5. Leseabschnitt: Freitag, 26. Juni 1914 (S. 279 bis S. 350)

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich denke, es hätte so oder so einen größeren Krieg gegeben. Die Stimmung war aufgeheizt, das Wettrüsten hatte bereits begonnen. Da fehlte nur noch ein Anlass. Und wenn es nicht das Attentat gewesen wäre, dann hätte sich was anderes gefunden.
So ähnlich hat es ja auch Franz Ferdinand im Zug gesagt. Ob er da wohl schon eine Art "Todesahnung" hatte? Das hört man immer wieder...
 

Renie

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ch denke, einen Krieg hätte es dennoch gegeben. Aber darüber nachzudenken, ist eigentlich müßig.
Das denke ich auch. Europa war damals ein Pulverfass. Bei der Begeisterung und Stolz für ihr Waffenarsenal und ihr Militär, sollte man meinen, dass die Machthaber nur auf den einen Funken gewartet haben, der das Pulverfass explodieren ließ, und sie somit ihr Spielzeug endlich einsetzen konnten.
 

Renie

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Neben dem großen Ganzen um das Attentat und die politische Situation, sind es die Kleinigkeiten in diesem Buch, die mich immer wieder nostalgisch schmunzeln lassen. In diesem LA sind es bspw. die Zeitungsausschnitte am Anfang. Diese Promi-News haben schon etwas. Heutzutage würde eine Zeitung damit keinen Leser bespaßen können. Diese Formulierungen haben auch etwas von einem Schulaufsatz. Und dann hat die Reichspost für das Ereignis einen eigenen Spezialkorrespondenten im Einsatz. Herrlich!

Oder die Kopien der Attentäter-Porträts. Meine Güte, mal eben eine Kopie machen, wie es heute üblich ist, war früher undenkbar. Und trotz Kopie war jede Zeichnung ein Unikat und Kunstwerk, für das man heute vermutlich viel Geld zahlen würde.
 

Ulf Schiewe

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Das denke ich auch. Europa war damals ein Pulverfass. Bei der Begeisterung und Stolz für ihr Waffenarsenal und ihr Militär, sollte man meinen, dass die Machthaber nur auf den einen Funken gewartet haben, der das Pulverfass explodieren ließ, und sie somit ihr Spielzeug endlich einsetzen konnten.

Die hatten alle einen guten Grund, loszuschlagen. Die Österreicher wollten endlich an den Serben eins aufs Haupt geben. Die Russen ihre serbischen Brüder beschützen, aber eigentlich wollten sie Zugang zum Mittelmeer. Die Deutschen wollten ein zweites 1870 gegen Frankreich und der englischen Flotte Paroli bieten. Die Franzosen wollten sich eben für 1870 rächen und verbündeten sich deshalb mit Russland. Und die Engländer versuchten die Machtbalance zu wahren und schlossen sich Frankreich un Russland an. Da war nur noch die Frage, wer legt zuerst los? Sarajevo kam da gelegen.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Das denke ich auch. Europa war damals ein Pulverfass. Bei der Begeisterung und Stolz für ihr Waffenarsenal und ihr Militär, sollte man meinen, dass die Machthaber nur auf den einen Funken gewartet haben, der das Pulverfass explodieren ließ, und sie somit ihr Spielzeug endlich einsetzen konnten.

Wobei ich mich jetzt noch einmal schlaugemacht habe, welche Gründe es eigentlich für den WK I gab. So ganz unvermeidbar war er nicht. Und überrascht hat er die Kriegsgegner wohl auch. 100%-ig gewollt war er auch nicht. Zumindest nicht als ein solcher, als der er sich hinterher entpuppt hat.
Aber es ist eben müßig, darüber nachzudenken, was gewesen wäre wenn ... Und trotzdem wollte man ihn eben nicht vergessen, weil er das ganze 20. Jahrundert geprägt hat.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Es ist immer wieder erschreckend, wie oft das Vorhaben im Keim hätte erstickt werden können. Die Jungen hadern mit sich selbst, fühlen sich durch die Krankheit ohne Perspektive, möchten zumindest noch das eine tun, um dem eigenen Land zu helfen. Doch es gab doch auch viele, die sich gar nicht so schwer getan haben mit den Österreichern, schade, dass die Jungen nicht von Menschen geprägt wurden, die so dachten.
 

Ulf Schiewe

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Es ist immer wieder erschreckend, wie oft das Vorhaben im Keim hätte erstickt werden können. Die Jungen hadern mit sich selbst, fühlen sich durch die Krankheit ohne Perspektive, möchten zumindest noch das eine tun, um dem eigenen Land zu helfen. Doch es gab doch auch viele, die sich gar nicht so schwer getan haben mit den Österreichern, schade, dass die Jungen nicht von Menschen geprägt wurden, die so dachten.

Viele Bosnier hatten nichts gegen Österreich. Es waren eher die bosnischen Serben, die sich unterdrückt fühlten, ein Gefühl, das von Serbien selbst bestimmt genährt wurde.
 

parden

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Die hatten alle einen guten Grund, loszuschlagen. Die Österreicher wollten endlich an den Serben eins aufs Haupt geben. Die Russen ihre serbischen Brüder beschützen, aber eigentlich wollten sie Zugang zum Mittelmeer. Die Deutschen wollten ein zweites 1870 gegen Frankreich und der englischen Flotte Paroli bieten. Die Franzosen wollten sich eben für 1870 rächen und verbündeten sich deshalb mit Russland. Und die Engländer versuchten die Machtbalance zu wahren und schlossen sich Frankreich un Russland an. Da war nur noch die Frage, wer legt zuerst los? Sarajevo kam da gelegen.
Ich finde, diese Zusammenhänge werden auch im Roman sehr einleuchtend dargestellt. Eine gelungene und angenehm zu lesende Vermittlung historischer Fakten.
 

parden

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Irgendwie wirkte dieser Abschnitt für mich ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm und zog sich tatsächlich ein wenig - aber gelangweilt habe ich mich nicht. Die 20 km Telefonkabel, die mal eben für ein Manöver in den Bergen verlegt wurden - herrje! Das hat was von Lausebengels, die Krieg spielen und dabei mit Geld nur so um sich werfen können - nicht mit ihrem eigenen Geld, wohlgemerkt. Interessante Details, die auch hier sicher wieder gut recherchiert wurden. Die Einstellung Franz Ferdinands zur Kriegstreiberei fand ich auch sehr bemerkenswert - und unerwartet.

Insgesamt finde ich es immer wieder gelungen, wie neben den historischen Fakten, die gekonnt in die Handlung eingebaut werden, die Charaktere tatsächlich alle 'menschlich' gezeichnet sind, wobei die Gedanken und Gefühle jeder Perspektive zumindest verständlich erscheinen. Damit liest sich dieser Roman fast wie eine neutrale Berichterstattung mit wechselnden Perspektiven. Der Leser kann sich ein umfassendes Bild machen ohne wirklich eine Position einnehmen zu müssen. Nur dem fiktiven Charakter Markovic wünscht man doch irgendwie, heil aus der Angelegenheit herauszukommen - er sitzt ja so oder so auf dem Schleudersitz.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Tut mir leid, das es bei mir so zähend voran geht, aber ich war ein paar Tage krank gewesen.

Zu sehen wie es bei allen weitergeht ist sehr informativ, manchmal fast ein bisschen zu viel.
Ich fand es zu zu lesen, das im Grunde niemand gerne einen Krieg haben möchte. Selbst die Attentäter denke ich wollten das sicher nicht, sie wollten eben nur die Freiheit ihres Staates zurück haben. Trotzdem ist es für mich unbegreiflich das man dafür sein Leben riskiert. Das Gavrilo weiß das er krank ist und nicht mehr lange lebt ok, aber warum küsst er dann Jelenova und steckt sie auch noch an, das kann ich nicht verstehen.
Das hin und her der Gefühle der jungen Attentäter kann ich aber sehr gut nachvollziehen. Ob sie das ganze wohl auch gemacht hätten, wenn sie nicht totkrank gewesen wären?

Irgendwie ist es schon schade, das man das ganze nicht verhindern konnte. Aber das der Thronfolger selbst die Warnung nicht ernst nimmt, kann ich genauso nicht verstehen. Natürlich hat er sicher oft solche Bekundungen erhalten, aber in Sarajevo war sicher die Gefahr noch viel größer gewesen. Zumindest hätte er Sophie warnen können und sie bitten sollen nicht mit ihm zu der Fahrt durch die Stadt mitzugehen.
Zulesen das Sophie und Franz so unbekümmert essen und einkaufen gehen wollen, kann man kaum glauben, wenn diese Attentatswarnung im Raum steht. Franz scheint das wirklich als einen Scherz verstanden zu haben, das ihn jemand töten will, unfassbar.

Irgendwie schon tragisch zu sehen wie Markovic dieses Attentat vor Augen hatte, aber niemandem ihm richtig glauben will. Als er Svjetlana das mit Argentinien sagte, ich glaube da hätte er am liebsten Ernst gemacht. Ich bin mir nur nicht sicher ob er so einfach seinen Dienst hätte quittieren können. Nach wie vor bin ich überzeugt das er Svjetlana wirklich liebt.
Das natürlich alle Beamten mit viel schwereren Bedingungen arbeiten mussten wie heute, ist immer wieder faszinierend.
 
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Ulf Schiewe

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Tut mir leid, das es bei mir so zähend voran geht, aber ich war ein paar Tage krank gewesen.

Zu sehen wie es bei allen weitergeht ist sehr informativ, manchmal fast ein bisschen zu viel.
Ich fand es zu zu lesen, das im Grunde niemand gerne einen Krieg haben möchte. Selbst die Attentäter denke ich wollten das sicher nicht, sie wollten eben nur die Freiheit ihres Staates zurück haben. Trotzdem ist es für mich unbegreiflich das man dafür sein Leben riskiert. Das Gavrilo weiß das er krank ist und nicht mehr lange lebt ok, aber warum küsst er dann Jelenova und steckt sie auch noch an, das kann ich nicht verstehen.
Das hin und her der Gefühle der jungen Attentäter kann ich aber sehr gut nachvollziehen. Ob sie das ganze wohl auch gemacht hätten, wenn sie nicht totkrank gewesen wären?

Irgendwie ist es schon schade, das man das ganze nicht verhindern konnte. Aber das der Thronfolger selbst die Warnung nicht ernst nimmt, kann ich genauso nicht verstehen. Natürlich hat er sicher oft solche Bekundungen erhalten, aber in Sarajevo war sicher die Gefahr noch viel größer gewesen. Zumindest hätte er Sophie warnen können und sie bitten sollen nicht mit ihm zu der Fahrt durch die Stadt mitzugehen.
Zulesen das Sophie und Franz so unbekümmert essen und einkaufen gehen wollen, kann man kaum glauben, wenn diese Attentatswarnung im Raum steht. Franz scheint das wirklich als einen Scherz verstanden zu haben, das ihn jemand töten will, unfassbar.

Irgendwie schon tragisch zu sehen wie Markovic dieses Attentat vor Augen hatte, aber niemandem ihm richtig glauben will. Als er Svjetlana das mit Argentinien sagte, ich glaube da hätte er am liebsten Ernst gemacht. Ich bin mir nur nicht sicher ob er so einfach seinen Dienst hätte quittieren können. Nach wie vor bin ich überzeugt das er Svjetlana wirklich liebt.
Das natürlich alle Beamten mit viel schwereren Bedingungen arbeiten mussten wie heute, ist immer wieder faszinierend.

Ich hoffe, es geht dir besser! :)