Das waren sie für mich auch. Hat mich total abgestoßen, was sicher in der Intention der Autorin lag. Doch die Figur Carmen ist die für mich am plakativsten.Diese Szenen fand ich sehr grenzwertig für mich.
Hier haben die Autorin, die Übersetzerin oder/und das Lektorat geschlampt. Nachdem dieses Krankheitsbild so detailiert beschrieben wurde und an Marcella genauestens demonstriert wurde, hätte das nicht passieren dürfen.retrograden Amnesie" leide
Das stimmt, das ist gut herausgestellt.Der Brief Alfredos zeigt aber auch, dass man die Wahrheit nur bis zu einem gewissen Grad ertragen kann.
Und damit wird für mich persönlich das Buch auch rund. Die Kathedralen spielen - rein als kirchliche Bauwerke - im Mittelteil des Buches kaum bis gar keine Rolle (natürlich im übertragenen Sinne, der rigiden Kathedralen von Julián und Carmen). Dass Alfredo dieses Bild erneut aufgreift, passt zu ihm und zum Narrativ des Buches.Hier wird nochmals das Motiv der Kathedralen durchexerziert.
Alfredo und damit die Autorin hofft auf einen, abseits jeglicher religiösen Doktrin, menschenfreundlichen Gott, dem jeder seine individuelle Kathedrale errichten soll.
Leider ...Alfredos Brief hat mir weniger gut gefallen. Einfach weil die Autorin hier auf die Spitze treibt, was sie zuvor schon im Roman gemacht hat: Sie spricht aber auch alles bis aufs kleinste Detail aus bzw. lässt ihn aber auch alles erklären, damit es auch noch die letzten Lesenden kapieren.
Das ist bestimmt ein unbeabsichtigter Fehler, der mir zum Glück nicht aufgefallen ist, weil ich mir den Namen dieser besonderen Amnesie-Form nicht gemerkt hatte.Auf Seite 307 schreibt Alfredo, dass Marcela an einer "retrograden Amnesie" leide. Das ist nun gerade genau die falsche Art der Amnesie, sie geht in die falsche Richtung. Wie auch schon in Marcelas Abschnitt gesagt, leidet sie an einer "anterograden Amnesie". Sprich, es kommt bereits einmal im Buch der richtige Begriff vor, hier ist es der falsche. Der Brief von Alfredo klingt ansonsten immer noch unglaublich reflektiert, also nichts zu lesen von einer möglichen prämortalen Verwirrung. Warum sollte ihm nun dieser Fehler unterlaufen? Hm.
Ein Fehler der Autorin - und des Lektorats.Warum sollte ihm nun dieser Fehler unterlaufen? Hm.
Gut formuliert.Alles das, was Carmen Ana an Konkurrenzdenken zuschreibt, ist ihr eigenes Empfinden. Zusammen mit religiösem Fanatismus wird eine toxische Mischung daraus.
Nein. Er ist sich nicht absolut sicher. Deshalb kann er dem Sohn nicht so etwas Grauenhaftes wie eine Leichenschändung seiner Eltern eröffnen. Er muss bei der (durch Geständnisse) erwiesenen Wahrheit bleiben in seinem Brief.Es klingt so, als würde er etwas ahnen - wenn er von der dunklen Basis der Ehe von Julián und Carmen spricht. Aber den letzten Erkenntnisschritt geht er nicht - zu grauenhaft.
Ja. Aber vielleicht begründet sich der Hass auf jahrelange Erfahrungen. Das würde ich sie gerne fragen. Diese rigide katholische Welt hat so gar nichts mit unserem täglichen Erleben in Deutschland zu tun (von Sekten vielleicht abgesehen). Ich bin sicher, dass der "Hass" Pineiros und ihre Drastik nicht von Ungefähr kommen.Claudia Pineiro muss schon einen Hass auf Katholiken haben, um sich solche Figuren auszudenken.
Warum sollte ihm nun dieser Fehler unterlaufen?
Genau. Und außer @GAIA wäre das niemandem aufgefallen. Das Krankheitsbild war klar und den Wortklang habe ich auch wieder erkannt...Hier haben die Autorin, die Übersetzerin oder/und das Lektorat geschlampt.
Piñeiro positionierte sich wohl auch öffentlich im Kampf um das Recht auf Abtreibung, das vor allem von der Kirche und erzkonservativen katholischen Kreisen blockiert wurde (s.o) Ich könnte mir vorstellen, dass deshalb die Kirche und ihre Vertreter bzw. fanatisch Gläubige wie Carmen und Julian so schlecht im Roman wegkommen.Ja. Aber vielleicht begründet sich der Hass auf jahrelange Erfahrungen. Das würde ich sie gerne fragen. Diese rigide katholische Welt hat so gar nichts mit unserem täglichen Erleben in Deutschland zu tun (von Sekten vielleicht abgesehen). Ich bin sicher, dass der "Hass" Pineiros und ihre Drastik nicht von Ungefähr kommen.
Und der argentinische (!) Papst "wirbt" für den Schutz des Lebens. Das Leben der Frauen ist aus Sicht der katholischen Kirche nicht schützenswert.In Argentinien wurde Abtreibung erst im Dezember 2020 legalisiert. Piñeiro schrieb ihren Roman also zu einer Zeit, in der Abtreibungen noch illegal, die gesellschaftliche Debatte darüber aber in vollem Gang war.
Argentinien legalisiert Abtreibungen – DW – 30.12.2020
Es ist eine historische Entscheidung im Heimatland des Papstes: Nach dem Unterhaus hat auch der Senat beschlossen, Abbrüche bis zur 14. Schwangerschaftswoche nicht mehr zu kriminalisieren.m.dw.com
Was hat Carmen ihren Eltern mit dieser Geschichte angetan? Sie hat "Schande" verhindert. Eine Schande, die längst vergangen wäre. Nach kurzer Zeit hätten die Großeltern ihr Enkelkind geliebt...Wenn man uns die Wahrheit vorenthält, hört der Schmerz nie auf. 300
Ich brauchte diesen Satz zur Verdeutlichung. Er ist nicht überflüssig.Vor dem Gesetz ist sie (Ana) die einzige, die ein Verbrechen begangen hat - sie hat abgetrieben. 306
Das kann durchaus sein. Je häufiger Erinnerungen "falsch" erinnert werden umso "wahrer" werden sie für die Personen. So ist es möglich die eigene Geschichte anzupassen bis alles nicht mehr ganz so schlimm scheint.Hat er im Laufe der Jahre Carmens Version übernommen? Um weitermachen zu können wie bisher? Die beiden wiederholen dieselben Glaubenssätze, die auf mich fremd, kalt und auswendig gelernt wirken.