5. Leseabschnitt: Anfang Teil 3 bis "Durst" (S. 305 bis S. 376)

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.572
21.778
49
Brandenburg
Wieder ein Schnitt und zack! sind wir in Australien. Dabei wäre ich da so sehr gerne hingepaddelt. Aber alles was wir von diesem Streckenabschnitt erfahren, wird im Rückwärtsgang von Oskar erzählt, mittels Briefen und Zeitungen erfahren wir, was wir sonst noch so wissen müssen.
Im Internierungslager wird sehr nett Gemüse gezüchtet, die üblichen Gruppierungen bilden sich, etc. etc. Langweilig. Auch Konsty hat es hierher verschlagen.
Auch Gili ist mysteriöserweise inzwischen in Syndey gelandet. Natürlich betreibt sie eine kleine Buchhandlung. Wir sind im Lädchenbuchstil angelangt.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.572
21.778
49
Brandenburg
Ja, Renie, das stimmt schon. Aber das ist gar nicht mein Kritikpunkt. Etwas Gefühl, das durch die Ichperspektive oder auch durch eine Kommentatorenstimme vermittelt wird und eine Sprache, die mehr ist als geknötterte Puckistimme (erklär ich nicht) - hätte ausgereicht; es war doch alles da, ein ganz toller Stoff. Karl May wäre niedergekniet vor Dankbarkeit und hätte eine tolle Story daraus gestrickt.
Und das ist es wahrscheinlich. Der Autor hatte zu viel Respekt vor dem historischen Stoff, um ein richtiges Buch daraus zu machen.
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.880
12.560
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ja, Renie, das stimmt schon. Aber das ist gar nicht mein Kritikpunkt. Etwas Gefühl, das durch die Ichperspektive oder auch durch eine Kommentatorenstimme vermittelt wird und eine Sprache, die mehr ist als geknötterte Puckistimme (erklär ich nicht) - hätte ausgereicht; es war doch alles da, ein ganz toller Stoff. Karl May wäre niedergekniet vor Dankbarkeit und hätte eine tolle Story daraus gestrickt.
Und das ist es wahrscheinlich. Der Autor hatte zu viel Respekt vor dem historischen Stoff, um ein richtiges Buch daraus zu machen.
Ich verstehe, was Du meinst. Da ich die Erzählweise des Autors bisher gemocht habe, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Du hast die These, dass er zuviel Respekt vor dem Stoff hatte. Ich vertrete eher die These, dass er überlegt hat, wie er die Masse an Ereignissen, die während einer Reise von 8 Jahren anfallen, in einen Roman packen kann. Daher die großen Sprünge und das Auslassen von Ereignissen, die sich einem erst im weiteren Verlauf des Romans erschließen. Karl May hätte daraus sicher einen Fortsetzungsroman gemacht.;)
Eigentlich wäre es interessant zu erfahren, warum Tobias Friedrich den Roman geschrieben hat, wie er ihn geschrieben hat.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.572
21.778
49
Brandenburg
Die Übergänge sind viel zu hart geschnitten. Die historischen Persönlichkeiten, die Oskar getroffen hat, bleiben scherenschnittartig, es gibt keine nennenswerten Gedanken und Reflexionen. Bis auf die Giligeschichte wahrscheinlich nah am historischen Stoff; ein bisschen Miterleben hätte aber wahrlich nicht geschadet.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.880
12.560
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Die Übergänge sind viel zu hart geschnitten.
Das hat mich überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil.
Die historischen Persönlichkeiten, die Oskar getroffen hat, bleiben scherenschnittartig, es gibt keine nennenswerten Gedanken und Reflexionen.
Da die historischen Personen für mich eher Randfiguren waren, denen Oskar auf seiner Reise begegnet ist, musste ich auch nicht mehr über sie erfahren.
Gedanken und Reflexionen waren nicht vorhanden, stimmt. Da ich diesen Roman aber als spannende Abenteuergeschichte gelesen habe, hat mich auch das nicht gestört. Wenn meine Erwartungen an diesen Roman Richtung Selbstfindung/Persönlichkeitsentwicklung gegangen wären, hätte ich vermutlich wissen wollen, welcher Mensch Oskar zu Beginn seiner Reise war, und welcher bei seiner Ankunft. Bei seiner Paddelei hätte er immerhin ausreichend Gelegenheit gehabt, seinen Gedanken nachzugehen. Doch das wäre mir zu langweilig gewesen.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.611
16.592
49
Rhönrand bei Fulda
Ich habe den LA zwar noch nicht abgeschlossen, bin aber auch bei Konstantys Auftauchen mächtig gestolpert. Ob das historisch verbürgt ist? Kann ich mir kaum vorstellen.
Ich weiß ja noch nicht, wie die Geschichte weitergeht, finde aber bisher diesen Konstanty mitsamt dm ganzen Handlungsfaden mit den zwei englischen Schwestern ziemlich entbehrlich. Mir kommt es allgemein so vor, dass sich der Autor mit allen Nebenfiguren und -handlungen ziemlich verzettelt hat. Dann hat ihm wohl der Verlag gesagt, dass er unbedingt kürzen müsse, und das hat er pflichtschuldig gemacht, aber nicht besonders geschickt - scheint mir.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.611
16.592
49
Rhönrand bei Fulda
Jetzt habe ich den LA fertig und immer deutlicher pellt sich das Grundgefühl heraus: was für ein Buch hätte das werden können!
Ich hoffe, noch den Finger draufzubekommen, woran es eigentlich liegt - für mein Empfinden wurde hier ein großartiger Romanstoff schlicht in den Sand gesetzt. Ich vermute, hauptsächlich liegt es an der Erzählstimme. Der Erzähler hat sich für eine Art ironischer Distanz entschieden, weil der Hintergrund des Nazi-Regimes das neuerdings nahezulegen scheint. (Ich habe mich nie so recht damit anfreunden können, aber es scheint so, als ob seit einigen Jahren Romane und Filme nach dem Inglorious Basterds-Prinzip ohne Ende boomen.)

Ich habe nur an ganz, ganz wenigen Stellen das Gefühl eines Aufblitzens von Echtheit, von Authentizität. Das ist an der zitierten Stelle mit der Sehnsucht so, und auch etwa in dem letzten Kapitel des LA mit Gili. An diesen Stellen scheint der galoppierende Roman plötzlich zur Ruhe zu kommen und wir haben die Gelegenheit, Sterne und Fernen zu sehen. Das ist aber viel zu selten der Fall. Dann kommt wieder ein Kapitel wie das mit dem wiedererlangten Hut, wo ich mich frage, welchen Nährwert das bloß hat in einem Zusammenhang, wo es viel Erzählenswerteres gibt, was uns verschwiegen wird.

Zwischen den Zeilen dieses Romans steht der Roman, den ich mir selbst über den Stoff schreibe. Hat der Autor das so beabsichtigt?
 

Amena25

Aktives Mitglied
23. Oktober 2016
695
882
44
Im Internierungslager wird sehr nett Gemüse gezüchtet, die üblichen Gruppierungen bilden sich, etc. etc. Langweilig. Auch Konsty hat es hierher verschlagen.
Das Aufeinandertreffen ist schon ein sehr großer Zufall! Aber Konsty wird wohl noch eine Rolle für das weitere Geschehen spielen.
Mich überrascht, wie ausführlich die Zeit im Lager geschildert wird, im Vergleich zu anderen Passagen seiner Reise.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Die Häsin

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
845
3.391
44
Im Internierungslager wird sehr nett Gemüse gezüchtet, die üblichen Gruppierungen bilden sich, etc. etc. Langweilig.
Was für eine geniale Zusammenfassung!!! :D

Auch Konsty hat es hierher verschlagen.
Ein sehr großer und passender Zufall!
Dieser dramaturgische Kniff hat mich ein wenig gewurmt. Das war mir zuviel Zufall.
Mir auch. Da dachte ich dann: jetzt wird das ZDF-Traumschiff-Drehbuch ausgepackt...Dramaturgisch gesehen.
Mir kommt es allgemein so vor, dass sich der Autor mit allen Nebenfiguren und -handlungen ziemlich verzettelt hat. Dann hat ihm wohl der Verlag gesagt, dass er unbedingt kürzen müsse, und das hat er pflichtschuldig gemacht, aber nicht besonders geschickt - scheint mir.
Das ist auch mein Eindruck - und dadurch bleibt alles in der Anekdote und der Oberflächlichkeit stecken.
Der Erzähler hat sich für eine Art ironischer Distanz entschieden, weil der Hintergrund des Nazi-Regimes das neuerdings nahezulegen scheint.
Für mich entsteht immer wieder der Eindruck, als ob hier etwas lächerlich gemacht werden soll, als ob die Figuren nicht ernst genommen werden und auch von uns nicht ernst genommen werden sollen. Ich hätte lieber 1000 Seiten gehabt, aber dann mit Tiefe, Gefühl, Trauer, Atmosphäre, allem drum und dran.

Zwischendurch lese ich den Roman mittlerweile eigentlich passagenweise auch mal ganz gern, aber auch nur, weil ich mich mittlerweile mit seiner Machart und Erzählweise abgefunden habe. Allerdings finde ich die an Slapstick grenzenden Szenen und Figurenzeichnungen sehr schwer zu verdauen.