5. Leseabschnitt: Kapitel 24 bis 30 (Seite 260 bis 325)

Wandablue

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Fulminanter Schlussakkord oder Zugeständnis an den sensationsheischenden Zuschauer, sprich Leser?

Eve kommt dahinter, dass sie getäuscht wurde. Von allen. Und dass sie bzw. ihr Niedergang das Thema der neuen Ausstellung von Wanda Wilson ist. Doch Eve wäre nicht Eve, wenn sie dem nichts entgegenzusetzen hätte. Halb im Effekt und halb gewollt tötet sie ihren Lover. Und baut ihn in ihr Werk ein. Zu brav. Haha. Das wäre ja gelacht. Wanda Wilson mag schockieren, aber Eve kann das auch. Sie malt mit Lukas Blut die rote Sektion zu Ende und baut eigentlich sogar Luka als Leiche in das Werk ein.
Sie hätte ihn noch irgendwie verblumen sollen.
Mit ihrem Suizid rettet sie ihr Werk und macht es unsterblich.

Das Ende: gefällt mir nicht. Es ist zu spektakulär.
Allerdings steigen die Preise für Kunstwerke, deren Erschaffer gerade in den Hades steigt, enorm. Ob Eve das mit einberechnet hat? Ganz bestimmt.
 

Literaturhexle

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Nee, nee, Wanda! Ich finde das Ende absolut genial. Im Grunde waren die Anzeichen schon da. Wir alle haben Luka nicht getraut. Ich persönlich empfand Eve von Anfang an als böse, ich hatte gar keine Lust, mich mit ihrer schweren Jugend zu beschäftigen, weil das, was sie ihrem Umfeld angetan hat, nicht in Ordnung ist. Sie ist die ewige Rächerin, die, die nichts vergisst und sich heillos überschätzt.

Genau da wird sie jetzt gepackt. Denn Wanda ist auch eine, die nichts vergisst und eine Rechnung offen hat. Ob nun Belle die Initiatorin war oder Wanda, ist mir egal. Man hat von Anfang an keine Sympathien mit Eve, insofern trifft es genau die Richtige. Chapeau! Ich habe es gefeiert, wie sich die Stricke immer mehr um Eves Hals zusammengezogen haben.

Mir war es gleich verdächtig, dass Theo, der einstige Mustersohn, labil auf die schiefe Bahn geglitten ist. Einfach so. Eve hatte an der Uhr gedreht. Wie pervers ist es, den Sohn der Freundin zu verführen, das eigene Patenkind?!? Und das angeblich nur, um die Affäre Maras mit Kristof zu rächen (deren Gatten sie auch im Bett hatte). Eve kennt keine Freundschaft, keine Loyalität und keine Moral. Sie kennt nur sich und ihr "Werk". Dass Letzteres nicht allzu bedeutend war, wird deutlich, als der reiche Gatte sein Sponsoring zurückzieht. Sie war eben doch nur die Frau eines reichen, einflussreichen Mannes, die "in Kunst macht".
Mara nippte an ihrem Tee. "So kann man es sehen", sagte sie. "Oder aber als Bestätigung dafür, dass du eine unabhängige Frau mit einer eigenständigen, erfolgreichen Karriere bist." S. 277 (Einfach super auf den Punkt;))

In einem weiteren Punkt hatte ich das richtige Näschen: Luka brauchte blaue Pillen zur Unterstützung seiner Potenz. Lol! Was für eine Entdeckung für die alternde Diva, die doch so stolz war, einen jungen Mann bezirzen zu können.... Eine vernichtende Erkenntnis jagt die nächste. Auch die Tochter schlägt sich auf die Seite der Gegner, Mara sowieso, der Galan hat sie betrogen, ihr Name ist beschmutzt. Was bleibt ihr da anders als der Sprung ins Nichts?

Ich bin begeistert davon, wie sich diese anfangs ruhige Erzählung gesteigert und Fahrt aufgenommen hat. Das Ende hat es krachen lassen. Trotzdem empfinde ich es als stimmig.

Über das blutige Finale kann man streiten
 

Wandablue

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18. September 2019
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Muss sie sich umbringen? Ich hätte es total toll gefunden, wenn Eve die Sache noch einmal gedreht und gewonnen hätte. So ist es zwar stimmig, absolut, aber auch bieder.
 
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Literaturhexle

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Muss sie sich umbringen? Ich hätte es total toll gefunden, wenn Eve die Sache noch einmal gedreht und gewonnen hätte. So ist es zwar stimmig, absolut, aber auch bieder.
Verdient ist verdient.
Eve hat sich ihr gesamtes Leben selbst überschätzt. Sie hat andere gepiesackt, diffamiert, blamiert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ihr einflussreicher Gatte war eines ihrer Schutzschilder- sie hat es nicht einmal gemerkt. Als er weg war, wurde die Luft dünner, waren die Hyänen losgelassen.

Eine Frau, die so von sich überzeugt ist, kann mit dieser Schmach nicht weiterleben. No go! Wo soll sie anfangen? Wer wird sie unterstützen? Wer wird nach dem Sexskandal um Theo noch ihre Bilder ausstellen, kaufen wollen?
Es gibt keinen anderen Weg. Zum Aussteigen fehlt ihr das Geld.
 

Literaturhexle

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Ach ja Geld. Zugewinngemeinschaft? Von Ehevertrag hab ich nix gelesen.
Keine Ahnung, ob es in Engeland überhaupt eine Zugewinngemeinschaft ähnlich dem deutschen Modell gibt. Die ersten Vertragsentwürfe des Anwalts sahen aber eher so aus, dass Eve nicht besonders viel zu erwarten hat. Bei Selbständigen ist das Modell Gütertrennung Gang und Gäbe, um im Ernstfall den Ehegatten vor dem Abwärtsstrudel zu bewahren (oder rechtzeitig das Vermögen auf ihn zu übertragen;)).
Egal wie: Ihr wird klar, dass sie durch den Absturz ihres eigenen Marktwertes nicht mehr viel hat. Sie ist (ihrem Charakter entsprechend) vernichtet. Schachmatt.
 
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RuLeka

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Oh nein, ich habe schon so viel geschrieben und jetzt ist es weg. Versuche ich es noch einmal:
Was für ein Finale! Ich bin begeistert. Bis zum Schluss bleibt es spannend.
Man hat ja von Anfang an vermutet, dass es böse enden wird.
( „ Familienleben. Das ging als Erstes flöten. Dann die Würde, und mit ihr der gute Ruf. Alles andere folgte in den Strudel.“ Das steht schon auf Seite 11 )
Aber dieser Schluss war nochmals mehr als erwartet. Und für mich ist er schlüssig. Was blieb Eve anderes übrig? Ihr Leben war ruiniert, nicht nur finanziell, ihr Ruf zerstört, ihre Würde und ihr Stolz dahin. Das Einzige, was ihr blieb, war ihre Arbeit, ihre Kunstwerke.An die sie immer noch glaubte. Und waren nicht die größten Künstler diejenigen, die zu ihren Lebzeiten verkannt waren ?
Und baut ihn in ihr Werk ein
Heißt es nicht irgendwo im Buch, dass jeder Maler davon träumt, dass er eine neue Farbe kreiert? „ Allein die Farbe dieser letzten Leinwand wäre ihr Vermächtnis - ein exzessives Eve- Laing- Rot.“
Auf dem Buchumschlag heißt es : „ Eve jedoch ist alles andere als ein zartes Pflänzchen. Die Geschichte einer kompromisslosen Künstlerin, die ihre Passion über alles stellt.“ Das trifft es sehr gut.
Aber diese ganze Künstlerclique kennt nur ihre Kunst und benutzt die Menschen um sich herum. Bestes Beispiel Florian Kis. Und Wanda ist ja auch kein Herzchen. Luka, Belle …alle verfolgen ihre Ziele.
Bei Eve ist die Fallhöhe so hoch, weil sie sich allen anderen überlegen fühlt, alle durchschaut und zynisch aburteilt. Und dann spielen die Hormone verrückt und sie macht sich zum Narren.
 

Anjuta

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Was für ein Showdown! Nach dem total missglückten in unserer letzte Leserunde (Die Skrupellosen) hat mich das hier richtig begeistert. Erst Eve in der Rolle einer weiblichen Form von Metoo - Angeklagter. Überraschend für mich, obwohl man vorher doch einige Hinweise darauf finden konnte. Aber das ist ja das Gekonnte an diesem Schreiben. Und dann natürlich die Abrechnung mit Luka. Ich hatte ja auf einen Gifttod gesetzt, wo doch überall diese giftigen Blumen rumfliegen und er selbst sie sich schon mal aufs Sandwich gelegt hatte. Aber dann wurde es doch anders, aber auch für mich glaubhaft und nachvollziehbar. Der letzte Leseabschnitt hat mich von dem Buch wirklich überzeugt. Vielleicht werden aus 4 noch 5 Sterne. Ich weiß noch nicht. Mal schauen
 

RuLeka

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Ich hatte ja auf einen Gifttod gesetzt, wo doch überall diese giftigen Blumen rumfliegen und er selbst sie sich schon mal aufs Sandwich gelegt hatte. Aber dann wurde es doch anders
Ich habe auch eher was in dieser Richtung erwartet. Da hat die Autorin uns aber auf eine falsche Fährte gelockt, raffiniert.
 
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Auf diese Auflösung bin ich auch nicht gekommen. Aber da sieht man mal wieder wie man sich irren kann, die gute alte Wanda war dann doch nicht so naiv, und mit den geeigneten Handlangern wurde ein Schuh daraus.
Ich hatte eine ganz andere Vermutung. Ich hatte das Gefühl, dass Luka und Belle gar keine Geschwister,sondern ein Paar sind.. Diese Idee kam mir als Eve das Tatoo bemerkte. Irgendwie erschien es mir logischer, dass ein Paar sich ein identisches Motiv stechen lässt. Aber egal, ich mag Bücher die mich überraschen
 

Literaturhexle

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Das Gefühl hatte ich zwischendurch auch. Aber eigentlich ist das nicht wichtig. Sie haben gemeinsame Sache gemacht, um Eve aufs Kreuz zu legen.
Ja, das hat es auf geniale Weise:)
Da hast du Recht, am Ende kommt es auf das gleiche hinaus. Doch der Weg dahin wird so für den Leser viel interessanter, als wenn schon früh alles offensichtlich ist
 
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Das ist für sie doch schon Grund genug, sich umzubringen.
Das wird wahrscheinlich auch ihr Bewegrund gewesen sein, so vernarrt und überzeugt wie sie immer von ihrer Kunst war......und auf der anderen Seite wäre es mit den Anfeindungen, vor allem wegen ihrer Liason mit Theo, sicher auch sehr unbequem geworden. Eigentlich ein nachvollziehbarer Entschluss, zumindest wenn man die Fakten betrachtet. Ansonsten sollte dies eigentlich nie eine Option sein
 

Renie

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Mir war es gleich verdächtig, dass Theo, der einstige Mustersohn, labil auf die schiefe Bahn geglitten ist.
Mir waren auch Eves Beschreibungen in einem der vorherigen LAs über die gemeinsame Reise mit Theo sehr suspekt. Ich habe es aber auf meine schwarze Seele geschoben, dass ich ihr Sex mit ihrem minderjährigen Patensohn zugetraut habe. ;)
 

Renie

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Eine Frau, die so von sich überzeugt ist, kann mit dieser Schmach nicht weiterleben. No go! Wo soll sie anfangen? W
Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob der Selbstmord eine Verzweiflungstat ist, oder ebenfalls ihrem Ego geschuldet ist. Immerhin kommt ihr Selbstmord ihrem Werk zugute. Kunst verkauft sich doch gleich besser, wenn der Künstler skandalös war und auf spekatukuläre Weise abgetreten ist. Eines ist sicher, ihre Blümchen werden berühmt bleiben.
 

Renie

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Ein Ende, das für mich absolut stimmig zu diesem Roman ist. Die Autorin war in allem exzessiv. Das ist nicht negativ gemeint, denn ich habe diese Übertreibungen als stilistisches Mittel wahrgenommen: Übertrieben schwellgerische Darstellung des Kunstbetriebes und allem, was dazu gehört, also inkl. der Litanei an Künstlern, Schaffensprozessen, Ausstellungen etc. Der Charakter Eve ist völlig überfrachtet dargestellt; irgendwie hat sie von allem zuviel oder zuwenig: Egoismus und Selbstliebe; Verachtung und Neid. Dann kommen ihre pädophilen Neigungen dazu. Menschenkenntnis. Einfühlungsvermögen. Skrupellosigkeit. Ich kann gar nicht glauben, dass es Menschen gibt, die all dies in sich vereinigen.
Daher passt das Ende ganz hervorragend. Hier hat die Autorin es nochmal richtig krachen lassen. Die letzte Szene mit Luka und seinem Abtritt war spektakulär. Und Eves Selbstmord geht für mich auch in Ordnung, den ich als verkaufsfördernde Maßnahme für ihr Werk ansehe. Die Künstlerin ist tot, lang lebe das Kunstwerk.
 

Literaturhexle

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Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob der Selbstmord eine Verzweiflungstat ist, oder ebenfalls ihrem Ego geschuldet ist.
Ich denke, das geht einher. Als mittellose, verstoßene Persona non grata kann sie auch nicht weiterleben. Dazu hat sie sich selbst immer zu wichtig genommen, das Rampenlicht geliebt. Dass der Sprung in den Tod ihrem Werk Auftrieb geben könnte - umso besser. Wobei ich nicht weiß, ob diese Blutmalerei da nicht kontraproduktiv war. Die Hygienerichtlinien wurden im Zusammenhang mit den roten Tampons von Wanda erwähnt.