager konsequent gegendert hat und es wie eine hippe Marotte rüberkam. PS: Nagetiere in Romanen halte ich grundsätzlich für entbehrlich.
Ich finde Jugendliteratur per se nicht schlimm.
Ich auch nicht - aber das hier ist keine Jugendliteratur, dass ist Achtsamkeits-Ratgeber-Literatur. Ich komme mir ständig wie in der 3. Klasse vor, als wir in Aesops Fabeln den tieferen Sinn suchen sollten und "etwas fürs Leben mitnehmen" sollten.
einen äußerst originellen und literarisch frischen Roman serviert zu bekommen.
Das hatte ich auf den ersten 80 Seiten auch so gedacht. Aber mittlerweile hat sich der Stil so abgenutzt, dass mir sogar "das Buch" als Figur auf die Nerven geht.
super Monolog über Kapitalismus vom Aleph, den hätte ich halten können, aber in diesem Buch macht es sich aus wie ein Fettfleck
In dem Kontext hier ist er wirklich so eine durchsichtige Konsumkritik, ähnlich wie es ja schon in einem vorherigen Abschnitt sich abgezeichnet hatte. Und dann noch die Ausführungen zum Weltraumschrott. Alles richtig, alles schrecklich - aber muss es so mit der Brechstange verkauft werden?
dass das der Clou des Ganzen ist
Ich würde mir wirklich wünschen, dass da noch ein Clou kommt. Aber ich fürchte, der Clou ist, dass wir nach der Lektüre alle "Tidy Magic" betreiben, dem Konsum abschwören und loslassen.
Völlig Banales über mehrere Sätze.
Ja, das "Glück" liegt im Alltäglichen :rofl
Es würde auch die Bookerliste erklären
Es ist der "Women's Prize for Fiction" - nicht Booker, dann müsste ich am Booker (ver)zweifeln. (Ich möchte jetzt auch nicht darüber nachdenken was es bedeutet, dass dieser Roman den "Women's Prize" gewonnen hat - vielleicht habt ihr da Gedanken zu...) Allerdings war Ruth Ozeki tatsächlich 2013 mal mit einem anderen Roman auf der Shortlist des Booker.
Ja. Ich habe eigentlich nichts dagegen, wenn Weltanschauung ersichtlich wird und mit einfließt, aber nicht so platt bitte.
Ich sage ja, Bekehrungsliteratur in Romanform und weil Zen, Buddhismus und Achtsamkeit positiv besetzt ist und en vogue ist immer her damit. Den "Shitstorm" bei fast jeder anderen Weltanschauung möchte ich mir gar nicht ausmalen. Ich persönlich hätte zum Beispiel kein Interesse an christlicher-religiöser Erweckungsliteratur.
Dann die Belehrungen über den sterbenden Wald…
STIMMT - der Wald, den hatte ich schon überlesen. Vielleicht kriegen wir auch noch etwas zur Verschmutzung der Meere und ich würde auch noch sehr gern etwas über Kohlekraftwerke und die Atomkraft lesen. Da hat die Autorin sicherlich auch noch eine dezidierte Meinung zu.
Der Sturz der Mutter soll der Geschichte offenbar eine neue Wendung bringen, doch wohin uns das führt
Wobei ich da zum ersten Mal tatsächlich laut lachen musste, als Annabelle kurzzeitig No-Good einen versuchten Mord anhängen will - so absurd.
Der Kuss könnte ebenfalls für ein jüngeres Publikum eingebaut worden sein, die mögen sowas, im Gegensatz zu uns.
Küsse mag ich auch, aber nicht so! :smileeye
 
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Irisblatt

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STIMMT - der Wald, den hatte ich schon überlesen. Vielleicht kriegen wir auch noch etwas zur Verschmutzung der Meere und ich würde auch noch sehr gern etwas über Kohlekraftwerke und die Atomkraft lesen. Da hat die Autorin sicherlich auch noch eine dezidierte Meinung zu.
:rofl
 

luisa_loves-literature

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Eigentlich habe ich oben schon alles gesagt. Ich komme nicht so zügig zum Lesen, weil ich "entrümpeln" muss :rofl Nein, im Ernst: meine (Lese-)Seele läuft einfach ständig Sturm, weil mir so deutlich die Absicht dieses Romans vor Augen steht - und das kann ich nur ganz schlecht kompensieren. Ganz mit Goethes "So fühlt man Absicht und man ist verstimmt." Und dann kommt der Roman so gar nicht aus den Puschen - es passiert in Variation immer wieder mehr oder weniger dasselbe. Ich habe mir auf jeden Fall geschworen mir die Begründung für den "Women's Prize of Fiction" durchzulesen, wenn ich fertig bin. Da bin ich sehr gespannt.
 

Literaturhexle

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Das ist alles so simpel - das macht mich wirklich fertig.
Das Gegendere kann ich ja grundsätzlich schon nicht ernst nehmen, aber hier wird es wirklich absurd

dass ist Achtsamkeits-Ratgeber-Literatur.

dass mir sogar "das Buch" als Figur auf die Nerven geht.

nicht Booker, dann müsste ich am Booker (ver)zweifeln.
Doch Booker, aktuelle SHORTlist :apenosee

Luisa, ich kann deinen pointierten, zutreffenden Kommentaren nur eifrig zustimmen und freue mich riesig auf deine Rezension!

Die Preiswürdigkeit des Titels erschließt sich mir nicht. Dass man speziell einen Preis für Frauen auslobt- nun ja. Aber dann darf doch nicht solch ein simples, vorhersehbares und in die Länge gezogenes Buch gewinnen! Irgendjemand stellte die berechtigte Frage, ob die Juroren es überhaupt komplett gelesen haben. Die ersten 80 Seiten klingen schließlich vielversprechend...
 

luisa_loves-literature

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Dass man speziell einen Preis für Frauen auslobt- nun ja.
Das finde ich auch grenzwertig. Und dann noch so ein Roman...

Auf der Website des Women's Prize wird der Roman so angepriesen:

"Blending unforgettable characters with everything from jazz to climate change to our attachment to material possessions, this is classic Ruth Ozeki – bold, humane and heartbreaking." https://womensprizeforfiction.co.uk/features/book/the-book-of-form-and-emptiness

Also "unforgettable characters" - hmm, ich möchte mich in Bezug auf Annabelle nicht zu "unforgettableness" äußern...

Doch Booker, aktuelle SHORTlist :apenosee
Ich habe gerade nochmal geguckt, ich finde ihn weder auf der Shortlist noch auf der Longlist für dieses Jahr...
 

Literaturhexle

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Ich habe gerade nochmal geguckt, ich finde ihn weder auf der Shortlist noch auf der Longlist für dieses Jahr...
Ich habe doch vorgestern danach gegoogelt, hatte sogar den Verlauf noch gespeichert :apenosee
Keine Ahnung, was ich gefunden habe, aber zum Glück scheinst du Recht zu haben. Jetzt muss ich nur noch meine Rezension korrigieren...
 

RuLeka

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luisa_loves-literature

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Ich habe mir mal angeschaut, wer da schon nominiert war und wer gewonnen hat. Es sind renommierte Namen dabei ( von Margaret Atwood über Hilary Mantel, Annie Proux und Zadie Smith )und sehr gute Siegertitel z.B.
Das stimmt - ich liebe z.B. die von dir genannten Romane von Adichie und Levy sehr. Absolute Highlights.
Aber dieses Jahr ist es wohl etwas mit dem Preis durchgegangen...

Ich habe mir die Agenda des Preises mal durchgelesen und in der Vergangenheit hat es bestimmt gut gepasst:

"We empower all women to raise their voice and own their story, shining a spotlight on outstanding and ambitious fiction by women from anywhere in the world, regardless of their age, race, nationality or background.
We showcase the very best writing by women for everyone through the Women’s Prize for Fiction"
Aber ich sehe bei unserem Buch hier nicht unbedingt "the very best writing by women for everyone"...Aber es bleibt ja immer Geschmacksache.
 

Literaturhexle

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Man muss auch in die Betrachtung einbeziehen, dass Männer GENERELL seltener Romane lesen als Frauen. Die relativ wenigen, die es tun, greifen dann eher zu Krimi/Thriller/Abenteuerliteratur und weniger zu Schöngeistigem.

Ich tue mich mit der strikten Gleichmacherei schwer, aber wenn Gleichberechtigung, sehe ich einen reinen Frauenpreis entsprechend kritisch. Dann müsste es auch einen Männerpreis geben. Wollen wir das? NEIN! Andererseits bringt jeder Preis die Sache des Lesens voran...
Ozekis Titel hat eine Prämierung allerdings keinesfalls verdient meiner Meinung nach. Dafür werden die belobigten Inhalte viel zu oberflächlich behandelt.
 

Wandablue

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Brandenburg
Dass man speziell einen Preis für Frauen auslobt- nun ja.
Es gab schon gute Bücher, die ich gerne gelesen habe. Dieses hier werten wir mal als Ausrutscher, bevor wir den Preis verwerfen.
Warum soll es nicht einen Womens Fiction Prize geben? Hab ich grds überhaupt nichts dagegen.
 
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Literaturhexle

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Damit wollte ich eigentlich ausdrücken, dass man immer alles von verschiedenen Seiten her sehen kann.
Ich freue mich ehrlich gesagt sehr über dieses Zeichen wirklich guten Willens. Ich habe ja auch ein bisschen aufgestockt - aber nicht Frau Ozeki zuliebe, die ich künftig meiden werde, sondern Eisele zuliebe. Vielleicht gar nicht nötig, wenn man bei Amazon so reinschaut.

Wie du sagst, Wanda, man kann immer alles von mehreren Seiten sehen. Und dann ist es eine Frage von Standpunkt und Erwartungshaltung.