Rezension (5/5*) zu Das spröde Licht: Roman von Tomas Gonzalez

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"Ich wollte nicht, dass es Abend würde, denn dann hätte ich anerkennen müssen, dass die Zeit voranschritt, dass das Leben voranschritt mit seinen Walzen und Zahnräder, die uns gerade zermalmen. Aber nur das Licht, das nicht greifbare Licht ist ewig." (Zitat)
In seinem Roman "Das spröde Licht" erzählt Tomás González von Tod, Abschiednehmen und von Liebe.
Jahrelang beschäftigte sich der mittlerweile 76-jährige David mit Malerei, aber nun schwindet sein Augenlicht und er verlegt sich auf das Schreiben. Er erinnert sich an seine glückliche Ehe mit Sara, an seine drei Söhne, die jeder einen anderen Lebensweg gegangen sind und vor allem an seinen ältesten Sohn Jacobo, der durch einen schweren Unfall querschnittsgelähmt war und unter starken Schmerzen litt. Diese Schmerzen waren so stark, dass Jacobo keinen anderen Ausweg für sich sah und sich für den Freitod entschied.
Gemeinsam mit seinem Bruder Pablo reiste Jacobo nach Portland, um dort den Arzt zu treffen, der ihm beim Sterben helfen wird.
David berichtet vom Abschiednehmen, nicht nur von seinem Sohn, sondern auch von seiner Frau Sara.
"Fünfzig Jahre sinnlicher und geistiger Innigkeit - hier muss ich, weil die Sprache zu arm ist, zwei Begriffe verwenden für etwas, das eigentlich zusammengehört - mit einer Frau, die es verstanden hat, Zärtlichkeit und Lebensfreude genauso zu teilen, wie sie es verstand, Gärten mit Helikonien und Farnen und Palmen und Sietecueros und Teichen und Wasserpflanzen in blühende Wunder zu verwandeln.
Ich hätte allen Grund gehabt, mich in die Schlucht zu stürzen."
(Zitat)
Aber auch von der Malerei muss sich David verabschieden, weil seine Sehkraft rapide abnimmt.
Dennoch resigniert David nicht, Sterben und Abschiednehmen gehören zum Leben dazu, auch wenn es für die Zurückbleibenden schmerzlich ist. Gerade diese Hoffnungsschimmer, dieses dennoch Optimistische hat mir gut an dem Roman, der doch den Verlust thematisiert, gefallen. Aber auch González' Schreibstil empfand ich als lesenswert.
Mit "Das spröde Licht" ist Tomás González ein beklemmender und unsentimentaler Roman gelungen, den ich sehr gerne gelesen habe und auch gerne weiterempfehle.

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Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 
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