Rezension (5/5*) zu Stoner: Roman von John Williams

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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11.188
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München
William Stoner ist der Sohn armer Farmer in Missouri Anfang des letzten Jahrhunderts. Er wächst unter ärmlichen und entbehrungsreichen Verhältnissen auf. Seine Eltern sparen eisern, damit er Landwirtschaft studieren kann. William aber entdeckt auf der Universität seine Liebe zur Literatur, wird Professor und kehrt nicht mehr in sein altes Leben zurück.

John Williams beschreibt dieses Leben über zwei Weltkriege hinweg. Es ist ein ruhiges Leben, bescheiden und ziemlich ereignislos, aber immer aufrecht und geradlinig. Ist es ein glückliches Leben? Eher nicht. Seine Ehe mit Edith, die er als Student kennenlernt, ist im Grunde von Anfang an eine Katastrophe, ein entfremdetes Nebeneinander, das nie wieder besser wird.

John Williams gelingt mit diesem Buch aber etwas ganz Seltenes: er schafft Charakterstudien, die einem auch nach der Lektüre im Gedächtnis bleiben. Sogar Edith, diese gedankenlose, boshafte und völlig unempathische Frau gehört in diese Kategorie. Oder Lomax, der behinderte Professoren-Kollege, der über Jahrzehnte zu Stoners Gegenspieler wird, ist in der Raffinesse seiner Bosheit und der Durchtriebenheit seiner Dialoge eine faszinierende Figur.

Und dann gibt es da die Liebe, die echte Liebe, nicht zu Edith, seiner Frau, sondern zu einer seiner Studentinnen. Es ist beinahe richtig und konsequent, dass in dieser Geschichte diese Liebe keine Erfüllung findet und ihr nur eine sehr kurze, aber umso intensivere Zeit gewährt wird.

Trotzdem berauscht dieser Roman irgendwie, durch seine Sprache, durch die Standhaftigkeit, mit der William Stoner durch sein Leben geht, durch seine Liebe zur Literatur, die ihm Halt gibt und durch seine bewundernswerte Zähigkeit, mit der er immer Schritt für Schritt weiter geht.

Helmut Pöll

von: Helene Luise Köppel
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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..ich kann es Dir wirklich nur besten Gewissens ans Herz legen, @parden , eines der besten Bücher, die ich seit langem entdeckt habe...und hier entdeckt...;)
 

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