4. Leseabschnitt: Teil Vier (S. 219 bis 282)

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
1.778
6.474
49
Elizabeth nimmt Astronomie- und Botanikunterricht bei dem verschrobenen Mr. Dawson und natürlich entwickelt sich zwischen den beiden etwas. Zu Beginn des Abschnitts fand ich es mal wieder bezeichnend wie ungerecht das Leben der Frauen damals war. Elizabeth fühlt sich ungebildet, weil sie niemals die Chance bekommen hatte, etwas zu lernen, was über Lesen, Handarbeiten und Musikunterricht hinausgeht. Viele Jungs wurden durch die Schule geprügelt, obwohl sie nicht das geringste Interesse hatten und ein Mädchen konnte noch so wissbegierig und lernbereit sein, es hatte einfach keine Chance :mad:.
Captain Tench kommt mir so richtig schmierig vor, bähh. Aber großartig wie Elizabeth in am Schluss zum Abschied ein Tütchen Tee schenkt, haha. Das war ja ziemlich eindeutig ;).
Jetzt haben wir auch erfahren, woher das Buch seinen Titel hat.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.674
9.513
49
Elizabeth nimmt Astronomie- und Botanikunterricht bei dem verschrobenen Mr. Dawson und natürlich entwickelt sich zwischen den beiden etwas.

Der ganze Abschnitt befasst sich mit dieser Liebelei, die ja recht interessant, aber für das Voranschreiten der Geschichte nicht wirklich nützlich ist. Die wenigen Szenen mit den Aborigenes, war mir einfach nicht genug.
Nun sollte ich vielleicht bedenken , dass Frau Greenville Australierin ist und das Exotische an ihrem Land, weil sie es ja Tag für Tag vor der Nase hat, nicht hervorhebenswert findet. Mich hat es trotzdem enttäuscht.
Es scheint auf eine Geschichte der Schwierigkeiten, mit denen Frauen aus dem 18./19. Jahrhundert zu kämpfen hatten, hinauszulaufen.
Schließlich und endlich ist Elizabeth immer noch eine priveligierte Frau, die "Zeit" hat, sich mit Astronomie und Botanik zu befassen und die ein Kindermädchen "besitzt".
 

Circlestones Books Blog

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2018
1.411
4.437
49
72
Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Die wenigen Szenen mit den Aborigenes, war mir einfach nicht genug.
Ich vermute, dass Kate Grenville den schwierigen Spagat schaffen musste, einerseits die Selbstverständlichkeit, mit denen Europa in fremde Kontinente reiste, Kolonien gründete, sich das Land einfach nahm und die Aborigines für dumm und minderwertige Menschen hielt, in dieser Geschichte nicht zu verändern, andererseits aber auch anklingen lassen, dass nicht alle Engländer so dachten. Wobei ich in der Realität, da die Macarthurs ja unter den ersten Siedlern waren und man damals diese Vorgehensweise für selbstverständlich hielt, nicht sicher bin, ob Elizabeth sich überhaupt Gedanken über die Aborigines machte, die Engländer (in diesem Fall, aber natürlich nicht nur) hielten es damals sicher für selbstverständlich, dass sie als gebildete, kultivierte (und bewaffnete) Menschen sich das Land, das da so vor ihnen lag, einfach nehmen konnten, obwohl Australien ja in weiten Teilen trocken und sehr karg ist, und sie damit wohl das wenige fruchtbare Land den Aborigines wegnahmen und damit ihre Lebensgrundlage. Aber das konnte meiner Meinung nach Elizabeth damals nicht wissen und nicht so sehen, sie war ja unter Engländern. Wie gesagt, nicht einfach für die Autorin.
 

sursulapitschi

Aktives Mitglied
18. September 2019
645
1.568
44
Wer hätte gedacht, dass der Raum aus Blättern ein heimliches Liebesnest ist? Also, das Buch nimmt gerade eine Richtung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe und die mir auch nicht besonders gefällt.
Diese Liebesgeschichte ist arg konstruiert und klischeehaft. Wenigstens findet sie ein sauberes Ende. Schön, dass wir endlich ein paar Eingeborene treffen, aber alles andere kann ich nicht so recht ernst nehmen. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob wir überhaupt noch bei der Geschichte ankommen, die ich zu lesen erwartet habe.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Wer hätte gedacht, dass der Raum aus Blättern ein heimliches Liebesnest ist?
Ich habe ihn eher als einen Ort verstanden, an den sich die Figuren zurückziehen und sie selbst sein können, ohne sich um andere und deren Anstandsregeln kümmern zu müssen.
Diese Liebesgeschichte ist arg konstruiert und klischeehaft.
Das sehe ich völlig anders. Mr. Dawes ist in seiner eigenen Umgebung nicht der Mensch, der er in der Öffentlichkeit ist bzw. wie andere ihn sehen. Er begegnet Liz auf Augenhöhe. Trotzdem sie eine Frau ist, behandelt er sie wie eine gleichberechtigte Person und eröffnet ihr Möglichkeiten, von denen sie bisher nicht wusste, dass sie existieren. Und damit meine ich nicht das Planetensystem sondern den Sex und die intensiven Gespräche, die nichts mit der "Konversation" zu tun haben, die sie sonst von anderen Männern gewöhnt ist. Liebe sehe ich nicht zwischen den beiden. Eher Freundschaft, in der einer von dem anderen profitiert. Auf jeden Fall ist diese Episode mit Mr. Dawes förderlich für Liz' Selbstbewusstsein.
Ich hätte es als Klischee empfunden, wenn die Geschichte zwischen den beiden einen anderen Ausgang genommen hätte: das Liebesarrangement kommt raus, John fordert den Konkurrenten zum Duell und erschießt ihn, oder so etwas in der Art.
So ist diese Beziehung für mich ein weiterer und wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer selbstbewussten Liz.
 

Circlestones Books Blog

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2018
1.411
4.437
49
72
Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Diese Liebesgeschichte ist arg konstruiert und klischeehaft.
Ich finde, sie ist sehr poetisch und doch zurückhaltend geschrieben, wie es eine Elizabeth des 18./19. Jahrhunderts bei aller Offenheit wohl geschildert hätte. Zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass sie hier erfahren konnte, wie Sexualität sein kann, denn die Akte mit ihrem gewalttätigen, launischen Ehemann waren ja eher Vergewaltigungen. Durch diese Liebesgeschichte mit Mr. Dawes hat sie auch Selbstbewusstsein als Frau gewonnen, zusammen mit dem neuen Wissen, das ihr als Mensch eine neue Stärke gab, auch ein erstes Verständnis für Kultur und das Leben der Aborigines.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.381
21.182
49
Brandenburg
So ist diese Beziehung für mich ein weiterer und wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer selbstbewussten Liz.
Aber das dauert und dauert und dauert. Viel ist ja nicht mehr übrig vom Buch und ich wollte Schafe züchten, eine Farm aufbauen und die Eingeborenen auf den Dez hauen. Wie es ja auch gewesen ist.

Manches ist unfreiwillig komisch: "Als wir in der Astronomie alles abgehandelt hatten, was ich nachvollziehen konnte, wandten wir uns der Botanik zu". Das ging ja fix. Drei oder vier Stündlein, dazwischen Gesangseinlagen und sie wusste alles, was sie begreifen konnte? Da haben die Astronomen jahrelang studiert und D. belässt es bei so Oberflächlichkeiten. Meimei. Er hätte ihr mehr beibringen können als sie mit seinen nether regions bekannt zu machen.

Allerdings habe ich auch einen netten Satz gefunden: "Es spielte keine Rolle, ob die Stille mit Englisch, Französisch oder Gadigal gefüllt wurde."
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.244
49.156
49
Ich habe den Abschnitt gerade beendet und sehr genossen! Ich glaube, mancher hier hat sich den Genuss durch zuviel Recherchiererei am Anfang verdorben :p
Seit Jahren frische ich Klappentexte vor dem Lesen nicht auf oder bemühe Google, um im Vorfeld mehr über eine Person, so es sie denn gegeben hat, herauszufinden. Das schiebt einen doch automatisch in eine bestimmte Richtung, die nicht immer die richtige sein muss, oder?

Ich empfinde diese Liebesgeschichte keinesfalls als klischeehaft. Sie wurde wunderbar erzählt, teilweise poetisch. Man spürt, wie sich Liz langsam öffnen kann, zuerst intellektuell und geistig, dann sexuell. Ich habe es ihr so gewünscht! Ohne Zärtlichkeit kann man doch nicht ernsthaft leben wollen.
Die Rückkehr in die Ehe ist der damaligen Realität geschuldet: Irgendwann wären sie aufgeflogen, was katastrophale Folgen gehabt hätte.
Mir war eine Umlaufbahn bestimmt, die zu verändern nicht in meiner Macht stand, die Bahn der Mrs. John Macarthur. S. 272
Diese Schlussfolgerung entspricht ihrer Erziehung und ihrer Zeit. Sie wussten, das sie keine Zukunft hatten. Alles andere hätte zu einer höchst trivialen Wende geführt, die ich diesem Buch nicht zutraue.

Außerdem hat Dawes Spuren hinterlassen: Mit dem knappen Wissen über Großvaters Schafzucht hätte sie kaum erfolgreich eine Farm leiten können. Die Sprachkenntnisse in der Sprache der Einheimischen werden auch kein Nachteil gewesen sein. Vielleicht erzählt uns Liz bewusst die Vorgeschichte, WIE es zu dem erfolgreichen Teil ihres Lebens kam?

Außerdem beeindruckt mich der Rspekt, den Elizabeth den Schönheiten des Landes entgegenbringt. Ihre Beschreibungen fühlen sich sehr anmutig an.

Dawes selbst hat eine Schwester, die sich in ihrem Wissensdurst nicht entfalten darf. Das öffnet ihn sofort für die Interessen Elizabeths.

Wir entscheiden, was wir zu wissen glauben.
Wir dürfen nie vergessen, dass unsere Beweise unvollständig sind. Wir müssen demütig sein hinsichtlich der Schlüsse, die wir daraus ziehen. Wir dürfen uns nie sicher sein. vgl. S. 235

Vermutungen wachsen sich zu einer Geschichte aus, die, wenn sie erst kursierte, wasserdicht war wie ein Fass. Ein solches Fass konnte Unwahrheiten rund um die Welt befördern, immer weiter in die Zukunft, ohne jemals leckzuschlagen. S. 240
Solche Sätze gefallen mir und der zweite erinnert mich an Lewinsky, der den Weg von Gerüchten zur geglaubten Wahrheit in seinen Büchern ähnlich gut beschreiben kann;)

Auch das Geplänkel mit Tench empfand ich amüsant. Man muss sich verstecken und immer ein bisschen mehr auf Ballhöhe sein als der/die andere. Ich hab immer wieder geschmunzelt (was bei mir nicht oft vorkommt und auch dem guten Schreibstil geschuldet sein dürfte).

Nun verfolge ich die neue Liz gerne in den letzten Abschnitt, in dem sie euch zur Freude endlich Schafzüchterin werden darf:p!
 
Zuletzt bearbeitet:

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.244
49.156
49
Da schließe ich mich an. Dieser Abschnitt ist niederschmetternd. Frauenroman.
Du hast dich ja im Nachhinein noch verführen lassen;)
Aber eigentlich sieht man doch schon am Cover, dass man es zumindest nicht mit Hochliteratur zu tun bekommt, oder?:p:cool:

(Ich bin ja auch ein kritischer Geist, doch bislang gefällt mir was ich lese:))
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.405
23.954
49
66
Anfangs war ich auch enttäuscht, als es immer noch nicht mit der Farm und der Schafzucht voranging. Doch das eigentliche Thema des Buches ist die Emanzipation einer Frau, so weit das damals möglich war und mit den Mitteln, die den Frauen zustanden.
Dieses Kapitel ist wichtig für die Entwicklung der Figur. Hat sie zuvor einfach versucht, die Schwächen und Fehler ihres Mannes zu ihrem Vorteil zu nutzen, so reift sie hier zu einer Frau, die begehrt wird, deren Intelligenz endlich anerkannt wird und die endlich eine erfüllende Liebesgeschichte erleben darf. Es sei ihr gegönnt. Eventuell ist das auch notwendig, um die zukünftigen Aufgaben bewältigen zu können.
Obwohl dieser Roman nicht an die Klasse von Lewinsky heranreicht, so finden sich doch auch hier viele schöne Sätze zum Anstreichen.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.294
10.424
49
49
An diesem Abschnitt hat mir gefallen, dass Elizabeth bereit ist über den Tellerrand zu schauen. Sie lässt sich auf die Ureinwohner ein, verdrängt die Mythen wie "die fressen doch ihre eigenen Kinder".
Das sie sich auf einen anderen Mann einlassen könnte, war mir schon länger klar, ihr Bedürfnis nach Nähe und Anerkenung war immer greifbar. Von ihrem Mann ist beides nicht zu erwarten, da hat sie die Gelegenheit genutzt. Ob aus dieser Verbindung vielleicht sogar noch ein Kind hervorgehen wird?
Hannaford und Ms Brown......warum eigentlich nicht? Ich mag beide Charaktere unheimlich gern, obwohl sie nur schmückendes Beiwerk sind, und keine große Rolle spielen.
Auf eine Erklärung zum Raum aus Blättern habe ich lange gewartet. Ich hatte eher etwas anders erwartet, kann mich mit dem verborgenen Liebesnest aber durchaus arrangieren.
Das wir nicht viel über Australien erfahren, wundert mich ein wenig, da ich auch dachte, dass die Schafzucht mehr Raum in der Handlung einnimmt. Aber trotz allem lese ich den Roman sehr gerne