Hier diskutieren wir ab Seite 172 ("Eins der Probleme sieht so aus:...") bis zum Ende von Teil 2 auf Seite 225.
Ich finde auch, dass Barnes die verschiedenen Stufen einer solchen Beziehung hervorragend darlegt. Die Entschuldigungen, die Paul für die Geliebte findet. Die Erklärungsversuche, das Verständnis, das er ihr entgegenbringt. Dann der Versuch ihr zu helfen, mit ihr zum Arzt, zum Psychologen zu gehen. Die allmähliche Frustration, aber auch die Scham, ihr nicht helfen zu können. Bis er schließlich erkennt, dass ihr Verstand "verloren" geht und sie letztlich fallen muss. Sehr tragisch und man leidet förmlich mit diesem jungen Mann mit, der der Situation ziemlich hilflos gegenüber steht.Das Zusammenleben mit einem süchtigen Menschen ist Horror. Die Ambivalenz zwischen Liebe/Verantwortung und Abneigung/Selbstschutz wird aus meiner Sicht hervorragend herausgestellt.
Gut beobachtet! Das habe ich gar nicht gesehen.Interessant ist der erneute Perspektivwechsel zum Ich-Erzähler, wenn es um sein Notizbuch geht. Schreibt er von seiner Beziehung zu Susan und seinen Gefühle zu ihr erzählt, distanziert er sich, daher "du". Se
Definitiv ein Künstler in der Sprache!!!Barnes hat Sätze zum Niederknien! Ebenso nachvollziehbar seine Ausführungen über den traurigen Sex und die Schlussfolgerungen.
Für mich klingt das nach der eigenen Ko-Abhängigkeit von Paul. Er selbst macht durch seine Liebe zu Susan erst diese Schwere der Erkrankung möglich. Am Anfang erfindet er alle Möglichkeiten der Erklärung für seine Geliebte, anstatt schon am Anfang aktiv dagegen vorzugehen, wo er vielleicht noch die Möglichkeit hätte zu Susan durchzudringen. Nur wenn sie selbst aktiv da raus will hat sie eine Chance.Ich bin überwältigt von der Intensität dieser Geschichte, die so "unspektakulär" begonnen hat und sich jetzt in eine Achterbahn der Gefühle verwandelt hat.
Was die Koabhängigkeit anbelangt, liebe @Querleserin , bin ich ganz bei dir. Ich hatte es ebenso verstanden, dass Barnes sich hier auf die Alkoholsucht von Gordon bezieht. Oder gar auf die von Joan?
Das hat Barnes echt richtig gut beschrieben. Man erkennt in was für einem Drama sich der Geliebte einer Alkoholkranken befindet. Tragisch!!!Ich finde auch, dass Barnes die verschiedenen Stufen einer solchen Beziehung hervorragend darlegt. Die Entschuldigungen, die Paul für die Geliebte findet. Die Erklärungsversuche, das Verständnis, das er ihr entgegenbringt. Dann der Versuch ihr zu helfen, mit ihr zum Arzt, zum Psychologen zu gehen. Die allmähliche Frustration, aber auch die Scham, ihr nicht helfen zu können. Bis er schließlich erkennt, dass ihr Verstand "verloren" geht und sie letztlich fallen muss. Sehr tragisch und man leidet förmlich mit diesem jungen Mann mit, der der Situation ziemlich hilflos gegenüber steht.
Da ist auch was dran. Man muss ihm natürlich seine Jugend zugute halten. Die Abgründe des Lebens sind einem da noch nicht so vertraut. Zumal "ein bisschen Suff" damals ( in Deutschland) zumindest etablierter war und unkritischer gesehen wurde als heute.Am Anfang erfindet er alle Möglichkeiten der Erklärung für seine Geliebte, anstatt schon am Anfang aktiv dagegen vorzugehen, wo er vielleicht noch die Möglichkeit hätte zu Susan durchzudringen
In so eine Spirale kann aber jeder geraten, ich denke auch die Tiefe der Gefühle zu jemandem ermöglichen dies, vielleicht kann man da nicht mehr so adäquat denken. Vielleicht ist der Wille zur Hilfe größer. Weiß nicht. Auf jeden Fall ist die Co-Abhängigkeit sehr weit verbreitet. Leider.Da ist auch was dran. Man muss ihm natürlich seine Jugend zugute halten. Die Abgründe des Lebens sind einem da noch nicht so vertraut. Zumal "ein bisschen Suff" damals ( in Deutschland) zumindest etablierter war und unkritischer gesehen wurde als heute.
Bestimmt. Das glaube ich dir (Zumal du beruflich mit derlei Dingen zu tun zu haben scheinst). Es ist für mich nur schwer nachvollziehbar, dass ein junger Mann sich derart in Probleme verstricken lässt, die nicht seine eigenen sind. Noch dazu bei einer soviel älteren Partnerin, die doch eigentlich die Vernünftigere sein sollte. Aber der Verstand scheitert an Sucht und Gefühl.... Außerdem muss man die Geschichte so, wie der Autor sie erzählt, annehmen.Weiß nicht. Auf jeden Fall ist die Co-Abhängigkeit sehr weit verbreitet
Mich hat lange kein Buch mehr sprachlich so begeistert wie dieses.Barnes hat Sätze zum Niederknien! Ebenso nachvollziehbar seine Ausführungen über den traurigen Sex und die Schlussfolgerungen.
Stimme laut und deutlich zu!!!Mich hat lange kein Buch mehr sprachlich so begeistert wie diese
Irgendwie entdeckt Paul auch im Rückblick, dass die schwarz-weißen Überzeugungen der Jugend unter dem ständigen Ansturm der Realität zu einem Mosaik aus Grautönen werden. Für ihn ist es eine Vetreibung aus dem Paradies, durch die er endgültig erwachsen wird.Ebenso herrlich fand ich die Ausführungen zu "Alle Alkoholiker sind Lügner." und "Alle Liebenden sagen die Wahrheit.".
Das bringt es für mich genau auf den Punkt. Das ist auch genau das, was mir an dem Autor gefällt.gendwie kann man sich diesen präzisen, aber auch unbarmherzigen Sätzen, die sogar noch jeden Versuch der Verschleierung aufdecken, nicht entziehen
Ja, genau so sehe ich das auch. Hier kann man auch wieder das Wort "Scham" bemühen. Paul schämt sich für seine Lügen, für Susan, für die schlimme Situation, die er auch vor anderen verbergen will und vor sich. Die Lösung lautet: nicht ich mache das, es geschieht eben...da passt die DU- Perspektive. Ich habe mich an mein Berufsleben erinnert gefühlt. Suchtkranke sprechen oft von "man" wenn sie von sich sprechen.Die DU-Perspektive, wie ich schon im 2.Abschnitt vermutet habe, ist meines Erachtens sein Versuch sich vom Geschehen zu distanzieren. Als sei es ein anderer Paul, dem dies alles zugestoßen ist.
Ich finde aber, dass das "Du" auch den Leser unmittelbarer anspricht. Es ist eben kein "man", kein "Ich" und kein "er"., genau so sehe ich das auch. Hier kann man auch wieder das Wort "Scham" bemühen.
Beim Jugendbuch Stimme ich dir zu, in dem Fall steigert sich die Distanz durch den Wechsel der Persoektive: Vom Ich zum Du zum Er, der Erwachsene Erzähler distanziert sich zunehmend von seinem jüngeren Ich.Ich finde aber, dass das "Du" auch den Leser unmittelbarer anspricht. Es ist eben kein "man", kein "Ich" und kein "er".
Ich habe den Drittklässlern eine Jugendbuchreihe angedient, in der der Leser selbst Entscheidungen treffen durfte. Die Anrede war "du".
Das schützt in diesem Fall unseren Erzähler, nimmt den Leser aber stärker ins Boot, so dass sich die Frage aufdrängt: "was hättest du getan?".
Ahso. Eine Steigerung also. Interessant!Vom Ich zum Du zum Er, der Erwachsene Erzähler distanziert sich zunehmend von seinem jüngeren Ich