Und zack! Aus 3 Sternen wurden 4! Den letzten beiden Kapiteln sei Dank
Obwohl sich der Juni ein bisschen zog. Aber gut, so ein Folklore-Festival dauert halt.
Ich habe mich von Anfang an immer gefragt, wann die Mutter der beiden Mädchen ins Spiel kommt, und da ist sie. Irgendwie war das aber klar, dass sie als Schmankerl zum Schluss aufgehoben wird.
Ich bin dankbar, dass uns JP die Szenen erspart hat, die Marina direkt nach dem Verschwinden der Mädchen durchlebt hat. Das wäre nichts für mein empfindsames Mutterherz gewesen. Stattdessen zeigt sie eine Marina, die versucht, den Rat anderer zu beherzigen und ihr Leben weiterzuleben, was natürlich kaum zu bewältigen ist. Dieser Rat an sich ist ein blanker Hohn. Die Figur der Marina ist für mich perfekt getroffen. Keine Theatralik, kein Drama, dafür stiller Schmerz. Der Verstand sagt ihr, dass das Leben weitergehen muss. Aber ihre Gefühle sind übermächtig und es ist so brutal anstrengend gegen die Trauer anzugehen und sich nicht in die Knie zwingen zu lassen. Das ist mal ein trauriges Schicksal, so ganz anders als eine frustrierte Hausfrau, die knackigen Bauarbeitern mit Migrationshintergrund hinterher lechzt.
Und dann kommt der Moment, als Tschegga (personifizierte Enttäuschung von Nadja, Bruder von der volkstanzenden Studentin und Buddy von dem Russenmacho Ruslan) den entscheidenen Hinweis auf den Entführer gibt. Zuerst habe ich mich geärgert, wie schlecht und plump arrangiert diese Auflösung des Rätsels um die beiden Mädchen (eigentlich sind es 3) gemacht ist. Ein ganzes Jahr lang begleiten die Einwohner Kamtschatkas die Geschichte der beiden Mädchen, inklusive TV Interviews, Zeitungsberichte und Fahndungsplakate. Wo war Tschegga, dass er nichts von dem dunklen SUV mitbekommen hat? Unglaublich! Doch dann kommt der Hinweis, der die Szene wieder ins rechte Licht rückt: Es war in der Öffentlichkeit nie von einer Entführung mit einem dunklen SUV die Rede. Dieser kleine Kniff von JP gefällt mir ausgesprochen gut. Ich mache mir jetzt auch nicht die Mühe, zu prüfen, ob das auch seine Richtigkeit hat. Denn dafür gefällt mir diese Idee zu gut.
Dann das letzte Kapitel: endlich die Aufklärung. Und JP erspart uns eine Schlussszene, in der sich alle heulend vor Glück in den Armen liegen. Stattdessen sind wir wieder bei den Schwestern, genau wie am Anfang des Romans. Und somit schließt sich der Kreis.
Mit diesem letzten LA werde ich für die Ermüdungserscheinungen, die ich zwischenzeitlich hatte, entschädigt.