4. Leseabschnitt: Vierter Teil (zehnte bis zwölfte Rolle), Seite 227 bis 268

alasca

Bekanntes Mitglied
13. Juni 2022
3.056
9.724
49
"Wie kehrt man um, ohne zu wenden? Wir übt man Verrat, ohne Verräter zu sein?"

Josses Überzeugungen entpuppen sich als äußerst elastisch. Der Rhetorikunterricht von Protagoras hilft bei der Kehrtwende.

Der allwissende Erzähler räumt ein, dass ihn bei seinem Bericht durchaus auch niedere Motive leiten. Unnötig zu erwähnen, man merkt es dem Text an. "Schreiben ist und war schon immer die Rache der Machtlosen."

Der Vulkanverein wird gegründet: "Leben mit dem Vulkan". Eine Gegenwartsparallele mit dem Brecheisen, wenn auch witzig.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.742
9.822
49
"Wie kehrt man um, ohne zu wenden? Wir übt man Verrat, ohne Verräter zu sein?"

Haha, diesen Satz habe ich mir auch gemerkt. Vielleicht eine wichtige Übung für unsere Politiker?
Der Rhetorikunterricht von Protagoras hilft bei der Kehrtwende.

Ich liebe die 11 Rolle, leider kam sie viel zu kurz. Aber ich habe mir vorgenommen, bei meinem nächsten Besuch in meinem Privatdepot, nach Rhetorikbüchern Ausschau zu halten.:D
Der allwissende Erzähler räumt ein, dass ihn bei seinem Bericht durchaus auch niedere Motive leiten.

Speziell diese Stelle wollte ich Dir nochmal unter die Nase halten:helo (nicht böse gemeint). Ich habe nämlich extra noch Bilder von Plinius gegoogelt, aber da ist er natürlich nicht so fettleibig, wie Ruge ihn dargestellt hat und fast hättest Du mich von seiner Respektlosigkeit überzeugt... bis dann dieser Satz kam - haha.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.742
9.822
49
Na also, Livia und Josse kriegen sich ja doch noch und zumindest scheint Josse Livia gutzutun. Was sie natürlich nicht davon abhält gleich zu intrigieren und Polybius Geheimnis zu verraten.
Sie schickt Josse in Protagoras Rhetorikschule. Wie ich oben schon erwähnte, kam sie mir leider etwas zu kurz. Aber Josse schafft es, sich seine Rede zusammenzukleistern und bis zum Schluss war ich gespannt, wie er denn nun "umkehrt, ohne zu wenden" (oh, nun habe ich ein Komma verwendet... nicht gut, haha). Nun feiern wir also die Vulkanalien, klasse!

Ich bin nachwievor begeistert vom Text, und obwohl ich weiß, dass die Titanic untergeht, möchte ich doch noch ein paar Exzesse, Ausschweifungen und Machtkämpfe miterleben.
 

alasca

Bekanntes Mitglied
13. Juni 2022
3.056
9.724
49
Speziell diese Stelle wollte ich Dir nochmal unter die Nase halten:helo (nicht böse gemeint). Ich habe nämlich extra noch Bilder von Plinius gegoogelt, aber da ist er natürlich nicht so fettleibig, wie Ruge ihn dargestellt hat und fast hättest Du mich von seiner Respektlosigkeit überzeugt... bis dann dieser Satz kam - haha.
Welche Respektlosigkeit? Und was, meinst du, beweist "diese Stelle"? :think Ich fürchte, ich hab dich verloren.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.742
9.822
49
Aus dem 3. Abschnitt:
Die Szene mit Plinius, der mit "wissenschaftlichen" Ansichten auftrumpft. Zum Fremdschämen. Seine Verletzung, seine Fettleibigkeit, die hohe Stimme - Fantasie?

Das Fremdschämen habe ich auf den Autor bezogen, weil er ja Plinius (und nicht nur ihn) ziemlich armselig dastehen lässt.
Es ist wahrscheinlich Ruge selbst, der sich mit seinen "niederen Motiven" beim Leser entschuldigt.
Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu weit hergeholt.
 

alasca

Bekanntes Mitglied
13. Juni 2022
3.056
9.724
49
Aus dem 3. Abschnitt:


Das Fremdschämen habe ich auf den Autor bezogen, weil er ja Plinius (und nicht nur ihn) ziemlich armselig dastehen lässt.
Es ist wahrscheinlich Ruge selbst, der sich mit seinen "niederen Motiven" beim Leser entschuldigt.
Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu weit hergeholt.
Nein - genauso habe ich es auch verstanden!
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.548
24.650
49
66
Mir gefällt der Roman immer besser. Ruges Satire kommt zwar nicht sehr subtil daher, dafür merkt man den Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte und der sich auf mich als Leserin überträgt.

Josse wird zum Wendehals ( gemacht), frei nach Adenauers Motto „ Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
Es geht nur noch darum, seinen „ Verrat, ohne Verräter zu sein“ vorzubereiten.
Zwietracht und Unfrieden schaffen geht leicht, doch an seiner rhetorischen Schlagkraft muss er noch üben.
Köstlich, die Unterrichtsstunden bei Protagagoras.
Nun aber muss Josse nur noch den Inhalt seiner Rede festlegen. Keine leichte Sache. Doch so wird ein großer Erfolg.
Vor allem das Motto, die sog. Losung: „ Leben mit dem Vulkan“.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.548
24.650
49
66
Wie kehrt man um, ohne zu wenden? Wir übt man Verrat, ohne Verräter zu sein?"
Schreiben ist und war schon immer die Rache der Machtlosen."
Diese beiden Sätze habe ich mir auch dick unterstrichen.
Vielleicht eine wichtige Übung für unsere Politiker?
Die beherrschen einige doch sehr gut.
Ich bin nachwievor begeistert vom Text, und obwohl ich weiß, dass die Titanic untergeht, möchte ich doch noch ein paar Exzesse, Ausschweifungen und Machtkämpfe miterleben
Geht mir genauso! Freue mich sehr aufs Weiterlesen.
 

Bücherfreundin

Aktives Mitglied
6. November 2022
473
2.237
44
58
Dem Autor gelingt es immer wieder, aus den Figuren im Handumdrehen unverkennbare Charaktere zu machen: der geldgierige Scharlatan Lucretius, der sich als Prophet ausgibt, ist ein gutes Beispiel. Obwohl zumindest einige seiner Mitmenschen sein albernes Brimborium zu durchschauen scheinen, hält er einfach an seiner Scharlatanerie fest..
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.352
10.656
49
49
Livia und Josse, an diese Möglichkeit habe ich im vorherigen Abschnitt bereits gedacht, doch auch wenn Livia durch Josse nun das erste mal in ihrem Leben jemanden wirklich begehrt, so glaube ich doch, dass ihr Hauptmotiv woanders liegt.
Die Rede hätte man Josse am Anfang nicht zugetraut, eine enorme Steigerung:cool: und hier zeigt sich mal wieder, wie leicht Menschen sich mitreißen lassen, wenn es nur überzeugend und charismatisch genug ist. Leider sind uns da ja genug Beispiele bekannt, eins ganz besonders:sad
Auch wenn ich mich wiederhole, ich bin immer noch erstaunt wie locker und flapsig der Autor alles beschreibt, ich hatte kurz die Befürchtung, dass es sehr trocken werden könnte.
 

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
848
3.402
44
dafür merkt man den Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte und der sich auf mich als Leserin überträgt.
Das stimmt! Ich habe bei den Roman - trotz der sehr düsteren Aussichten - einfach gute Laune, was irgendwie merkwürdig ist.

Endlich ist sie da: die Kunst der Rhetorik, auf die ich so lange gewartet habe. Schade, dass sie so in Vergessenheit geraten ist, in der Renaissance wurde sie ja noch als essentielles Fach gelehrt. Wäre auch heute kein schlechtes Fach, es würde beim Durchschauen so einiger Botschaften doch sehr helfen. Heute ist es ja hauptsächlich noch bei Werbemessage präsent ("es ist wissenschaftlich erwiesen", "neun von zehn Frauen" usw.) Ich finde den Unterricht großartig und habe die subtilen Änderungen, die sich durch Verschieben und Umstrukturieren von Sätzen, Gebrauch bestimmter Worte usw. ergeben so genossen. Ist Sprache nicht ein herrliches (Macht-)Instrument?
Auch Josses Rede, beendet mit dem wegweisenden Satz "Das Buffet ist eröffnet" ist sehr amüsant und gut dargestellt. Ich werde ausgezeichnet unterhalten.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Für mich hat der Roman einen durchgehend hohen Unterhaltungswert. Die Erzählstimme nutzt sich nicht ab, was ich anfangs befürchtet hatte, Ich muss immer wieder schmunzeln und dennoch ist der Roman weder seicht noch profan. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich einiges mitnehmen kann. Wobei ich mich immer noch frage, was gut recherchiert und was bloß erfunden ist.

Die Verbindung von Josse und Livia ist schlüssig. Bisschen überrascht hat mich diese Wendung, ehrlich gesagt, schon. So weit hatte ich einfach noch nicht gedacht.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Mir gefällt der Roman immer besser. Ruges Satire kommt zwar nicht sehr subtil daher, dafür merkt man den Spaß, den der Autor beim Schreiben hatte und der sich auf mich als Leserin überträgt.

Ja, ich stelle mir auch vor, wie der Autor am Schreibtisch sitzt und an einigen Stellen in sich hineinlacht. :D

Ich habe bei den Roman - trotz der sehr düsteren Aussichten - einfach gute Laune, was irgendwie merkwürdig ist.

Geht mir genauso!