Rezension (5/5*) zu Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger

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Gast
" Das einzige, was uns angesichts dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen."(S. 8, Der alte König in seinem Exil)

Arno Geiger berichtet in seinem Roman "Der alte König in seinem Exil" von seinem demenzkranken Vater August Geiger.
Langsam, aber stetig verliert August Geiger sein Erinnerungsvermögen. Daheim weiß er nicht mehr, dass er zuhause ist - ausgerechnet dieses Gefühl muss ihm abhanden kommen, wo er als junger Kriegsgefangener solch starkes Heimweh hatte, dass er zurückgekehrt seinen Heimatort kaum verlässt.
Durch die Krankheit sind die Familienangehörigen eingespannt, die Beziehung Vater-Sohn verändert sich. Anfangs gegenüber der Krankheit noch hilflos und oft auch nicht gerecht, wandelt sich die Einstellung des Sohnes zum Vater und seiner Krankheit.
Arno Geiger ist oft beeindruckt von den überraschend hellsichtigen Antworten seines Vaters, wenn man sich nur auf diesen einlässt.
So ist die Krankheit nicht nur ein Übel, sondern auch eine Chance, sich Gedanken zu machen und eine neue Vater-Sohn-Beziehung aufzubauen.
Der Leser erfährt aber nicht nur über die Erkrankung des Vaters, sondern auch einiges aus dessen Lebensgeschichte.

Arno Geiger erzählt behutsam und sensibel, voller Achtung von seinem Vater und der Krankheit.
Ein Roman, den ich nur empfehlen kann und der einen nachdenklich stimmen könnte.

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