5. Leseabschnitt: Kapitel 46 bis 55 (Seite 399 bis 486)

Christian1977

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8. Oktober 2021
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So viel Neues kann ich zu diesem Abschnitt im Vergleich zum vorherigen eigentlich gar nicht sagen. Die Entwicklung in Richtung Jugendroman hält leider an.

Manchmal fühle ich mich an "Nenn mich einfach Superheld" von Alina Bronsky erinnert, wo ein paar gesellschaftliche Außenseiter aus einer Selbsthilfegruppe ebenfalls gemeinsame Abenteuer erlebten. Oder - nicht ganz so stark - an "Das unerhörte Leben des Alex Woods" von Gavin Extence. Beide Romane hatten gemein, dass ich sie erst sehr gern mochte und irgendwann furchtbar genervt war.... Vor allem vom erstgenannten.

Ganz so schlimm ist es hier noch nicht, aber dass ich anfangs dachte, es könnte eines meiner Lieblingsbücher des Jahres werden, ist gar nichts mehr zu spüren.

Am schönsten fand ich in diesem Abschnitt, wie Benny und das Aleph gemeinsam dem Wind bei der Himmelsbestattung lauschen. Insgesamt aber übrigens ein undramatischer Tod des Frettchens. Dafür dass es für das Aleph eine so zentrale Rolle spielte.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Furchtbar!
Furchtbar der Versuch, Spannung aufzubauen: "Am Fuß der Verandatreppe lag unter einem umgekippten Kinderwagen die tote, dicke Nachbarslady."
Furchtbar die Einbindung geschichtsinteressierter, deutscher Leser: "SPK... Sozialistisches Patientenkollektiv. Der F-Mann hat in Heidelberg (der einzige Ort, den sich Amis vorstellen, wenn sie von einer deutschen Uni hören) studiert und dieser Gruppe angehört..."
Furchtbar (nervig) die unbeholfenen Annäherungsversuche Bennys bei dem Aleph. Hier artet der Roman ganz und gar in die Jugendliteratur ab, was an sich ja nicht schlimm ist, nur hätte ich gern vorher gewusst, was ich da lese.
Furchtbar diese beinahe Katastrophe, als Benny fast abstürzt.
Ein furchtbarer No-good, der oberflächlicher nicht sein könnte.

An dieser Stelle verliert mich das Buch vollkommen. Mich nerven alle, vor allem der F-Mann mit seinem Wodka.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Ich muss mich leider Christian anschließen. Die Enttäuschung hält in diesem Abschnitt an. Die ganze Sache rund um Benny, das Aleph und den F-Mann spricht mich leider überhaupt nicht an. Aus der Mutter-Sohn Beziehung hingegen hätte man eine gute story weben können, aber leider tuachen da immer wieder dieselben Muster auf. Die Mutter bleibt einfach nur peinlich. "Musstest Du Pipi?" Also ehrlich. Benny ist doch kein Kleinkind.
Dann verliert sie auch noch völlig die Kontrolle über sich und wird mit dem Krankenwagen abgeholt.
Meine Hoffnungen, das Buch möge sich wieder fangen, schwinden zunehmend...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Insgesamt aber übrigens ein undramatischer Tod des Frettchens. Dafür dass es für das Aleph eine so zentrale Rolle spielte.

Nennt mich grausam, aber ich war einfach nur froh, dass „sier“ jetzt keine Rolle mehr spielt. Non-binär schön und gut, aber ein Frettchen geschlechtsneutral zu bezeichnen, ist ziemlich affig und zieht das ganze Genderthema ins Lächerliche. Für mich hätte der Roman das Frettchen nicht gebraucht. Absolut unnötig.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
1.803
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Die Entwicklung in Richtung Jugendroman hält leider an.

Ich finde Jugendliteratur per se nicht schlimm. Vielleicht hätte ich den Roman selbst dann gelesen, wenn ich gewusst hätte, dass mich ein Ausflug in diese Richtung erwartet. Ich hatte zwar aufgrund der Shortlist-Nominierung eine völlig andere Erwartung. Ich bin aber grundsätzlich in der Lage, mich darauf einzustellen. Bloß: Die Umsetzung des Ganzen überzeugt mich immer weniger.

Die Figuren, vor allem das Aleph und der F-Mann, sind dermaßen überzogen und in der Story klaffen etliche Logiklücken. Vom eigentlichen Thema rücken wir immer weiter ab. Und ich habe zunehmend den Eindruck, dass hier jede Menge Potenzial verschenkt wurde.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich finde Jugendliteratur per se nicht schlimm.
Ich auch überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ich finde in diesem Fall nur die Entwicklung in diese Richtung schade, weil ich trotz der einfachen Sprache anfangs das Gefühl hatte, einen äußerst originellen und literarisch frischen Roman serviert zu bekommen.

Doch diese Abenteuer einer schrägen Truppe - so etwas habe ich in Jugendbüchern eben schon sehr oft gelesen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Habe erst die erste Hälfte dieses Abschnittes gelesen, und manchmal kommt es mir so vor, als ob Benny sich den F-Mann und das Aleph nur einbildet. So bizarre Abenteuer und Ungereimtheiten lassen mich fast hoffen, dass das der Clou des Ganzen ist. Es ist schlimm, dass Menschen mit Psychosen teilweise tatsächlich mit Stimmen konfrontiert werden, aber hier wird es mir zu viel und ins lächerliche gezogen. Denke da an den weinenden Löffel in der Dachrinne.

Aber es gibt auch Passagen, die mir gefallen. Das Annabelle sich in der Schule für Förderung für Benny stark macht zum Beispiel. Das hätte ich ihr eigentlich gar nicht zugetraut, und dann etwas später in der Bibliothek kommt die Frage, ob er Pipi musste, und alles wird wieder zunichte gemacht.:rolleyes:
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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manchmal kommt es mir so vor, als ob Benny sich den F-Mann und das Aleph nur einbildet. So bizarre Abenteuer und Ungereimtheiten lassen mich fast hoffen, dass das der Clou des Ganzen ist. Es ist schlimm, dass Menschen mit Psychosen teilweise tatsächlich mit Stimmen konfrontiert werden, aber hier wird es mir zu viel und ins lächerliche gezogen. Denke da an den weinenden Löffel in der Dachrinne.

DAS hoffe ich inzwischen auch.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Es gibt noch einen super Monolog über Kapitalismus vom Aleph, den hätte ich halten können, aber in diesem Buch macht es sich aus wie ein Fettfleck.
Genau das habe ich gedacht: dass jetzt noch die pauschale, undifferenzierte Kapitalismuskritik kommen muss :rolleyes: .Zu allem andern, was eben mal schnell in den Raum geschnoddert wird, noch dazu. Es passt natürlich zum Aleph und seiner Lebenseinstellung (wollen non-binäre Menschen wirklich als "Es" bezeichnet werden? Mir stößt das immer wieder auf), wirkt aber hier, mal wieder, wie ein "Fettfleck".

Ist euch auch aufgefallen, wie lange manche lapidare Szene ausgewalzt wird? Zum Beispiel das Trinken aus der Feldflasche: sie nimmt, sie schraubt auf, legt den Deckel zur Seite, sie führt zum Mund, sie trinkt, sie bietet an, er nimmt, er führt zum Mund, lässt seine Zunge kreisen, stellt sich vor..., trinkt, setzt ab..... Da rollen sich mir die Fußnägel! Ist kein Einzelfall. Völlig Banales über mehrere Sätze.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Habe erst die erste Hälfte dieses Abschnittes gelesen, und manchmal kommt es mir so vor, als ob Benny sich den F-Mann und das Aleph nur einbildet.
Genau. In diesem Abschnitt hatte ich auch so das leise Gefühl, dass wir der Autorin ein wenig auf den Leim gegangen sind und dass Halluzinationen dahinterstecken; das würde vieles erklären und das Ganze um einen oder sogar zwei Pünktchen erhöhen. Es würde auch die Bookerliste erklären. Denn ehrlich, trotz eines Boris Johnson, Briten sind nicht doof. / Erhärtet durch den Tod des Frettchens. Das ist alles zu viel nebenbei. Es nimmt einen gar nicht mit.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ha, fertig mit diesem LA. Am Ende gings ja noch dramatisch zur Sache.
Also doch keine Halluzinationen.
Der Sturz von Annabelle, das Begräbnis vom Frettchen, die Erklärung, dass der Alte Alice oft geholfen hat ... , der Beinahesturz in die Schlucht von Benny - das alles ist eigentlich hoch spannend. Aber es ist einfach zu viel an Input, so dass die Autorin es nur lapidar heruntererzählen kann und nix daraus macht. Ein Jammer. Einfach zu viel auf einmal. Und die Autorin kann sich nicht entscheiden, was Thema ist. Jugendbuchcharakter, aber für ein echtes Jugendbuch wird zu viel palavert. Das wird schwierig, ich hoffe, die Schlussteile können noch was reißen.
Ahhh und die KRÄHEN. Die Krähen hacken doch eher die Augen aus und bedecken Annabelle nicht wärmend. Zum Glück kam Henry vorbei. Dieses Buch ist von Anfang an auf "Mischmasch" angelegt. Bedeutet: aus Mischmasch entsteht nie was Geordnetes! Dabei fällt mir ein, dass heute Donnerstag ist. Ach jeeee
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Da das Aleph nicht reagierte, vermutete Benny, dass sie sich immer noch über Wodka aufregte..." 471
Mich stört der Artikel: immer heißt es, "das" Aleph, aber die der Benny oder die Annabelle... Wir nutzen den best. Artikel im Deutschen selten bei Vornamen.

Aber wenn das Aleph, müsste es dann nicht bei "es" bleiben? Ich frage nochmal: würde sich ein Non-binärer Mensch mit "es" , also sächlich, bezeichnen? Ich empfinde das als unrund gelöst.