4. Leseabschnitt: Seite 262 bis 349

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Diesen Abschnitt empfinde ich als schwierig.
Wir begleiten Oma Johnson und Laurel durch einen Teil ihres Lebens, Laurels unerwartetes Ende, ihre Kindheit, zerrisschen zwischen "zuhaus" in Linden Hill und dem neuen Zuhause bei Paps und Stiefmam. Wasser und Musik sind die Medien für Laurel. (Erinnert mich an das Mädchen auf der Himmelsbrücke, - insofern nimmt es ein logisches Ende mit ihr. Man meint, Gloria wäre mit in der letzten LR gewesen -)).
Ich verstehe wenig in diesem Abschnitt. Weder, was für "Schatten" Laurel heimsuchen und jede Lebensfreude zerstören (falls es nicht eine gewöhnliche Depression gewesen ist) noch das scheinphilosophische Gespräch zwischen Lester, Willie und dem Geschichtsprof Braithwait. Braithwait gehört zur Fraktion der Luthers und hat sich durch einige Privilegien korrumpieren lassen. Es geht zwar nicht um Geld aber um Parteinahme. Inzwischen kommt mir Linden Hills wie ein Lutherisches Experiment vor. Man beobachtet, was daraus wird, greift aber nicht ein. Die zwei Fenster (fällt euch auch Fenster zum Hof ein?) durch die man alles beobachten kann ...
Das heißt, Luther greift schon ein, er eröffnet Laurel, dass sie als FRAU nicht hier bleiben kann, wenn sie nicht verheiratet ist. Der Kerl hätte weiterhin hier wohnen bleiben können, aber Frauen sind nur angeheiratet. Ausserdem hat Laurel ihre Aufgabe nicht erfüllt, sie hat keine Kinder bekommen. Der Frauenhass, der in diesem Roman offensichtlich ist, scheint überall auf - ich weiss nur nicht, was er soll. Was will mir Gloria damit sagen?
In diesem Abschnitt schwindet meine Begeisterung, sie steht wie ein Skispringer auf der Sprungschanze und statt einen eleganten Landungsbogen zu schlagen stürzt sie kopfüber in den Schnee. Hoffen wir, dass sie nicht tot ist.
Die weitere Lektüre der gegenwärtigen Mrs Luther und die Enthüllungen über die Lutherfrauen, von denen keine in den Aufstand ging, finde ich trivi. Tut mir leid, aber mit diesem Strang kann ich ganz wenig anfangen.
Mal sehen, ob der Schluss etwas rettet, aber ich kanns mir nicht vorstellen.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Der Frauenhass, der in diesem Roman offensichtlich ist, scheint überall auf - ich weiss nur nicht, was er soll. Was will mir Gloria damit sagen?
Wenn die schwarze Bevölkerung in Linden Hills die Weißen kopiert, kopieren sie dann auch unseren Frauenhass? Meint Gloria dies so? Ich kann mir hier keinen Reim daraus machen. Denn Luthers Denke wirkt irgendwie antiquiert. Obwohl es ja auch heute noch recht eigenartige Sichtweisen in Adelshäusern über etwaige Thronerben gibt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Diesen Abschnitt empfinde ich als schwierig.
Ach. Ich finde das ganze Buch als schwierig. Eine Gesellschaftskritik, ja. Aber geht die nicht auch besser geformt, strukturiert und damit auch fesselnder. Für mich ist dieses Buch eine Gesellschaftskritik, die der Leserschaft in einer Art Experiment die menschliche Gier und den menschlichen Geltungsdrang verdeutlicht und in dem Experiment ebenso darlegt, dass es zwischen Schwarz und Weiß wenig Unterschiede gibt. Sondern eher Unterschiede zwischen Arm und Reich existieren.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Das heißt, Luther greift schon ein, er eröffnet Laurel, dass sie als FRAU nicht hier bleiben kann, wenn sie nicht verheiratet ist. Der Kerl hätte weiterhin hier wohnen bleiben können, aber Frauen sind nur angeheiratet. Ausserdem hat Laurel ihre Aufgabe nicht erfüllt, sie hat keine Kinder bekommen.
Ja, Luther greift ein. Er sucht sich seine Pächter aus. Doch nach welchen Gesichtspunkten? Laurel hat versagt, doch warum, waren die nicht vorhandenen Kinder der Grund für die Auflösung des Pachtvertrags, die kaputt gegangene Ehe und/oder die Depression und/oder ein Leben voller Irrtümer, wie Laurel selbst resümiert?
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ja, Luther greift ein. Er sucht sich seine Pächter aus. Doch nach welchen Gesichtspunkten? Laurel hat versagt, doch warum, waren die nicht vorhandenen Kinder der Grund für die Auflösung des Pachtvertrags, die kaputt gegangene Ehe und/oder die Depression und/oder ein Leben voller Irrtümer, wie Laurel selbst resümiert?
Rätsel über Rätsel. Lies mal fertig, ich bin gespannt, was du dann sagst. Normalerweise schreibe ich ja gleich Rezi, wenn ich fertig gelesen habe - auch wenn ich sie nicht gleich veröffentliche - aber diesmal will ich wissen, und abwarten, was ihr zu dem Ganzen sagt. Vllt hat ja auch Emsi wieder eine gute Idee, sie sagt ja, hier kämpfe das Böse mit dem Guten - Andeutungen sehe ich dazu auch, aber eben nur Andeutungen, Andeutungen ... wir sind hier ziemlich gleich gestimmt!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Die weitere Lektüre der gegenwärtigen Mrs Luther und die Enthüllungen über die Lutherfrauen, von denen keine in den Aufstand ging, finde ich trivi. Tut mir leid, aber mit diesem Strang kann ich ganz wenig anfangen.
Mal sehen, ob der Schluss etwas rettet, aber ich kanns mir nicht vorstellen.
Ich finde den ganzen Aufbau des Buches etwas zerrissen und dadurch auch unvollständig. Wenn Luther, die verschiedenen und doch gleichen Luther und deren Frauen der Hauptstrang des Buches gewesen wäre, hätte man die Geschichte durchaus strukturierter erzählen können. Dieses Hin und Her und besonders die vielen verschiedenen Personen/die verschiedenen Stränge zerreißen das Buch/den Lesefluß in meinen Augen. Mit mehr Erklärung und einer Ausführlichkeit würde dieser Luther-Strang vielleicht auch mehr gefallen. Denn die Menschen in Linden Hills werden wahrscheinlich schon immer genau so reagiert haben, ihrer Gier und ihrer Geltungssucht nachgegeben haben.
 

Wandablue

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Mit mehr Erklärung und einer Ausführlichkeit würde dieser Luther-Strang vielleicht auch mehr gefallen. Denn die Menschen in Linden Hills werden wahrscheinlich schon immer genau so reagiert haben, ihrer Gier und ihrer Geltungssucht nachgegeben haben.
Man bräuchte Einblick in Luthers Innenleben. Das würde das Ganze nahbar machen und nicht so versponnen. Kriegst du aber nicht. Kommt mir vor wie so ne Gespenstergeschichte, wer hat Angst vorm schwarzen Mann.
Poe s Gespenstergeschichten habe ich auch nicht immer verstanden.
Ich fürchte, ich bin kein Romanleser, der sich mit vielen in der Luft hängenden Fäden zufriedengibt.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Oh, @renee und @Wandablue, schade, dass ihr nicht so begeistert seid, denn mit diesem Abschnitt konnte ich besonders viel anfangen!

Des Teufels Advokat ist der Geschichtsprofessor Braithwait. Er sitzt auf seinem Beobachtungsposten am großen Fenster und hält Buchführung über Linden Hills, dem Vorhof zur (Patriarchen-)Hölle.

Nedeed begeht keine Verbrechen, er lässt sie geschehen. Aber er bemerkt Willie, der noch nicht verblendet ist und schickt Braithwait, ihn einzusammeln und auf Kurs zu bringen. (Vorher schickt er ihn auf den Spuren Nedeeds um Dumonts Haus herum, diese zu verwischen, mit dem Argument, nicht an der versammelten Menschenmenge vorbei zu gehen) Natürlich ist Braithwait freundlich, alt und weise.... und hoffentlich bekommt Willie bald ein Freizeichen bei dem Versuch, sich ein Taxi zu rufen!!! Und Willie erkennt, dass Braithwait gar nicht gewillt ist, das untere Ende von Linden Hills zu sehen, der Raum wird nicht benutzt.

Der lange Einschub von Laurels Kindheit zeigt nur, welch ein freigeistiges Kind sie war, welch starker Rückhalt ihre Großmutter war und trotzdem dem Einfluss von Linden Hills nicht gewachsen war (Lesters Großmutter war stärker). Ich war erst etwas irritiert, ob dieser "Unterbrechung" der Erzählung, aber sie gehört ganz fest dazu, so fest wie die Entdeckungen der sterbenden Nedeed Frau im Keller.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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zerrisschen zwischen "zuhaus" in Linden Hill und dem neuen Zuhause bei Paps und Stiefmam.
Nein, Oma Roberta hat nicht in den Linden Hills gewohnt, Laurel ist erst mit ihrer Heirat dorthin gezogen.
noch das scheinphilosophische Gespräch zwischen Lester, Willie und dem Geschichtsprof Braithwait.
Er will Willie auf seine Seite ziehen und weil Willie schlau ist, darf er es nicht zu offensichtlich machen. Ich glaube sogar, dass Nedeed ihn dazu angewiesen hat, weil dieser Willies Neugier in der Kirche bemerkt hat.
Der Frauenhass, der in diesem Roman offensichtlich ist, scheint überall auf - ich weiss nur nicht, was er soll.

Ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass es wirklich Hass ist. Es ist die absolute Absprechung des Menschseins von Frauen. Sie sind Mittel zum Zweck, sie sind selbstverständliche Gebärmaschinen, sie sind nur so lange geduldet, wie sie das gewünschte Familienbild aufrecht erhalten.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Nein, Oma Roberta hat nicht in den Linden Hills gewohnt, Laurel ist erst mit ihrer Heirat dorthin gezogen.
Stimmt. ich hatte immer das Gefühl, dass Paps weit weg gezogen wäre ... ist sie ja auch und zurückgekommen mit der Heirat? Das sind dann doch nur ein paar Strassen ... man hätte dann ganz oft zur Oma zu Besuch gehen können; sogar zu Fuss, wenn man gewollt hätte.
Ich finde deine Theorie wunderbar, Emsi, ich wollte nur, Gloria hätte sie deutlicher gemacht. Und wenn ich keine Emsi beim Lesen als Hilfe da gehabt hätte?
Und warum soll Willie "auf Linie" gebracht werden, er wohnt doch nicht mal in Linden Hills.
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Des Teufels Advokat ist der Geschichtsprofessor Braithwait. Er sitzt auf seinem Beobachtungsposten am großen Fenster und hält Buchführung über Linden Hills, dem Vorhof zur (Patriarchen-)Hölle.
Bliebe noch zu klären, why why why?
Also die Luthers begehen schon Verbrechen - sie foltern ihre Frauen.
Also, du hast eindeutig einen besseren Bezug zu "solchenen" Büchern, Emsi! Für mich ist dies schon recht spinnert. Mit deiner Hilfe wirds vllt noch ein Pünktchen mehr, vllt aber auch nicht, ich bin vergrätzt.
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Der lange Einschub von Laurels Kindheit zeigt nur, welch ein freigeistiges Kind sie war, welch starker Rückhalt ihre Großmutter war und trotzdem dem Einfluss von Linden Hills nicht gewachsen war (Lesters Großmutter war stärker). Ich war erst etwas irritiert, ob dieser "Unterbrechung" der Erzählung, aber sie gehört ganz fest dazu, so fest wie die Entdeckungen der sterbenden Nedeed Frau im Keller.
Spinnert.
 
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Emswashed

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9. Mai 2020
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Und warum soll Willie "auf Linie" gebracht werden, er wohnt doch nicht mal in Linden Hills.
Weil er ein schlauer junger Mann aus armen Verhältnissen ist und ein idealer Bewohner von LH abgeben würde, wenn er sich denn auch korrumpieren ließe.
Bliebe noch zu klären, why why why?

Weil jede Tat (in dem Fall Luthers "Gesellschaftsexperiment") einen Beobachter braucht, jemanden, der es für künftige Generationen festhält. Der "Ruhm" soll fortleben. Braithwait hat ja erzählt, dass er bald seine Anerkennung seiner Arbeit erwartet und dass "alle Welt" schon auf Linden Hills aufmerksam geworden ist.
Mit deiner Hilfe wirds vllt noch ein Pünktchen mehr, vllt aber auch nicht, ich bin vergrätzt.
Ich bin mir sicher, dass ich noch Unterstützung von den anderen Mitlesern bekomme.
Nö.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Wenn die schwarze Bevölkerung in Linden Hills die Weißen kopiert, kopieren sie dann auch unseren Frauenhass? Meint Gloria dies so? Ich kann mir hier keinen Reim daraus machen. Denn Luthers Denke wirkt irgendwie antiquiert. Obwohl es ja auch heute noch recht eigenartige Sichtweisen in Adelshäusern über etwaige Thronerben gibt.
Ich denke Luther ist in der Zeit stehen geblieben, er verhält sich in allen Punkten wie seine Vorfahren, keine Weiterentwicklung nichts.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Mit Laurels Schicksal habe ich nicht gerechnet. Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass Oma Roberta sie aus ihrem Tief herausziehen zu vermag. Doch Luther hat es dann geschafft ihr den Rest zu geben, und das wahrscheinlich mit purer Absicht. Eine schreckliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass er in der Nähe gestanden haben muss, und zugesehen hat.
Das ganze Konstrukt, das Luther einen Historiker mit diesen Nachforschungen und Beobachtungen beauftragt hat, zeigt, dass er besessen ist von einem Linden Hills das nach seinen Vorstellungen funktioniert. Da seine Frau immer nur zu Hause war, ist dies, bis auf Willie, der deutete da irgendwann mal was an, bisher niemandem aufgefallen. Doch nun bin ich erstmal gespannt wie das schmücken des Baumes bei Luther ablaufen wird
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
An diesem Abschnitt ist mir aufgefallen, dass er stark frauenlastig ist. Zunächst Mrs. Luther Nr. 3 - Priscilla - die viel Lebensfreude ausstrahlte. Aber am Ende ging sie den Gang aller bisherigen Mrs. Luthers und taucht in die Unscheinbarkeit ab.
Laurel, die depressive IBM-Managerin, bekommt richtig viel Bühne. Wir erfahren, wie ihre Kindheit gelaufen ist, welche Beziehung sie zu ihrer Großmutter hat. Dann heiratet sie den Märchenprinz. Doch Frosch bleibt Frosch. Sie ist beruflich erfolgreich, was aber scheinbar in Linden Hills nicht zählt. Der einzige Job, für den sie Anerkennung erhalten würde, wäre der der Haus-, Ehefrau und Mutter.
Ob Naylor ihr so viel Raum gibt, weil Laurel stellvertretend für eine moderne Frau steht, die sich nicht mit der, in Linden Hills vorgesehenen Frauenrolle zufriedengibt, aber am Ende vor der Übermacht der Linden Hilli Gesellschaft kapituliert? Da Laurel bereits in jungen Jahren gelernt hat, dass Träume nur Schäume sind, bekommt sie in Linden Hills den Rest. Sie scheint am Ende keine Energie mehr zu haben, ihre Kämpfe zu kämpfen. Oma Roberta riecht zwar den Braten und versucht sie aus ihrer Depri-Phase herauszuholen. Doch der Auftritt von Luther ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Bei den Linden Hillies stelle ich fest, dass es einen Unterschied bei den Generationen gibt. Die Alten haben sich ihr Leben eingerichtet und mit den Gegebenheiten abgefunden. Die meisten leben ja auch nicht schlecht und genießen ihren Wohlstand. Die jüngere Generation scheint aber noch nicht abgestumpft zu sein, s. Willie, der sich als das Gewissen in diesem Buch herauskristallisiert.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Für mich ist dieses Buch eine Gesellschaftskritik, die der Leserschaft in einer Art Experiment die menschliche Gier und den menschlichen Geltungsdrang verdeutlicht und in dem Experiment ebenso darlegt, dass es zwischen Schwarz und Weiß wenig Unterschiede gibt. Sondern eher Unterschiede zwischen Arm und Reich existieren.
Genau das lese ich auch aus diesem Roman, wobei die Rolle der Frauen hier auch zum Tragen kommt. Und für mich ist der Roman schon sehr fesselnd gemacht, was an den vielen Cliffhangern und den unvorhersehbaren Entwicklungen liegt.