5. Leseabschnitt: „Der Tote im Meer von Urca“ bis „Ein Tag weniger“ (S. 292 bis S. 378)

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
  • Der Tote im Meer von Urca
  • Ein erfüllter Nachmittag
  • So viel Sanftmut
  • Miss Algrave
  • Der Körper
  • Tag um Tag
  • Praça Mauá
  • Die Schöne und das Biest oder Die Wunde, die allzu groß war
  • Ein Tag weniger
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.743
9.827
49
Kaum zu glauben, aber es wird besser!

Der Tote im Meer von Urca und So viel Sanftmut lassen es erst einmal nicht vermuten, aber der Auftritt der Miss Algrave gab mir Schwung und Durchhaltevermögen. Die restlichen Geschichten waren dann nur noch ein Klacks.

Außerdem ist in mir das Gefühl erwacht, dass alle Protagonistinnen in den Geschichten eigentlich ein und dieselbe Frau sind, nämlich Clarice Lispector selbst. Auch wenn sie nicht alles 1 zu 1 so erlebt hat (wie Miss Algraves nächtlicher Besuch), so verdichten sich doch die Hinweise, dass hier ein Leben von Mädchen bis zur Frau in zahlreichen (verarbeiteten) Facetten vorgestellt wird.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.743
9.827
49
Tag um Tag kommt einem Tagebuch sehr nah, bzw. ist es auch.
Sie beschreibt darin die Aufruhr, die es um ihre pornographischen Geschichten gab und beschwichtigt aber auch gleich: "Ich weiß nicht, warum die Leute Literatur so wichtig nehmen."
Mit letzterem Satz verstand ich plötzlich (oder meinte zu verstehen) die Intentionen ihrer Kurzgeschichten, die mal einer melancholischen Stimmung geschuldet, mal aber auch in einfacher Experimentierlust begründet sein könnten.

Es war auf jeden Fall wie ein Knoten, der geplatzt ist.
 

GAIA

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2021
2.269
10.700
49
Thüringen
So, nun habe ich mich auch durch die letzten Geschichten gelesen. "Gekämpft" würde ich hier nun nicht mehr sagen, aber trotzdem würde ich es nicht zu positiv ausdrücken wollen. "Neutral" vielleicht. Denn leider merke ich beim Verfassen dieser Zeilen, dass ich mich nur an weniges aus den Geschichten länger als einen Tag erinnern kann. Ja natürlich, wenn ich noch einmal reinlese in die Geschichten, kommt es wieder, aber es hat sich eben nichts so richtig stark festgesetzt im Gedächtnis.
Weiterhin ist es so geblieben, dass ich bei Geschichten, denen ich folgen konnte und auch teilweise spannend fand ("Der Körper") blieben die Enden für mich Fragezeichen. Ich hatte bei genannter Geschichte gehofft, dass es noch einen interessanten Twist gibt, hab es ja auch irgendwie, aber warum der Polizist dann so gelangweilt/genervt, die beiden Frauen wegschickt, nur um sich Arbeit zu ersparen (immerhin hatten sie sie ja schon durch das Aufbuddeln), war für mich nicht rund. Aber ich glaube, "rund" sollte ich nicht mehr erwarten bei Lispectors Geschichten.
Inhaltlich angesprochen hat mich grundsätzlich auch "Die Schöne und das Biest...", wenn auch wieder nicht so richtig befriedigen können.
Ja, es ist wie es ist. Nur, weil mir diese Geschichten, wie die zu Beginn wieder etwas besser lesbar waren, haißt das leider noch nicht, dass mich die Autorin überzeugen kann. Ihr Stil ist einfach nicht meiner.
 

GAIA

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2021
2.269
10.700
49
Thüringen
so verdichten sich doch die Hinweise, dass hier ein Leben von Mädchen bis zur Frau in zahlreichen (verarbeiteten) Facetten vorgestellt wird.
So habe ich es auch empfunden. Es ist auch auffällig, dass sie relativ stabil innerhalb eines Personenkreises/Milieus bleibt bezüglich ihrer Figuren. Ein Milieu, welches ihrem eigenen vermutlich recht nahe ist.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.891
6.574
49
71
Mit dem nötigen Abstand von 2 Büchern habe ich mich jetzt über den 5. LA gemacht. Viel auf einmal kann ich noch nicht lesen - mit meinem (triefenden und zugeschwollenen) Auge noch sehr anstrengend!

Bei 'Der Tote im Meer von Urca' wunderte ich mich, dass man so viel über 'Desinteresse' schreiben kann: knapp 3 Seiten! Erstaunlich!

'Erfüllter Nachmittag': Wieso 'erfüllt'?! 'Jetzt passiert ganz lange nichts mehr, ich wette, jetzt kommt die Zeit der mageren Kühe'. *Augenverdreh*

der Auftritt der Miss Algrave gab mir Schwung und Durchhaltevermögen.
:monocle
Bedauerte ich am Anfang noch die prüde und unausgefüllte Miss Algrave (Bei der Stelle vom Baden am Samstag mit Unterhose und BH, damit sie ihren nackten Körper nicht sehen musste, dachte ich 'Arme Sau!'), kam ich später aus dem Kopfschütteln und Lästern nicht mehr heraus.
Allein, weil 'Ixtlan' als Windhauch durch das Fenster kam, kam sie auf den Geschmack und arbeitete dann sogar als Prostituierte?! (Sehr an den Haaren herbeigezogen! :rolleyes: ) Ich lästerte dann nur noch, ob ihre Freier 'danach' durch die Tür das Zimmer verlassen durften, oder auch das Fenster nahmen! :helo

'Der Körper': eine Beziehung zwischen einem Mann mit zwei Frauen, immer wieder Weinen (???), ein Mord (Gründe konnte ich nicht nachvollziehen!), und dann noch die Polizisten! :p

In 'Tag um Tag' nimmt sie wieder Bezug auf 'Miss Algrave' und es ähnelt einem Tagebuch!

'Praca Mauà' erzählt von einer verheirateten Nachtclubtänzerin, die mit einem Transvestiten befreundet, kommt aber mit ihm in Streit, über die Fähigkeit, 'wie man ein Ei aufschlägt'.

Ich hoffe, dass ich heute Nachmittag weiterlesen kann - ich möchte das Buch einfach beenden! Bei A. schaute ich mal die Rezis an, die inzwischen 'Ich und Jimmy' bewerteten o_O : 2 x 5-Sterne Rezis, die davon total begeistert sind! *Gg* welch ein Unterschied zu den Meinungen hier in der LR! ;)
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Kaum zu glauben, aber es wird besser!
Ja, das habe ich auch so empfunden. Mit diesem Abschnitt werde ich milder gestimmt, was die Beurteilung von CLs Geschichten angeht.
Hier gab es durch die Bank weg positive Geschichten. Würde dieser Erzählband ausschließlich aus diesen Geschichten bestehen, gäbe es von mir 4 Sterne ;) Dem ist aber leider nicht so.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
"Ich weiß nicht, warum die Leute Literatur so wichtig nehmen."
Mit letzterem Satz verstand ich plötzlich (oder meinte zu verstehen) die Intentionen ihrer Kurzgeschichten, die mal einer melancholischen Stimmung geschuldet, mal aber auch in einfacher Experimentierlust begründet sein könnten.
Dieser Satz ist mir auch ins Auge gesprungen. Doch mir ist nicht klar, was CL damit ausdrücken will, bezogen auf ihre Motivation, was die Gestaltung ihrer Geschichten betrifft --> "Ich schreibe, was ich will, und wie ich es will, egal ob der Leser es versteht, bzw. ob es ihm gefällt"?
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.743
9.827
49
--> "Ich schreibe, was ich will, und wie ich es will, egal ob der Leser es versteht, bzw. ob es ihm gefällt"?

Ja, so ungefähr. Ihre Geschichten mussten wahrscheinlich einfach nur aus ihr heraus und wenn dann die Leute anfangen, rumzuinterpretieren, ist das ein Schritt zu weit und in ihren Augen nicht nötig. (Hach, jetzt möchte ich sie doch fragen, ob ich richtig liege.;))
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.485
50.087
49
Endspurt!

Leider bleibt es so, dass ich den Geschichten nicht viel abgewinnen kann. Ich lese sie, aber sie weigern sich, in meinem Hirn irgendetwas auszulösen geschweige denn hängenzubleiben. Manche dieser kurzen Erzählungen habe ich daher 2-3 mal gelesen - vergeblich.

Die Wandlung der Miss Algrave liest sich tatsächlich etwas erfrischender. Die Entwicklung von der verklemmten Tippse zur sexlüsternen Femme Fatale war mir jedoch reichlich übertrieben. Die Bilder und Motive ebenso. Ich glaube fast, das Buch kann es mir nicht mehr Recht machen...

Der Körper ist wieder so eine Geschichte, in der die Gäule mit der Autorin durchgegangen sind. Für ihre Zeit sind derartige Fantasien gewiss fortschrittlich gewesen. Wer sprach schon über Sex zu dritt oder Sexsucht? Aber der Verlauf mit dem Mord ist doch bekloppt. Wieder zwei Frauen: eine groß und schön, eine dick und fett. Essen hat auch eine bedeutende Rolle für das Trio. Am Ende gehen die beiden Damen straffrei aus. Na toll!
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.485
50.087
49
Die Schöne und das Biest hat auch noch ein paar Worte verdient. Ich höre hier Sozialkritik durch, die Autorin lässt bewusst Arm und Reich aufeinander treffen, zeigt uns auch beide Perspektiven.
Leider verliert sich auch diese spannende Ansatz in den verqueren Gedanken der Frau Lispector: warum sollte die Protagonistin den Bettler heiraten?! Warum sollte sie alle Bettler der Welt töten?!? Diese konfusen Gedankenspiele zermürben mich immer wieder. Lispector spielt mit den Extremen. Parallel dazu zeigt sie viel vom Upperclass-Leben in Brasilien und worauf es dabei ankommt.

Jippie! Ich bin durch! Zu Ein Tag weniger sage ich jetzt nichts mehr. Selbstmordfantasien - ja die fehlten bei dieser gelangweilten, mit ihren eigenen Befindlichkeiten beschäftigten Frau aus besseren Kreisen noch...

Ich werde es ein bisschen schönreden, aber in Summe war diese Lektüre nach dem ersten LA sehr anstrengend für mich, obwohl ich wahrlich einen dicken Sack guten Willen mitgebracht habe.
Nun noch das Nachwort und dann habe ich fertig. Flasche leer.:party
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.577
9.749
49
53
Mainz
So, geschafft im doppelten Sinne des Wortes... :rolleyes:
Bei mir ist auch nichts geplatzt, nur der Geduldsfaden blieb sehr strapaziert.
Hier werden insgesamt in den Geschichten ehr viele Aspekte aus dem Leben von Frauen angesprochen, Manches sozial- und gesellschaftskritisch angereichert, indem Bezüge zu Brasilien und Lebensverhältnisen hergestellt werden. Es geht aber auch in diesen letzten Geschichten sehr viel um Körperliches in verschiedenen Facetten. Hier und da blitze ein interessanter Gedanke auf, der vielleicht mit gutem Willen Potential für philosophische Diskussionen hat. Aber mir geht es wie einigen Anderen hier, ich lese, aber kaum etwas beeindruckt mich und bleibt hängen. Wie schade!
In diesem Abschnitt hat mich leider gar keine Geschichte so richtig angesprochen.