4. Leseabschnitt: Seite 241 bis 313 (Ende)

Sandra Brökel

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... Und weißt du was ich so bewundernswert finde? Dass du in deinem Buch überhaupt nicht bewertest und urteilst. Du beschreibst es einfach. Ich könnte mir vorstellen, dass das gar nicht einfach war. Ich habe ja selbst als Leserin, die viel weiter weg ist, gemerkt, wie mein Bedürfnis schon beim Lesen wuchs, meine Gefühle loszuwerden und meine Eindrücke mit euch zu teilen.
Danke! Aber das NICHT Werten ist eine Grundhaltung in meiner Arbeit, insofern ist das für mich eine Frage des Respekts und irgendwie auch selbstverständlich, also in Fleisch und Blut übergegangen. Wer bin ich denn, dass ich über einen anderen urteilen könnte?? Ich bin doch dessen Lebensweg nicht gegangen... ;-)))))
Ich habe das beim Schreiben also nicht bewusst so gemacht. Beim Lesen (des Manuskripts) aber habe ich das schon gemerkt und fand es auch wichtig. Zum Einen aus Respekt vor Pavel und seinem Leben, zum anderen weil ich davon überzeugt bin, dass der Leser sich selbst ein Urteil bilden darf/kann/sollte.

Anmerkung: wenn ich nicht arbeite (und Schreiben ist für mich Arbeit, genau wie in meiner kleinen Praxis), dann werte und urteile ich schon. ;-))) Bin ja auch nur ein Mensch. Toll finde ich das nicht, aber ich mache es durchaus. Und ich habe es auch in vielen Gesprächen mit Paulchen getan, dass ich sagte: "Manchmal war dein Vater echt eine Knalltüte! Hilfe, wie kann man nur... "
 

Sandra Brökel

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... Zumindest Paulchen hätte ich so sehr eine intensive, kontinuierliche und hilfreiche Psychoanalyse gewünscht. Das meinte ich damals auch mit „größeren Kontext“ bezogen auf ihre Panikattacken.
Ich bin, obwohl ich sie nicht kannte, so froh, dass du dieses Buch für sie und mit ihr geschrieben hast. Wie kann man Freundschaft besser zum Ausdruck bringen.
Danke! Das sind ziemlich genau meine Worte!! "Geh bitte zu einem guten Analytiker!!!! Bitte!!!".... Tja, wollte sie nicht. Und was sie nicht wollte, machte sie nicht. Ergebnis: Eine kleine Therapeutin mit Amtsarztzulassung nach Heilpraktikergesetz (hihihihi!!!!!!!!!!) therapierte eine Diplom Psychologin, die zuvor an der Ruhruni in Bochum forschte. Schon bekloppt, oder????
Es war immer klar, dass ich nicht "alles" schaffen kann... aber nun denn: einen großen Teil konnten wir abarbeiten... Immerhin....

ich hatte/habe oft das Gefühl, dass ich zu Ende gebracht habe, was Pavel nicht mehr geschafft hat. Erst das Buch, dann seine Tochter.... nun ja, die Zielgerade und einen Analytiker hat ihr das Leben nicht mehr gegönnt. Schade, aber c´est la vie
 

SuPro

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Schon bekloppt, oder????
NEIN!!!
...Liebe und Beziehung haben auch heilende Kräfte.. nicht nur hochqualifizierte Kompetenz... wenn beides zusammenkommt ist es ideal. Aber was ist schon ideal im Leben?
...es gibt viele verschiedene Arten von Liebe. Eine davon spielt auch in der therapeutischen Beziehung eine Rolle... sonst kommt nichts dabei heraus...
Sie wird schon „gewusst“ haben, warum sie den Weg mit Dir einschlagen wollte...
 

Sandra Brökel

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Als Laie ist man da einfach nicht so sensibel.
Da widerspreche ich aber entschieden!!! ;-)))))))
Ich liebe diese Diskussion! Denn ich empfinde sie als sehr sensibel, sehr reflektiert und einfach spannend und bereichernd!
Danke!
Was ich jetzt loswerden muss: Das ist toll hier! Die Leserunde, die ich schonmal hatte, war deutlich weniger tief.
(und schwups, nicht beschrieben, sondern gewertet...:)...) Entspricht aber meinem Empfinden und das wollte ich dieser Runde mal mitteilen und mich dafür bedanken!
 

SuPro

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und schwups, nicht beschrieben, sondern gewertet
...es ist doch ein Unterschied, ob Du hier, in der Diskussion Deine Meinung äußerst, oder ob Du dies als Schriftstellerin in einem Buch tust:D:D hier finde ich es einfach nur toll, dass Du Dich zeigst und öffnest... im Buch finde ich es toll, dass Du Dich zurückhältst, weil Du es so Deinen Lesern überlässt, sich ihr eigenes Bild zu machen.
 

Literaturhexle

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Was ich jetzt loswerden muss: Das ist toll hier! Die Leserunde, die ich schonmal hatte, war deutlich weniger tief.
(und schwups, nicht beschrieben, sondern gewertet...:)...) Entspricht aber meinem Empfinden und das wollte ich dieser Runde mal mitteilen und mich dafür bedanken!
Bestimmt wird sich dein Verlag nach deinen Eindrücken erkundigen;)
Es wäre toll, wenn du sie genau so weitergeben würdest. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass manches Buch in unseren Leserunden besser aufgehoben wäre :)
 

Literaturhexle

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Sandra Brökel

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...es ist doch ein Unterschied, ob Du hier, in der Diskussion Deine Meinung äußerst, oder ob Du dies als Schriftstellerin in einem Buch tust:D:D hier finde ich es einfach nur toll, dass Du Dich zeigst und öffnest... im Buch finde ich es toll, dass Du Dich zurückhältst, weil Du es so Deinen Lesern überlässt, sich ihr eigenes Bild zu machen.
... wollte doch nur gucken, ob du drauf anspringst...
Sorry, ist spät, wird Zeit, dass ich das Schlitzohr in mir zu Bett bringe... ;-)))
 

Sandra Brökel

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Bestimmt wird sich dein Verlag nach deinen Eindrücken erkundigen;)
Es wäre toll, wenn du deine Eindrücke genau so weitergibst. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass manches Buch in unseren Leserunden besser aufgehoben wäre :)
Jap, haben sie schon, und jap: habe euch schon gelobt!!!
Und: ich glaube, die lesen hier auch ein wenig mit. Mit Sicherheit lesen sie die Rezensionen!
Der Verlag ist toll! Klein, aber sehr fein!
 

kingofmusic

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Auch ich bin mittlerweile mit dem Buch durch und bin immer noch geflasht - von der Geschichte, den durch die Sprache vermittelten Bildern. Kurz gesagt: vom ganzen Buch :D.
Was Du, liebe @Sandra Brökel hier geschaffen hast, gehört für mich in die Kategorie "Alltime Fave". Und ich denke, dass "Pavel und ich" sich da nahtlos einreiht - die ersten 30 Seiten gestern haben mich auch schon geflasht.
 

kingofmusic

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Ich muss an der Stelle ein Lob an Sandra Bröckel aussprechen. Es ist toll, dass sie Pavel so facettenreich gezeichnet hat. Er ist eine vielschichtige Persönlichkeit mit vielen Seiten. So wie jeder Mensch. Und sie hat es ganz toll hingekriegt, dem Leser das zu zeigen. Und nicht nur zu nüchtern aufzuzeigen. Sie schafft es auch, die entsprechenden Gefühle und Reaktionen auf diese Seiten beim Leser auszulösen.
Absolute Zustimmung, liebe @SuPro - besser kann man es nicht ausdrücken. :cool:
 

Sandra Brökel

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Auch ich bin mittlerweile mit dem Buch durch und bin immer noch geflasht - von der Geschichte, den durch die Sprache vermittelten Bildern. Kurz gesagt: vom ganzen Buch :D.
Was Du, liebe @Sandra Brökel hier geschaffen hast, gehört für mich in die Kategorie "Alltime Fave". Und ich denke, dass "Pavel und ich" sich da nahtlos einreiht - die ersten 30 Seiten gestern haben mich auch schon geflasht.
Die Rückmeldungen sind toll! Danke!!!! Ich wünsche mir einfach, dass der Roman noch viele Menschen erreicht und da ist jeder einzelne, der ihn empfiehlt, wichtig!
Viel Freude mit "Pavel und ich" !
 

kingofmusic

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Die Rückmeldungen sind toll! Danke!!!! Ich wünsche mir einfach, dass der Roman noch viele Menschen erreicht und da ist jeder einzelne, der ihn empfiehlt, wichtig!
Viel Freude mit "Pavel und ich" !
Ich glaube, die Leserinnen und Leser sind es, die Dir und dem Verlag danken müssen - für dieses außergewöhnliche Lesevergnügen :cool:. Meine Rezension (ich hoffe, sie heute schreiben zu können) streue ich so breit es geht :).
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich ärgere mich gerade über Pavel. Er hat seiner Schwiegermutter verheimlicht, dass sie unheilbar an Krebs leidet. Er hat ihr verheimlicht, dass sie nie wieder zurückkehren wird.
Ich kann mir unschwer vorstellen, dass es mehr als schwierig ist, solche Nachrichten mitzuteilen. Das ist keine Frage. Es liegt auf der Hand. Aber manche Dinge sind eben schwierig und man muss sie trotzdem tun.
Es gibt keinen Moment, ab dem etwas nicht mehr möglich ist. Man kann auch nach diesem Moment die Dinge noch aufgreifen. Es ist eine Ausflucht, sich auf diesen Moment zu focusieren.
Seine Gedanken auf Seite 287 sind für mich ein Versinken in Selbstmitleid. Ja, er hat das alles getan. Aber er könnte jetzt etwas richtig machen. Er könnte es ihr jetzt sagen. Feinfühlig und mit Erklärungen, vielleicht Entschuldigungen.
Und er könnte auch mit seiner Frau sprechen. Und mit seinem nicht mehr hüpfenden Töchterlein. Meines Erachtens spricht er für einen Psychiater recht wenig und vor allem recht wenig offen. Letztendlich heilen und helfen Gespräche und Verständnis. Für mich ist Pavel einer, der sich zu sehr in seine Arbeit und in seine Gedanken flüchtet.

Bei alldem vergesse ich natürlich nicht, was er alles geschafft und erreicht hat. Für sich und seine Familie. Wie anstrengend das alles war. Wie viel Mühe all das gekostet hat.
Und ich sehe natürlich auch all die vielen positiven Seiten, die er hat. Keine Frage.

Vielleicht ist es einfacher bei anderen/mit den Patienten zu agieren. Und in der eigenen Familie dann kommen die allen bekannten Hürden. Du hast natürlich Recht. Aber ich verstehe ihn. er ist halt auch nur ein Mensch und hat seine Fehler.