Mich stören die offenen Fragen überhaupt nicht, sondern die Oberflächlichkeit, mit der manche Sachen betrachtet werden, und zwar so, dass es mich tatsächlich nicht mehr interessierte, was zum Beispiel mit Astrid passierte, zusammengeschrieben manchmal fast wie in einem Teenieroman oder in einer Vorabendserie.
Und das Happy-End-Feeling stört mich, kein zumindest kleiner Stich, keine Betretenheit weil Manu allein bleibt, weil keiner ihr wirklich geholfen hat, weil sie letztlich eben nicht ins Leben sondern in die Klinik sprang - und was bitteschön hat sich für die Figuren außer denen, die mit Friede-Freude-Eierkuchen davon kamen, geändert, das ich hätte herauslesen können?
Ich habe den Roman durchaus und von Beginn an so verstanden, dass Manu zwar der Mittelpunkt des Kreisels, aber eben nicht die Hauptprotagonistin ist (Auge des Sturms gefällt mir), und anfangs wurden Fäden der Wege von Personen geknüpft, deren Wandel und deren Brüche in ihrem Weg ich gern verfolgt hätte. Leider werden die oberflächlichen und klischeehaften Wege gegangen, die steinigen dagegen gemieden.
Gewandelt hat sich der Pummel-Teenie (oder auch nicht, vielleicht ist sie auch nur zufällig auf ein besonders dämliches Girlie gestoßen), ich wurde Zeuge, wie ein gescheiterter melancholischer Hutmacher-Vegetarier von DEM Mailänder Modeschöpfer entdeckt wird (warum arbeitet er eigentlich im Schlachthof? Gab es nix anderes? Wie praktisch für sein Leiden als Charakter im Roman, dass auch seine Mutter ihm Wurstbrote anbietet und am liebsten Tiere erschießt)
Tja, und von Theres erfahre ich, dass sie zwar plötzlich reich sein könnte dank der Info vom Pummel-Tennie zu ihren Kinderfiguren, sie von ihrem vor kurzem depressiven Ehemann für ein paar Stunden geliebt wird, nachdem die Kasse klingelte, er aber (welch Wandel und Bruch) plötzlich am nächsten Morgen tot ist.
Entschuldigt, wenn das ein bisschen derb ist, gestern war ich dem Buch irgendwie wohlgesonnener als heute, aber ins Positive wird sich bei mir wohl nichts verschieben.
Ich werde, weil ich fair sein möchte, die Rezension aber auch nicht sofort verfassen.
Natürlich wird die Autorin, wenn sie denn im Diogenes-Verlag veröffentlicht und von der Süddeutschen interviewt wird, ihrem Roman Tiefklang verleihen wollen. Aber mich überzeugt weder der Roman noch das was Simone Lappert dazu sagt.