Rezension (5/5*) Die Welt in allen Farben von Joe Heap

SaBineBe

Mitglied
4. Juni 2019
47
22
10
sabinebe.blogspot.com
Nova ist von Geburt an blind, hat sich aber bisher tapfer durchs Leben geschlagen und weiß, was sie will. Durch eine neue Operationsmethode ist es ihr möglich wieder zu sehen. Doch an ihre neuen Fähigkeiten muss sie sich erst gewöhnen, was ihr nicht leicht fällt.
Kate ist in ihrem Beruf ebenfalls erfolgreich, lebt jedoch in einer schwierigen Ehe, vor der sie lange Zeit die Augen verschließt. Durch einen „Unfall“ wird sie zum Nachdenken angeregt.
Beide Frauen treffen in einer Rehaklinik aufeinander, und aus anfänglicher Sympathie wird Freundschaft und schließlich Liebe. Gemeinsam helfen sie sich durch Höhen und Tiefen, um ihren neuen Platz im Leben zu finden.
„Die Welt in allen Farben“ ist eine gelungene Geschichte über das Sehen lernen. Und dies in mehrerlei Hinsicht. Nova muss lernen, mit ihren neuen Fähigkeiten umzugehen. Kate muss lernen ihre Augen vor der Wahrheit zu öffnen und endlich die Tatsachen zu sehen. Der Autor hat hier geschickt zwei völlig verschiedene Themen zusammengefügt; sich in die Welt der Sehenden einzuleben und häusliche Gewalt.
Zwar ist das Thema häusliche Gewalt als solches ja nicht neu. Dennoch wurde hier gekonnt mit allen Facetten gespielt. Die anfängliche Verleugnung der Probleme, die langsame Erkenntnis und das Gefühlschaos sind sehr gefühlvoll und bildlich beschrieben. Man hat als Leser das Gefühl sich mit Kate zusammen in der Wohnung zu verstecken.
Auch Novas Entwicklung ist sehr gelungen erzählt. Plötzlich wird einem bewusst, was man als Mensch mit normalen Sehfähigkeiten eigentlich als selbstverständlich hinnimmt. Erst durch die Begleitung von Novas Lernvorgang habe auch ich angefangen genauer hinzusehen. Und erst allmählich begreift man, wie komplex das Sehen als physiologischer und psychologischer Vorgang tatsächlich ist.
Dem Autor ist hier ein Debütroman gelungen, der Augen öffnet.
Dem Buch lag eine Karte bei mit der Aufschrift „Sehen sie die Welt jetzt anders?“. Ich muss diese Frage nachdrücklich mit Ja beantworten und kann dieses Buch nur weiterempfehlen.