Rezension (5/5*) zu Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern von Marissa Meyer

M

Mikka Liest

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Das Buch ist eine moderne Neuinterpretation des Märchens "Aschenputtel", auch bekannt als "Cinderella" - aber wer jetzt singende Disney-Prinzesschen vor seinem inneren Auge sieht, sollte diesen Gedanken ganz schnell wieder aus seinem Kopf verbannen!

Denn Cinder ist eine taffe, entschlossene Heldin, die so gar nicht in die bekannten Märchenklischees passen will. Als Kind hat sie furchtbare Verletzungen überlebt, und seitdem ist sie ein Cyborg und damit in ihrer Welt so ziemlich der letzte Abschaum. Aber sie ist auch die beste Mechanikerin des Königreichs und eine intelligente, mutige junge Frau, die sich so einfach nicht unterkriegen lässt. Mir hat sie richtig gut gefallen, eine Heldin ganz nach meinem Geschmack!

Auch die anderen Charaktere fand ich wunderbar geschrieben, allen voran natürlich Prinz Kai, der eines Tages an Cinders Stand auf dem Markt auftaucht, um einen Androiden bei ihr reparieren zu lassen. Er kam mir einerseits sehr jung und fast schon naiv vor, etwas unbeholfen und tapsig wie ein Welpe - ich fand richtig rührend, wie er um Cinders Aufmerksamkeit wirbt! Andererseits merkt man aber auch, dass aus ihm einmal ein großartiger König werden wird, und dass er mutig und selbstlos sein kann. An ihm gefiel mir besonders, dass er sich im Laufe des Buches deutlich weiterentwickelt.

Die Romantik hält sich in diesem Buch eher zart und unaufdringlich im Hintergrund, aber ich fand sie sehr schön geschrieben.

Den Schreibstil fand ich auch sonst wunderbar aussagekräftig, mit vielen bunten Details, so dass man sich das wimmelnde Leben in New Beijing problemlos bildlich vorstellen kann. Die Autorin baut immer wieder eine dichte, lebendige Atmosphäre auf, in die man richtig eintauchen kann. Auch eine Prise Humor fehlt nicht, so dass ich beim Lesen oft schmunzeln musste.

Spannung erzeugt Marissa Meyer mühelos, so dass ich das Buch zwischendurch kaum weglegen konnte! Da schlug mal wieder dieser Fluch zu, den jeder begeisterte Vielleser kennt: der "Nur noch ein Kapitel!"-Fluch, der dazu führt, dass man morgens, wenn der Wecker klingelt, noch völlig verschlafen und benommen ist...

Aber der allergrößte Pluspunkt des Buches ist seine ungeheure Originalität. "Wie Monde so silbern" ist nicht nur einfach "Aschenputtel mit Cyborgs", sondern etwas ganz Eigenes, Kreatives, bisher gänzlich Unbekanntes - und dennoch kann man die Grundessenz des Märchens noch zwischen den Zeilen spüren.

Fazit:
Märchen trifft Science Fiction - was für eine Mischung! Das Ergebnis ist in meinen Augen wahrscheinlich die einfallsreichste Märchenneuerzählung, die ich je gelesen habe, mit starken Charakteren, die Marissa Meyer mit einem wunderbaren Schreibstil gekonnt zum Leben erweckt.

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