Höchst interessant, dass auch der König sein Dilemma sieht. Eigentlich hat sich sein Zorn über das Pamphlet längst gelegt, aber er ist ja der König, er hat viel Staub aufgewirbelt, steht seiner Geliebten im Wort und dadurch wird es nix mit der Niederschlagung der Strafe. Da sieht man deutlich die Willkür: alles ist auf den König und seine Launen ausgelegt. Später bestätigt sich auch die Repression der freien Meinung im Vergleich mit der Monarchie in England. Der Sonnenkönig war alles andere als ein Gutmensch. Das, was wir in der Schule gelernt haben, hat doch seine Richtigkeit
Die Zusammenhänge zwischen Mutter und Tochter Caillouie und Larcher erschließen sich nur sehr zähflüssig. Hier hätte ich wie ihr gerne mehr erfahren. Sie sind wieder nur ein aufblitzendes Puzzlesteinchen, was so recht nirgends hinpasst. Ob Tochter Caillouie aus dem Gefängnis herauskommt, oder ob der König sie dort verschimmeln lässt, wissen wir auch nicht.
Marianne ist gesellschaftlich abgestiegen. Die Nachbarn zeigen keine Achtung mehr vor ihr, sie hat kein Geld, muss Arbeiten verrichten, die keiner tun will. Trotzdem träumt sie noch von Paul, dem Drecksack, der das Vermögen ihrer Familie durchbringt und sich keinerlei Mühe gibt, ihr zumindest etwas Geld zukommen zu lassen!!!
Allerdings ist er selbst überrascht, dass Larcher sterben muss. Diese harte Strafe hatte niemand, auch er nicht, erwartet.
Die Vereinigungsszene Paul/Marianne war wieder zuviel für mich. Fast wie Nackenbeißer-Romane
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Immer wieder gut eingefangen werden die Straßen von Paris, die Nöte der Menschen, die Seilschaften. Die Mutter, die ihren Sohn kurz vor der Hinrichtung bespucken will... - das zeigt uns den Mob.
Es erschließt sich mir nicht, warum Nicolas seinen Eltern nicht irgendwie eine Nachricht hat zukommen lassen. Es war Krieg. Waren Kontakte nach England gar verboten? Wenn man sich über zwei Jahre verspätet, muss man sich doch mal melden. Seltsam. Unter normalen Umständen wären die Eltern doch gestorben vor Angst.
Was den Showdown betrifft, die Aufklärung und die vielen Toten... Nun ja, dazu habt ihr ausführlich Stellung bezogen und ich bin ganz bei euch. Darüber hinaus habe ich immer wieder Längen empfunden und beneide jeden, der mal querlesen kann
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Mutter Marianne ist naiv ohne Ende, als sie ihrem Sohn die ganze Liebesgeschichte von Paul und ihr schildert. Das will doch kein Sohn der Welt hören!!! Marianne begreift noch nicht einmal dessen Empörung, als er hört, dass der Vater gefoltert wurde! Nee, nee! Marianne ist im Lauf des Buches immer blöder geworden - nur ihre kopflose Leidenschaft könnte das erklären (wenn man eine Erklärung sucht).
Das Nachwort schaue ich mir morgen nochmal an. Rausreißen kann es wohl nichts mehr. Die anderen beiden Romane der Autorin waren kürzer und haben mir viel besser gefallen
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