4. Leseabschnitt: Teil II. Kapitel 30 bis 42 (S. 274 bis 371)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Für die Kinder von Willem ist es nicht leicht, so einen Vater zu haben.
Und das nicht nur wegen seiner Arbeit. Die Szene als Letta ihn im Gefängnis besuchte und auf Griet trifft, empfand ich sehr demütigend für sie. Ihre Mutter tat ihr unheimlich leid, doch sie war machtlos und musste allein fertig werden mit ihrer Wut, denn erzählt hat sie Mientje nichts davon, wobei diese es ja bereits wusste, dennoch wollte sie ihrer Mutter wohl nicht noch mehr Kummer machen.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Leider hatte dieser Abschnitt für mich zum Teil doch erhebliche Längen.
Ich muss leider auch sagen, dass ich ihn quälend langweilig und langatmig fand. In diesem Abschnitt hat so gar nichts meine Aufmerksamkeit erregt.

Und dennoch langweilt es mich entsetzlich. Ich kann nichts dafür. Ich bin diese Geschichten leid.
Mir versalzt du nichts...wenn ich nicht parallel noch etwas anderes lesen würde, weiß ich gar nicht, wie ich mich noch motivieren sollte. Für mich ist Langeweile beim Lesen wirklich etwas, dass ich nicht gut und lange aushalten kann.
Hertmans war sehr fleißig, hatte Glück, so viele Quellen und Schriften vorzufinden. Dennoch hätte es dem Buch gut getan, nicht jeden Fitzel hineinzuschreiben. Die ganze familiäre Tragik als "richtiger" Roman hätte mich vermutlich stärker gefesselt.
Da gehe ich vollkommen mit. Gleichzeitig fehlen mir an einigen Stellen auch wieder Fitzel - und da kommt dann die Fiktion ins Spiel: wenn schon Roman, dann bitte auch ruhig mal öfters die Freiheit der Fiktion nutzen. Ich empfinde den Schreibstil mittlerweile auch als sehr anstrengend. Diese unsäglichen Willem-Briefe, die einfach nicht lesbar sind, die Interview-Berichte und Gerichtsakten - irgendwie ist das alles sehr trocken. Was will Hertmans eigentlich mit dem Buch ausdrücken?

Meiner Meinung geht das Konzept des Romans nicht auf - es zerfasert, diese ganzen Untermieter und deren Leben, dann wieder vier Zeilen Atmosphäre, dann die ganze Zeit die heilige, arme Mientje und die dämonische Griet. Ich bin wirklich alles andere als begeistert - dabei hatte mir der vorherige Leseabschnitt richtig Mut gemacht und mich hoffen lassen, dass der Text die Kurve kriegt, dass es mit dem "Aufgang" aufwärts geht...
 

buchregal

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8. April 2021
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Ich finde es immer noch krass, wie viel Aufwand der Autor in die Recherche steckt, denn schließlich geht es ja nicht um seine Familiengeschichte.

Mien muss zusehen, wie sie über die Runden kommt. Sie klagt nicht, sondern tut, was sie kann, um ihre Familie durchzubringen. Sie vermietet jeden Winkel im Haus und die Gäste kommen und gehen. Interessant finde ich aber auch, wie sie die Auswahl ihrer Mieter trifft.

Mien besucht Willem im Zuchthaus, doch als sie merkt, dass Griet ihn auch besucht, zieht sie sich zurück. Das muss ein herber Schlag für sie sein, dass Griet in Willems Leben so viel Raum einnimmt. Willem wird immer grantiger, er nörgelt ständig herum. Einsicht, dass er falsch gehandelt hat, ist nicht zu erkennen. Dabei hat er mehr Glück als Verstand, denn er wird begnadigt, wofür er Adri und Mien eigentlich dankbar sein sollte. Eigentlich sollte Mien froh sein, dass sie ihn losgewesen ist, aber das passt einfach nicht zu ihrer Art und auch der Glaube steht da im Weg. Eigentlich finde ich es für die Kinder noch schlimmer. Sie werden lange, wenn nicht für immer den Makel ihres Vaters mit sich herumtragen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Sie werden lange, wenn nicht für immer den Makel ihres Vaters mit sich herumtragen.
Werden sie nicht. In Belgien war man gnädiger mit den Kollaborateuren als wir mit unseren oder gar die Franzosen! Und es gibt keine Sippenhaft mehr! Aber du hast recht, zwar kein Makel, aber sein Leben wird sie dennoch belasten, sie müssen sich damit auseinandersetzen. Darum hat sein Sohn auch ein Buch geschrieben u.a. über ihn und hat Geschichte studiert. Allerdings, meint der Autor, hat Adrian die volle Wahrheit über seinen Vater nicht sehen wollen.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Von der einstmals recht ambivalenten Figur Willem ist wenig übrig geblieben. Im Grunde scheint mittlerweile alles an ihm negativ. An dieser Sicht ändern auch seine Gedichte und Briefe nichts, im Gegenteil.
Manche wurden nach Kriegsende einsichtig, wie der Bürgermeister in "Als mein Vater den Krieg erklärte", andere radikalisierten sich sogar noch. Willem gehört zu zweiteren.

Überhaupt ist er kein dankbarer Mensch. Er beklagt sich und beklagt sich und ist nie dankbar für die Zuwendung, die er erhält.
Was für ein ekelhafter Jammerlappen. Denkt er eigentlich auch manchmal darüber nach, was er seiner Familie angetan hat? (Von seinen Opfern ganz zu schweigen.)

In diesem Abschnitt geht es doch endlich mal mehr um die Personen, die im Haus lebten. Der Autor wirft, da er das Haus gegenwärtig besitzt, einen Blick zurück darauf, wer darin lebte. Logisch wäre es für mich, wenn die Auseinandersetzung mit Willem und seinesgleichen am Ende dazu führen würde, dass er das Haus verkauft.
Aber was kann das Haus dafür?

Die hanebüchenen "Briefe" sowie seine Dichtungen hätte ich nicht gebraucht. Teilweise abstoßend, teilweise unglaubwürdig. (Nein, ich weiß, dass Nazis eine Liebe zur Kunst nachgesagt wird). Er war keinesfalls harmlos. Er hat um die Vernichtungsmaschinerie der deutschen "Kollegen" gewusst und ihnen Material ans Messer geliefert, eiskalt.
Mir ging es zunächst wie dir, aber die Schlussfolgerungen von Hertmans, dass man aus den Briefen entnehmen kann, wieviel Willem tatsächlich wusste, fand ich dann äußerst interessant.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ich scheine hier die Einzige zu sein, die sich nicht langweilt. Zwar ist die Geschichte nicht neu, aber deshalb für mich trotzdem nicht langweilig. Was stimmt mit mir nicht? :oops:
*Tröstend übers Köpfchen streichle* aaaalles o.k. :smileeye ! Auch ich habe mich nicht gelangweilt! (Vielleicht hilft Dir das ja! ;) Von mir bekam dieses Buch ja sogar 5 Sterne! *Giggel* je mehr ich hier in dieser LR mitlas, umso mehr kam ich mir als Exot vor! Aber *flüster* damit kann ich leben! ;) )
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich scheine hier die Einzige zu sein, die sich nicht langweilt. Zwar ist die Geschichte nicht neu, aber deshalb für mich trotzdem nicht langweilig. Was stimmt mit mir nicht? :oops: Gelangweilt (und geärgert) habe ich mich bei "Der große Fehler", hier fühle ich mich unterhaltsam informiert.
Ich habe mich auch nicht gelangweilt.