5. Leseabschnitt: Kapitel 29 bis 34 ENDE (Seite 288 - 345)

ulrikerabe

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parden

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...man bekommt nichts auf dem Tablett serviert, erarbeitet sich die Puzzleteile durch eine große Menge an Personal und Verwicklungen.
Dem kann ich mich nur bedingt anschließen. Hier erarbeitet sich der Leser gar nichts, denn er hat gar keine Chance dazu. Marlowe ist der einzige, der die Dinge durchschaut, seine Schlüsse zieht, sie aber erst dann präsentiert, wenn er es für richtig hält. Und er gibt die Puzzleteile genau dann raus, wenn er meint, dass es an der Zeit ist. Das ganze ist ein einziges Verwirrspiel, und es ist erstaunlich genug, dass es letztendlich überhaupt jemanden gibt, der da noch den Durchblick behielt. Und das ist einer der Aspekte, die ich an dem Roman nicht mochte. Nicht weil ich alles gerne vorhersehbar hätte, mitnichten. Aber wenn ich derart mit Charakteren (die alle noch mindestens eine falsche Rolle spielen) und Handlungssträngen bombadiert werde, dass ich überhaupt nicht mehr durchblicke, verliere ich irgendwann das Interesse an der Handlung. Und das war hier der Fall.

Mir gefällt sehr gut der scharfe Blick auf das nach außen glitzernde und glamouröse Hollywood-Millieu, in dem heruntergekommene von Alkoholikern bewirtschaftete Absteigen und Verbrechen parallel neben der Scheinwelt existieren, Verbrecher und die Mafia ihre Finger dick im Geschäft haben und oftmals leichtes Spiel treiben können. Eine auf seine Art ehrliche Haut wie Marlowe hat es da schwer.Und nein, ich stoße mich nicht an den vielen Klischees, die bedient werden, denn es passt für mich zur scheinbaren Glitzerwelt.
Da wiederum kann ich mich zu 100% anschließen. Die Gesellschaftskritik kam immer wieder zum Vorschein, ein deprimierendes Bild, aber sehr nüchtern und aussagekräftig. Das empfand ich als große Stärke des Romans...
 

parden

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Ich kann nun im Nachhinein - und v.a. nach der Lektüre des Nachworts - nachvollziehen, weshalb Chandler einer der Väter des Kriminalromans ist und auch heute noch von Autoren so empfunden wird. Dennoch mochte ich 'Die kleine Schwester' nicht (sowohl die Person in dem Roman als auch den Roman an sich... ;) ). Vor dem letzten Abschnitt standen die gerade einmal zwei Sterne für mich fest, danach sind es jetzt immerhin noch drei geworden. Philip Marlowe hat die Zusammenhänge durchschaut und alle Charaktere damit konfrontiert, dabei hat er nichts (?) verdient und ist in seiner Haltung, von allen nur das Schlechteste zu erwarten, bestätigt worden. Ein Typ für Suizidgedanken, möchte man meinen - und zum Glück 'nur' eine Romanfigur. Fehlende Energie tankt er mit Whisky auf, na, wenn's hilft. So jemand muss einfach einsam bleiben...
 
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