4. Leseabschnitt: Seite 139 bis 167

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich verstehe auch nicht so recht, warum Barnes dem Grafen so viel Platz einräumt. Er scheint sich keinerlei Verdienste erworben zu haben, war einfach nur Promi, eine Art Paris Hilton der Belle Époque. Nachträglich würde er sich über so viel Aufmerksamkeit sicher freuen, denn - wie es in diesem Abschnitt irgendwo hieß - auch negative Propaganda ist Propaganda.
Vielleicht ist es ganz simpel. Die Geschichte beginnt mit der Reise, derEinkaufstour, der drei Männer, und er ist nun einmal mit von der Partie. Warum Barnes den Fokus wiederum darauf gelegt hat? Keine Ahnung
 
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Sassenach123

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Der arme Oscar Wilde, nun wo es unbequem wird, ziehen sich viele zurück. Wie schon in den anderen Abschnitten fällt auf, dass Wilde eine enorm große Rolle spielt.
Pozzi wird zwar als Modearzt bezeichnet, dennoch scheint er vielen weit voraus zu sein. Gut gefällt mir, dass er die Frauen respektvoller behandelt als ansonsten üblich.
Ansonsten raucht mir der Kopf wegen der vielen Namen. Einige sind mir nun zwar geläufig, und die Geschichten um Sarah Bernhard finde ich sogar ganz interessant, andere habe ich ein paar Seiten später schon wieder vergessen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich bin kurz vor Schluss und es wird noch viel über den Grafen erzählt. Er muss ein Promi gewesen sein. Nicht nur Huysmans verarbeitete ihn literarisch, sondern auch andere Autoren, deren bekanntester Proust gewesen sein dürfte. Die Welt war noch kleiner. Da ist dein Vergleich mit Paris Hilton oder irgendeinem Showsternchen gar nicht so weit hergeholt. Die Leute hatten wenig Beschäftigung und haben sich in diesen Geschichtchen gesuhlt.
Dann hatte Barnes ja doch einen Hintergedanken bei der Sache:)
 
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ulrikerabe

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in der britischen Ehe schulden sich die Ehegatten auch Liebe, in der französischen muss man mit Treue, Beistand und Respekt auskommen;). Diese kleinen vergleichenden Einsprengsel begleiten das gesamte Buch.
Im Österreichischen ABGB steht das heute noch so drinnen: [zitat]Die Ehegatten sind einander zur umfassenden ehelichen Lebensgemeinschaft, besonders zum gemeinsamen Wohnen, sowie zur Treue, zur anständigen Begegnung und zum Beistand verpflichtet.[/zitat] §90 ABGB
Das liegt wohl auch daran, dass "Liebe" juristisch nicht messbar ist.

Ich mochte die Gegenüberstellung der Ehe der Polignacs mit der der Pozzis. Liebe vs. Arrangement und wie es letztöich ausgehen kann.

Mit Tourette sind wir jetzt bei Kugel Nummer drei. Das Tourette-Syndrom ist wohl allen geläufig. Die Geschichte mit der Schussverletzung ist mir neu. Ich mag diese kleinen Wissensspiltter.
 

ulrikerabe

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Ich schreit(b)e wieder voran. In diesem LA spielt Oscar Wilde eine große Rolle. Das kulminiert in dem wirklich witzigen Bild auf S. 159, in dem er aus Anlass seiner Amerikareise dort abgebildet wird als wirklich "crazy". Was für ein Gegensatz zu den üppigen Portraits, mit denen wir es bisher zu tun hatten. Und was für ein Gegensatz der europäischen Selbstsicht (dandyhafte Portraits) und der amerikanischen Fremdsicht (eher abwertende Karikatur). Für die Amerikaner ist er mit seinem (dandyhaften) Gehabe wohl sehr deutlich aus der Gesellschaft gefallen und wird dadurch in den Augen des amerikanischen Karikaturisten (?) zu einem Farbigen (ein "schlaksiges afroamerikanisches Bürschlein").
Die Zeichnung ist einfach nur schrecklich rassistisch.

Amerika und seine Beziehungen und Gegensätze zu Europa sind sowieso ein größeres Thea dieses Abschnitts. Auch Pozzi trifft dort auf eine für ihn ganz ungewohnte Beurteilung und Einschätzung: "Prof Pozzi, der nicht der katholischen Religion angehört, politisch entschieden 'rouge'..."
Pozzi schätzt das amerikanische Gesundheitssystem und dessen private Finanzierung. Er hat die Verbindungen, auch in Frankreich private Gelder anzuwerben. Private Gesundheitsversorgung hat mit Sicherheit seine Vorteile. Vor allem für die, die es sich leisten können. "Rouge" ist das aber nicht.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Oh je, ich habe aus Versehen über den Abschnitt gelesen. Ist wohl ein gutes Zeichen. Jedenfalls hat mit das Lesen dieses Abschnitts wieder viel Freude bereitet. @Querleserin s Idee, dass der Graf das Negativ von Pozzi ist, gefällt mir gut. Der Graf bildet so die Fäden des Netzes, in dessen Lücken wir Pozzi finden. Schön!
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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[zitat]Er staunte über die Leistungsfähigkeit des amerikanischen Systems unnd dessen private Finanzierung, ebenso über den höheren Sozialstatuts der Krankenschwestern und deren höhere Bezahlung. (S. 160)[/zitat]

Ist heute bestimmt nicht mehr so. Es kann sich ja kaum einer ´ne Krankenversicherung leisten...
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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[zitat]Er staunte über die Leistungsfähigkeit des amerikanischen Systems unnd dessen private Finanzierung, ebenso über den höheren Sozialstatuts der Krankenschwestern und deren höhere Bezahlung. (S. 160)[/zitat]

Ist heute bestimmt nicht mehr so. Es kann sich ja kaum einer ´ne Krankenversicherung leisten...

Zumindest die Krankenkassen sind immer noch privat und deshalb für viele unerschwinglich, manchmal Bestandteil von guten Jobangeboten. Eine Pflichtversicherung gibt es nicht (ich wieß nicht, wieviel Obama Care daran geändert hat).
 
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Wandablue

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Brandenburg
[zitat]Er staunte über die Leistungsfähigkeit des amerikanischen Systems unnd dessen private Finanzierung, ebenso über den höheren Sozialstatuts der Krankenschwestern und deren höhere Bezahlung. (S. 160)[/zitat]

Ist heute bestimmt nicht mehr so. Es kann sich ja kaum einer ´ne Krankenversicherung leisten...
Heute zahlt die Schweiz ganz gute Löhne, habe ich gehört.