4. Leseabschnitt: Teil Vier 1986 (Seite 335 bis 441)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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So, nun habe auch ich diesen Roman beendet, und ich muss sagen, er hat mir gefallen. Ab und an hatte ich zwar meine Zweifel, ob nicht einiges übertrieben dargestellt wird, aber wenn die Autorin es so empfunden hat, na gut, das kann ich so hinnehmen.
Ich finde es sogar recht mutig, denn es ist sicher nicht leicht solche Dinge in die Öffentlichkeit zutragen. Schließlich erzählt sie hier unangenehme Geschichten aus ihrer eigenen Familie.
Aus meiner Sicht hätte ich wahrscheinlich auch vieles anders gemacht als die Mutter, aber das sagt sich ja immer leicht. Der Grund warum sie nicht ausgebrochen ist aus dieser Ehe, war glaube ich gar nicht mal die Angst darüber was die anderen, sprich die Nachbarn sagen, das war eher die Denkweise des Vaters, bei ihr war es glaube ich die Angst ihren Kindern damit zu schaden. Dies wäre zwar wahrscheinlich nicht der Fall gewesen, denn mit einer Trennung hätte sie ihnen die Streitigkeiten erspart, aber wer weiß es denn mit Sicherheit. Sie war zu dem Zeitpunkt der Meinung damit das Beste zu tun.
Gut fand ich, dass sie am Ende doch bereit Oma ins Heim zu geben. Es ist zwar löblich für alle immer da zu sein, doch manchmal ist es sinnvoller es auszulagern.
Zum Thema Lügen. Für mich persönlich standen gar nicht einmal die Lügen über die Mutter im Vordergrund, sondern die Tatsache, dass sie sich irgendwann so in die Enge gedrängt gefühlt durch die Zwänge die ihr Mann ihr auferlegt hat, dass sie gelogen hat um sich nicht rechtfertigen zu müssen. Es muss schrecklich sein, wenn man heimlich im Keller nascht und dennoch nach außen versucht eine Diät glaubhaft rüberzubringen.
Elas Vater bleibt blass, dabei hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch er unter dieser Beziehung zu leiden hatte Denn die Mutter überging auch ihn mit einigen wichtigen Entscheidungen. Wobei das wahrscheinlich der einzige Weg überhaupt etwas durchzusetzen, eine Diskussion mit ihm hätte sie schwer gewinnen können. Nur schade, dass ihr Selbstwertgefühl irgendwann so angekratzt war, dass sie nicht allen Punkten diese Durchsetzungsfähigkeit hatte.
 
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Reaktionen: Wandablue

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Im letzten Abschnitt scheint die Mam doch so langsam die Kurve zu kriegen, sie beginnt Widerstand zu leisten. Auch wenn sich diese Haltung nicht sofort in baren Erfolg ummünzen lässt, hat sich doch etwas Entscheidendes verändert: sie hat es satt, ein Opfer zu sein.
Ein Opfer des Vaters ist allerdings Jessy. Erfahren wir nicht, was aus ihr geworden ist? Sie war die einzige, die den Paps durchschaute, während Mam ihren Prinzen immer noch liebte und ihm die Reise nach Argentinien schenkte. Aber Paps hatte was mit Manu ... das Fass lief endlich über.
Die Autorin verstehe ich gar nicht. Es ist jetzt wohl modern, seine Familiengeschichte öffentlich aufzuarbeiten. Meinen Beifall findet das nicht.
 
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Wandablue

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Brandenburg
Hätte die Autorin doch mehr auf diesen einen Aspekt des Dickseins fokussiert: den Umgang damit, die Reaktionen darauf, die Hintergründe. Das hätte ein sehr gutes Buch werden können.
Statt dessen ist es eine Art öffentliches Tagebuch geworden, so was langweilt mich ja.

Nun ist es aber ein Roman. Da reicht es nicht, alles runterzuschreiben, was man selbst erlebt hat und die Gefühle der Leserschaft zu manipulieren. Es braucht ein überzeugendes Erzählkonstrukt. Das fehlt hier.
Ganz deiner Meinung.

Jetzt springen tatsächlich die kids mit ein, übernehmen Erwachsenenaufgaben
Nur für kurze Zeit. Das schadet ihnen nicht. Besonders die Erzählerin war ein verwöhntes Plag.

das Vermögen ist weg: teils verbraucht, teils gespendet, teils verprasst.
Es war die einzige Möglichkeit. Der Paps war ständig hinter dem Geld her - das Geld musste weg, um es ihm a. heimzuzahlen b. ihn zu bestrafen, c. ihm kein weiteres Druckmittel in die Hand zu geben.

Dieser Bezug am Ende zum Ritual bei einigen Indigenen Nordamerikas überzeugt mich nicht
Doch. Mich schon. Das Geld hat die "Heilung" verzögert.

Die Mutter verschenkt ihren Anteil. Ist das nicht selten bescheuert,
In dem Fall nicht. Es ist die einzige Möglichkeit, das Geld Paps zu entziehen. Solange es da ist, denkt er, er kann machen, was er will.

Die Anlehnungen an das Jahr 1986 wirken ziemlich gewollt auf mich.
Albern. Steffi. Tschernobyl. Die Grünen. Verglühende Challenger.

Jessy. Über die könnte man auch allerhand sagen. Ein Früchtchen irgendwie. Affig, dass sie immer "nichts mitbekommen soll"
Sehr seltsam. Entweder gehört sie dazu oder eben nicht. Man hätte sich um eine Pflegschaft bemühen können. Was wurde aus ihr, habe ich das überlesen? Haben die Tochter und Jessy noch Kontakt?

Die Mutter hat sich in der Rolle der Leidenden (und in sich hinein Fressenden) gut gefallen.
Letztlich handelte es sich nur um wenige Jahre, wo sie sich alles gefallen ließ. Zu Anfang dachte ich, der Erzählungszeitraum wäre größer. Nach vier ?? Jahren hat Mam angefangen, sich zu wehren. Sie hat sich nie wieder so ducken lassen wie vorher. Sehr gut gefallen hat mir der Bankberater!!!

Aber der Paps ist ja wirklich ein Arsch gewesen. Komisch, dass die Tochter (T) ihre Mutter stark ablehnte und P lieber mochte. Vllt schreibt Dröscher deshalb das Buch, um Abbitte zu tun. Aber das ist privat, was habe ich damit zu tun? (Genau so Monika Helfer).
 

Wandablue

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Brandenburg
Elas Vater bleibt blass, dabei hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch er unter dieser Beziehung zu leiden hatte Denn die Mutter überging auch ihn mit einigen wichtigen Entscheidungen.
Konnte ich ihr nicht verdenken. Sie hat ihn nur kopiert. Oft ist er ihr in den Rücken gefallen, wie du mir, so ich dir, oder so wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es zurück. Nein, glücklich war P nicht - da hast du recht, aber auch er hat jede Veränderung abgelehnt, das Angebot zur Familientherapie war ja da.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Bevor ich mir eure Kommentare in Ruhe durchlese, will ich kurz meine Eindrücke niederschreiben. Ich muss feststellen, dass mich der vierte Teil etwas zwiespältig zurücklässt. Einerseits gefällt es mir, dass es noch einige Überraschungen gab und mehrere Fragen offen bleiben. Andererseits wird mir so manches nun doch zu viel und zu märchenhaft. Vermutlich brauchte es am Ende eine gewisse Dramaturgie und Dramatik aus Sicht der Autorin, die es im wahren Leben eben nicht gab. Aber sei‘s drum.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Das war mir reichlich klar. Aber warum behelligt sie die Leser damit und - noch fragwürdiger: warum bekommt sie einen Platz auf der Longlist? Wo ist die Allgemeingültigkeit? Was kann ich daraus lernen, außer dass es im Hunsrück eine kleine Insel der Unglücksseligen gab, auf der das Patriarchat auch Mitte der 80er noch gefeiert wurde?!

Wenn es nur Bücher gäbe, aus denen man etwas lernen kann und die eine Allgemeingültigkeit haben, dann wäre die Liste der Neuerscheinungen jedes Jahr sehr übersichtlich. :p:grinning

Ich verstehe es so, dass sie aufzeigen will, was es mit einem Menschen macht, wenn man ständig auf sein Gewicht reduziert wird; dass Übergewicht nicht allein auf Disziplinlosigkeit zurückzuführen ist und welchen Zwängen Frauen bis in die jüngere Vergangenheit unterworfen waren.