5. Erzählung "Der Veteran" (S. 229 - 239)

Literaturhexle

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Hier erfahren wir nun, wie der Junge als alter Mann zum Ende kam...

Offenbar gilt er in seinem Heimalort als Held, auch wenn sein militärischer Rang das nicht widerspiegelt. Mit seinem kleinen Enkel geht er zum Kaufmann. Der Enkel reagiert höchst irritiert, weil der Opa eingestanden hat, im Krieg große Angst gehabt zu haben und auch weggelaufen zu sein. Insofern steht Henry heute zu seinen Schwächen.

Beim Brand zeigt er wieder Heldenmut. Während die Jüngeren besoffen am Rand stehen, rettet er die Tiere aus den Flammen. Am Schluss scheitert er bei den geliebten Fohlen des Enkels. Der Rauch leuchtet rosa, als Henry darin umkommt:
[zitat]Nicht einmal die unendliche Finsternis des Alls würde je imstande sein, die wahre Farbe seiner Seele in Zweifel zu ziehen. [/zitat] Ende

Schöne Erzählung. Auch hier noch ein schöner Vergleich, der Henrys Ende vielleicht vorweg nimmt:
[zitat]Es war eine Flamme, die an ihrer tödlichen Mission keine Zweifel ließ, ähnlich wie das unheilverkündende Banner eines triumphierenden Feindes. 236 [/zitat]
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Der Enkel reagiert höchst irritiert, weil der Opa eingestanden hat, im Krieg große Angst gehabt zu haben und auch weggelaufen zu sein. Insofern steht Henry heute zu seinen Schwächen.
Allerdings macht gerade das sein Heldentum glaubwürdig. Und ein richtiger Held ist einer, der seine Angst besiegt, nicht einer, der keine Angst kennt.
Beim Brand zeigt er wieder Heldenmut. Während die Jüngeren besoffen am Rand stehen, rettet er die Tiere aus den Flammen.
Ich glaube, er ist durch seine eigenen Erzählungen über sein heldenhaftes Verhalten erst in die Rolle hineingewachsen und tritt hier nun den Beweis dafür an.
Wie wäre er dagestanden vor den anderen und vor allem vor seinem Enkel, wenn er hier gekniffen hätte.
 

Literaturhexle

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Ich glaube, er ist durch seine eigenen Erzählungen über sein heldenhaftes Verhalten erst in die Rolle hineingewachsen
Hm. Hineinģewachsen schon. Aber nicht unbedingt durch Geschichten. Das Leben hat ihn reifen lassen. Er hat soviel Elend im Krieg gesehen, dass er es vielleicht nicht ertragen kann, dass seine Tiere qualvoll verbrennen. Zumal sein Enkel gerade an den Fohlen besonders hängt.
Auch in einem solchen Moment handelt man wohl eher intuitiv und hofft, dass man es schafft.
Ob Henry nun im Krieg ein Held War, sei dahingestellt. Beim Brand zeigt er Courage.
 

RuLeka

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Hm. Hineinģewachsen schon. Aber nicht unbedingt durch Geschichten. Das Leben hat ihn reifen lassen. Er hat soviel Elend im Krieg gesehen, dass er es vielleicht nicht ertragen kann, dass seine Tiere qualvoll verbrennen. Zumal sein Enkel gerade an den Fohlen besonders hängt.
Auch in einem solchen Moment handelt man wohl eher intuitiv und hofft, dass man es schafft.
Ob Henry nun im Krieg ein Held War, sei dahingestellt. Beim Brand zeigt er Courage.
Wie interpretierst Du den letzten Satz? Für mich klingt er so, als hätte Henry den letzten Beweis geliefert, dass er kein Feigling ist. Als hätte diese Frage zeitlebens auf ihm gelastet.
 

Literaturhexle

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Wie interpretierst Du den letzten Satz? Für mich klingt er so, als hätte Henry den letzten Beweis geliefert, dass er kein Feigling ist. Als hätte diese Frage zeitlebens auf ihm gelastet.
Mit der Rettung der Tiere beweist er seinen Mut und seine Courage. Die rosafarbenen Rauchwolken beziehen sich m.E. auf seine Seele: er war ein guter Mensch. So hat er sich in dieser Erzählung ja auch gezeigt.
Die "Sünde" des Desertierens, so es eine war, ist längst vergeben.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Die nachträglich hinzugefügten Szenen des Veterans sind leider genau so schwülstig wie der Rest. Das ist überaus tragisch, weil ich geneigt war, diese Überhöhungen als bewussten Kontrast zum gemeinen Kriegsgeschehen zu sehen, und muss mich jetzt berichtigen, es ist einfach Cranes grauenhafter Stil. Mist, jetzt muss ich die Rezi ummodellieren.
 

Emswashed

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"Der Veteran" dreht die Geschichte, die ja eigentlich auch keine Geschichte, sondern eine Gefühlsbestandsaufnahme ist, nochmal völlig.

Vielleicht ist die Moral, oder die Quintessenz, die, dass Heldentum (nochmal in den Stall zu rennen) eigentlich immer nur zum Tod führen kann. Hätte Henry früher schon echten Mut bewiesen, wäre er nie Opa geworden?!

Die Rede von der Angst im Krieg, kann er sich inzwischen "leisten", durch sein Alter und seiner gefestigten Stellung in der Gesellschaft (Enkel, Farm).
Ich weiß nicht, ob ich soweit gehen möchte, dass er seinen Enkel vor ähnlichen Unsicherheiten in gefährlichen Situationen bewahren will, denn dann wäre er nicht in den Stall gelaufen.

Ich bin immer noch sehr zwiegespalten.
 

RuLeka

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Die nachträglich hinzugefügten Szenen des Veterans sind leider genau so schwülstig wie der Rest. Das ist überaus tragisch, weil ich geneigt war, diese Überhöhungen als bewussten Kontrast zum gemeinen Kriegsgeschehen zu sehen, und muss mich jetzt berichtigen, es ist einfach Cranes grauenhafter Stil. Mist, jetzt muss ich die Rezi ummodellieren.
Das ist eindeutig nicht Dein Autor.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Und ein richtiger Held ist einer, der seine Angst besiegt, nicht einer, der keine Angst kennt.
Genau so würde ich es auch interpretieren, allerdings fand ich diese Geschichte etwas überflüssig. Weiß man, wann diese Geschichte geschrieben wurde. War sein Buch schon sehr bekannt und er hat das noch nachgeschoben oder wurde sie zeitnah veröffentlicht?
 

Barbara62

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Genau so würde ich es auch interpretieren, allerdings fand ich diese Geschichte etwas überflüssig. Weiß man, wann diese Geschichte geschrieben wurde. War sein Buch schon sehr bekannt und er hat das noch nachgeschoben oder wurde sie zeitnah veröffentlicht?
Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass das Buch als Fortsetzungsroman veröffentlicht wurde. Dann hätte er es im Laufe des Erscheinens noch ergänzen können.
 

Barbara62

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Eure Kritik an diesem Schlusskapitel mag berechtigt sein, aber ich habe sie für meinen Frieden gebraucht. Henry als liebenden Opa zu sehen, hat mir einfach wohlgetan. Er hat seinen Frieden mit seinem "Versagen" gemacht und er weiß inzwischen, dass er sich nicht dafür schämen muss, so habe ich das interpretiert. Und seinem Enkel gibt er das so weiter, damit der sich von anderen nichts vorlügen lässt. Jim soll nicht an die gleichen Märchen glauben, wie Henry es als junger Mann getan hat.
Und dass Henry die Tiere rettet, war was für mein Herz :heart... :). Er hat sich trotz allem seine Menschlichkeit bewahrt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Können wir uns darauf verständigen, dass Crane einen Jungen zeigt, der in eine Situation "hineinstolpert", der er in keinster Weise gewachsen ist? Und diese Überforderung lässt ihn irrational handeln und von einem Extrem ins nächste fallen? Und als alter Mann hat er das begriffen?
Für mich klingt das gut.
Schade, dass er sterben muss. Ich hätte ihm noch ein paar schöne Jahre mit seinem Enkel gewünscht.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Henry ist schon lange wieder zurück in der Normalität. Hier wird er nicht von einem kriegerischen Rausch vorangetrieben, sondern ist ein ganz normaler, liebender und empathischer alter Mann. Nur der Krieg etwas aus ihm gemacht, das uns wenig sympathisch war.