Ich tue mich immer schwer mit "Empörungsbüchern", also Bücher bei denen man sich an einem Thema hochschaukelt und man nicht mehr weiß, wohin man mit seiner Empörung soll. Ich lese solche Bücher eher "lösungsorientiert" und versuche aus all den negativen Gedanken, etwas Positives für mich mitzunehmen. Daher habe ich mich in dieser Leserunde bei den Diskussionen über die Ungerechtigkeiten von Frauen zurückgehalten.
Für mich standen also die positiven Momente in diesem Buch im Vordergrund, bspw. die Versuche der Schülerinnen, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Oder die Mutter von Jiyoung, die scheinbar die Rolle der zurückhaltenden Ehefrau und Schwiegertochter spielt, aber in Wirklichkeit ihr eigenes Ding macht und Mittel hat, sich gegenüber ihres Göttergatten durchzusetzen. Aber auch die Entwicklung von Jiyoung zu einer selbstbewussten Frau, die erkennt, wie die Männerdominanz in der Gesellschaft funktioniert, dass dies aber nicht richtig ist und dass Änderungen hermüssen.
Umso ärgerlicher war für mich das Ende des Romans, indem sich Jiyoung als Opferlamm präsentiert. Man könnte ketzerisch behaupten, dass die Botschaft des Romans dadurch in die falsche Richtung gelenkt wird und am Ende lautet: Frauen werden benachteiligt, das ist nun mal so. Wehren ist zwecklos. Wer dies nicht akzeptieren will, wird am Ende auf der Strecke bleiben..
Das ist gar nicht gut und doch sicher nicht die Intention der Autorin gewesen. Daher ist das Ende für mich fast schon ein böser Schnitzer der Autorin.
Aber insgesamt habe ich diesen Roman gern gelesen. Der Blick auf Südkoreas moderne Gesellschaft, die immer noch von alten Familienrollen geprägt ist (s. den Status und Einfluss einer Schwiegermutter aus Sicht einer Schwiegertochter oder das Thema "Stammhalter"), ist hochinteressant. Genauso wie die Fakten, Statistiken etc., die die Autorin in den Roman einflicht.
Sprachlich ist der Roman unauffällig, was aber in Ordnung geht. Denn der Inhalt steht im Vordergrund.