Ich stimme dir zu und: Mir fehlt hier jeglicher Grund für irgendwas...für mich wieder eine dieser Alltagsepisoden, die auftauchen und wieder verschwinden, ohne tieferen Grund.
Dito, so geht es mir mit dem gesamten Buch."Er fragt mich, ob unsere Reise [nach Auschwitz] mich genährt hat. Dieses Wort verwendet er. [...] Ich antworte, ich hätte mir nichts Bestimmtes von dieser Reise erwartet und sei noch unschlüssig, was sie gebracht habe."
----"André Ponchon [man setze hier den Namen einer beliebigen Romanfigur ein] ist dorthin zurückgekehrt, wo er hergekommen war, eine konturlose Form, die wegbröselt wie grauer Sand."
Von Zusammenhalt sehe ich da wenig. Sie sitzen ziemlich verloren nebeneinander und als Serge aufsteht, ist der Abstand zwischen ihnen noch größer.Geschwisterzusammenhalt im Angesicht des Karzinoms.
Und jetzt wissen wir auch, warum Serge den die Titelfigur und eben nicht „Jean“ diese geworden ist. Das ist jetzt durchaus schlüssig nachvollziehbar. Ich musste grad an ein schwarzes Loch denken, was alles einsaugt.Von Zusammenhalt sehe ich da wenig. Sie sitzen ziemlich verloren nebeneinander und als Serge aufsteht, ist der Abstand zwischen ihnen noch größer.
Es ist keine sympathische Familie, die Yasmina Reza uns hier präsentiert und die titelgebende Figur ist die unangenehmste.
Ja, das sind Passagen, die Spaß machen, an denen ich mich festbeißen kann. Wäre doch nur der Rest auch so gewesen...[...] der außerstande ist, sich an irgendeinem Ort zu erfreuen, ohne sogleich darauf zu hoffen, ihn wieder zu verlassen, unter dem Vorwand, er müsse sein Leben lang fliehen. Unser Vater sagte, er hat Hummeln im Hintern, immer ist es irgendwo anders besser! In seinen Augen war das kein gutes Omen. Er sah in dieser Ruhelosigkeit nur Eitelkeit, er sah darin nur Irrsinn oder Krankheit. Ich habe nie geglaubt, dass es sich um schlichte Ruhelosigkeit handelte. Die Vögel sind weder ruhelos noch verrückt. Sie suchen den besten Ort und finden ihn nicht. Alle Welt glaubt an einen besseren Ort.
Genauso habe ich diesen LA, der für mich der schwächste in diesem Buch ist, auch erlebt. Hier passiert alles und nichts. Die einzelnen Szenen sind für sich genommen, ganz hübsch, tragen aber überhaupt nicht zum Gesamtverständnis des Romans bei. Was habe ich denn jetzt gelesen? Einen Roman, der den Auschwitz-Tourismus anprangert? Einen Familienroman? Einen Roman über die Identitätsfindung moderner Juden?Ich stimme dir zu und: Mir fehlt hier jeglicher Grund für irgendwas...
Da wäre ich nicht draufgekommen. Das ist ein stimmiger Erklärungsansatz, der mir hilft, den Roman zu verstehen. Bisher fehlte mir ein verbindendes Element zwischen den einzelnen Themensträngen. Das könnte es sein.Die Reise nach Auschwitz hat die Familie nicht zusammengebracht. Wie auch? Alles andere wäre unglaubwürdig gewesen.
Dazu sind die Figuren zu selbstbezogen. Es gab nichts, was sie an diesem Ort hätten finden können. Niemand, den sie kennen, ist dort umgekommen. Und hier zeigt sich, dass man zwar erschrecken kann angesichts von Millionen Ermordeter, aber berührt wird man von dem Tod eines Einzelnen. ( Oder vom Bild der alt gewordenen Schwester.)
Alles das und einen Geschwisterroman.Einen Roman, der den Auschwitz-Tourismus anprangert? Einen Familienroman? Einen Roman über die Identitätsfindung moderner Juden?
Angesprochen ja, aber nicht sehr tiefsinnig und weitergehend weiterverfolgt.Alles das und einen Geschwisterroman.
Themen wie Alter, Krankheit, Umgang mit der Vergangenheit usw. werden angesprochen
Es geht mir genau wie dir. Allerdings hat Jean als Ich-Erzähler auch alle Mittel in der Hand, um sympathisch rüberzukommen.Jean kommt da viel empathischer rüber. Er weiß, das Luc unpassend angezogen ist für so ein Fest, er kümmert sich um den Jungen usw. Schade, dass er keine Familie hat.
Aber in der Not sind sie immer füreinander da, beispielsweise als Serge keine Wohnung hat oder dann bei seiner Krankheit. Irgendetwas hält sie doch zusammen, Blut ist eben doch dicker als Wasser...Von Zusammenhalt sehe ich da wenig. Sie sitzen ziemlich verloren nebeneinander und als Serge aufsteht, ist der Abstand zwischen ihnen noch größer.
Ich fand den Abschnitt auch schwächer als die anderen, trotzdem habe ich den Roman gerne gelesen. Schwierig ist allerdings, dass ich nicht sagen kann, warum. Es fällt mir auch schwer, darüber zu diskutieren. Eines allerdings trifft bei mir definitiv nicht zu: nämlich dass ich die Episoden in großer Zahl überflüssig fand. Sie ergaben nach und nach ein Gesamtbild der Familie und der Zusammenhänge.Genauso habe ich diesen LA, der für mich der schwächste in diesem Buch ist, auch erlebt. Hier passiert alles und nichts. Die einzelnen Szenen sind für sich genommen, ganz hübsch, tragen aber überhaupt nicht zum Gesamtverständnis des Romans bei. Was habe ich denn jetzt gelesen? Einen Roman, der den Auschwitz-Tourismus anprangert? Einen Familienroman? Einen Roman über die Identitätsfindung moderner Juden?
Dieser Leseabschnitt drückt meine positive Einstellung gegenüber "Serge" nach unten.
Ja, aber so, dass ich schon ins Nachdenken gekommen bin. Viel mehr kann man von so einem dünnen Bändchen auch nicht erwarten. Und ja, es ist vor allem ein Geschwisterroman für mich. Irgendetwas hält die drei zusammen, obwohl Jean sich nicht erklären kann, wie sie ins gleiche Nest finden konnten. Letztlich wird jede/r für die anderen einstehen, wenn sie Hilfe brauchen.Angesprochen ja, aber nicht sehr tiefsinnig und weitergehend weiterverfolgt.
Ja, diese Episoden ergeben ein stimmiges Bild dieser Familie. So ist das ganz normale Leben. Wir beschäftigen uns tagtäglich eher mit den banalen Schwierigkeiten unseres Alltags. Das wirkt von außen natürlich trivial. Erst wenn uns existenzielle Dinge zustoßen, Krankheit, der Tod lieber Menschen, sehen wir das große Ganze. Um aber bald wieder im Alltagsstreß zu versinken.Eines allerdings trifft bei mir definitiv nicht zu: nämlich dass ich die Episoden in großer Zahl überflüssig fand. Sie ergaben nach und nach ein Gesamtbild der Familie und der Zusammenhänge
Wenn sie denn jedenfalls noch in sich interessant wären...Alltagsepisoden, die auftauchen und wieder verschwinden, ohne tieferen Grund.
Für mich tatsächlich der Tiefpunkt in diesem an Tiefpunkten reichen Text...Tja und das Ende: Fand ich dann noch einmal zu aufgesetzt mit dem Geschwisterzusammenhalt im Angesicht des Karzinoms. Konnte mich auch nicht mehr in meinem Eindruck vom Buch umstimmen.