4. Leseabschnitt: Seite 213 bis Ende

dracoma

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Er ölte vorher Ordnung schaffen, was ich sehr gut nachvollziehen konnte.
Finde ich gut, dass Du das ansprichst... Das ist auch so etwas, was mir im Kopf hin- und herging (als och nichts anderes zu tun hätte...). Er legt, den Tod vor Augen, eine unglaubliche Aktivität hin, er will alles auf den neuesten Stand bringen, hat jede Menge Ideen und setzt sie auch um. Eine erstaunliche Haltung! Er hätte ja auch weinerlich werden und zaghaft seinem Ende entgegensehen können!
Das Aufräumen: das kann ich auch sehr gut verstehen...
 

Die Häsin

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Da hatte ich auch schon mal nachgefragt, vielleicht könnte @otegami ihre Schwiegertochter nochmals befragen...?
Ich würde auch gerne wissen, wieso es diese Begriffe in Japan gibt. Den "einsamen Tod" gibt es schließlich hier bei uns auch, das ist keine japanische Spezialität. Liegt es daran, dass sich die japanischen Wörter anders zusammensetzen und von daher einfacher ein solches Wort gebildet werden kann?
Also: Liegt es an der Eigenart der Sprache? Und nicht in erster Linie an einer Eigenart des Landes?
Ich könnte mir vorstellen, dass es die berühmte deutsche Ernsthaftigkeit ist, die verbietet, ein treffendes Kompositum für das Phänomen zu erfinden.
Bei uns gibt es Begriffe wie "Geisterfahrer" und "Feuerteufel" und jeder weiß, was gemeint ist. Die deutsche Sprache ist phantasievoll beim Bilden neuer zusammengesetzter Wörter. Aber auf bestimmten Gebieten schreckt man vielleicht auch davor zurück, kurze, aussagekräftige Begriffe zu benutzen.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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vielleicht könnte @otegami ihre Schwiegertochter nochmals befragen...?
Ich würde auch gerne wissen, wieso es diese Begriffe in Japan gibt.
Ich kann gerne nachfragen am WE!
(Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dies wie bei uns der Begriff 'Kindergarten' ist - dieses deutsche Wort wird ja auch in mehreren Ländern verwendet, obwohl die auch solche Einrichtungen haben. )
 

Literaturhexle

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Den "einsamen Tod" gibt es schließlich hier bei uns auch, das ist keine japanische Spezialität.
Vielleicht gibt es das in Japan noch häufiger? Vielleicht hat man dort noch mehr Respekt vor dem Privatleben anderer? Vielleicht gibt es dort noch mehr einsame Singles?

Dass bei uns auch Menschen einsam sterben und erst der Gestank die Nachbarn auf den Plan ruft, das kommt vor. Aber vielleicht nicht so gehäuft, dass man einen Namen dafür braucht? Dass man Leichenfundortreiniger braucht?

Der Drill zur Leistung fordert seine Opfer: ist es nicht auch Japan, wo es die "Selbstmordwälder" gibt?
Ich würde mir wünschen, dass das der Grund ist. Deutschland ist, was seine soziale Ausstattung betrifft, sicher nicht perfekt, aber dennoch führend in der Welt. Egal ob es Kranken-, Alten-, Hospiz- oder sonstige Pflege betrifft... Die Solidargemeinschaft fängt manches auf.

Auch otegamis Enkel sollten ja dem japanischen Leistungssystem entzogen werden, wenn ich mich richtig erinnere...
Das Land mag auf Reisen spannend sein, das Leben dort hat aber deutliche Schattenseiten. Das lese ich auch aus diesem Roman heraus.
 

dracoma

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16. September 2022
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das Leben dort hat aber deutliche Schattenseiten.
Oh ja!!
Vielleicht liest Du mal die anderen beiden Bücher von Milena Flasar; bei den dort erzählten Formen von Einsamkeit handelt es sich, da bin ich mir sicher, um typisch japanische Phänomene.

(Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dies wie bei uns der Begriff 'Kindergarten' ist - dieses deutsche Wort wird ja auch in mehreren Ländern verwendet, obwohl die auch solche Einrichtungen haben. )
Ja, schon, aber das hat historische Gründe, keine sprachlichen.
Einer unserer Söhne lernt seit Jahren Japanisch, und er erklärt mir gelegentlich die Bedeutung und Zusammensetzung bestimmter Zeichen. Von daher weiß ich, dass diese Sprache komplett anders konstruiert ist.
Deswegen interessiert mich das, und zwar einfach so - aber ich gebe zu: das ist eine Nebensache.
 

dracoma

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16. September 2022
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Aber auf bestimmten Gebieten schreckt man vielleicht auch davor zurück, kurze, aussagekräftige Begriffe zu benutzen.
Da habe ich jetzt erst mal nachdenken müssen. Dein Hinweis hat was. Wenn ich ein Phänomen mit einem festen Begriff bezeichne, erkenne ich es ja als existent an - s. Begriff "Umweltverschmutzung" u. a. Daher kann ich Deinen Gedanken gut nachvollziehen.
Trotzdem: Natürlich hätte ich es gerne, dass es den "einsamen Tod" häufiger in Japan als hier bei uns gibt :confused: !
 

otegami

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Vielleicht liest Du mal die anderen beiden Bücher von Milena Flasar; bei den dort erzählten Formen von Einsamkeit handelt es sich, da bin ich mir sicher, um typisch japanische Phänomene.
Wie ich schon erzählt habe, sauge ich ja alles, was von Japan handelt, auf wie einen Schwamm. Und so entgeht uns auch keine Doku (z.B. auf ARTE oder 3 SAT) über Japan! ;) Da ist die Einsamkeit auch immer wieder ein Thema! Und da kommt auch immer wieder rüber, dass es ein typisch jap. Phänomen ist.
Einer unserer Söhne lernt seit Jahren Japanisch, und er erklärt mir gelegentlich die Bedeutung und Zusammensetzung bestimmter Zeichen. Von daher weiß ich, dass diese Sprache komplett anders konstruiert ist.
Das stimmt! Das habe ich auch schon mitbekommen! ;) Faszinierend! (SchwieTo hat es uns auch mal anhand unserer Vornamen gezeigt. :) ) Im Deutschen wird ja buchstabiert - also Buchstabe für Buchstabe ergeben ein Wort. Im Japanischen sind es ganze Silben. (Da ist oft erforderlich, dass man 'um die Ecke' denken und kombinieren kann. )
Deswegen interessiert mich das, und zwar einfach so - aber ich gebe zu: das ist eine Nebensache.
Kein Problem! Ich habe Deinen Beitrag schon ausgedruckt und er wird beim morgigen Kaffeetrinken präsentiert. (Um 14.00 Uhr versammelt sich da die ganze family - mein gebackener 'Gebrannter Mandel-Kuchen' steht schon bereit! :cool:
Für's gemeinsame Sonntags-Mittagessen kocht dann mein Mann! :joy )
 
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Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Oh ja!!
Vielleicht liest Du mal die anderen beiden Bücher von Milena Flasar; bei den dort erzählten Formen von Einsamkeit handelt es sich, da bin ich mir sicher, um typisch japanische Phänomene.
Ich kann mich erinnern, dass es über das Phänomen des "Hikokomori" schon mindestens zwei deutsche oder jedenfalls im deutschsprachigen Raum spielende Filme gesehen zu haben. Im einen ging es um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Sohn anonym über eine Internetplattform Kontakt aufnahm und mit ihm chattete. Sie gab sich dabei als Gleichaltrige aus. Das Ziel war, ihren Sohn, der seit Wochen oder Monaten im Nebenzimmer ausharrte, zu einem Treffen außerhalb zu überreden.

Der andere Film hieß "1000 Arten Regen zu beschreiben". Der ist, glaube ich, ziemlich bekannt.

Man kennt solche Fälle in Deutschland jedenfalls. Ob sie häufig vorkommen, bezweifle ich. Aber wer weiß ...

Edit, ich nutze mal die Gelegenheit einen meiner Lieblingskrimis zu bewerben:

Buchinformationen und Rezensionen zu Die Umarmung des Todes von Natsuo Kirino
Kaufen >

Vier Frauen, die nebeneinander am Fließband arbeiten, schließen sich in ihrer Freizeit zusammen und verdingen sich als Berufskillerinnen.
Es klingt schwarzhumorig und ist es streckenweise auch. Aber vor allem ist eine unglaublich finstere Geschichte über das Dasein hart arbeitender, von ihren Männern im Stich gelassener Frauen. Die eine hat übrigens auch einen Sohn, der sein Zimmer nie verlässt, deshalb fällt mir das Buch gerade ein.
 

Literaturhexle

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otegami

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Da hatte ich auch schon mal nachgefragt, vielleicht könnte @otegami ihre Schwiegertochter nochmals befragen...?
Ich würde auch gerne wissen, wieso es diese Begriffe in Japan gibt. Den "einsamen Tod" gibt es schließlich hier bei uns auch, das ist keine japanische Spezialität. Liegt es daran, dass sich die japanischen Wörter anders zusammensetzen und von daher einfacher ein solches Wort gebildet werden kann?
Also: Liegt es an der Eigenart der Sprache? Und nicht in erster Linie an einer Eigenart des Landes?
Nachdem SchwieTo gestern nach 8 Std. Dienst in der Pflege platt war, kamen wir erst heute Mittag dazu, uns ausgiebig zu diesem Thema zu unterhalten:
Kodokushi besteht aus 2 Schriftzeichen: Koduku steht für einsam, allein + shi für Tod und sterben.

Wieso es diesen Begriff in Japan gibt, wusste sie auch nicht, nimmt aber an, dass dies auch vom jetzigen krassen Unterschied zu früheren Zeiten herrührt. Da war ja der Familienverband sehr groß und Oma und Opa lebten in der Familie. Die Pflege blieb natürlich an den Frauen hängen und wenn Dich das interessiert, kann ich Dir 'Brüste und Eier' von Mieko Kawakami empfehlen, das auch die ‚Pflichten der Töchter / Schwiegertöchter bei der Pflege von Eltern / Schwiegereltern‘ zum Thema hat.

SchwieTo erzählte, dass der Anteil von Männern bei Kodokushi wesentlich höher wäre als der der Frauen.

Und....... dass auch sie schon damit zu tun hatte: die Wohnung, in die sie mit ihrer Mutter Ende der 90er nach der Scheidung ihrer Eltern (arrangierte Ehe, Tod des kleinen Bruders von SchwieTo kurz nach der Geburt, Erdbeben in Kobe, wodurch das Haus total zusammenfiel, waren Herausforderungen, an denen diese Ehe zerbrach. Als ihr Vater dann noch mit anderen Frauen anfing, zog ihre Mutter die Reißleine.) einzogen, war durch Kodokushi frei geworden. (Bei der Hochzeit vor knapp 15 Jahren hatten wir ihn jedoch kennengelernt.)
Und vor drei Jahren wurde auch ihr Vater ein Fall von Kodokushi! (Wie lange er schon tot in der Wohnung gelegen hatte, erfuhren jedoch weder ihre Mutter noch SchwieTo!)

Ich hoffe, liebe @dracoma, dass ich Deinen Wissensdurst damit stillen konnte! ;)
 

dracoma

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dass ich Deinen Wissensdurst damit stillen konnte!
Vielen Dank, auch an Deine Schwiegertochter. Die schlägt bestimmt das Kreuz, wenn unsere Leserunde vorbei ist!

Wenn ich das richtig sehe, hängt der Begriff tatsächlich mit der besonderen Sprachstruktur zusammen, aber die Kombination dieser Zeichen zu diesem Begriff ist nicht ungewöhnlich in Japan, sondern fester Teil des Wortschatzes.
Und wenn ich mir das so bedenke, was Deine Schwiegertochter erzählt, gibt es das in Japan wesentlich häufiger als bei uns, @Literaturhexle meinte das schon. Ich kenne solche Fälle nur aus der Zeitung.
Danke für die Unterstützung bei meinem "Jugend-forscht" :smileeye -Programm!
 

otegami

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Die schlägt bestimmt das Kreuz, wenn unsere Leserunde vorbei ist!
Als Anhängerin des Shintois- und Buddhismus kommt Kreuzschlagen für sie nicht in Frage! ;) Was ich auch interessant finde: man kann sich von heute auf morgen dazu entschließen, diesem Glauben anzugehören. (Ohne Taufe!) Darum kommen auch in Japan bei der Statistik immer mehr als 100% heraus, wenn die Anhänger der Glaubensrichtungen zusammengezählt werden. (Manche zählen sich zu Katholiken, aber auch zu den Buddhisten..........)

Und ich finde es immer schön, dass Schwieto und ich uns gegenseitig unterstützen - es ist ein Geben und Nehmen! :joy
Danke für die Unterstützung bei meinem "Jugend-forscht" :smileeye -Programm!
:rofl