5. Leseabschnitt: ab S. 287 bis Ende

Literaturhexle

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Das Rätsel um den Sprung wird aufgelöst: Manu erhebt sich, geht zur Dachkante und setzt den nächsten Schritt einfach ins Leere. Der Leser wird noch ein wenig im Ungewissen gelassen, aber letztlich ist sie ins Sprungkissen gefallen und unversehrt.

Theres geht normal wie jeden Morgen in den Laden. Als Werner nicht runter kommt, geht sie zu ihm hoch und findet ihn tot auf dem Sessel sitzend. Ein Schock!

Finn berichtet Felix, dass Blaser sehr wohl gewusst hat, dass Manu ausgeschlossen war.

Felix geht erstmal nach Hause, wo Monique auf ihn gewartet hat. Sie hat Verständnis für ihn, müde geht Felix wieder in den Keller zum Föhn...

Astrid erwacht mit Hannes im Hotelzimmer. Der erzählt ihr, dass er die Gärtnerin gestern versehentlich ausgesperrt hat. Astrid tobt, Hannes googelt, dass Manu nichts passiert ist. Anschließend sperrt Astrid Hannes auf dem Balkon aus und geht genüsslich frühstücken.

Egon wird von Tommaso aufgesucht und informiert, dass der große Ernesto Valone seine Hüte in die Kollektion aufnehmen will. Welch eine Chance!

Maren kommt wieder nach Hause, hat sich aber völlig geändert. Sie packt ihre Sachen und verlässt Hannes und die Wohnung. Sie möchte ihr Leben neu ordnen und "Limonade aus ihren Zitronen machen" ;)

Finn soll ein paar Sachen aus Manus Wohnung holen und stellt dabei fest, dass er wenig über sie weiß. Er findet aber auch die zwei Eisstiele von dem Eis, das sie beim Kennenlernen gegessen haben, was zeigt, dass auch er ihr etwas bedeutet. Danach geht er zur Klinik, bleibt aber davor im Regen unentschlossen stehen. Schließlich dreht er sich um, er will morgen wieder kommen...

Am Ende werden Manus Empfindungen beim Springen geschildert. Sie wollte immer nur ins Leben springen, nicht in den Tod.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das Ende ist für mich wieder einigermaßen versöhnlich. Hier kommen einige Erzählstränge nachdenklich und mit schönen Sätzen zu ihrem Ende. Ich konnte Felix gut verstehen. Er hat sich vorgenommen, mit Monique zu sprechen, aber nicht heute. Ein dienstliches Nachspiel muss er wahrscheinlich nicht fürchten, schließlich hat Blaser wichtige Informationen nicht weiter gegeben.

Bitter für Theres, dass Werner gestorben ist. Andererseits hatten sie zuvor noch einen schönen Tag und einen harmonischen Liebesabend miteinander, den sie ohne die Frau auf dem Dach vermutlich nicht gehabt hätten.

Maren findet endlich den Absprung: Sie will sich nicht mehr nach anderen richten, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen: Recht hat sie!

Die Geschichte um den italienischen Designer hätte ich nicht gebraucht. Neben der Erbgeschichte mit der enkelgeilen Schwiegermutter ist das für mich der Tiefpunkt des Romans, der hier ins Märchenhafte abgleitet. Egon zumindest findet hoffentlich noch den Mut, Roswitha seine Liebe zu erklären.

Ednas Handlungsweise wird vor dem Hintergrund ihrer Erlebnisse sehr nachvollziehbar. Allerdings finde ich bei ihr ohnehin wenig Schuld: Manu hätte sich artikulieren müssen, wie sie aufs Dach gekommen ist. Das Missverständnis wäre ruckzuck vom Tisch und die Polizei abgezogen gewesen. Aber dann gäbe es diesen Roman nicht ;)

Manches hätte mich noch mehr interessiert. Richtig klar sind mir Manus Beweggründe nicht geworden. Psychisch ist sie definitiv nicht ganz gesund. Ich würde mir wünschen, dass Finn und Manu sich zusammentun, sie tun sich gut.:heartarrow
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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@Literaturhexle : Danke, dass du hier angefangen hast!

Bitter für Theres, dass Werner gestorben ist. Andererseits hatten sie zuvor noch einen schönen Tag und einen harmonischen Liebesabend miteinander, den sie ohne die Frau auf dem Dach vermutlich nicht gehabt hätten.

Das fand ich wunderschön.

Manu hätte sich artikulieren müssen, wie sie aufs Dach gekommen ist. Das Missverständnis wäre ruckzuck vom Tisch und die Polizei abgezogen gewesen.

Klar wäre es für den Roman kontraproduktiv gewesen. Aber dennoch kann ich Manu nicht verstehen. Ich kann verstehen, dass man andere nicht um Hilfe bittet (tue ich auch nicht und hat sich schon oft als Fehler erwiesen). Wobei, wenn ich jetzt nachdenke (LRn sind echt nützlich! :)): Vielleicht hat sich Manu dermaßen über sich selbst aufgeregt, weil sie falsch auf das Aussperren reagiert hat (anfangs war sie ja ruhiger, mit dem Rumwerfen fing sie ja erst allmählich an), dass sie dann ihrer Wut über sich selbst und die Gaffer freien Lauf lassen musste. Hört sich vielleicht komisch an, kenne ich aber von mir (oder kannte ich zumindest). Aber wenn das der Grund ist, ist auf jeden Fall psychisch etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

Die Geschichte um den italienischen Designer hätte ich nicht gebraucht. Neben der Erbgeschichte mit der enkelgeilen Schwiegermutter ist das für mich der Tiefpunkt des Romans, der hier ins Märchenhafte abgleitet. Egon zumindest findet hoffentlich noch den Mut, Roswitha seine Liebe zu erklären.

Und die Geschichte von Winnie und Salome hat mir nicht gefallen.

Manu ist schließlich an allen vorbei gesprungen, d.h. niemand war mehr da, um den "Höhepunkt" zu sehen. Das vermeintlich Beste ist ihnen also entgangen. Man kann es natürlich auch so interpretieren, dass die Zuschauer das eigentliche Drama, den Sprung selbst, nicht sehen wollten. Aber ich interpretiere es mal so, dass Manu schließlich klammheimlich gegangen ist und allen ein Schnippchen geschlagen hat.

Das Dachdecken am Ende hat auch Symbolgehalt: Deckel drüber und gut ist's. Bald ist alles vergessen - zumindest für die glupschente Menge -, und man kann sich anderem zuwenden. Eigentlich traurig, aber realistisch.

Ich muss gestehen, dass mich doch einige(s) in diesem Buch an mich erinnert; Egon z.B., wie er gleich in Panik gerät und ein schlechtes Gewissen kriegt, weil er unverhofft angesprochen wird. Liegt das vielleicht auch an seiner Mutter/Kindheit?

Maren will nicht mehr "mitfahren. Irgendwo auf dem Beifahrersitz oder der Rückbank im Leben eines anderen sitzen. Sie wollte selbst ans Steuer." (S. 321f.) - Das ist auch so ein Satz, der mir richtig gut gefällt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Und die Geschichte von Winnie und Salome hat mir nicht gefall
Mir auch nicht! Das habe ich im letzten LA schon kommentiert: die Story könnte einem Kinderbuch (naja, vielleicht Jugendbuch;)) entsprungen sein. Sowas von leicht gestrickt....:confused:
Aber ich interpretiere es mal so, dass Manu schließlich klammheimlich gegangen ist und allen ein Schnippchen geschlagen hat.
Ich schließe mich dir an. Das passt auch dahingehend, dass sie sich in der Menge nicht wohlfühlt.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Die Geschichte um den italienischen Designer hätte ich nicht gebraucht. Neben der Erbgeschichte mit der enkelgeilen Schwiegermutter ist das für mich der Tiefpunkt des Romans, der hier ins Märchenhafte abgleitet

Diese Geschichte bzw. dieser Erzählstrang war für mich auch ein Bogen zu viel...und der Designer selbst zu klischeehaft. Hätte lieber mehr von Henry gelesen.

icht hat sich Manu dermaßen über sich selbst aufgeregt, weil sie falsch auf das Aussperren reagiert hat (anfangs war sie ja ruhiger, mit dem Rumwerfen fing sie ja erst allmählich an), dass sie dann ihrer Wut über sich selbst und die Gaffer freien Lauf lassen musste.
Ich glaube, als sie die Polizisten gesehen hat, hat es bei ihr aus Angst vor dem Eingesperrtwerden ausgesetzt. Hätte Erna sie gefragt, wäre das alles vielleicht nicht so weit gekommen...
Gut aufgezeigt wird, welche weitreichender Folgen dieses ganze Missverständnis hat - auch wenn nicht alle Linien glaubwürdig sind, da Stimme ich @Literaturhexle und auch @ElisabethBulitta zu!
Nichtdestotrotz hat mir der Roman gut gefallen.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Gut aufgezeigt wird, welche weitreichender Folgen dieses ganze Missverständnis hat - auch wenn nicht alle Linien glaubwürdig sind, da Stimme ich @Literaturhexle und auch @ElisabethBulitta zu!
Auch wenn ich es nicht wirklich nachvollziehen kann...ja, das könnte vielleicht passieren, wenn auch manche Seitenstränge für mich nicht sinnreich sind, und das viele Personal in meinen Augen ein bisschen Verschleierung dafür ist, dass es eine recht dürftige Geschichte für einen Roman ist, zumindest so wie es aufgezogen wurde.
Ein guter Ansatz, ein gelungener erster Abschnitt, der sich in mehr Tiefe bei den bereits eingeführten Figuren hätte steigern können. Aber so ist es mir doch zu oberflächlich geblieben, nirgendwo richtig hinter die Kulissen geschaut, nur kurz den Vorhang gelupft. Und für mich zu oft zu klischeehaft.
Der letzte Abschnitt war zwar etwas besser als die vorherigen, hat mich aber keinesfalls mit dem Buch versöhnt. Nein, es ist nicht mein Buch.
Wie meine Vorrednerinnen hätte ich sehr gut auf Ernestos Geschichte und auch auf Winnies und Salomes Geplänkel verzichten können. Statt dessen hätte mich Henry interessiert, oder ich hätte gern ein bisschen tiefer in die Seele von Edna geblickt. Vielleicht auch in die von Roswitha.
 
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Literaturhexle

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claudi-1963

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Unfassbar das Felix noch immer solch eine Angst hat Monique alles zu erzählen. Das hat mich etwas enttäuscht, das er mal wieder zur Tagesordnung über geht und den Föhn repariert. Das Manu dann einfach so springt damit hatte ich nicht gerechnet. Ob sie einfach kräftemässig nicht mehr konnte?
Theres war einer der wenigen die den Sturz von Manu gesehen hat, das sie kurz geschockt ist kann ich gut verstehen. Das sie dann Werner glücklich aber tot in der Wohnung auffindet ist schon sehr bewegend. Besonders nach dem tollen Tag und Abend gestern und Theres Entschluß nochmal mit ihm nach New York zu gehen. Trotzdem ein schöner tot so zufrieden einschlafen zu dürfen.
Wenigstens weiß Felix jetzt das Manu ausgesperrt wurde, ich hoffe er kann etwas für Manu tun. Den jetzt passiert ja genau das was sie nicht mehr wollte, das sie in die Psychiatrie muss. Schade das er mit Monique nicht geredet hat, aber ich hoffe das er es noch tun wird. Zumindest hatte ich das Gefühl das er anders zu Monique war.
Astrid ist für mich eine verlogene, scheinheilige Person. Da macht sie ihrem Mann vor das sie wegen Manu dort bleibt und stattdessen betrügt sie ihn lieber mit einem anderen. Und das es dann ausgerechnet Marens Mann ist mit dem sie fremdgeht und er auch noch zugibt das er sie angestellt hat ist einfach nur dreist. Köstlich fand ich dagegen das sie ihn dann ebenfalls auf den Balkon aussperrt. Hannes ist echt der letzte so einen egoistischen Typen habe ich selten erlebt. Nicht mal für Manu einsetzten möchte er sich, der hat nicht mal ein schlechtes Gewissen das er Manu ausgesperrt hat.
Egon und sein Hut das war die erfreulichste und schönste Nachricht die Tommaso ihm da mitbrachte. Für ihn freut es mich sehr das er die Möglichkeit bekommt sein Talent zu zeigen und man spürt auch die Freude bei ihm.
Auch Marens Konsequenzen die sie zieht finde ich klasse, ich hätte es bei einem Typen wie Hannes nicht anders gemacht. Und sie scheint wirklich ihr Selbstbewusstsein auf der Reise mit Jaris wiedergefunden haben.
Der Finn und Manus Abschnitt fand ich etwas nichtssagend und traurig. Ich hätte mir da schon ein besseres und schöneres Ende für die beiden gewünscht. Auch das es vielleicht doch noch aufgeklärt wird, das sie wirklich ausgesperrt war. Solche offenen Enden hasse ich einfach, bei denen man dasteht und denkt da fehlt jetzt aber noch einiges.

Ich denke der Geschichte hätten auch ein paar Personen weniger ausgereicht und die dafür lieber etwas intensiver und zu Ende gedacht.
 

claudi-1963

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Ich glaube, als sie die Polizisten gesehen hat, hat es bei ihr aus Angst vor dem Eingesperrtwerden ausgesetzt. Hätte Erna sie gefragt, wäre das alles vielleicht nicht so weit gekommen...
Ich vermute eher, das Manu dachte oje nicht der schon wieder, der konnte mir schon gestern nicht helfen und hat mir nicht geglaubt.
 

claudi-1963

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Die Geschichte um den italienischen Designer hätte ich nicht gebraucht. Neben der Erbgeschichte mit der enkelgeilen Schwiegermutter ist das für mich der Tiefpunkt des Romans, der hier ins Märchenhafte abgleitet. Egon zumindest findet hoffentlich noch den Mut, Roswitha seine Liebe zu erklären.
Stimmt die Geschichte hätte es nicht gebraucht, aber ich fand es war ein schönes Ende für Egon, da wusste man wenigstens was kommen würde. Bei den anderen hingegen ist für mich alles noch zu offen gelassen, das finde ich schade.
Manu hätte sich artikulieren müssen, wie sie aufs Dach gekommen ist. Das Missverständnis wäre ruckzuck vom Tisch und die Polizei abgezogen gewesen.
Aber Manu hatte sich doch artikuliert, aber keiner wollte ihr doch glauben. Ich denke dadurch kam dann auch die Wut und die steigerte sich noch durch die vielen Schaulustigen. Ich vermute hätte sie vom Balkon gleich um Hilfe gerufen, dann wäre sicher alles anders gekommen. Aber wahrscheinlich dachte sie das sie vielleicht vom Dach aus runter kommen kann.
Und die Geschichte von Winnie und Salome hat mir nicht gefallen.
Das ist eher so eine Geschichte die ich nicht gebraucht hätte. Ok die Leute wo im nachhinein dann irgendwie zu Manu führen oder sie kannten sind ok aber alles andere war manches zu viel des guten.
Maren will nicht mehr "mitfahren. Irgendwo auf dem Beifahrersitz oder der Rückbank im Leben eines anderen sitzen. Sie wollte selbst ans Steuer." (S. 321f.) - Das ist auch so ein Satz, der mir richtig gut gefällt.
Ja das hat mir auch gut gefallen und der Satz steht für eine neue eigenständige Maren.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Dieser Leseabschnitt ist zu Ende und ich sitze etwas fragend hier.

Alles ist zu Ende, einiges wurde geklärt, anderes wurde offen gelassen. Hhmm. ... Okay! Aber was ist eine Grundaussage? Was ist die Geschichte? Ich sehe bei vielen hier ein Warum? Ich fühle mich nicht an einem Ende. Da fehlt mir noch recht viel. Und das macht mich unzufrieden und ich kriege etwas schlechte Laune!!!

Das Buch lies sich gut lesen und ist an manchen Stellen auch interessant geschrieben.

Aber schlussendlich .. lässt mich dieses Buch unzufrieden zurück. Und das gefällt mir überhaupt NICHT!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Okay! Aber was ist eine Grundaussage? Was ist die Geschichte? Ich sehe bei vielen hier ein Warum?
Das macht das Buch ein bisschen leicht, finde ich. Es gibt kein Warum. Alles ist konstruiert.
Manche Charaktere berühren: Manu, Felix, Edna, Theres und Henry. Von ihnen hätte ich gern mehr erfahren. Inbesondere bei Manu und Henry wird man im Regen stehen gelassen.
Andere Geschichten verlieren sich im Klischee, im Lustspiel.

Laut r Klappentext soll gezeigt werden, was so eine Situation aus den Menschen macht sinngemäß....
Abgesehen von den Glotzern erscheint mir da wenig Spezifisches zu geschehen. Gute Unterhaltung. Mehr nicht.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Laut r Klappentext soll gezeigt werden, was so eine Situation aus den Menschen macht sinngemäß....
Abgesehen von den Glotzern erscheint mir da wenig Spezifisches zu geschehen. Gute Unterhaltung. Mehr nicht.
Aber bei vielen war es ja nicht mal die Situation die was gemacht hat, das hätte auch aus einem ganz anderen Ursprung heraus geschehen können.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Das macht das Buch ein bisschen leicht, finde ich. Es gibt kein Warum. Alles ist konstruiert.
Manche Charaktere berühren: Manu, Felix, Edna, Theres und Henry. Von ihnen hätte ich gern mehr erfahren. Inbesondere bei Manu und Henry wird man im Regen stehen gelassen.
Andere Geschichten verlieren sich im Klischee, im Lustspiel.

Laut r Klappentext soll gezeigt werden, was so eine Situation aus den Menschen macht sinngemäß....
Abgesehen von den Glotzern erscheint mir da wenig Spezifisches zu geschehen. Gute Unterhaltung. Mehr nicht.

Nun ja, für Edna und Felix war dieses Erlebnis ein Anlass, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, indem sie mit ihrer Geschichte konfrontiert wurden, die sie belastet hat. Was sie daraus machen, steht auf einem anderen Blatt. Und ich denke auch, es wäre zu viel, ihre Geschichte weiterzuspinnen. Für Maren war es ein Grund, aus ihrem Leben auszubrechen. Theres und ihrem Mann hat sie trotz aller Tragik ein paar schöne Stunden beschert. Was Henry betrifft: Ich wüsste gerne, was ihm widerfahren ist, dass wir das nicht erfahren, finde ich sehr traurig. Aber andererseits glaube ich nicht, dass sein Leben sich grundsätzlich ändern wird.

Ich finde diese offenen Anstöße nicht schlecht. Denn ehrlich gesagt fände ich es, gerade in Hinblick auf Edna, Felix und Henry schrecklich, wenn sich alles in Wohlgefallen auflösen würde. Das käme zwar bestimmt gut an, aber ich bin immer kritisch, wenn ich so etwas lese, höre, sehe ...
 
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Mikka Liest

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14. Februar 2015
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@Literaturhexle

Das habe ich tatsächlich ganz anders empfunden! Ich hatte das Gefühl, dass die Erzählstränge zwar im Verlauf der Geschichte nach und nach zusammenliefen, sich am Ende aber eher verzetteln oder einfach aufgegeben werden.

Warum wird ausgerechnet die Geschichte mit den Hüten auf so märchenhaft-unrealistische Art abgeschlossen, während so viele in meinen Augen interessantere Handlungsstränge einfach abbrechen? Felix und sein ungeborenes Kind, die beiden Obdachlosen, Edna und ihr Trauma, die Frage, ob Hannes jemals gestehen wird, dass er Manu ausgesperrt hat, was sie vielleicht aus der Psychiatrie bringen könnte, Astrid und ihre missglückte Ehe und so weiter. Das muss sich nicht alles in einem Happy End auflösen, aber vieles bleibt einfach im leeren Raum stehen.

Mit Werners Tod habe ich nicht gerechnet, frage mich aber nun, warum die Sache mit den Überraschungseiern dann so sehr ausgewalzt wurde, wenn auch das einfach im Leeren verläuft. Sollte dass den Schockmoment des plötzlichen Todes verstärken?

Ich kann offene Enden durchaus mögen, aber hier erscheint mir die Auswahl, was offen bleibt und was nicht, fast willkürlich.

Ich hatte es so verstanden, dass Manu versucht hat, der Polizei begreiflich zu machen, dass sie nur ausgesperrt wurde, dass man ihr aber nicht geglaubt hat, Blaser sei Dank...

@ElisabethBulitta

Ja, Manu kann definitiv Therapie brauchen, aber ich glaube, die Psychiatrie ist für sie der genau falsche Ort. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr eine betreute Kur, irgendwo im Grünen und mit viel Spaziergängen, sehr gut tun würde.

Ich denke auch, sie hat ganz bewusst gewartet, bis niemand mehr hinschaut und ist dann erst gesprungen, um den Gaffern die Befriedigung nicht zu gönnen.

Ich vermute, Egon konnte einfach nicht mehr glauben, dass ihm wirklich etwas Gutes passiert, einfach so. Er war lange sehr unglücklich mit seinem Leben, und dann kommt jemand und serviert ihm seinen Lebenstraum auf dem silbernen Tablett.

@Querleserin

Ich hätte es auch gut gefunden, wenn die Hüte weniger und andere Dinge mehr Raum bekommen hätten...

@KrimiElse

Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass diese Geschichte sehr viel Potential hat, das aber nicht voll ausschöpft. In manchen Dingen wäre weniger mehr gewesen, und in anderen umgekehrt. Im Endeffekt bleibt mir auch zu viel zu oberflächlich.

Auch bei den Personen stimme ich dir zu. Warum wird zum Beispiel der junge Obdachlose als Charakter eingeführt, wenn seine Geschichte dann doch nur angedeutet bleibt und in keinster Weise aufgelöst wird?

@claudi-1963

Das Buch hat überraschend viele "fast-Enden". Fast hätte Felix sich überwunden, Monique von Iggy zu erzählen. Fast hätte Finn Manu besucht. Fast hätte sich Astrid einen Ruck gegeben und ihrer Schwester beigestanden. Fast hätte sich noch aufgeklärt, dass Manu nur ausgesperrt wurde, so dass sie nicht in die Psychiatrie eingewiesen worden wäre.

Astrid hat mich auch sehr enttäuscht. Moralischer Ausverkauf auf jeder Ebene. Und ich fand es auch ein wenig zu viel des Zufalls, dass sie zufällig mit dem Mann fremdgeht, der ihre Schwester ausgesperrt hat.

@renee

Genau, mir fehlt da auch noch was. Wie gesagt, offene Enden sind gut und schön – aber das funktioniert für mich meist dadurch, dass an diesem Punkt die Botschaft des Buches schon klar genug vermittelt wurde, so dass nicht jeder Handlungsstrang zu Ende erzählt werden muss.

Ich wollte das Buch mögen, und es hat auch einige gute Aspekte, und die Charakter-Konstellation hat viel Potential... Aber die Mischung geht für mich nicht wirklich auf.

@Literaturhexle

Stimmt, du hast recht... Alles wird im Detail konstruiert, um am Schluss funktionieren die offenen Enden deswegen nicht, weil dieses Gerüst wegbricht, ohne dass die Geschichte selber bestehen kann.

@ElisabethBulitta

Nein, alles in Wohlgefallen auflösen, das will ich auch nicht, bloß nicht! Aber mir fehlte da einfach noch was. Bei Astrid zum Beispiel konnte ich keinerlei Entwicklung sehen, und Henrys junger Freund bleibt fast Staffage... Ja, ich glaube, das ist es, was mir vor allem fehlt: eine tiefergehende Entwicklung mancher Charaktere.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich habe gerade diesen Artikel in der Zeit über das Buch gelesen:
https://www.zeit.de/2019/35/simone-lappert-schriftstellerin-roman-diogenes-verlag-karriere

Zitat:

[zitat]Wer die junge Frau ist und weshalb sie auf dem Dach steht, bleibt ungewiss, sie ist das Auge des Orkans. Simone Lappert hat sich bewusst dazu entschieden: "Ich wollte Manu keine Deutungshoheit geben." Würde das Buch die offenen Fragen beantworten, wäre das eine Besänftigung, die Lappert so nicht will. "Zu beruhigen ist nicht die Aufgabe der Kunst.[/zitat]

Und:

[zitat]Andere Male spüre sie, dass sie einer Figur noch weiter folgen wolle. So war es zum Beispiel bei dem Hutmacher Egon, der sein Geschäft aufgeben musste und im Roman zunächst nur einen kleinen Auftritt hatte.[/zitat]

Ich glaube, ich muss das Buch noch ein paar Tage sacken lassen und vor allem dem nachspüren, weswegen ich mich jetzt gerade enttäuscht fühle. Was vermisse ich an der Auflösung, und inwiefern kann ich nachvollziehen, was die Autorin damit meint, wenn sie sagt, eine Beantwortung der offenen Fragen sei eine von ihr unerwünschte Besänftigung? Vor allem muss ich für mich ausloten, was für mich Kern und Sinn des Buches sind.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Skepsis bei mir nach reiflicher Überlegung noch umkippt in Begeisterung.