Rezension (5/5*) zu Der Gast im Garten: Roman von Takashi Hiraide

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Gast im Garten: Roman von Takashi Hiraide
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Der Schriftsteller braucht Abstand von seinem hektischen Leben und der Arbeit im Verlag. Überzeugt, die richtige Entscheidung zu treffen, kündigt er nach einer ernsten Krankheit seinen Job. Nun können beide, er und seine Frau, die ebenfalls im Verlagswesen tätig ist, von zu hause aus arbeiten. Trotz der finanziell etwas angespannten Lage finden sie das ideale Plätzchen dafür. Sie mieten das Gartenhaus, das sehr idyllisch in den Garten eines größeren Anwesens eingebettet ist. Durch die spezielle Lage vor fremden Blicken geschützt, hat das Ehepaar nur oberflächlichen Kontakt zu den Nachbarn. Doch als der kleine Junge von nebenan stolz verkündet, die kleine Katze sei nun seine, ergibt sich ein Kontakt. Denn die kleine Katze adoptiert auf ihre Art die Frau des Schriftstellers und bringt einen zusätzlichen Lichtstrahl in das helle und doch beschauliche Leben des Ehepaars.

Im Jahr 2001 in Japan erschienen beginnt die Erzählung mit dem Einzug des Paares in dem Gartenhaus im Jahr 1988. Das Ehepaar fühlt sich in dem kleinen Häuschen, das sie günstig mieten konnten, ausgesprochen wohl und die kleine Katze „Chibi“ trägt noch zu dem Wohlbefinden bei. Auf Katzenart beherrscht sie mit Blicken und Gesten den Haushalt und strömt gleichzeitig Ruhe und Lebhaftigkeit aus. Als Gast ist sie bei dem Ehepaar gerne gesehen. Obwohl im Mietvertrag weder Kinder noch Haustiere genehmigt sind, haben letztlich auch die Vermieter, ein älteres Paar mit erwachsenen Kindern, nichts gegen die Katzen, die auf dem Grundstück herumstromern. Am Vorabend der Japankrise, die wohl aus einer Immobilienblase hervorgeht, ist der wunderbaren Idylle nur eine relativ kurze Dauer beschieden.

Mit wunderbaren Bildern eingefangen durch den Maler Quint Buchholz geleiten wir „Chibi“ und ihre Menschen durch die ruhige Zeit vor der Krise. Man weiß nicht, was man genießt, bevor es vorbei ist, könnte man sagen. Und so wirkt diese Erzählung zum großen Teil erst, wenn die Lektüre bereits abgeschlossen ist. Man erinnert sich an die eigenen „Nachbars Katzen“, die man gekannt hat und deren man noch manchen Gedanken widmet. Man entdeckt per Zufall ein Katzenkaffee, eine Idee, die aus Asien stammt, wo die Wohnungen der Menschen so klein sind, dass sie keine Haustiere halten dürfen. Man denkt an das leise Lächeln, das die Anwesenheit von Katzen den Menschen aufs Gesicht zaubert. Man denkt an den klugen manchmal naseweisen Blick der Katzen, wie ihn der Maler so zauberhaft wiedergegeben hat. Die Idylle eines Gartens, der durch seine Bewohner, seien es Katzen oder anderes Getier, erst richtig lebendig wird. Ein Buch, das berührt und sich im Herzen des Lesers niederlässt. Ein Büchlein, das man immer wieder zur Hand nehmen möchte.

wal.li

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