Rezension (5/5*) zu Das achte Leben (Für Brilka) von Nino Haratischwili

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Gast

Erzählt wird die Familienchronik einer georgischen Familie über einige Generationen,sowie georgische Geschichte,beginnend Anfang 20.Jahrhundert, endend 2006.
Aufgeteilt ist das Buch in acht Abschnitte (Buch 1, Buch 2..) und jeder Abschnitt widmet sich einem Familienmitglied.
2006: Das jüngste Familienmitglied Brilka kehrt nicht mit ihrer Tanzgruppe nach Tiflis zurück, sondern setzt sich in Amsterdam ab. Ihre Tante Niza, die in Berlin lebt, soll sie aufspüren. Nachdem Niza sie gefunden hat, erzählt sie Brilka ihre Familiengeschichte, beginnend im Jahre 1900, der Geburt der Ururgroßmutter Stasia.
Die Schicksale der Einzelnen werden durch die geschichtlichen Ereignisse beeinflusst und die Autorin schafft es, jedes Familienmitglied glaubwürdig und lebendig zu beschreiben - sei es Stasia, deren Traum eigentlich Tänzerin war; Christine, deren Gesicht durch ein Säureattentat entstellt wird; Kostja, der zum Familientyrannen wird oder Kitty, die nach einem traumatischen Erlebnis ins Exil geht, um dort eine erfolgreiche Sängerin zu werden.
Das Geheimrezept der Familie für heiße Schokolade, das von Generation zu Generation an die Frauen der Familie weitervererbt wird, sollte man vielleicht auch erwähnen.
Der Roman ist ein vielschichtiger, lebendiger und opulenter Roman, der seinen Spannungsbogen über 1279 Seiten hält, dabei historische Fakten vermittelt und eine schicksalsreiche Familiengeschichte erzählt.
Selten hat man ein Buch in Händen, das einen so "gefangen nimmt" und man sich ein Zeitfenster sucht, um weiterlesen zu können. Und man könnte immer weiter darüber berichten, aber besser ist: selber lesen!
Für die Recherche hat Nino Haratischwili ihre Theaterarbeit zurückgestellt, hat in Archiven gestöbert und ist nach Russland und Georgien gefahren, um dort mit Zeitzeugen zu sprechen.
Eine Passage aus dem Buch spiegelt den Romanaufbau gut wieder:

" Ein Teppich ist eine Geschichte. In ihr verbergen sich wiederum unzählige andere Geschichten. (....)Das sind alles einzelne Fäden. Der einzelne Faden ist wiederum auch eine einzelne Geschichte.(....) Du bist ein Faden, ich bin ein Faden, zusammen ergeben wir eine kleine Verzierung, mit vielen anderen Fäden zusammen ergeben wir ein Muster. Die Fäden sind alle verschieden, (...) Die Muster sind einzeln schwer zugänglich, aber wenn man sie im Zusammenhang betrachtet, dann erschließen sich viele fantastische Dinge." Zitat s. 30

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