5. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis 15

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
2.133
8.847
49
Es brodelt im Dorf; die Bauern wollen sich nicht mehr gefallen lassen, dass der Graf sie ausbeutet. Wie sie das aber ändern wollen, ist ihnen selbst noch unklar. Das wird gefördert, weil die, die 'beschädigt' aus dem Krieg zurückgekommen sind sich verändert haben, nicht nur körperlich. Schrecklicher Satz: '...seit man sie zu Massenmördern ausgebildet hat...' (275). Traurige Parallelen zur Jetztzeit. - 'Man hatte ihnen befohlen, Menschen zu ermorden, die ihnen nichts getan hatten.' (276). Mir wird es ewig und für alle Zeiten ein Rätsel bleiben, warum immer so viele dabei mitmachen. Ich weiß, es gibt Erklärungen, aber ich kann und will es nicht verstehen.

Und anscheinend braucht es für politische Umwälzungen immer einen Anführer, hier jetzt dieser Dani Kurucz. Es liest sich für mich, als ob er einen Erntestreik der Bauern plane, um höhere Löhne zu erzwingen.

Was dann von Papa Kántor erzählt wird, ist für mich eine Geschichte in der Geschichte, fast ein bisschen zu viel und vom Eigentlichen (was immer das sein mag) ablenkend.​
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.561
49
66
Die Veränderungen, die der Krieg in den Köpfen der Bauern anrichtet, werden hier anschaulich beschrieben. Zum einen verändert der tägliche Umgang mit dem Tod einen Menschen. Wenn man jeden Tag damit rechnen muss zu sterben, werden andere Dinge als bisher wichtig. Aber auch das Morden auf dem Schlachtfeld macht etwas mit den jungen Männern. „ Sie hatten vieles auf den Schlachtfeldern zurückgelassen, die einen ein Bein oder einen Arm, andere ihre Gesundheit oder ihren Glauben, aber jeder, dem nicht der Kopf weggeschossen worden war, brachte in diesem Kopf vieles mit zurück, was er nicht aus Kaskasd mitgenommen hatte.“.
Zum erstens Mal kamen diese jungen Männer aus ihrem Dirf heraus und nun nehmen sie nicht mehr alles hier ungefragt hin.
Garas steckt hier in einer Zwickmühle. Er versteht die Jungen, weiß aber, welche Konsequenzen deren Forderungen haben können.
In diesem Abschnitt bekommt Garas noch mehr Profil. Er ist für mich die Hauptfigur in diesem Roman.
Die alte Erzählung vom Regenschirm, die hier eingefügt ist ( beruft sich Szekely hier auf eine überlieferte Geschichte oder entspringt sie seiner eigenen Phantasie? ) gefällt mir gut. Eine Erkenntnis nützt nichts, man muss die sich leisten können.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.561
49
66
Und anscheinend braucht es für politische Umwälzungen immer einen Anführer, hier jetzt dieser Dani Kurucz
Ja, auch wenn es vielleicht nur ein Phantom ist.
Was dann von Papa Kántor erzählt wird, ist für mich eine Geschichte in der Geschichte, fast ein bisschen zu viel und vom Eigentlichen (was immer das sein mag) ablenkend
Das macht der Autor ständig. Jede Nebenfigur bekommt ihre Geschichte. Das stört mich nicht, im Gegensatz zur ausführlich beschriebenen Sexgeschichte.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.881
6.525
49
71
Zwei Protagonisten stehen im 5. LA im Mittelpunkt: Dani Kurucz und Jóska Kántor! Während Dani charismatisch und ein Draufgänger ist, der andere motivieren und mitreißen kann, ist Jóska sehr zurückhaltend und ein Feigling vor dem Herrn. (Wunderschön und nachvollziehbar geschildert auf S. 314: "Der Mann von der Straße war kein Held. Der Mann von der Straße war ein kleiner Mann. Er wohnte in einem kleinen Haus, hatte mickrige Sorgen und führte ein kurzes Leben. Er hatte eine Frau und Kinder, seine alten Eltern warteten zu Hause auf ihn, und sie alle, jedes einzelne gesegnete Familienmitglied wollte essen. Er musste fürs tägliche Brot schuften, mehr konnte er vom Leben nicht erwarten. Er arbeitete fürs Plumpsklo............................" )

Heftig fand ich die Einstellungen zu der (am Anfang) glücklichen Ehe von Jóska und Sari: "Ein richtiger Mann weist seine Frau in die Schranken. Ein richtiger Mann macht seiner Frau nicht den Hof", (sein Vater!) oder "Das wächst sich alles aus, wenn das erste Kind kommt", sagte seine Mutter. (Fällt mir der Ausspruch meiner Schwiegermutter dazu ein: "Nach den Flitterwochen kommen die Gewitterwochen." :rofl Tja, wenn es bei ihnen selbst so gewesen war, kann es ja gar nicht sein, dass es bei jemand anderen anders sein kann! ;) )Auch dass Prügeln offensichtlich zum Eheleben dazugehörte ("Das Geld muss man zählen, und die Frau muss man schlagen!", lautete ein Sprichwort), ließen meine Nackenhaare sich aufstellen. :mad:
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.572
9.726
49
53
Mainz
Bei diesem Abschnitt lies0 die Konzentration auf die Dreiecksbeziehung nach, stattdessen wird der Bogen zurück geschlagen auf die Wirrungen des Krieges und und was dieser auslöst. Die jungen Bauern proben den Aufstand, wollen sich länger ausbeuten lassen. Garas ist hin- und hergerissen, befürchtet wohl Konsequenzen.
Die Schilderungen Skéleys fand ich sehr eingängig, auch wenn mir das Buch nicht annähernd so nag geht wie damals "Verlockung". Dabei hat es sehr stark angefangen. Mal sehen, wie es nun weiter geht...
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.572
9.726
49
53
Mainz
Und anscheinend braucht es für politische Umwälzungen immer einen Anführer, hier jetzt dieser Dani Kurucz. Es liest sich für mich, als ob er einen Erntestreik der Bauern plane, um höhere Löhne zu erzwingen.
Dem ist wohl so. Offensichtlich braucht es einen Anführer, der Anderen Mut macht, aus Strukturen auszubrechen...
Heftig fand ich die Einstellungen zu der (am Anfang) glücklichen Ehe von Jóska und Sari
Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass so etwas damals viekleicht gang und gäbe war, wir aber heute ganz anders über solche Dinge denken. Aber klar, manchmal schluckt man bei der Lektüre...
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.881
6.525
49
71
Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass so etwas damals viekleicht gang und gäbe war, wir aber heute ganz anders über solche Dinge denken. Aber klar, manchmal schluckt man bei der Lektüre...
Ja klar, Liebesheiraten gibt es ja noch nicht soooo lange - die waren früher die Ausnahmen, weil meistens aus wirtschaftlichen Erwägungen geheiratet wurde.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.881
14.845
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Bei diesem Abschnitt lies0 die Konzentration auf die Dreiecksbeziehung nach, stattdessen wird der Bogen zurück geschlagen auf die Wirrungen des Krieges und und was dieser auslöst.
Ein Glück! Je weniger Marci, desto interessanter der Roman.

In diesem Abschnitt bekommt Garas noch mehr Profil. Er ist für mich die Hauptfigur in diesem Roman.
Ich weiß noch nicht, ob er die Hauptfigur ist, aber er ist für mich der größte Sympathieträger. Er durchschaut mehr, als er zugibt.

Ich muss mich bei jedem neuen Kapitel neu sortieren, aber allmählich wird ein Gesamtbild daraus. Wir sind jetzt zeitlich wieder beim ersten Kapitel angelangt. Julka hat Angst um Garas und wegen des Verlusts ihrer Tarnung, wenn Garas verhaftet wird. Trotzdem ist sie im Herzen für den Aufstand. Sie ist eine gelehrige Zuhörerin und begreift die Mechanismen der Ausbeutung.

Dani Kurucz habe ich gegoogelt, er ist so beschrieben, dass es ihn wirklich gegeben haben könnte. Da ich ihn nicht gefunden habe, ist er wohl doch der Fantasie des Autors entsprungen.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.881
14.845
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ein Zitat über die jungen Bauern-Soldaten habe ich mir noch notiert:

"Man hatte ihnen befohlen, Menschen zu ermorden, die ihnen nichts getan hatten, sodass sich jetzt ihre Mordlust gegen die wandte, die ihnen jahrhundertelang nichts als Leid angetan hatten." (S. 276)

Das erklärt, warum es nach Kriegen so häufig zu Revolutionen kommt.
 

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
845
3.393
44
Was dann von Papa Kántor erzählt wird, ist für mich eine Geschichte in der Geschichte, fast ein bisschen zu viel und vom Eigentlichen (was immer das sein mag) ablenkend.
Eigentlich an sich eine schöne Geschichte - auch passend zu dem mäandernden Erzählstil - aber dieses Mal tatsächlich auch für mich zu viel von allem.
Die alte Erzählung vom Regenschirm, die hier eingefügt ist ( beruft sich Szekely hier auf eine überlieferte Geschichte oder entspringt sie seiner eigenen Phantasie? ) gefällt mir gut.
Mir auch. Die fand ich sehr passend.
Ein Glück! Je weniger Marci, desto interessanter der Roman.
:thumbsup:p
 

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
845
3.393
44
Ja, ich finde auch, dass das Ganze etwas "gewichtiger" und "größer" wird. Ich bin mit zwar nicht sicher, wieso ich fast 300 Seiten über die Dreicks-Sex-Geschichte von Marci, Julka und Garas, sowie die amouröse Vergangenheit des Pärchens in dieser Detailfülle informiert werden musste, aber nun gut: das wird sich hoffentlich noch deutlich erschließen. Für die Charakterisierung von Garas, der ja nun offenbar auf den Weg einer tragenden Figur zusteuert, war das nur ganz bedingt notwendig - es kommt ja auch hinzu, dass fast alle anderen Figuren auch immer wieder durch eine Bettgeschichte weitercharakterisiert werden. Das empfinde ich als redundant und langweilig.

Apropos Redundanz: den Abschnitt auf S. 335 über Papa Kantors vermeintliche Blödheit habe ich als recht stagnierend empfunden. Er bewegt sich kaum vom Fleck und endet fast so, wie er begann. Ansonsten hat mir die Liebesgeschichte gut gefallen, auch wenn sie ihren Punkt ebenfalls sehr ausufernd klarzumachen versucht. Da hätten es ein paar Abschnitte und ein paar Feststellungen weniger auch getan...
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.561
49
66
auch wenn sie ihren Punkt ebenfalls sehr ausufernd klarzumachen versucht. Da hätten es ein paar Abschnitte und ein paar Feststellungen weniger auch getan...
Dem Roman fehlt ein guter Lektor, der den Autor auf Redundanzen hingewiesen und etliche Streichungen vorgenommen hätte.
Szekely hat den Text diktiert und seine Frau hat alles genauso aufgeschrieben. Ohne irgendwelche Änderungen . Eine Überarbeiten hätte ihm gutgetan.