"Bis zu dem Zeitpunkt fand ich es einfach klasse, wie viele Facetten die Autorin dem Geschehen gibt und sich langsam die Wahrheit herausschält. " Mir persönlich wird es etwas undurchsichtig. Das Puzzle wird durch durch Zeitsprünge zusätzlich erschwert und wirkt teilweise wenig plausibel an manchen Stellen. Ebenso trägt auch die Sprache/Stil dazu bei "Die Autorin wechselt jetzt sogar innerhalb der Kapitel und für mich ergibt das wenig Sinn. Auf S. 244 beginnt das Lise-Kapitel mit dem Satz "Jon ist warm, wie ein Lavatier in meinen Armen." Ich-Perspektive, die dann wieder zur personalen wird."Nun ja, dieser letzte LA hatte es aber in sich. Ich muss sagen, dass inhaltlich er für mich einen klaren Kipppunkt hatte: Als rauskam, dass Lars nicht nur mit Elide (im beidseitigem Einverständnis!) geschlafen hat, sondern auch noch zum exakt selben Zeitpunkt gerade der Ehemann von Elide Martha vergewaltigt und geschwängert hat. Bis zu dem Zeitpunkt fand ich es einfach klasse, wie viele Facetten die Autorin dem Geschehen gibt und sich langsam die Wahrheit herausschält. Nach dem Kipppunkt war ich einfach nur noch genervt von dieser Plotentscheidung und ich dachte: Echt jetzt?
Letztendlich kommt es dazu, was jemand schon im 1. oder 2.LA schrieb, dass eigentlich Lars und Martha besser zusammenpassen würden. Dass diese beiden, die aber immer irgendwie unruhig waren und das Gefühl vermittelten von der Insel wegzuwollen, nun dort ihr gemeinsames Leben zusammen mit Berts Tochter aufbauen. Ach ja, jahrelang ist Martha unfähig schwanger zu werden, aber in der Vulkannacht lässt sich dann doch ein Kind zeugen?!
Tut mir leid, aber mit diesen beiden Entscheidungen der Autorin kann ich mich nicht anfreunden.
Womit kann ich mich auch nicht anfreunden: Der Sprachstil vom nun 13jährigen Jon. Dieser Junge war schon mit 9 Jahren unglaublich klug und hat sich poetisch ausgedrückt. Dann hat er einige Jahre mit Bildung durch viele verschiedene Lehrer:innen verbracht und konnte so viele Bücher lesen, wie er wollte. Und wie spricht er plötzlich: S. 299 "Sie studieren an der Universität komplizierte Dinge..." Der 13jährige Jon, den ich mir vorstelle, könnte benennen, was die Stiefgeschwister studieren. Und selbst wenn es im Text nicht genannt wird, so würde er sie nicht "komplizierte Dinge" nennen. Auf S. 301 dann sagt er: "Er bringt mir ulkige Wörter in ulkigen Sprachen bei..." Auch hier hätte ich das noch beim jüngeren Jon erwartet, aber der gereifte und belesene 13-Jährige (und ich meine hier nicht einen "allgemeingültigen" 13-Jähigen, sondern explizit Jon, wie er uns bisher präsentiert wurde) würde das doch so nicht ausdrücken, oder?
Sprachlich ist mir in diesem letzten Abschnitt so einiges aufgefallen, was mir wieder mehr aufgestoßen ist, als in den mittleren Abschnitten. Die muss ich jetzt nicht alle aufzählen und euch nerven, aber wichtig sind mir noch die Perspektiven:
Die Autorin wechselt jetzt sogar innerhalb der Kapitel und für mich ergibt das wenig Sinn. Auf S. 244 beginnt das Lise-Kapitel mit dem Satz "Jon ist warm, wie ein Lavatier in meinen Armen." Ich-Perspektive, die dann wieder zur personalen wird.
Das macht die Autorin wirklich sehr gut. Da hast du recht.Und die Autorin zeigt, wie schnell man hinters Licht geführt werden kann. Nicht nur von der Autorin. Sondern von den Dingen, die man wahrnimmt, die man bewertet, ob bewusst oder unbewusst, dies sei mal einfach so dahingestellt.
Ich hatte es gar nicht als ein Verhältnis gelesen, sondern als einmaliges Tête-à-Tête.Lars hatte ein Verhältnis mit Elide
Ich habe es so verstanden, dass es im Rettungsakt ein Unfall war. Er hat den Jungen vor der Lava retten wollen und wurde selbst erwischt. Der Junge hingegen kam mit leichten Verbrennungen davon. Den Zusammenhang mit Martha und dem ungeborenen Kind sehe ich nicht. Erklär deinen Gedanken bitte noch einmal genauer, vielleicht verstehe ich dich noch nicht richtig.Bert opfert sich zur Rettung von Jon. Geplant oder einfach passiert, also ein Unfall. Das erschließt sich mir noch nicht. Was sagt ihr anderen? Wie kam dies bei Euch an?
Macht er dies für Martha, um das Kind zu retten, dass sie beide nicht hatten? So erschien es mir jedenfalls.
Stimmt, es war einmalig.Das macht die Autorin wirklich sehr gut. Da hast du recht.
Ich hatte es gar nicht als ein Verhältnis gelesen, sondern als einmaliges Tête-à-Tête.
S. 234/235 Die beiden Männer bemerken Jon und die Lava, der ältere Mann rennt und Jon rennt, beim rennen kommen Bert Gedanken an Martha hoch und an seine Liebe zu ihr, an Marthas Liebe zum Jungen, genauso bemerkt er seine Unzulänglichkeiten, bemerkt auch, dass Sam, der jüngere Mann nicht rennt. Irgendwie drängen sich mir hier Gedanken einer Selbstaufopferung aus Liebe zu Martha auf. Denn wenn die Rettung möglich gewesen wäre, wären da nicht beide Männer gerannt? So rennt nur einer und denkt an seine Martha, will ihr helfen. Traurig!!!Ich habe es so verstanden, dass es im Rettungsakt ein Unfall war. Er hat den Jungen vor der Lava retten wollen und wurde selbst erwischt. Der Junge hingegen kam mit leichten Verbrennungen davon. Den Zusammenhang mit Martha und dem ungeborenen Kind sehe ich nicht. Erklär deinen Gedanken bitte noch einmal genauer, vielleicht verstehe ich dich noch nicht richtig.
Ah jetzt verstehe ich, wie du das meinst. Ja, ich könnte mir vorstellen, dass er ohne diese Hintergründe nicht so aufopferungsvoll gehandelt hätte. Wobei ich mir vorstellen kann, dass so ausführliche Gedanken, wie sie Bert da hat, in genau dem Moment der Gefahrensituation wiederum gar nicht so präsent sein würden. Also würde ich neben der Lava eines ausbrechenden Vulkans herlaufen, um einen Jungen zu retten, wäre da wohl wenig Überlegung und viel Reflex.Irgendwie drängen sich mir hier Gedanken einer Selbstaufopferung aus Liebe zu Martha auf.
Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.Nach dem Kipppunkt war ich einfach nur noch genervt von dieser Plotentscheidung und ich dachte: Echt jetzt?
Aber die Autorin hat uns schon bewusst in die Irre gelenkt. Ich bin ihr gefolgt und habe versucht, Gründe für das jeweilige Verhalten zu finden. Es ging schon ein wenig hin und her. Lars, der tolle Vater, der sein Kind verlässt, Lise wird anfangs positiv geschildert , dann der Schock, als sie Martha den Berg hinunterstößt. Marthas Aktion in Lises Schlafzimmer, von uns als Rache für Lars interpretiert, galt dann Lise.Und die Autorin zeigt, wie schnell man hinters Licht geführt werden kann. Nicht nur von der Autorin. Sondern von den Dingen, die man wahrnimmt, die man bewertet, ob bewusst oder unbewusst, dies sei mal einfach so dahingestellt.
Das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Hat sich Jon nun zu einem ganz gewöhnlichen Jugendlicgen entwickelt? Mit der Insel ist auch seine Gedankenwelt verschwunden. Es heißt einmal, er sei durch die Erlebnisse erwachsen geworden.Auch hier hätte ich das noch beim jüngeren Jon erwartet, aber der gereifte und belesene 13-Jährige (und ich meine hier nicht einen "allgemeingültigen" 13-Jähigen, sondern explizit Jon, wie er uns bisher präsentiert wurde) würde das doch so nicht ausdrücken, oder?
Er versucht Jon zu retten und stirbt dabei. Ein Unfall. Aber ,wie ich oben schon gesagt habe, er hat allein durch sein Zurückbleiben seinen Tod in Kauf genommen.Bert opfert sich zur Rettung von Jon. Geplant oder einfach passiert, also ein Unfall. Das
Das ist für mich die stimmigste Beziehung.Stimmig, wie ich finde
Die Quintessenz ihrer Erfahrungen"Gesichter verändern sich, und Hände tun an einem Tag das eine und an einem anderen Tag das andere, und plötzlich wohnt der Hass dort, wo Liebe sein sollte, plötzlich ist da Zerstörung anstelle von Sorge und Tod, wo Leben entstehen sollte." S.238 Sehr bedeutungsschwanger, von Martha bei der Ankunft von Sam und Jon gedacht. Wie interpretiert ihr dies?
Ein Wechselbad der Gefühle. Lars kommt zurück, will Lise um Verzeihung bitten für alles, was er getan hat, entdeckt, dass Lise viel mehr Schuld auf sich geladen hat, geht wieder…Ist das alles glaubhaft?Lars kommt und findet durch Lise heraus, was sie getan hat, würgt sie dafür.
Du fühltest dich vera ... Warum?Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.
Bert entschließt sich, auf der Insel zu bleiben und ich denke, er nimmt seinen Tod in Kauf. Er liebt Martha, hat aber resigniert. Schöner Vergleich : er ist wie mattes Licht, Martha eine Bombe kurz vor der Explosion. Er gab ihr alles, bis nichts mehr von ihm da war.
Aber die Autorin hat uns schon bewusst in die Irre gelenkt. Ich bin ihr gefolgt und habe versucht, Gründe für das jeweilige Verhalten zu finden. Es ging schon ein wenig hin und her. Lars, der tolle Vater, der sein Kind verlässt, Lise wird anfangs positiv geschildert , dann der Schock, als sie Martha den Berg hinunterstößt. Marthas Aktion in Lises Schlafzimmer, von uns als Rache für Lars interpretiert, galt dann Lise.
Es geht schon immer wieder hin und her.
Auch dass Lars und Martha zusammenfinden und mit Berts Kind zum Schluss glücklich auf der SindelfingerInsel leben, kommt für mich etwas plötzlich und überraschend.
Das ist mir auch unangenehm aufgefallen. Hat sich Jon nun zu einem ganz gewöhnlichen Jugendlicgen entwickelt? Mit der Insel ist auch seine Gedankenwelt verschwunden. Es heißt einmal, er sei durch die Erlebnisse erwachsen geworden.
Er versucht Jon zu retten und stirbt dabei. Ein Unfall. Aber ,wie ich oben schon gesagt habe, er hat allein durch sein Zurückbleiben seinen Tod in Kauf genommen.
Das ist für mich die stimmigste Beziehung.
Die Quintessenz ihrer Erfahrungen
Ein Wechselbad der Gefühle. Lars kommt zurück, will Lise um Verzeihung bitten für alles, was er getan hat, entdeckt, dass Lise viel mehr Schuld auf sich geladen hat, geht wieder…Ist das alles glaubhaft?
Das Mädchen als Symbol für den Neuanfang. Der Versuch eines Happy Ends.
Ich muss sagen, dass inhaltlich er für mich einen klaren Kipppunkt hatte:
Ich stimme euch zu, die Auflösung ist abenteuerlich konstruiert. Ich verstehe ehrlich gesagt den Sinn dahinter nicht. Eigentlich ging es doch gar nicht primär um den Spannungsplot und dann gibt es doch eine Art Krimi-Auflösung. Renee hatte also immer recht, auch Barbara hat den Lars nie fallen lassen. Ich entschuldige mich bei Lars offiziell für den Begriff "Wicht", aber bei "Pfeife" bleibe ich, denn seine Familie hat er trotzdem verlassen.Ich fühlte mich etwas vera….und weiß noch überhaupt nicht, wie ich das beurteilen soll.
Ständig taucht diese berühmte Insel bei dir auf. Zunächst dachte ich an Autokorrektur oder einen Tippfehler, aber mittlerweile bin ich mir sicher: Dahinter muss mehr stecken... Ist es ein Vorgriff auf die Fortsetzung "Sindelfingania"?auf der SindelfingerInsel
So habe ich es auch verstanden. Durch den Umgang mit einem gleichaltrigen Freund darf er auch endlich einmal Kind sein.Man hat den Eindruck, dass er die ganze Zeit auf Tristania ein wenig autistisch war, zumindest jedenfalls überfordert, und jetzt ein Stückweit die Kindheit nachholen darf.
Genau an dieses Buch musste ich auch denken. Und ich fand die Wendung klasse!Ich fand die Auflösung durchwachsen. Zwar wahnsinnig konstruiert, aber immerhin wirklich überraschend. So ein bisschen wie beim Debüt von Alex Schulman (knurr, wuff). Gebraucht hätte ich es wohl trotzdem nicht.
Ich sollte meine Texte hinterher nochmal lesen.Ständig taucht diese berühmte Insel bei dir auf.
Ja, man muss ganz genau aufpassen. Mir hat das Ende gefallen. Sie ist ihrem Stil treu geblieben, hat weiterhin viele Emotionen und Gedanken der Figuren preisgegeben.Aber unglaubhaft fand ich dieses hin und her nicht. Ich empfinde die Schreibe ist gespickt mit Hinweisen. Die man nur nicht immer sofort findet, weil sie nicht offensichtlich formuliert sind, sondern unter poetischer Formulierung verwischt wurden.
Stimmt. Von Anfang bis Ende konsequent durchgehalten.Das Besondere an dem Roman ist die Art, wie er erzählt ist, die Sprache, der Perspektivenmix, die Zeitsprünge
So vorzeigemäßig ist sie nicht. Anfangs mochten Olivers Söhne den Kleinen nicht. Das wird gesagt. Aber jetzt kennen und mögen sie ihn. Er hat ja einen ungeheuren Nachholbedarf, den sie befriedigen können. Jon wird normaler, interagiert mit anderen, denkt weniger poetisch. Passt. Wobei ich die Formulierung "irgendwas Kompliziertes" auch etwas seltsam finde. Aber in diesem Kontext ist das WAS einfach nicht wichtig. Sie studieren, sie sind weg, sie sind gescheit. Punkt.Aber dass uns da am Schluss so eine Vorzeige-Patchworkfamilie präsentiert wird, fand ich etwas zuviel des Guten.
Schöne Erklärung, Häsin, der ich mich anschließe.Gefallen hat mir aber, dass Jon plötzlich, wie hier schon besprochen wurde, quasi retardiert.
Zudem gibt es auch noch Oscar, den Missionarssohn. Und somit einen gleichaltrigen Freund!Dazu ein Stiefvater, der ihn sieht, wie er ist und nicht, wie er ihn haben will. Was will er mehr!
Das hast du gut formuliert. Ich empfinde es sehr ähnlich und keinesfalls überfrachtet. Kitschig wäre es gewesen, wenn Lise und Lars ihre Diskrepanzen über Bord geschmissen hätten und sich gegenseitig schmachtend in die Arme gesunken wären... Nein, für mich passt es auch.Man könnte es kitschig nennen, aber ich habe mich über das Happy End gefreut. Der Roman bringt eine solche Schwere mit sich, dass ich diesen Neuanfang gut gebrauchen konnte.