4. Leseabschnitt: Teil II. / Kapitel 9 bis 17 (Seite 258 bis 334)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Manche Dinge fügen sich allmählich zusammen.
Der Faludi-Bauer sucht nach dem Starkregen des Gewitters mit seinen Leuten weiter die Rosteinwiese ab, ahnungslos, dass sie wahrscheinlich die Massengräber finden werden.
Der Wasserverband ist ein politischer Feind der Jetztzeit.

Der Rehberg schreibt die Chronik und wie es so geht beim Chronikschreiben stößt man auf allerhand Ungereimtheiten. Der Lowerz findet Notizzettel, Büchlein, schaut aber nicht drauf, wie gemein von der Eva, denn deshalb konnten wir auch nicht draufschauen, obwohl wir sofort wissen, dass dieser Zettelfund bedeutsam ist.

Der Sterkowitz hat das Massengrab der Zwangsarbeiter, das die Russen gefunden haben, bezeugt und beglaubigt damals. Dabei waren zwei Leichen ganz eng beieinander, waren das der alte und der junge Graun? Ich habe bisher geglaubt, der Sascha wäre entkommen und wäre der Alexander Gellert, weil Alexanders ja auch Sascha genannt werden.
Jedenfalls hat der Sterkowitz die Bezeugung zusammen mit dem Lajos gemacht. Dem Zahntechniker. Und also auch vom Massengrab wusste. Deshalb wurde er kaltgemacht, während der Sterkowitz nur mundtot gemacht wurde durch seine Frau. Die vom Horka vergewaltigt und bedroht wurde.

Der Horka verschwand als der Alois wieder zurück nach Dunkelblum kam. Wohin wissen wir noch nicht.
Auch nicht, wer die weibliche Leiche ist, die zuerst gefunden worden ist.
Der Horka hatte jahrelang eine Schreckensherrschaft in Dunkelblum ausgeübt. Alle hatten Angst vor ihm und haben widerspruchslos seine Forderungen anerkannt.

Die alten Weiber, die Vroni und die Resi besprechen sich. Resi weiß genau, dass die Flocke vom jungen Graun ist. und die Vroni weiß, dass die Resi mal ein Kind hatte, das weggebene worden ist. Das ist, meint sie, der Gast: der Alexander Gellert.
Die Resi hat Angst vor einer Rückforderung des Hotels. Wenn der Gast ihr Sohn und der Sohn von dem jungen Trüffer ist, könnte er ihr das Hotel wegnehmen.
Ach je, was für ein Durcheinander. Ob der Melnert eigentlich ahnt, dass die Flocke nicht von ihm ist?

Die Flocke möchte ein Grenzmuseum.

Thema: Geschichtsaufarbeitung/Bereinigung. Wie stehen wir eigentlich dazu?
Ich weiß, dass es jede Menge Menschen gibt, die das HolcaustMahnmal in Berlin nicht wollen, weil es ein "Mahnmal der Schande" sei.
Ich will es.
Aber, vllt sollte wirklich nicht alles, was war, ans Licht kommen. Oder doch? Jetzt läuft doch gerade der Prozeß gegen eine Sekretärin, diese 96jährige, die kurzzeitig aus ihrem Altensift geflohen ist. Das ist doch nur ein kleines Licht. Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen.
Dann gibt es die, die die Straßenschildernamen ändern wollen: das wiederum möchte ich nicht. Ich finde, das ist so ne Art Geschichtsfälschung.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Es ist unglaublich, aber offenbar haben Alle, wirklich Alle irgendein Geheimnis, das sie verbergen wollen. Obwohl, der Faludi-Bauer auch? War der damals auch schon da? Falls ja, habe ich es überlesen oder wieder vergessen.
Die Frau vom Arzt, eines der vielen Opfer Horkas, die er sich gefügig machte um ihren Mann ruhig zu stellen, ohne dass dieser davon wusste. Wie perfide! So dumm ist der Horka nicht wie er immer wieder dargestellt wurde (Ist das die berühmte Bauernschläue?).
Der Verdacht, dass Eszter aufgrund ihrer Nachforschungen vielleicht sterben musste, steht nun auch im Raum. Ob da wirklich etwas dran ist? Dann sieht es für Flocke nicht gut aus, denn vermutlich ist sie aus dem gleichen Grund verschwunden.
Bei Lowetz wird immer klarer, dass er wirklich von überhaupt nichts eine Ahnung hat. Weder von der Vergangenheit des Dorfes noch von seiner engsten Verwandten, seiner Tante. Ob ihn die Neugier packt, mehr darüber zu erfahren? Vielleicht zusammen mit Rehberg, dann hätten die Klatschmäuler was zu tuscheln.
Es ist ein Fülle von einzelnen Geschichten, die alle irgendwie zusammenhängen. Und das zu erfahren, macht für mich unter anderem den Reiz des Buches aus. Die Geschichte an sich ist noch immer eher wenig überraschend, aber liest sich einfach wunderbar.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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denn deshalb konnten wir auch nicht draufschauen, obwohl wir sofort wissen, dass dieser Zettelfund bedeutsam ist.
Jaaaa. Das war wirklich gemein. Das wird so herrlich in die Breite gezogen, die Zettelei, wie sich das Blöckchen auch noch verklemmt.... Da weiß man, dass es nicht unwichtig ist. Das macht Evchen sehr geschickt.

Ich habe bisher geglaubt, der Sascha wäre entkommen und wäre der Alexander Gellert, weil Alexanders ja auch Sascha genannt werden.
Das dachte ich natürlich auch. Vielleicht sollen wir das glauben? Was wäre so ein Roman ohne Überraschung am Schluss?!

Resi weiß genau, dass die Flocke vom jungen Graun ist.
Da wüsste ich allerdings schon gerne, woher sie das wissen will. Das weiß der junge Graun ja nicht mal selber und sie werden tunlichst darüber geschwiegen haben. Wir nehmen es als gegeben hin.

Dann sieht es für Flocke nicht gut aus, denn vermutlich ist sie aus dem gleichen Grund verschwunden.
Irgendwer will sie zum Aufgeben zwingen. Sie ist die positive Figur. Sie wird schon überleben (und sich vlt mit dem Lowetz zusammentun:))

Die Geschichte an sich ist noch immer eher wenig überraschend, aber liest sich einfach wunderbar.
Hm. Mich überrascht sie schon. So vieles in der Richtung habe ich auch noch nicht gelesen. Dieses Dunkelblum ist schon besonders hinterwäldlerisch, aber wenn man gräbt, findet man vielleicht fast überall Dreck. Juden/Kriegsgefangene waren rechtlos, die Zeiten brutal, die Justiz schlampig...
Nicht umsonst hat sich die Tätergeneration gerne auf die Nachkriegszeit verlagert, wenn es um Informationen ging.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Die Russen haben den Horka rehabilitiert. 15 Jahre konnte er noch sein Unwesen treiben, bis er in den Ruhestand musste. Niemand hat seine Frau und seine Kinder beschützt. Schweigen allüberall.
Hat Ferbenz für das Verschwinden Horkas gesorgt? Ist er nur untergetaucht und kann jederzeit zurückkommen? Was hat es mit der Lockengeschichte der Gräfin auf sich? Der Neulag hat mit der Gräfin "Pferdezucht" gespielt - sprich: die hatten was miteinander. Vielleicht hat sie dem Neulag eine Locke geschenkt damals? Mit der Locke könnte man eine DNA Analyse machen... War der Bankert (furchtbarer Begriff!) vor der Kirche etwa ein uneheliches gräfliches Kind??? Ist der Erpresser am Ende Horka, dem das Geld ausgegangen ist? Oder der Uneheliche selbst? Oder der Neulag oder bin ich auf dem Holzweg? Allerdings scheinen die Zwei sich zu vertrauen:
Der Falott ist vertragstreu und er weiß, ich bin es auch.
Trotzdem muss die Gräfin noch mehr wissen. Ihr Termin bei der deutschen Staatsanwaltschaft wurde aber storniert. Die sind auch nicht so wissensdurstig und wollen lieber vertuschen.

Der Besuch des Fremden ist auch hübsch geschildert. Das muss ja der Sohn von der Elly sein. Wie er den Antal "Tolli" nennt und bei dem der Groschen nicht fällt.
Tatsächlich bleibt dieser Besuch geheim, fast wie im Märchen:
..., es war, als hätte dieser Besuch niemals stattgefunden.

Endlich wird der Faden rund um die vermisste Flocke wieder aufgenommen. Endlich gibt es auch Zweifel an Eszters frühem Tos im Schlaf. Irgendwer muss mächtig Angst haben und schreckt vor nicht zurück. Horka ist aber nicht da. Grübel. Wer könnte noch so skrupellos sein?

Dann noch der geklaute Stahlhelm: Eine offenbar totkranke Frau schauspielert gekonnt und klaut ihn aus der Tankstelle. Warum nur??? Was will sie damit beweisen?

Dass die Gruben zickzackig waren und warum, wusste ich nicht. Da fröstelt es einen regelrecht! Sterkowitz hat etwas Unrechtes bescheinigt. Lajos musste sterben dafür. Als mahnendes Zeichen wohl auch. An die Zahngoldgeschichte glaube ich nicht. Warum sollte er welches mitführen auf dem Weg zur/von der Arbeit?

Resi hat Angst. Vroni und sie tauschen Geheimnisse aus. Wieder hat ein Gespräch nicht stattgefunden;)
Die Frauen sind hier gar nicht so dumm in Dunkelblum. Sie forschen nach und schmieden Allianzen, wenn es sein muss.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Was will sie damit beweisen?
oder verbergen?
Der Stahlhelm lag ja so in der Gegend rum, den hätte nun jeder anschauen und gucken können, wem der gehört und woher der Besitzer ihn hat.

Der Gräfinnenerpresser ist der Neulag, da bin ich ziemlich sicher. Interessant, wenn sie sagt, er war ein harter Hund, fast so hart wie sie. Die Gräfin hat auch Dreck am Stecken. Und nicht zu knapp.

Mit dem Kind von der Resi kann ich nix anfangen. Sonst weiß ich viel, ich weiß sogar, was mit der Flocke ist (*kicher*), das kommt nämlich im nächsten Abschnitt.

Das Neue und das Überraschende an dem Roman sind die vielen Einzelinteressen, die zum Teil nebulös bleiben, teils gelüftet werden.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Es ist unglaublich, aber offenbar haben Alle, wirklich Alle irgendein Geheimnis, das sie verbergen wollen.

Ja, ich bin auch fassungslos. Aber andererseits hat Frau Menasse natürlich nur die Bürger Dunkelblums beschrieben, die zu ihrer Geschichte etwas beizutragen haben.
Die Russen haben den Horka rehabilitiert.

Horka ist abartig, er hat bestimmt einen Pferdefuss.
Sonst weiß ich viel, ich weiß sogar, was mit der Flocke ist (*kicher*), das kommt nämlich im nächsten Abschnitt.

Nanana, wenn Du kicherst, mach ich mir keine Sorgen mehr um Flocke.

Für mich wird es zunehmend schwerer alle Handlungsfäden im Kopf auseinanderzuhalten (Wie hat Frau Menasse das nur hinbekommen?). Ich fokussiere mich immer auf eine Person, in diesem LA auf den Horka, und vergesse dabei die anderen.
In mir wächst der Wunsch, nochmal von vorn anzufangen, aber die nächste Leserunde scharrt schon mit den Füssen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ähnlichkeiten. Davon wird sogar mal geschrieben einen Satz lang oder zwei. Dass die Flocke dem Graun ähnelt, nicht so sehr von den Gesichtszügen an sich, sondern vom Gebaren her. Sort of.
Das weiß ich, das war auf der Wiese, als die Gebeine gefunden wurden. Aber da muss man trotzdem erst drauf kommen. Die haben sich auswärts getroffen.
Alte Weiber, die sich nur um die anderen kümmern. Schrecklich!
 

Wandablue

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18. September 2019
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Das weiß ich, das war auf der Wiese, als die Gebeine gefunden wurden. Aber da muss man trotzdem erst drauf kommen. Die haben sich auswärts getroffen.
Alte Weiber, die sich nur um die anderen kümmern. Schrecklich!
Immerhin posaunt die Resi ihre Weisheiten nicht in die Welt hinaus. Im allgemeinen ist sie diskret.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Dabei waren zwei Leichen ganz eng beieinander, waren das der alte und der junge Graun? Ich habe bisher geglaubt, der Sascha wäre entkommen und wäre der Alexander Gellert, weil Alexanders ja auch Sascha genannt werden.
Meines Wissens ist doch nur der alte Graun vom Horka erschossen war und das war nach dem inzwischen offensichtlichen Massenmord.
Denn da er Neulag anzeigen wollte (Lebensmittelunterschlagung) wurde er sofort aus der Haft entlassen, während der Ferbenz 2 1/2 Jahre im Gefängnis war.

ich bin ebenfalls sehr sicher, dass der Fremde nicht das uneheliche Kind Resis ist, sondern Ellys, Rehbergers Tante, Sohn. Somit sind Sacha und Rehberg Cousins.
Denn Gellert kennt Grün gut, da beide Juden sind, ist das schlüssig und er war schon mal in Dunkelblum und forscht nach, wer ihn damals versteckt hat: Agnes und Eszter.
Eszters Tod scheint tatsächlich herbeigeführt worden zu sein, sie hat durch die Mitarbeit an der Chronik zu viel Wissen. Vielleicht hat Dr. Sterkowitz wirklich seine Finger im Spiel, er hat schließlich den Totenschein ausgestellt und sie zuvor behandelt. Und wie wir wissen hat er von den Massengräbern gewusst, ebenso wie der Zahntechniker, er mundtot gemacht werden musste.
Erwähnenswert finde ich, dass Antal Grün sein Haus, das der Horka okkupiert hatte, zurück erhält.
Aufgerollt wird auch, wie sich Ferbenz seine Vormachtstellung in Dunkelblum aufbaut und wer alles damals verwickelt war: die Heutaffels, der Geflickte und der Zierbusch, der aber davon kam. Das weiß aber der Ferbenz, der ihn damit wiederum in der Hand hat. Welche Verwicklungen und welch ein Spinnennetz an Abhängigkeiten.
Was mich auch überrascht hat, ist, dass Agnes noch lebt. Ich dachte, sie längst gestorben.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe den LA 4 eben beendet und schwimme schon wieder. Am Anfang, als der junge Graun seine Affäre mit Leonore beginnt, war doch schon mal die Rede von ihrer Narbe am Hals. Und er erinnert sich an ein Samtband mit Edelsteinen, das er mal in einem Schaufenster gesehen hat und das diese Narbe verdecken könnte (S. 66). Jetzt heißt es, er hätte irgendwelche wertvollen Steine gestohlen und Ferbenz hätte ihn gedeckt (am Ende von LA 4). Weiß jemand, wie diese Narbe entstand? Wurde das schon mal erwähnt?
Das mit dem Zahntechniker ist nun geklärt - es war Lajos, Sterkowitz' Assistent - dem ja schon sein Vorgänger sagte, er brauche einen Zahntechniker und eine Hebamme, alles andere könne er selber machen.
Ich muss dieses Buch noch mal von vorn lesen, ganz von vorn. Himmel hilf.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Für Leute, die wie ich das Gefühl haben, hoffnungslos zu schwimmen: Die Perlentaucher-Seite zu Dunkelblum hat mir eben ein wenig geholfen. Aus den dort zitierten Rezensionen geht allerdings klar hervor, was der eigentliche "Plot" des Buches ist; wer das lieber jetzt noch nicht wissen will, meidet die Seite besser.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.556
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Rhönrand bei Fulda
Warum hast du das bloß gemacht, Frau Naseweis?
Ich mache das sehr oft. Mir macht es nichts aus, Grundzüge des Inhalts, evtl. sogar die Pointe vorher zu wissen. Ich habe nicht mal ein Problem damit, wenn mir jemand bei einem Krimi vorher verrät, wer der Mörder ist. Ich lese ja auch sehr viele Bücher mehrmals.
In Menasses Buch ist es tatsächlich so, dass ich eine Zweitlektüre brauche, und wahrscheinlich werde ich das schon in wenigen Wochen durchziehen.
Frau Menasse hat mich. Eben las ich das Kapitel über Korenys Entdeckung des Wassergutachtens. Am Ende dieses Kapitels, als von den Wassertürmen die Rede war, wurde mir richtig übel - nicht metaphorisch, sondern richtig, buchstäblich. Koreny tut mir leid ... (Sorry, das gehört eigentlich in den fünften LA.)