5. LA: "Erinnerte Memoiren" - Teil III., II. und IV. (Seite 301 bis 367)

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.295
10.432
49
49
Warum eigentlich? Was ist so gefährlich an einer ebenbürtigen oder überlegenen Frau? Dass sie nicht alles einfach hinnimmt, dass sie Dinge in Frage stellt, dass sie sich vom Mann abwendet?
Ich frage mich wirklich, was die Männer fürchten? Ein starker Mann, im Sinne von gefestigt, profitiert doch von einer intelligenten Frau. Was braucht man Hierarchien in Beziehungen? Eine Beziehung wird doch besser, wenn jeder seine Stärken einbringen
Spielt da vielleicht die Zeit erschwerend mit hinein? Natürlich gibt es Männer die so denken auch heute noch, aber damals war die Struktur noch anders, der Mann verdiente das Geld, die Frau war für die gesellschaftliche Stellung und die Ausrichtung der Anlässe verantwortlich. In Andrews Augen ist das wahrscheinlich schon eine Diskrepanz, die seine Überlegenheit unterstreicht, gepaart mit seinem Ego, kommt dann das heraus?!
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.295
10.432
49
49
Das funktioniert literarisch, also hier in diesem Roman - aber ich glaube nicht, dass es in der Realität auch so ist. Andrew wüßte doch genau, was er mit seiner Frau zusammen gemacht hat und was nicht. Ich glaube nicht, dass ein gesunder Mensch sich selbst so betrügen könnte. Vor allem dann nicht, wenn er ein analytischer Mensch ist.
Und im Roman, selbst dort, habe ich eher den Eindruck, er prüft Ida, ob sie aufmuckt.
Denke du hast recht. Andrew scheint generell vieles vorauszuahnen, oder halt gut kombiniert. Mir kam auch der Gedanke, dass die Wohnung für Ida nicht nur aus den von ihm genannten Gründen eingeführt wurde.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.295
10.432
49
49
und Eifersucht. Er war mit Mildred befreundet, vielleicht hatte Andrew das Gefühl, Vanner könne seiner Frau was geben ( intellektuelles Verständnis ), was ihm fehlt
Manchmal frage ich mich, ob Vanners Version von Mildred nicht dichter an der Realität ist als die von Andrew. Denn in meinen Augen spielt auch Hass nie Rolle bei Andrews Bestreben ihn zu vernichten. Um sein Selbstbildnis nicht zu beschmutzen, benötigt er natürlich auch eine Frau, die so ist, wie er es sich vorstellt und von außen gut passt
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.295
10.432
49
49
Dieser Abschnitt verhindert die Veröffentlichung, denn Andrew stirbt früh und unverhofft. Eine Wendung die ich nicht vorausgeahnt hatte. Auch der Vater von Ida hat mich überrascht, für mich war Jack für das verschwinden verantwortlich, die Intention des Vaters dahinter erschließt sich mir nicht so ganz. Da Ida aber den Kontakt zu ihm weiter sucht, er ihr nach wie vor unheimlich wichtig ist, tendiere ich eher dazu glauben, dass er nichts Böses im Sinn hatte damit.

Da die gefundenen Schriften von Mildred sehr unleserlich sind, habe ich Bedenken, ob die Memoiren wirklich große Schlüsse zulassen werden. Aber selbst wenn sie kein einheitliches GesAktbild liefern sollten, bin ich begeistert von der Vielschichtigkeit und dem Konzept des Romanes. Ich habe noch nichts vergleichbares gelesen
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Die Übersetzung halte ich für hervorragend!

Das finde ich auch! Gut, dass du es noch einmal erwähnst, hoffentlich vergesse ich es nicht in meiner Rezi. Das passiert mir leider zu häufig. Auch die Übersetzer:innen eines Buches gehören gelobt. Und hier ist das eindeutig dran.

Hmmm. Also ich kenne natürlich nicht das Original. Aber es gibt schon ein paar Stellen, die etwas komisch bzw. ungelenk für mich klingen. Das hätte ich auf die Übersetzung geschoben. Auf die Schnelle finde ich die gerade nicht mehr. Habe sie mir leider nicht notiert.

Spannend, dass euer Eindruck ein ganz anderer ist. Ich lese den letzten Abschnitt mal aufmerksamer im Hinblick auf diesen Punkt. Vielleicht ändert sich meine Meinung dann noch.

Deshalb wäre der amerikanische Titel aussagekräftiger gewesen, auch wenn im Deutschen die Doppeldeutigkeit verloren geht. Aber für mich war es auch mehr ein Roman über das Finanzwesen und die darin involvierten Menschen als um das Thema Treue. Dann noch eher „ Vertrauen“. Wem kann man trauen, wem glauben, welcher Erzähler schreibt die Wahrheit?

Dem schließe ich mich an. Den Begriff "Treue" verbinde ich eher mit persönlichen (Liebes-)Beziehungen. Spontan hätte ich den Originaltitel auch eher mit "Vertrauen" übersetzt.
Man hätte es aber auch bei Trust lassen können.
Egal, auch so bleibt der Roman ein Sahnestück.

Absolut! Das ist genau mein Gedanke. Der Titel passt bisher irgendwie nicht. Ich bekomme ihn mit dem Inhalt nicht überein - im Gegensatz zum Original.

Titel sind vielleicht gar nicht so wichtig; sie sind ein Teil der Verpackung.

Da möchte ich widersprechen. Der Titel ist nicht unwichtig. Er ist der allererste Eindruck und entscheidet darüber, ob ich zu einem Buch greife oder nicht. Wenn der Verlag das vermurkst, hat ein Roman deutlich schlechtere Karten beim Publikum. Er gehört für mich immer zur Bewertung dazu.
 
  • Like
Reaktionen: GAIA und Emswashed

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Ich lese auch sehr gerne Biographien. Sicherlich weiß man danach nicht alles über den Portraitierten, aber immer mehr als die reinen Fakten.

Ich bringe Biografien schon immer viel Skepsis entgegen. Deshalb ist das nicht mein Genre. Dieser Roman bestärkt mich darin. :grinning

Dieser Abschnitt verhindert die Veröffentlichung, denn Andrew stirbt früh und unverhofft. Eine Wendung die ich nicht vorausgeahnt hatte.

Das hat mich auch kalt erwischt. Auf solche Überraschungen hatte ich aber auch gehofft. Sonst wäre Idas Teil nur halb so interessant gewesen.

Aber selbst wenn sie kein einheitliches GesAktbild liefern sollten, bin ich begeistert von der Vielschichtigkeit und dem Konzept des Romanes. Ich habe noch nichts vergleichbares gelesen

Da stimme ich vollends zu. Ich hoffe, der letzte Abschnitt kann dieses hohe Niveau halten.