4. Leseabschnitt: VIERZEHN bis ENDE (Seite 229 bis 304)

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Nun ja, dieser letzte LA hatte es aber in sich. Ich muss sagen, dass inhaltlich er für mich einen klaren Kipppunkt hatte: Als rauskam, dass Lars nicht nur mit Elide (im beidseitigem Einverständnis!) geschlafen hat, sondern auch noch zum exakt selben Zeitpunkt gerade der Ehemann von Elide Martha vergewaltigt und geschwängert hat. Bis zu dem Zeitpunkt fand ich es einfach klasse, wie viele Facetten die Autorin dem Geschehen gibt und sich langsam die Wahrheit herausschält. Nach dem Kipppunkt war ich einfach nur noch genervt von dieser Plotentscheidung und ich dachte: Echt jetzt?
Letztendlich kommt es dazu, was jemand schon im 1. oder 2.LA schrieb, dass eigentlich Lars und Martha besser zusammenpassen würden. Dass diese beiden, die aber immer irgendwie unruhig waren und das Gefühl vermittelten von der Insel wegzuwollen, nun dort ihr gemeinsames Leben zusammen mit Berts Tochter aufbauen. Ach ja, jahrelang ist Martha unfähig schwanger zu werden, aber in der Vulkannacht lässt sich dann doch ein Kind zeugen?! :think
Tut mir leid, aber mit diesen beiden Entscheidungen der Autorin kann ich mich nicht anfreunden.

Womit kann ich mich auch nicht anfreunden: Der Sprachstil vom nun 13jährigen Jon. Dieser Junge war schon mit 9 Jahren unglaublich klug und hat sich poetisch ausgedrückt. Dann hat er einige Jahre mit Bildung durch viele verschiedene Lehrer:innen verbracht und konnte so viele Bücher lesen, wie er wollte. Und wie spricht er plötzlich: S. 299 "Sie studieren an der Universität komplizierte Dinge..." Der 13jährige Jon, den ich mir vorstelle, könnte benennen, was die Stiefgeschwister studieren. Und selbst wenn es im Text nicht genannt wird, so würde er sie nicht "komplizierte Dinge" nennen. Auf S. 301 dann sagt er: "Er bringt mir ulkige Wörter in ulkigen Sprachen bei..." Auch hier hätte ich das noch beim jüngeren Jon erwartet, aber der gereifte und belesene 13-Jährige (und ich meine hier nicht einen "allgemeingültigen" 13-Jähigen, sondern explizit Jon, wie er uns bisher präsentiert wurde) würde das doch so nicht ausdrücken, oder?

Sprachlich ist mir in diesem letzten Abschnitt so einiges aufgefallen, was mir wieder mehr aufgestoßen ist, als in den mittleren Abschnitten. Die muss ich jetzt nicht alle aufzählen und euch nerven, aber wichtig sind mir noch die Perspektiven:
Die Autorin wechselt jetzt sogar innerhalb der Kapitel und für mich ergibt das wenig Sinn. Auf S. 244 beginnt das Lise-Kapitel mit dem Satz "Jon ist warm, wie ein Lavatier in meinen Armen." Ich-Perspektive, die dann wieder zur personalen wird.
 

petraellen

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11. Oktober 2020
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Nun ja, dieser letzte LA hatte es aber in sich. Ich muss sagen, dass inhaltlich er für mich einen klaren Kipppunkt hatte: Als rauskam, dass Lars nicht nur mit Elide (im beidseitigem Einverständnis!) geschlafen hat, sondern auch noch zum exakt selben Zeitpunkt gerade der Ehemann von Elide Martha vergewaltigt und geschwängert hat. Bis zu dem Zeitpunkt fand ich es einfach klasse, wie viele Facetten die Autorin dem Geschehen gibt und sich langsam die Wahrheit herausschält. Nach dem Kipppunkt war ich einfach nur noch genervt von dieser Plotentscheidung und ich dachte: Echt jetzt?
Letztendlich kommt es dazu, was jemand schon im 1. oder 2.LA schrieb, dass eigentlich Lars und Martha besser zusammenpassen würden. Dass diese beiden, die aber immer irgendwie unruhig waren und das Gefühl vermittelten von der Insel wegzuwollen, nun dort ihr gemeinsames Leben zusammen mit Berts Tochter aufbauen. Ach ja, jahrelang ist Martha unfähig schwanger zu werden, aber in der Vulkannacht lässt sich dann doch ein Kind zeugen?! :think
Tut mir leid, aber mit diesen beiden Entscheidungen der Autorin kann ich mich nicht anfreunden.

Womit kann ich mich auch nicht anfreunden: Der Sprachstil vom nun 13jährigen Jon. Dieser Junge war schon mit 9 Jahren unglaublich klug und hat sich poetisch ausgedrückt. Dann hat er einige Jahre mit Bildung durch viele verschiedene Lehrer:innen verbracht und konnte so viele Bücher lesen, wie er wollte. Und wie spricht er plötzlich: S. 299 "Sie studieren an der Universität komplizierte Dinge..." Der 13jährige Jon, den ich mir vorstelle, könnte benennen, was die Stiefgeschwister studieren. Und selbst wenn es im Text nicht genannt wird, so würde er sie nicht "komplizierte Dinge" nennen. Auf S. 301 dann sagt er: "Er bringt mir ulkige Wörter in ulkigen Sprachen bei..." Auch hier hätte ich das noch beim jüngeren Jon erwartet, aber der gereifte und belesene 13-Jährige (und ich meine hier nicht einen "allgemeingültigen" 13-Jähigen, sondern explizit Jon, wie er uns bisher präsentiert wurde) würde das doch so nicht ausdrücken, oder?

Sprachlich ist mir in diesem letzten Abschnitt so einiges aufgefallen, was mir wieder mehr aufgestoßen ist, als in den mittleren Abschnitten. Die muss ich jetzt nicht alle aufzählen und euch nerven, aber wichtig sind mir noch die Perspektiven:
Die Autorin wechselt jetzt sogar innerhalb der Kapitel und für mich ergibt das wenig Sinn. Auf S. 244 beginnt das Lise-Kapitel mit dem Satz "Jon ist warm, wie ein Lavatier in meinen Armen." Ich-Perspektive, die dann wieder zur personalen wird.
"Bis zu dem Zeitpunkt fand ich es einfach klasse, wie viele Facetten die Autorin dem Geschehen gibt und sich langsam die Wahrheit herausschält. " Mir persönlich wird es etwas undurchsichtig. Das Puzzle wird durch durch Zeitsprünge zusätzlich erschwert und wirkt teilweise wenig plausibel an manchen Stellen. Ebenso trägt auch die Sprache/Stil dazu bei "Die Autorin wechselt jetzt sogar innerhalb der Kapitel und für mich ergibt das wenig Sinn. Auf S. 244 beginnt das Lise-Kapitel mit dem Satz "Jon ist warm, wie ein Lavatier in meinen Armen." Ich-Perspektive, die dann wieder zur personalen wird."
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Na dann bringe ich mal die Gegenstimme. Ich bin vollkommen begeistert und jetzt sind für mich auch die 5 Sterne erreicht. Die Autorin führt mich an der Nase herum, aber nicht völlig, denn einen gewissen Riecher hatte ich ja schon in Bezug zu Paul und Elide, dennoch aber überraschend für mich. Denn im vorigen Abschnitt wurde ja Lars als Täter identifiziert, zu meinem Leidwesen, ja, aber es wurde ja so erklärt. Ich hatte Zweifel, ja. Dennoch stand aber das Geschriebene gegen mein Gefühl. Ist halt so.
Jetzt aber ist alles anders. Und die Autorin zeigt, wie schnell man hinters Licht geführt werden kann. Nicht nur von der Autorin. Sondern von den Dingen, die man wahrnimmt, die man bewertet, ob bewusst oder unbewusst, dies sei mal einfach so dahingestellt. Und dieses Bewerten der Informationen passiert, wie man hier an der Leserunde sehen konnte, die Autorin und der Verlag haben sicher ihren Spaß an und mit uns.
Lars hatte ein Verhältnis mit Elide, dies stimmt mich gut, denn letztendlich passt so ein Verhalten besser zu jemanden, der keine Probleme hat Frauen kennenzulernen und Bande zu knüpfen. Wie man ja auch an der Vergangenheit sehen konnte. Erst Lise, dann Yvonne.
Elide begeht Ehebruch, also scheint in der Beziehung zu Paul etwas nicht in Ordnung zu sein, wobei ich wieder an das Verhalten der Beiden zu Marthas Hochzeit erinnere, wo die Vergewaltigung von Martha ja schon passiert war und auch der Ehebruch von Elide Geschichte war. Auch könnte man Paul Boshaftigkeit zugestehen, er geht an dem Tag, an welchem Paul und Lars die Fische verteilen, nachdem Lars schon da war, zu Martha. Warum genau dann? Um es Lars nachher in die Schuhe zu schieben? Und man kann auch nicht sagen, dass dieses Geschehen die Leserschaft überrollt.
Bert opfert sich zur Rettung von Jon. Geplant oder einfach passiert, also ein Unfall. Das erschließt sich mir noch nicht. Was sagt ihr anderen? Wie kam dies bei Euch an?
Macht er dies für Martha, um das Kind zu retten, dass sie beide nicht hatten? So erschien es mir jedenfalls.
Bert und Martha. Er liebt sie innig. Er verzweifelt an ihr. Er bemerkt das etwas nicht stimmt, will ihr helfen und sie von ihrer Last befreien und scheitert und zerbricht darüber. Stimmig, wie ich finde. Interessant ist hier auch folgende Formulierung. "Wir erhielten Geschenke, die wir nicht wollten, der Pfirsichbaum wuchs im Garten allein, der Wind fuhr zwischen den Ästen hindurch und peitschte das Fenster." S. 233 Und dazu kommt mir der Satz in Erinnerung "Wenn der Baum groß ist, sind auch eure Kinder groß." S. 54 Warum wollten sie die Geschenke nicht? Er denkt ja er wollte die Geschenke verbrennen, wusste nur nicht warum. Sehr feinfühlig der Bert. Und kann man diesen Satz mit den Kindern je vergessen, wenn man keine bekommt.
Jon und Sam werden gerettet, sind aber durch das Erlebte zu anderen Personen geworden. Verstehbar.
Hier eine Textzeile, die sich einbrennt. "Gesichter verändern sich, und Hände tun an einem Tag das eine und an einem anderen Tag das andere, und plötzlich wohnt der Hass dort, wo Liebe sein sollte, plötzlich ist da Zerstörung anstelle von Sorge und Tod, wo Leben entstehen sollte." S.238 Sehr bedeutungsschwanger, von Martha bei der Ankunft von Sam und Jon gedacht. Wie interpretiert ihr dies?
Lise und Oliver finden zueinander, ob dies gutgeht, mit den Erinnerungen der Beiden, Jon bleibt bei Ihnen, ein veränderter Jon, und auch hier denke ich, ob das gut geht.
Lars kommt und findet durch Lise heraus, was sie getan hat, würgt sie dafür. Ich bin entsetzt und gleichzeitig erstaunt über diese Reaktion. Woher kommt dieses tiefe Gefühl? Als Lars dies bemerkt, flieht er vor seinem eigenen Tun, wieder einmal.
Er flieht und trifft auf Martha und beide tun sich zusammen und wie durch einen Zauber gibt es plötzlich ein Mädchen, ein Stilmittel für einen Neuanfang. Das allerdings empfand ich etwas zu viel des Guten. Wer ist der Vater des Mädchens, Bert? 1 Jahr später sind sie wieder auf der Insel, drei Monate zuvor kam das Mädchen zur Welt, da bleibt ja nur die Nacht mit Bert zusammen im Haus. Plötzlich klappt es zwischen den Beiden. Auch dies finde ich etwas zu viel des Guten. Aber gut. Letztendlich ist es ein Zeichen für einen Neuanfang!
 
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GAIA

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27. Dezember 2021
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Und die Autorin zeigt, wie schnell man hinters Licht geführt werden kann. Nicht nur von der Autorin. Sondern von den Dingen, die man wahrnimmt, die man bewertet, ob bewusst oder unbewusst, dies sei mal einfach so dahingestellt.
Das macht die Autorin wirklich sehr gut. Da hast du recht.
Lars hatte ein Verhältnis mit Elide
Ich hatte es gar nicht als ein Verhältnis gelesen, sondern als einmaliges Tête-à-Tête.
Bert opfert sich zur Rettung von Jon. Geplant oder einfach passiert, also ein Unfall. Das erschließt sich mir noch nicht. Was sagt ihr anderen? Wie kam dies bei Euch an?
Macht er dies für Martha, um das Kind zu retten, dass sie beide nicht hatten? So erschien es mir jedenfalls.
Ich habe es so verstanden, dass es im Rettungsakt ein Unfall war. Er hat den Jungen vor der Lava retten wollen und wurde selbst erwischt. Der Junge hingegen kam mit leichten Verbrennungen davon. Den Zusammenhang mit Martha und dem ungeborenen Kind sehe ich nicht. Erklär deinen Gedanken bitte noch einmal genauer, vielleicht verstehe ich dich noch nicht richtig.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Das macht die Autorin wirklich sehr gut. Da hast du recht.

Ich hatte es gar nicht als ein Verhältnis gelesen, sondern als einmaliges Tête-à-Tête.
Stimmt, es war einmalig.
Ich habe es so verstanden, dass es im Rettungsakt ein Unfall war. Er hat den Jungen vor der Lava retten wollen und wurde selbst erwischt. Der Junge hingegen kam mit leichten Verbrennungen davon. Den Zusammenhang mit Martha und dem ungeborenen Kind sehe ich nicht. Erklär deinen Gedanken bitte noch einmal genauer, vielleicht verstehe ich dich noch nicht richtig.
S. 234/235 Die beiden Männer bemerken Jon und die Lava, der ältere Mann rennt und Jon rennt, beim rennen kommen Bert Gedanken an Martha hoch und an seine Liebe zu ihr, an Marthas Liebe zum Jungen, genauso bemerkt er seine Unzulänglichkeiten, bemerkt auch, dass Sam, der jüngere Mann nicht rennt. Irgendwie drängen sich mir hier Gedanken einer Selbstaufopferung aus Liebe zu Martha auf. Denn wenn die Rettung möglich gewesen wäre, wären da nicht beide Männer gerannt? So rennt nur einer und denkt an seine Martha, will ihr helfen. Traurig!!!
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Irgendwie drängen sich mir hier Gedanken einer Selbstaufopferung aus Liebe zu Martha auf.
Ah jetzt verstehe ich, wie du das meinst. Ja, ich könnte mir vorstellen, dass er ohne diese Hintergründe nicht so aufopferungsvoll gehandelt hätte. Wobei ich mir vorstellen kann, dass so ausführliche Gedanken, wie sie Bert da hat, in genau dem Moment der Gefahrensituation wiederum gar nicht so präsent sein würden. Also würde ich neben der Lava eines ausbrechenden Vulkans herlaufen, um einen Jungen zu retten, wäre da wohl wenig Überlegung und viel Reflex.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Nach dem Kipppunkt war ich einfach nur noch genervt von dieser Plotentscheidung und ich dachte: Echt jetzt?
Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.

Bert entschließt sich, auf der Insel zu bleiben und ich denke, er nimmt seinen Tod in Kauf. Er liebt Martha, hat aber resigniert. Schöner Vergleich : er ist wie mattes Licht, Martha eine Bombe kurz vor der Explosion. Er gab ihr alles, bis nichts mehr von ihm da war.

Und die Autorin zeigt, wie schnell man hinters Licht geführt werden kann. Nicht nur von der Autorin. Sondern von den Dingen, die man wahrnimmt, die man bewertet, ob bewusst oder unbewusst, dies sei mal einfach so dahingestellt.
Aber die Autorin hat uns schon bewusst in die Irre gelenkt. Ich bin ihr gefolgt und habe versucht, Gründe für das jeweilige Verhalten zu finden. Es ging schon ein wenig hin und her. Lars, der tolle Vater, der sein Kind verlässt, Lise wird anfangs positiv geschildert , dann der Schock, als sie Martha den Berg hinunterstößt. Marthas Aktion in Lises Schlafzimmer, von uns als Rache für Lars interpretiert, galt dann Lise.
Es geht schon immer wieder hin und her.
Auch dass Lars und Martha zusammenfinden und mit Berts Kind zum Schluss glücklich auf der SindelfingerInsel leben, kommt für mich etwas plötzlich und überraschend.
Auch hier hätte ich das noch beim jüngeren Jon erwartet, aber der gereifte und belesene 13-Jährige (und ich meine hier nicht einen "allgemeingültigen" 13-Jähigen, sondern explizit Jon, wie er uns bisher präsentiert wurde) würde das doch so nicht ausdrücken, oder?
Das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Hat sich Jon nun zu einem ganz gewöhnlichen Jugendlicgen entwickelt? Mit der Insel ist auch seine Gedankenwelt verschwunden. Es heißt einmal, er sei durch die Erlebnisse erwachsen geworden.
Bert opfert sich zur Rettung von Jon. Geplant oder einfach passiert, also ein Unfall. Das
Er versucht Jon zu retten und stirbt dabei. Ein Unfall. Aber ,wie ich oben schon gesagt habe, er hat allein durch sein Zurückbleiben seinen Tod in Kauf genommen.
Stimmig, wie ich finde
Das ist für mich die stimmigste Beziehung.
"Gesichter verändern sich, und Hände tun an einem Tag das eine und an einem anderen Tag das andere, und plötzlich wohnt der Hass dort, wo Liebe sein sollte, plötzlich ist da Zerstörung anstelle von Sorge und Tod, wo Leben entstehen sollte." S.238 Sehr bedeutungsschwanger, von Martha bei der Ankunft von Sam und Jon gedacht. Wie interpretiert ihr dies?
Die Quintessenz ihrer Erfahrungen
Lars kommt und findet durch Lise heraus, was sie getan hat, würgt sie dafür.
Ein Wechselbad der Gefühle. Lars kommt zurück, will Lise um Verzeihung bitten für alles, was er getan hat, entdeckt, dass Lise viel mehr Schuld auf sich geladen hat, geht wieder…Ist das alles glaubhaft?

Das Mädchen als Symbol für den Neuanfang. Der Versuch eines Happy Ends.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.

Bert entschließt sich, auf der Insel zu bleiben und ich denke, er nimmt seinen Tod in Kauf. Er liebt Martha, hat aber resigniert. Schöner Vergleich : er ist wie mattes Licht, Martha eine Bombe kurz vor der Explosion. Er gab ihr alles, bis nichts mehr von ihm da war.


Aber die Autorin hat uns schon bewusst in die Irre gelenkt. Ich bin ihr gefolgt und habe versucht, Gründe für das jeweilige Verhalten zu finden. Es ging schon ein wenig hin und her. Lars, der tolle Vater, der sein Kind verlässt, Lise wird anfangs positiv geschildert , dann der Schock, als sie Martha den Berg hinunterstößt. Marthas Aktion in Lises Schlafzimmer, von uns als Rache für Lars interpretiert, galt dann Lise.
Es geht schon immer wieder hin und her.
Auch dass Lars und Martha zusammenfinden und mit Berts Kind zum Schluss glücklich auf der SindelfingerInsel leben, kommt für mich etwas plötzlich und überraschend.

Das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Hat sich Jon nun zu einem ganz gewöhnlichen Jugendlicgen entwickelt? Mit der Insel ist auch seine Gedankenwelt verschwunden. Es heißt einmal, er sei durch die Erlebnisse erwachsen geworden.

Er versucht Jon zu retten und stirbt dabei. Ein Unfall. Aber ,wie ich oben schon gesagt habe, er hat allein durch sein Zurückbleiben seinen Tod in Kauf genommen.

Das ist für mich die stimmigste Beziehung.

Die Quintessenz ihrer Erfahrungen

Ein Wechselbad der Gefühle. Lars kommt zurück, will Lise um Verzeihung bitten für alles, was er getan hat, entdeckt, dass Lise viel mehr Schuld auf sich geladen hat, geht wieder…Ist das alles glaubhaft?

Das Mädchen als Symbol für den Neuanfang. Der Versuch eines Happy Ends.
Du fühltest dich vera ... Warum?

Nicht von uns allen als Rache an Lars interpretiert. Ich hatte schon die Frage gestellt weiter oben.
Ja, es geht hin und her. Aber unglaubhaft fand ich dieses hin und her nicht. Ich empfinde die Schreibe ist gespickt mit Hinweisen. Die man nur nicht immer sofort findet, weil sie nicht offensichtlich formuliert sind, sondern unter poetischer Formulierung verwischt wurden. Man lernt jemanden kennen und nach und nach sickern mehr Informationen durch und man lernt diesen Menschen neu kennen, manchmal auch ganz anders als vorher. Oft in der Liebe zu finden, wahrscheinlich durch rosafarbene Gestelle bedingt. Und Lars und Martha wurden schon von einigen als passendes Paar erkannt. Jetzt haben sie sich gefunden, nach einigen Irrungen.

Ich glaube nicht, dass Jon sich innerlich so verändert hat, er hat sich nur eine Maske zugelegt. Seine Welt hat sich verändert. Er hat Schuldgefühle wegen Bert, wegen seinem Tod und wegen der eigenen negativen Bewertung von Bert. Seine Familie ist futsch. Sein Vater ist mit Martha zusammen und wieder auf der Insel Tristan de Cunha. Er ist in Kapstadt und ihm stehen Möglichkeiten offen, die er auf Tristan de Cunha vielleicht nie gehabt hätte. Seine Betrachtung der Beziehung der Mutter zu dem neuen Mann finde ich erstmal abwartend. er bemerkt doch das Sinnieren von Oliver.

Das Verschwinden von Lars würde ich mit einem Erschrecken vor der eigenen Gewalt und der Gewaltausübung durch seine Frau übersetzen. Erst verurteilt er Lise und dann wird er zum Täter und verhält sich nicht anders wie seine Frau, dies erschreckt ihn und beides treibt ihn wieder von Lise weg. Das finde ich schon nachvollziehbar.

Und das Happy End stört. Warum?
 

Barbara62

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19. März 2020
3.874
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Für mich liest sich das Ende wie ein Märchen. Ihr habt recht, wenn ihr die Wahrscheinlichkeit anzweifelt, aber mir hat es gut gefallen. Warum nicht auch mal ein Happy End?

Der Vulkanausbruch hat alles aus den Angeln gehoben, hat ans Licht gebracht, was lange versteckt wurde, und so wie ein neuer Vulkan entstanden ist, haben sich auch die Inselbewohner völlig neu sortiert. Manche sind nicht zurückgekehrt, andere haben neu zusammengefunden. Und auch das Denken ist moderner geworden: Die neue Patchworkfamilie mit Martha, Lars und dem Mädchen wird vielleicht nicht von allen gutgeheißen, aber immerhin akzeptiert.

Würde man die Handlung in drei Sätzen zusammenfassen, wäre sie nicht neu und vielleicht nicht einmal originell. Das Besondere an dem Roman ist die Art, wie er erzählt ist, die Sprache, der Perspektivenmix, die Zeitsprünge und der ungewöhnliche Ort.

Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin uns hinters Licht geführt hat. Allerdings hatte ich immer Zweifel an Lars' Täterschaft. Mir hat der Roman ausgesprochen Spaß gemacht und ich fand ihn unglaublich spannend. Geografisch habe ich dazugelernt, Lesen bildet eben doch. :party
 
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.621
16.628
49
Rhönrand bei Fulda
Mir war das am Ende ein wenig zu viel "alles wird gut". Dass zum Beispiel Lise und Oliver zusammenfinden, fand ich ziemlich herbeigeschrieben. Klar, dass die Autorin für Lise eine Lösung finden musste, da Lars sich Martha zuwendet (und Lise ihn ja auch gar nicht wiederhaben will). Aber dass uns da am Schluss so eine Vorzeige-Patchworkfamilie präsentiert wird, fand ich etwas zuviel des Guten.
Gefallen hat mir aber, dass Jon plötzlich, wie hier schon besprochen wurde, quasi retardiert. Man hat den Eindruck, dass er die ganze Zeit auf Tristania ein wenig autistisch war, zumindest jedenfalls überfordert, und jetzt ein Stückweit die Kindheit nachholen darf.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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49
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Ich muss sagen, dass inhaltlich er für mich einen klaren Kipppunkt hatte:

Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.
Ich stimme euch zu, die Auflösung ist abenteuerlich konstruiert. Ich verstehe ehrlich gesagt den Sinn dahinter nicht. Eigentlich ging es doch gar nicht primär um den Spannungsplot und dann gibt es doch eine Art Krimi-Auflösung. Renee hatte also immer recht, auch Barbara hat den Lars nie fallen lassen. Ich entschuldige mich bei Lars offiziell für den Begriff "Wicht", aber bei "Pfeife" bleibe ich, denn seine Familie hat er trotzdem verlassen.
auf der SindelfingerInsel
Ständig taucht diese berühmte Insel bei dir auf. Zunächst dachte ich an Autokorrektur oder einen Tippfehler, aber mittlerweile bin ich mir sicher: Dahinter muss mehr stecken... Ist es ein Vorgriff auf die Fortsetzung "Sindelfingania"?
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.629
12.859
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47
Ich fand die Auflösung durchwachsen. Zwar wahnsinnig konstruiert, aber immerhin wirklich überraschend. So ein bisschen wie beim Debüt von Alex Schulman (knurr, wuff). Gebraucht hätte ich es wohl trotzdem nicht.

Positiv finde ich aber nach wie vor, dass keine Figur so war, wie wir es uns vorgestellt haben. Marianna Kurtto hält uns und unseren Vorurteilen gekonnt den Spiegel vor. Lässig. Ich meine das gar nicht zwingend bei den Wendungen der Schlüsselstelle, aber auch bei den vermeintlich kleinen Figuren. Bert - eigentlich die große Enttäuschung des Romans - ist der Held schlechthin! Er rettet unseren Jon.

Das "Happy End" hat mir hingegen gut gefallen. Die Figuren haben sehr viel gelitten, und so finde ich es nur fair, dass Marianna ihnen und uns am Ende das Glück gönnt.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.874
14.823
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich fand die Auflösung durchwachsen. Zwar wahnsinnig konstruiert, aber immerhin wirklich überraschend. So ein bisschen wie beim Debüt von Alex Schulman (knurr, wuff). Gebraucht hätte ich es wohl trotzdem nicht.
Genau an dieses Buch musste ich auch denken. Und ich fand die Wendung klasse!
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.442
49.883
49
Aber unglaubhaft fand ich dieses hin und her nicht. Ich empfinde die Schreibe ist gespickt mit Hinweisen. Die man nur nicht immer sofort findet, weil sie nicht offensichtlich formuliert sind, sondern unter poetischer Formulierung verwischt wurden.
Ja, man muss ganz genau aufpassen. Mir hat das Ende gefallen. Sie ist ihrem Stil treu geblieben, hat weiterhin viele Emotionen und Gedanken der Figuren preisgegeben.
Ziemlich viel Enthüllung! Danke für die Aufklärung, dass die Fischladung im Bett für Lise bestimmt war... Da wäre ich nicht drauf gekommen :apenosee Das war der Beweis gegen Lars schlechthin.
Das Besondere an dem Roman ist die Art, wie er erzählt ist, die Sprache, der Perspektivenmix, die Zeitsprünge
Stimmt. Von Anfang bis Ende konsequent durchgehalten.

Aber dass uns da am Schluss so eine Vorzeige-Patchworkfamilie präsentiert wird, fand ich etwas zuviel des Guten.
So vorzeigemäßig ist sie nicht. Anfangs mochten Olivers Söhne den Kleinen nicht. Das wird gesagt. Aber jetzt kennen und mögen sie ihn. Er hat ja einen ungeheuren Nachholbedarf, den sie befriedigen können. Jon wird normaler, interagiert mit anderen, denkt weniger poetisch. Passt. Wobei ich die Formulierung "irgendwas Kompliziertes" auch etwas seltsam finde. Aber in diesem Kontext ist das WAS einfach nicht wichtig. Sie studieren, sie sind weg, sie sind gescheit. Punkt.

Oliver schaut versonnen aus dem Fenster. Es ist hier nicht alles eitel Sonnenschein. Jon (als sympatischte Figur) zieht den Hauptgewinn: sein Entdeckergeist bekommt Futter, die Scheuklappen der Insel heben sich, die Welt steht ihm offen. Dazu ein Stiefvater, der ihn sieht, wie er ist und nicht, wie er ihn haben will. Was will er mehr!
Gefallen hat mir aber, dass Jon plötzlich, wie hier schon besprochen wurde, quasi retardiert.
Schöne Erklärung, Häsin, der ich mich anschließe.

Bestimmt werde ich noch ein paar Gedanken haben. Morgen dann;)
 

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
1.326
5.538
49
53
Ich fühle mich noch ganz durchgeschüttelt von den Enthüllungen, die Kurtto in diesem Abschnitt für uns bereit hielt.
Irgendwie bin ich erleichtert, dass Lars nicht der Vergewaltiger war. Eine Vergewaltigung gab es natürlich leider trotzdem. Ich sehe die Szene, in der Paul sich die Hände reibt bei der Übergabe des Hochzeitsgeschenks jetzt doch in einem anderen Licht. Renee hatte da einen guten Riecher, dass diese Stelle etwas seltsam ist.
Lars als Vergewaltiger hatte ich im vorangegangenen Abschnitt hingenommen, obgleich es für mich sowohl von seiner Persönlichkeit als auch von Marthas Reaktionen ihm gegenüber nicht ganz schlüssig war. Ich denke vor allem an eine Szene ziemlich zu Beginn als Martha Lars nachsieht wie er mit seinen gepackten Sachen das Haus Richtung Hafen verlässt. Da habe ich keinen Groll ihm gegenüber verspürt, sondern eher Bewunderung und Sehnsucht nach der Ferne.
Paul ist ein gemeiner Kerl. Er hat den Zeitpunkt der Vergewaltigung so gewählt, dass Lars als (einziger) Schuldiger infrage kommt.
Tragisch, dass Bert bei Jons Rettung von der Lava verschluckt wurde. Aber vielleicht war das auch gut so - ich habe Bert als lebensmüde empfunden, er war nur noch eine leere Hülle - immerhin konnte er ein Leben retten.
Man könnte es kitschig nennen, aber ich habe mich über das Happy End gefreut. Der Roman bringt eine solche Schwere mit sich, dass ich diesen Neuanfang gut gebrauchen konnte.
Ich lese mich nun mal durch eure Beiträge, lasse alles sacken.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.442
49.883
49
Man könnte es kitschig nennen, aber ich habe mich über das Happy End gefreut. Der Roman bringt eine solche Schwere mit sich, dass ich diesen Neuanfang gut gebrauchen konnte.
Das hast du gut formuliert. Ich empfinde es sehr ähnlich und keinesfalls überfrachtet. Kitschig wäre es gewesen, wenn Lise und Lars ihre Diskrepanzen über Bord geschmissen hätten und sich gegenseitig schmachtend in die Arme gesunken wären... Nein, für mich passt es auch.