4. Leseabschnitt: Teil IV "Was bleibt" von S. 379 - 499

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Die Gespräche zwischen Cici und Cheri lassen in mir die Hoffnung aufkommen, dass es vielleicht in Zukunft nicht mehr soviel Ungesagtes zwischen Beiden geben wird. Dass sich Beide annähern und ein gegenseitiges Verstehen Beide prägen wird.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Das Kapitel Sonny in Malibu empfand ich als einen interessanten Weg, ein Weg um Cheri aus ihrer Isolation zu holen, ein Weg für sie sich zu öffnen, lang Verschlossenes an die Oberfläche zu holen. Das Miteinander der Beiden fand ich gut beschrieben, besonders das dieses Miteinander endet fand ich super, alles andere hätte dem Buch geschadet.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Nachdem Cheri an der Uni rehabilitiert wurde und sich bei der Plünderung des Museums in Bagdad gleich ihren Orientalistik-Kollegen vor Samuelsons Tür einfindet versinkt sie in einem tiefen Loch aus Depression, Alkohol und Drogen/Tabletten. Spiralförmige Entwicklung - wie damals, als sie das NYPD verließ, kommt sie nicht aus dem Sumpf heraus und droht sich zu verlieren. Aber dank Cookie kommt Cici zu ihr, zunächst mit Espressokanne und Gebäck, später um Michaels Sachen auszusortieren. Ich finde es herrlich, wie die beiden sich hacken und zusammenraufen, berührend ist für mich hier später Cheris Entschuldigung und der Dank an Cici mit der folgenden Bemerkung ihrer Mutter, dass sie dankbar ist, dass sie sich helfen ließ.
Cheri steht auf, langsam zwar, aber mutig und ohne große Stolpereien. Sie hat Hilfe, von ihrer Therapeutin, die sie am Weglaufen hindert, und von Sonny, der sie ins Leben zurück schubst. Und nicht zuletzt von Michael, der ihr ihre Wurzeln zurück gibt.
Hier erfährt man auch endlich, was zu ihrem Weggang vom NYPD führte - heftige Geschichte. Und sie liebt Eddie immer noch? Ich denke, nachdem sie endlich davon erzählen konnte hat sie auch die Chance, sich davon zu lösen.
Ich mag das Ende. Kein Herzschmerz, sondern der Bogen zu ihrem Beginn, dem Tag ihrer Geburt, wird geschlagen, auf richtig gute Weise. Kein Pathos in Bezug auf ihren wahren Vater, den sie ja eigentlich nicht kennt, oder auf Sonny, der ein wichtiger Wegstein für sie war, nicht mehr und nicht weniger. Cheri kann am Ende in meinen Augen ihren Schutzwall einreißen, der sie mehr isoliert als geschützt hat, und das ist so völlig nebenbei ohne großes Tamtam geschrieben - großartig!
 

KrimiElse

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Die letzten Seiten hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die Autorin in diesem Buch auch autobiographisches verarbeitet hat. Und ich muss sagen, hat mir sehr gefallen dieser Leseabschnitt.
das habe ich auch gedacht, dass dies möglich wäre. Auf jeden Fall schreibt sie wie jemand, der Erfahrung im Umgang mit Schmerz und mit dem Kampf um sich selbst hat.
 

KrimiElse

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Das Kapitel Sonny in Malibu empfand ich als einen interessanten Weg, ein Weg um Cheri aus ihrer Isolation zu holen, ein Weg für sie sich zu öffnen, lang Verschlossenes an die Oberfläche zu holen. Das Miteinander der Beiden fand ich gut beschrieben, besonders das dieses Miteinander endet fand ich super, alles andere hätte dem Buch geschadet.
genau! Ich hatte ganz kurz befürchtet, dass Sonny nochmal auftaucht, zum Glück nicht.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Um nochmal auf das Thema Weglaufen zu kommen

Ich hatte das so empfunden dass sie durch die Aktion ihrer Kollegen vertrieben wurde, dass es ihn nicht mehr möglich war, den Polizeidienst auszuüben. Mit dem Wissen, was ihre Kollegen und ihr Geliebter getan haben.

Etwas was ihr lange Zeit das Leben schwer gemacht hat.

Gut dass sie es endlich loslassen konnte!

Aber auch gut dass es passierte, weil dies ihr erst einen Neuanfang ermöglicht hat.

Was sagst du @KrimiElse ?
 

KrimiElse

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Um nochmal auf das Thema Weglaufen zu kommen

Ich hatte das so empfunden dass sie durch die Aktion ihrer Kollegen vertrieben wurde, dass es ihn nicht mehr möglich war, den Polizeidienst auszuüben. Mit dem Wissen, was ihre Kollegen und ihr Geliebter getan haben.

Etwas was ihr lange Zeit das Leben schwer gemacht hat.

Gut dass sie es endlich loslassen konnte!

Aber auch gut dass es passierte, weil dies ihr erst einen Neuanfang ermöglicht hat.

Was sagst du @KrimiElse ?
Ich sehe es weniger als Vertreibung, sondern schon mehr als Weglaufen. Sie hätte sich wehren können (wenn sie wirklich so kampfeslustig wie dargestellt ist, aber die Liebe zu Eddie hat ihr wahrscheinlich das Genick gebrochen, ließ sie Verrat an ihren Idealen begehen), der Wahrheit zu ihrem Recht verhelfen, auch wenn sie sich dann wahrscheinlich beim NYPD nicht mehr hätte blicken lassen können, zumindest nicht in diesem Revier. Das ist auch etwas, wofür sie Scham empfindet, und sicher einer der Gründe, warum sie nicht darüber spricht.
Cheri war zumindest Zeugin (wenn nicht sogar Helfende) eines Mordes durch Polizisten, und noch dazu an einer Person, die den Polizistenmord nicht begangen hat. Sie deckelt das.
 
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Literaturhexle

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Ich mag das Ende. Kein Herzschmerz, sondern der Bogen zu ihrem Beginn, dem Tag ihrer Geburt, wird geschlagen, auf richtig gute Weise. Kein Pathos in Bezug auf ihren wahren Vater, den sie ja eigentlich nicht kennt, oder auf Sonny, der ein wichtiger Wegstein für sie war, nicht mehr und nicht weniger. Cheri kann am Ende in meinen Augen ihren Schutzwall einreißen, der sie mehr isoliert als geschützt hat, und das ist so völlig nebenbei ohne großes Tamtam geschrieben - großartig!
Dem habe ich nichts, aber auch gar nichts, hinzuzufügen! Eine herrliche Zusammenfassung für Das, was von dem Roman bleibt. Ich hätte nicht erwartet, dass es autobiografische Bezüge gibt.

Was mich nachhaltig gestört hat, ist der permanente Konsum von Drogen vieler Art. Zu leichtfertig, zu schnell wird dazu gegriffen. Das ist so weit weg von meiner Lebensrealität. Außerdem nehme ich der (trotz allem hochintelligenten) Cheri diesen leichtfertigen Umgang nicht ab. An der Stelle wirkt die Figur bei mir etwas unglaubwürdig. Einerseits dekorierte Professorin, andererseits gepiercte, abhängige Type....

Trotzdem ein absolut lesenswertes und nachdenkenswertes Buch.
 
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Literaturhexle

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Sie hätte sich wehren können (wenn sie wirklich so kampfeslustig wie dargestellt ist,
Hmm. Eddie hat sie aber dich regelrecht erpresst: wenn sie das Dokument nicht unterschreibt, werden ihr die Kollegen Drogen unterjubeln, ihr das Leben zur Hölle machen (das hatte sie ja schon einmal erlebt) und sie für den weiteren Dienst disqualifizieren. wie brutal diese Gang dabei vorgehen kann, wenn einer die Polizei beschädigt dürfte sie ja live erleben ....
Stolz hat sie das Dokument nicht unterschrieben. Danach blieb ihr aber nur noch die Flucht. Ihre Waffe etc. hatte sie zu dem Zeitpunkt schon abgegeben.

Dieser Eddie ist ein Opportunist. Wahrscheinlich hat er Cheri nur als Partnerin aufgenommen, um mit ihr ins Bett zu kommen.
 

Literaturhexle

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Wirklich schade ist, dass Cheri die Dinge mit ihrem Vater nicht mehr hat klären können. Aber so ist das Leben. Manchmal ergibt sich einfach kein Zeitpunkt zu Lebzeiten.

Das macht den Roman so wertvoll. Entgegen seinem Titel ist er eben nicht trivial mit Friede, Freude, Eierkuchen am Ende. Auch der leibliche Vater hat mich gerührt: hatte er zum Abschied das Bedürfnis, seiner Tochter etwas zu schenken.

Sehr viele bewegende Momente.

Auch über Cici könnte man vieles sagen. Einerseits oberflächlich und wenig gebildet, auf der anderen Seite pragmatisch und einfühlsam, als sie Cheri aus dem Sumpf zieht und ihr (endlich mal) die Meinung sagt.
 

ulrikerabe

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Zu Anfang dieses Abschnittes war ich ziemlich verärgert über Cheris Verhalten.
Wie sie sich in ihrer Trauer gehen lässt. Sie wollte sich trennen und hätte das wohl auch durchgfezogen ,wenn Michael nicht erkrnakt wäre.
Dann noch der Krieg im Irak. Und die zerstörten Artefakte. Im Krieg sterben und leiden zunächts einmal Menschen.
Doch dann kommt Seite 401 "...dass es bei ihrem Schmerz um mehr geht als um Michaels Tod? Dass sie ihn während ihrer Ehe verloren hat und ihn dann, als sie ihn wiedergefunden hatte, endgültig verloren hatte, zusammen mit allem anderen, was ihr in den letzten zwanzig Jahren wichtig gewesen ist?"
Da hat mich die Autorin Cheri wieder nahe gebracht. Vor allem auch ihr Fazit, klein anzufangen, zunächst einmal mit einer Hose, dann sich langsam hoch arbeiten und lernen, freundlich zu ihrer Mutter zu sein.
Das ist so schlicht und so menschlich.
 

ulrikerabe

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Ich mag das Ende. Kein Herzschmerz, sondern der Bogen zu ihrem Beginn, dem Tag ihrer Geburt, wird geschlagen, auf richtig gute Weise. Kein Pathos in Bezug auf ihren wahren Vater, den sie ja eigentlich nicht kennt, oder auf Sonny, der ein wichtiger Wegstein für sie war, nicht mehr und nicht weniger. Cheri kann am Ende in meinen Augen ihren Schutzwall einreißen, der sie mehr isoliert als geschützt hat, und das ist so völlig nebenbei ohne großes Tamtam geschrieben - großartig!

Das Ende fand ich außerordentlich gut. Die Vergangenheit ist erzählt, und dann kommt etwas ganz Neues. Gefällt mir!
 

Literaturhexle

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Doch dann kommt Seite 401 "...dass es bei ihrem Schmerz um mehr geht als um Michaels Tod? Dass sie ihn während ihrer Ehe verloren hat und ihn dann, als sie ihn wiedergefunden hatte, endgültig verloren hatte, zusammen mit allem anderen, was ihr in den letzten zwanzig Jahren wichtig gewesen ist?"
Diesen Satz habe ich mir auch dick unterstrichen. Er ist so vollkommen ehrlich!
 

KrimiElse

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Was mich nachhaltig gestört hat, ist der permanente Konsum von Drogen vieler Art. Zu leichtfertig, zu schnell wird dazu gegriffen. Das ist so weit weg von meiner Lebensrealität. Außerdem nehme ich der (trotz allem hochintelligenten) Cheri diesen leichtfertigen Umgang nicht ab. An der Stelle wirkt die Figur bei mir etwas unglaubwürdig. Einerseits dekorierte Professorin, andererseits gepiercte, abhängige Type....
Schnell...naja, das hängt wohl vom Umfeld ab. Von mir ist das auch ganz weit weg, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man so lebt und kenne persönlich auch Leue, die es tun: bürgerlicher hochdotierter oft anstrengender und fordernder Job mit richtig guter Reputation und Koksnase oder Amphetamine als Ausgleich.
Als Teenie war sie einfach ein rebellischer Punk, in diesem Umfeld gehören Drogen auch hier dazu. Damit sinkt die Hemmschwelle, auch das für mich absolut nachvollziehbar. Cheri hat beim NYPD Upper eingeworfen, das heißt ja, dass sie sich aufputschte. Für mich ist auch das gar nicht so weit hergeholt in einem Job, in dem ständige Dienstwechsel und Schlafmangel an der Tagesordnung sind, insbesondere wenn sie schon Drogen ausprobierte. Dass sie zu Tabletten greift und einwirft, was sie kriegen kann, als es ihr schlecht geht, ist damit eigentlich auch ganz gut nachzuvollziehen und glaubwürdig.
Und dass Michael Psychopharmaka ausprobiert passt für mich auch ins Bild. Er dreht Dokus darüber, er lebt dafür, und wird eben alles selbst ausprobiert haben und ausprobieren wollen.
Was ist übrigens anders an Cicis Frühstücks-Champagner? Auch eine Droge, und keine ungefährliche...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Dem habe ich nichts, aber auch gar nichts, hinzuzufügen! Eine herrliche Zusammenfassung für Das, was von dem Roman bleibt. Ich hätte nicht erwartet, dass es autobiografische Bezüge gibt.
Ich bin mir nicht sicher...eigentlich entnehme ich das nicht unbedingt, aber @renee hat es aufgeworfen.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Wirklich schade ist, dass Cheri die Dinge mit ihrem Vater nicht mehr hat klären können. Aber so ist das Leben. Manchmal ergibt sich einfach kein Zeitpunkt zu Lebzeiten.

Das macht den Roman so wertvoll. Entgegen seinem Titel ist er eben nicht trivial mit Friede, Freude, Eierkuchen am Ende. Auch der leibliche Vater hat mich gerührt: hatte er zum Abschied das Bedürfnis, seiner Tochter etwas zu schenken.

Sehr viele bewegende Momente.

Auch über Cici könnte man vieles sagen. Einerseits oberflächlich und wenig gebildet, auf der anderen Seite pragmatisch und einfühlsam, als sie Cheri aus dem Sumpf zieht und ihr (endlich mal) die Meinung sagt.
Da kann ich dir nur zustimmen.
Trivial ist gar nichts, und das Buch hat wirklich viele berührende Momente, die ganz leise ankommen und deren Wirkung aber enorm ist.
Die Entwicklung von Cici hat mir auch gut gefallen. Von der italienischen Schickse über die alles edrückende Übermutter hin zur Frau, die Cheri einfach nur rettet, ohne Erwartungen.
Und mal ehrlich...ihr mürrisches Verhältnis zu Cookie ist doch einfach nur herrlich, auch wenn es nur am Rande stattfindet.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Dieser Abschnitt hat mich endlich in das Buch hineingelockt. Nachdem Cheri sich hat so gehen lassen und sich zum Glück von ihrer Mutter helfen ließ, ist sie auf dem Weg der Besserung. Die Begegnung mit Sonny tut sicher ein Übriges. Sehr berührend fand ich Michaels letztes Geschenk. Es ist, als hätte er Cheri besser gekannt als sie sich selbst. Quasi in der Mitte des Lebens findet Cheri ihre Wurzeln, söhnt sich mit sich selbst und ihrer Mutter aus und beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben für ihr da noch ungeborenes Kind. Es ist wie ein Kreis, der sich schließt. Zwar ist das Meiste positiv, aber glücklicherweise überhaupt nicht kitschig. Das hat mir sehr gut gefallen.

Das mit den vielen Drogen, war auch nicht so mein Ding. In Büchern von amerikanischen Autoren ist es mit schon hin und wieder mal aufgefallen, dass der Umgang damit doch sehr leichtfertig erscheint.