4. Leseabschnitt: Seite 215 bis Ende

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ui, ui, ui... ziemlich viel Totschlag, oder Körperverletzung mit Todesfolge... die zwei einzigen fast richtigen Morde sind das Ersticken Tims durch Gudelia und Gudelias durch Ruethers. Aber auch die geschehen im Affekt.
Gudelia besteht bei der Polizei darauf, dass die beiden Leichen gefesselt waren. Sie hat selber soviel Schuld zu verbergen, dass sie wahrscheinlich versucht, den Focus der Ermittlungen auf Ruethers zu schieben. Aber im Prinzip macht das keinen Sinn, sie hätte einfach die Klappe halten sollen, denn so ist Ruethers sauer und stellt sie zur Rede und so eskaliert alles.
Auch hätte sie nicht erwähnen müssen, dass Nicos Grab nicht leer ist... die Jacke einfach offen ins Zimmer zu hängen, ist einfach nur gedankenlos und nach so einer Tat wenig wahrscheinlich.
Der Schluss hinkt an manchen Stellen, aber bei so komplizierten Handlungsabläufen über diesen langen Zeitraum, kann ich den Autor verstehen. Denn eines darf man nicht vergessen, es ist ein Debut.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Das Ende ist für mich der schwache Teil dieses Romans - vielleicht zusammen mit dem Prolog. Ein Showdown zwischen Andre und Gude, der für mich zu viel Effekthascherei beinhaltet. Im Rückblick bleiben auch viele Dinge, die uns im Verlauf des Romans begegnet sind, zweifelhaft und ungeklärt. In den bisherigen Beiträgen in diesem LA sind diese bereits benannt.
Mir behagt nicht, dass sich Gude tatsächlich als die durchgeknallte Alte präsentiert, als die sie in Unterlingen angesehen wurde. Bei ihrem Aussetzer 1984 am Grab von Nico, als sie den Schüler aufs Übelste drangsaliert hat, habe ich ihr Verhalten noch auf ihre extreme seelische Belastung durch den Tod von Nico zurückgeführt. Aber der Mord an Tim und alles, was danach passiert ist und über die Jahre von ihr praktiziert wurde, ist für mich nicht mehr damit zu begründen. Sie muss doch schon vor Nicos Tod psychisch nicht auf der Höhe gewesen sein, bestenfalls hat Nicos Tod bewirkt, dass sie sämtliche moralische Hemmungen verloren hat. Diesen Zustand versuchte sie dann durch ihre Frömmigkeit wieder auszugleichen? Irgendwie sträubt sich in mir alles, Gude als "durchgeknallte Alte" wahrzunehmen, zumal ich sie bis zu diesem Leseabschnitt als Sympathieträgerin auserkoren hatte: eine Kämpferin, vom Schicksal gebeutelt, aber auch ein Stehauf-Frauchen, das entgegen aller Widrigkeiten ihr bescheidenes Leben lebt; für ihre Bissigkeit gegenüber Menschen, die sie aufgrund ihres Alters nicht ernst nehmen, habe ich sie besonders gemocht. Und jetzt das:rolleyes:
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich glaube wir versuchen alle zuviel E in dieser U-Lektüre zu finden.
Ehrlich gesagt treffe ich diese Unterscheidungen nicht, zumindest nicht bewusst. Unterhalten lassen möchte ich mich von jedem Buch, das ich lese. Ich finde, ein Roman muss in sich rund und plausibel sein, egal wie anspruchsvoll Inhalt und Sprache sein mögen. All dies ist "Gudelia" in meinen Augen wegen des völlig verkorksten Endes nicht mehr.
 

Gina_Lesefuchs

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21. April 2024
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Unterhalten lassen möchte ich mich von jedem Buch, das ich lese. Ich finde, ein Roman muss in sich rund und plausibel sein, egal wie anspruchsvoll Inhalt und Sprache sein mögen. All dies ist "Gudelia" in meinen Augen wegen des völlig verkorksten Endes nicht mehr.
So sehe ich das auch. Der Spannungsbogen ist hier verkorkst. Geht erst kurz hoch und wird dann immer flacher.
 

Kwinsu

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2. Oktober 2023
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Salzburg
Ich habe es in LA 3 schon mal erwähnt. Entweder hast du das nicht gelesen oder es überzeugt dich nicht, das, was Gudelia zu Heinz sagt, S. 155 u. Mir leuchtet das ein; eine andere Erklärung finde ich nicht.
Danke für den Hinweis, habe es mir nochmal durchgelesen und eigentlich finde ich Gudelias Erklärung schön. Beim ersten Lesen hat es aber scheinbar keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. :grinning
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Gudelia war für mich eine starke, pompöse Figur, hat sich aber im letzten LA zu sehr der Reue hingegeben, das war für mich letztlich nicht ganz stimmig..
Sie ist alt, weiß das so oder so alles bald vorbei ist, da empfand ich die Reue ganz nachvollziehbar. Aber stark war sie, die Nerven muss man erstmal haben
Klar ist jetzt auch, weshalb Gudelia das Haus unbedingt besitzen musste - keiner durfte Nico finden, keiner durfte Tims Jacke finden, sonst wäre sie aufgeflogen. Und da ihr Mann Alkoholiker war, konnte sie sich auf ihn nicht verlassen...
Das habe ich die ganze Zeit geahnt, und hat mich jetzt nicht so wirklich überrascht, aber gut, dass man es jetzt sicher weiß
Warum war das Grab jetzt doch leer?
Weil Andre seinen Sohn, oder besser das was von ihm noch geblieben ist, raus genommen hat. Ich hoffe ich bin im Alter auch noch so fit wie die beiden.
und auch das Schweinchen wäre besser nicht vorgekommen oder hätte eine größere Rolle verdient.
Gut das du es sagst. Die meisten fanden das Schweinchen ja toll, ich fand es von Anfang etwas deplatziert. Allerdings war das wohl die einzige Möglichkeit für Gudelia einen Kontakt zu pflegen. Menschen durfte sie wegen des Geheimnisses ja nicht an sich ranlassen
Und nicht genug Drama, zwingt er sie zum Friedhof, bricht ihr die Beine und erstickt sie zum Schluss. Ob das jetzt so sein musste
Mir hätte ein Zusammenbruch von ihm auch gereicht, aber die Drapierung mit Nico und Gudelia im Bett, die Vereinigung, hätte so nie stattgefunden
Dass eine Frau nachts auf dem Friedhof rum gräbt und Tote austauscht - glaube ich gar nicht. Das ist nämlich nicht leicht. Deshalb gibts ja Totengräber.
Sie hätte das auch nicht schaffen können, nicht mal ohne die Verletzung. Da war wohl wirklich der Bagger am Werk
Die Nebenhandlung mit den gefesselten Paar, das eine Werkstattrechnung nicht begleichen konnte, kommt mir etwas zu kurz vor.
Diente wohl nur der Ablenkung, eine zeitlang dachte ich auch, dass die Ruethers Dreck am Stecken haben
Das ist genau so wenig geklärt wie der Tod von Heinz.
Der hat sich wahrscheinlich tot getrunken, zumindest vermute ich das ganz stark.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das Buch hat mich gut unterhalten. Klar, wenn man kritisch auf einiges am Ende guckt ist es schon etwas übertrieben, aber da habe ich schon schlimmeres gelesen. Die Spekulationen im ersten Teil fand ich toll, doch im letzten Abschnitt war ja vieles schon offensichtlich. Schön, dass sie am Ende doch noch in ihrem hart erkämpften Haus stirbt. Das ist auch das einzige was ich mir ganz anders vorgestellt habe, ich dachte fast bis zum Ende, dass sie mit dem Haus einstürzt.
Was mir ebenfalls gefehlt hat ist, wie Gudelia dass die ganzen Jahre aushalten konnte? Essen, schlafen, sauber machen in dem Bewusstsein das ihr toter, verwesender Sohn nebenan liegt. Hätte sie diesen Schritt auch gewagt, um ihn bei sich zu haben, wäre der schreckliche Vorfall der zu Tims Tod geführt hat nicht gewesen? So war es der perfekte Aufbewahrungsort, zumindest bis zu Gudelias Tod, denn spätestens dann hätte man das Grab doch sicher geöffnet um nachzusehen ob es leer ist.