4. Leseabschnitt: Teil 2 (S. 223 bis S. 303)

Amena25

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23. Oktober 2016
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Sugar Cane ist nun endlich eine Figur, der etwas mehr Raum gegeben wird. So ist Gili von seinem künstlerisch eingerichteten Haus, mit einer ,,Aura der Freiheit und des Hedonismus" beeindruckt. Diese detaillierten Beschreibungen und auch die Stimmung zwischen den dreien finde ich sehr ansprechend und unterhaltsam. Von solchen Passagen würde ich mir mehr wünschen.
 

Wandablue

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In diesem LA sind wir auf Java. Die Begegnung mit Gili wird schnell zu einer Liebesgeschichte. Beide mögen sich sehr. Sie machen einen Landesausflug mit dem Motorrad. Es stellt sich heraus, dass die zerstörte "Sonnenschein" gar nicht zerstört ist, sondern von den Holländern beschlagnahmt wurde.

Was an dem Roman so wahnsinnig stört, mich jedenfalls, ist, dass die Zusammenhänge nicht aufgezeigt werden. Wie sich Gili und Oskar nähergekommen sind, wissen wir nicht, plötzlich sind sie halt zusammen und verbringen viel Zeit miteinander. Dann erzählt Giri Oskar ihre Lebensgeschichte. (Es wird erzählt und erzählt, kaum jemals passiert etwas). Jetzt treffen wir noch Houdini. Nach Hagenbeck also Houdini.

Im zweiten Erzählstrang erfahren wir, wie Konstanty den Artikel, den Giri in einer bestimmten Zeitung unterbringen wollte, sabotiert. Konstanty will Oskar unbedingt zurück nach Deutschland bringen, um mit ihm angeben zu können.

Diese Konstantyfigur ist so naiv ... genau wie alle anderen Figuren in Hitlerdeutschland auch. So so unauthentisch und leblos. Ich langeweile mich zu Tode. Dazu die merkwürdigsten Formulierungen "das Gehege des Nichtssagenden", "wässrige Erkenntnisse" (dabei ist niemand ins Wasser gefallen). Hin und wieder blitzt schon schreiberisches Können durch, aber im Gesamten gestaltet sich diese Lektüre zäh.

Dabei ist das Leben des Oskar Speck durchaus abenteuerlich gewesen. Dass man dazu so wenig sagen kann ... . Es fehlen Innenansichten. Tiefe Gedanken. Wenn dies doch mal versucht wird, klingt es so: "Daußen auf dem Meer ist die Nacht viel dunkler." Was für eine tiefe, tiefe Einsicht!
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Oskars unfreiwilliger Aufenthalt in Surabaya ist Inhalt dieses LA. Unfreiwillig, weil man ihn nicht zu seinem eigentlichen Ziel, Australien, weiterreisen lassen will. Warum nicht? Auch das eine Frage, auf die das Buch die Antwort schuldig bleibt und weitestgehend in Andeutungen bleibt.
Dafür gibt es hier einige interessantere und spannendere Szenen. Zum Beispiel: Die Geschichte mit Gili wird zur Liebesgeschichte mit unkonventioneller Hochzeitszeremonie. Ein glückliches Ende kommt dabei aber micht zustande, schreibt da doch ein gewisser Gunther aus der Ferne einen gefühlvollen Liebesbrief an Gili.
 

Die Häsin

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Jetzt wissen wir endlich, was es mit dem Prolog und insbesondere der Puppe auf sich hat.
Und - ich staune - die Andeutungen im Prolog, die zu Oskar, wie wir ihn kennen gelernt haben, gar nicht passen -, dass er zb Indonesier "ans Messer geliefert" hätte, das sind demnach Erfindungen von Gili. Alles andere dann wohl auch: dass er eigene Landsleute in den Tod geschickt hätte, lebende Schlange gegessen, in Arabien Bauern hätte erhängen lassen ...
Es fehlen Innenansichten. Tiefe Gedanken. Wenn dies doch mal versucht wird, klingt es so: "Daußen auf dem Meer ist die Nacht viel dunkler." Was für eine tiefe, tiefe Einsicht!

Mir hat die Szene auf S. 247, unten auf der Seite, tatsächlich ein wenig über Oskars Innere erzählt. Da befindet er sich - so kam es mir jedenfalls beim Lesen vor - an einem der wunderbarsten Orte der Welt, murmelt "Honolulu" vor sich hin und denkt: Es ist ganz egal, wie schön der Ort ist, an dem man lebt. Sehnsucht ist eine Währung, mit der jeder sein Dasein bezahlt.

"Jeder" ist mir ein bisschen viel, aber ich finde es jedenfalls eine ausdrucksvolle Stelle.
 

Wandablue

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Jetzt wissen wir endlich, was es mit dem Prolog und insbesondere der Puppe auf sich hat.
Und - ich staune - die Andeutungen im Prolog, die zu Oskar, wie wir ihn kennen gelernt haben, gar nicht passen -, dass er zb Indonesier "ans Messer geliefert" hätte, das sind demnach Erfindungen von Gili. Alles andere dann wohl auch: dass er eigene Landsleute in den Tod geschickt hätte, lebende Schlange gegessen, in Arabien Bauern hätte erhängen lassen ...


Mir hat die Szene auf S. 247, unten auf der Seite, tatsächlich ein wenig über Oskars Innere erzählt. Da befindet er sich - so kam es mir jedenfalls beim Lesen vor - an einem der wunderbarsten Orte der Welt, murmelt "Honolulu" vor sich hin und denkt: Es ist ganz egal, wie schön der Ort ist, an dem man lebt. Sehnsucht ist eine Währung, mit der jeder sein Dasein bezahlt.

"Jeder" ist mir ein bisschen viel, aber ich finde es jedenfalls eine ausdrucksvolle Stelle.
Diesen Satz habe ich natürlich auch angestrichen, ihn aber als Pseudoweisheit verworfen. Was soll das denn bedeuten? Klingt hübsch, bedeutet nichts.
 

Renie

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Wie sich Gili und Oskar nähergekommen sind, wissen wir nicht, plötzlich sind sie halt zusammen und verbringen viel Zeit miteinander.
Über diese Unwissenheit bin ich sehr froh, da ich eine Aversion gegen Liebesgeplänkel habe. Die wenigen Momente, in denen sich der Autor in diesem Roman an der Beschreibung der Plänkelei von Oskar und Gili versucht hat, haben mir nicht gefallen. Das war mir schon zu süßlich.
 

Die Häsin

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Ich finde es ganz normal, dass sie zusammengekommen sind. Sie sind in ihrer Umgebung ziemlich allein und haben sonst niemanden "so richtig zum Reden". Eine andere Frage wäre, ob die Beziehung auch einem unaufgeregten, sang- und klanglos dahindümpelnden Alltag standhält. Aber diese Frage wird sich innerhalb des Buches wohl nicht mehr stellen.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich bin wahnsinnig spät dran, merke ich gerade. Aber irgendwie packt mich der "Flussregenpfeifer" nicht so wirklich. Ich lese da sehr langsam und eher zwischendurch...
Was an dem Roman so wahnsinnig stört, mich jedenfalls, ist, dass die Zusammenhänge nicht aufgezeigt werden. Wie sich Gili und Oskar nähergekommen sind, wissen wir nicht, plötzlich sind sie halt zusammen und verbringen viel Zeit miteinander.
Und das Oskar etwas an Gili findet, kann ich noch einigermaßen nachvollziehen...aber umgekehrt? Er kommt ja schon SEHR unbeholfen rüber.
Unfreiwillig, weil man ihn nicht zu seinem eigentlichen Ziel, Australien, weiterreisen lassen will. Warum nicht?
Das muss man sich wieder zusammenreimen. Wahrscheinlich wollen weder die Briten noch die Holländer einen Deutschen mit solch einem Rekord, der dann der Propaganda dienen könnte. Aber das wird nirgends so erklärt.

Ich fand tatsächlich insgesamt die Episoden auf Java mit Sugar und Peng Long etwas stärker, mitunter sogar amüsant, aber es ist definitiv zu viel von den Zusammenhängen weggekürzt worden. Es wird sehr viel auf eine etwas seltsame komische Distanz gesetzt, die Humor transportieren soll, aber nur dazu führt, dass ich die Figuren nicht ernst nehmen kann und die Geschichte mich nicht mitreißt. Am schlimmsten ist es tatsächlich bei Konstanty. Hmmm...mal sehen!