4. Leseabschnitt: noch immer Juni (Seite 192 - 265)

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ein Epilog, der in seinem Tenor auf alle Fälle weit besser zum Roman passt, als Das, was uns hier suggeriert wurde!
Man könnte ein bisschen mehr Positives einfließen lassen. Warum sollte die Luxus-Oma nicht doch mit dem Gärtner noch ein paar schöne Jahre verbringen?
Warum bleibt Nina nicht am Leben?
Aber das sind Nuancen. Dass uns die Autorin zum Ende hin eine ziemlich unglaubwürdige Entwicklung der Figuren und der aufgebrochenen Probleme/Konflikte anbietet, ist sehr, sehr schade.
@Wandablue Du solltest dich bei manchen Schreiberlingen als Ghostwriter andienen:D
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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@Wandablue Ich wusste gar nicht, dass in dir eine Autorin steckt :p:D. Auch wenn ich den letzten Abschnitt nicht ganz so negativ finde; am meisten hat mich die Szene um Oma und den Gärtner gestört. Das hätte man kürzen können.
Das das große Schweigen auf einmal vorbei ist, die Mutter sich öffnet - warum nicht @Literaturhexle ? Manchmal braucht es eine Initialzündung, bevor man sich vergegenwärtigt, was man falsch gemacht hat. Klar wäre es glaubwürdiger gewesen, wenn sie erst zu nem Therapeuten gegangen wäre, der ihr in den Arsch tritt, aber dann hätte sich das Buch verloren. Und was die Schläger angeht: ja, es ist ein Griff in die Klischeekiste, aber irgendwie verzeihe ich das Frau Romagnolo eher als Herrn Christie sein Geschreibsel. Und Antonio muss im Fahrstuhl den harten Macker markieren; sonst würde Paola nicht "zwitschern" und über ihren Schatten springen. Für mich war das völlig plausibel und ändert nichts an meinem Gesamteindruck.
Amen :D.
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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Manches klingt für mich auch nicht wie die Reflexionen einer16jährigen.
...das ging mir auch so...

Zu eindimensional ist mir auch die Konstellation böse Väter und Töchter als Opfer, von der Großmutter bis zu Paola und Martha.
...das hat mich nicht gestört. Ich empfand es als schlüssiges und stimmiges Gesamtpaket...


Zusammenhang zwischen dem vergrabenen Gift und Richis Behinderung.
...das hat mich erst auch etwas stutzig gemacht, aber dann habe ich mir gedacht, dass ein Zusammenhang schon möglich sein könnte, wenn das Gift nur giftig genug gewesen und die Mutter nur lange und oft genug damit in Kontakt gekommen wäre. Das wissen wir ja nicht. Auch der Zeitpunkt des Kontakts in der Schwangerschaft ist entscheidend. Als Mutter eines behinderten Kindes käme ich sicherlich auch auf diese Gedanken...
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Als Mutter eines behinderten Kindes käme ich sicherlich auch auf diese Gedanken..
Ich halte ihre Bedenken für glaubwürdig. Als Mutter fühlt man sich oft gleich schuldig, wenn mit den Kindern was nicht in Ordnung ist. Allerdings vermute ich nicht, dass ihr Kontakt mit dem Gift so eng war, dass daraus eine Behinderung entstanden sein könnte.
 

SuPro

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Eine solch plötzliche Entwicklung gerade der Mutter ist nicht glaubwürdig
... ich glaube gar nicht, dass es so plötzlich war. Für uns war es plötzlich, aber ich denke, dass sich im Inneren der Mutter vieles abgespielt hat, was wir nicht erfahren... ich denke, es war ein Prozess. Außerdem können krasse, einschneidende Ereignisse krasse einschneidende Veränderungen bewirken.
Also so ganz unglaubwürdig empfinde ich es nicht.

... das ist vielleicht auch ein bisschen zugespitzt dargestellt, aber im Grunde nachvollziehbar. Martha verdrängt und verleugnet. Sie hält an ihrem Bild fest, will das Schmerzhafte vermeiden. Dann gibt sie auf, lässt los und es zeigen sich Seiten, die du als rührselig bezeichnest, die ich aber als weiche und echte, bisher krampfhaft verborgene Seiten bezeichnen würde.
Ich glaube, die Autorin arbeitet mit etwas Überspitzung, aber das dtört mich nicht... muss ja nicht immer alles völlig wie im echten selben sein... außerdem ist doch auch nicht alles, was man sich nicht vorstellen kann, unrealistisch.
Ich glaube, dass ich diesbezüglich viel offener bin, weil mir in meinem Praxisalltag so vieles begegnet, dass ich bis dato nicht für möglich gehalten hätte...
 

SuPro

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Neee. Ich dachte schon, ich wäre wieder die einzige, die zur Gegenrede ansetzen muss.... Aber dankbarerweise geht es @RuLeka ähnlich wie mir! Was sollte dieser letzte Abschnitt jetzt? Das Wesentliche wird von unglaublich vielen Worten, Gerede, Geplapper, nennt es, wie ihr wollt, verdeckt! Mit diesem letzten Abschnitt macht sie mir den Lesegenuss der drei vorherigen fast zunichte. Da löst sich zu viel in Friede Freude Eierkuchen auf. Eine solch plötzliche Entwicklung gerade der Mutter ist nicht glaubwürdig. Sie mutiert von der oberflächlichen, hübschen Fitness-Tussi, die kaum zu Hause ist, ihre Tochter nicht wahrnimmt und Betäubungsmittel nascht, zur hoch sensiblen Wahrheitsfanatikerin, die sich mit einem Schlag alles von der Seele redet. Nach 16 Jahren Mutterschaft ein kompletter Wandel innerhalb eines Tages!

Ebenso Marta. Schön, dass sie kommt. Aber dann sprudeln lauter Nichtigkeiten aus ihr hinaus (herrlich das Bild vom Luftballon!). Bis man zum Kern kommt. Und dann tropft die Rührseligkeit: "Dieses Lächeln habe ich noch nie an ihr gesehen, denke ich. Es macht, dass ich mich wohlfühle, nein, halt, dass ich mich verstanden fühle...(...)". Ein bisschen zuviel.

Dann die Rückblicke auf die unglücklichen Frauen der Familie. Die Großmutter Marina mit dem gewalttätigen Vater, der sie in die Ehe mit dem treulosen Dottore drängt. Geld war ihm wichtiger als Liebe.
Nach 30 Jahren erhört sie endlich ihre ewig währende Gärtnerliebe. Schnell gründen sie eine Existenz und erfüllen sich einen Traum damit.

Die Mutter, die ewig unter ihrer Schuld litt, bis sie endlich zur Polizei ging. Der Zusammenhang zwischen dem Giftmüll und der Behinderung ihres Sohnes bleibt vage im Raum hängen - klar wird mir das nicht.

Der Auftritt Paolas im PEEG musste dramatisch ausgestaltet werden mit vier bösen Buben, die sie aus dem Fernsehen(!) kennen. Antonio, der Held, erscheint genau im richtigen Moment....
Romantischer Schlussakkord im (beängstigenden) Aufzug. Klar, wo sonst? Obwohl keine Zeit, redet sich Paola um Kopf und Kragen...

Too much!

Auf manch schöne Formulierung habt ihr schon Bezug genommen. Auch die habe ich gesehen. Die Bezüge zu Filmen und Büchern konnte ich längst nicht komplett nachvollziehen. Mehrfach ging es um das ganze Leben, den Buchtitel. Es ging auch um die Wunden, die die unglücklichen Lebenswege der Frauen hinterlassen.

Ab Seite 205 hätte man kürzen müssen. Da ist vieles blutleer. So schade! Die schönen Bilder gehen in der Flut der Worte unter.

Schade! Ich wollte dem Roman 5 Sterne geben. Aber das wird nach diesem Finale nix mehr.
... von mir kriegt er 5 :D:D:D:):):)... mir scheint, Du ziehst es vor, in Büchern das vermeintlich echte Leben zu finden. Aber gibt es im echten Leben nicht auch mal Anhäufungen und Verkettungen von positiven oder negativen Ereignissen? Zufällen?
Ich mag es, wenn der Autor seine Phantasie auch mal laufen lässt, wenn er sich nicht immer von der Frage, ob etwas völlig plausibel ist, leiten lässt. Aber klar, das ist einfach Geschmacksache. Wie schön und bereichernd, dass ein und dasselbe so verschieden wirkt...und es gibt kein richtig und falsch dabei...
 
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seine schroffe, abweisende Art im Fahrstuhl
... hä? Haben wir ein anderes Buch gelesen? ;)Er war natürlich erst reserviert und misstrauen, aber dann zunehmend zugänglich und wieder so, wie wir ihn kennen. Aber genau das ist doch realistisch. Wäre er am Anfang schon voller Milde gewesen, wäre das nicht glaubhaft gewesen, denn er wurde ja verletzt von Paola...
 
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Man hätte die anderen, von mit weiter oben ausgeführten, Unglaubwürdigkeiten einfach weg lassen sollen. Die gebrochenen Finger, der Schlägertrupp auf dem Spielplatz, das ist der Dramatik zuviel und macht aus einem differenziert hergeleiteten Roman beinahe eine Soap:(
... vielleicht ist unsere Welt zu heil und gebrochene Finger und ein Schlägertrupp aus dem asozialen Milieu sind/ist zu weit weg? Vielleicht gibt es jenseits unserer heilen Welt tatsächlich mehr Dramatik? Hmmmm...
 
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So. Ich habe euch mal einen Epilog geschrieben. Ein Ende für diesen Roman, wie ich es mir vorstelle. Nicht ganz so rosa.


Epilog.


4 Jahre später


Antonio hat mich entjungfert, aber wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben uns aus den Augen verloren, aber das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er mit einem Modell zusammen ist, Größe 36 und 1.80 groß. Marta sagt, Shit happens auch den Spruch mit den vielen Fröschen, die man küssen muss, hat sie mir nicht erspart.


Marta hat sich verändert. Sie studiert Medizin und ich habe damit 2 Jahre später auch angefangen. Marta sagt, ich mache das nur, wegen Ritchie. Und dass sie erwartet hat, dass ich italienische Literatur studiere. Und ich sage zu ihr, sie macht das nur, wegen der Aussicht, sich einen Oberarzt zu schnappen.


Aber beides stimmt nicht. Oder es stimmt nicht ganz. Wir haben diesen Beruf aus Leidenschaft gewählt. Er passt zu uns. Er erfordert den ganzen Menschen. Und mit halben Dingen wollen wir uns nicht mehr zufriedengeben.


Papa und Mama sind geschieden. Papa hat sich, nachdem er seinen Prozess durchgestanden hat, sofort mit einer Neuen getröstet. Einer Krankenschwester. Eye roll. Mama hat die Firma gerettet. Ich weiß nicht ganz genau, wie sie das gemacht hat, jedenfalls hat sie jetzt graue Haare und ein paar Pfund mehr auf den Hüften. Man könnte fast sagen, sie sieht mir allmählich ähnlich.


Großmutter ist wieder zurück ins Haus gezogen. Sie sagt alte Bäume verpflanzt man nicht und alte Liebe rostet zwar nicht, aber nur, wenn man sie nicht den Unbilden des Wetters aussetzt. Keine Ahnung, was sie damit meint, aber wir haben einen neuen Gärtner. Er sieht aus wie aus dem Fitnessstudio und hat ein Auge auf Mama geworfen. Roll eyes. Mama sagt, ich spinne, aber, na ja, ich glaube, er gefällt ihr auch.


Ritchie ist ausgezogen. In eine Wohngruppe. Es ist jetzt ganz schön leer bei uns im Haus, weil auch Nina uns verlassen hat. Sie hatte das Geld beisammen für ihren Lebensmittelladen auf dem Land. Aber bevor sie ihren Lebenstraum umsetzen konnte, hat sie der Krebs erwischt. Das war gleich in dem Jahr nach dem Skandal. Ich glaube, ich habe deshalb angefangen, mich für Medizin zu interessieren. Marta sagt, ich will den Kummer nicht an mich heranlassen und statt, dass ich ihn mit Essen ersticke wie früher, ertränke ich mein Gehirn mit Fakten. Mein Medizinstudium als Eskapismus.


Es gibt Schlimmeres, habe ich zu Marta gesagt.


Wir wohnen zusammen. Marta und ich. Aber nicht mehr lange, Marta hat sich verlobt. Mit einem Philosophiestudenten. Ich habe mich halbtotgelacht. Wenn sie heiratet, hole ich mir einen Hund aus dem Tierheim und beschäftige eine Nanny für ihn. Denn Mama hat es geschafft. Wir sind an der Börse. Und immer noch reich. Ganz ohne Giftmüll.


Ich habe momentan keinen Freund. Aber viele Freunde. Und die Lerngruppe. Ja jaja, ich weiß. Eskapismus. Aber manche Dinge ändern sich eben nie. Oder jedenfalls nicht so schnell.


Ihr hört wieder von mir, wenn ich die Welt gerettet habe.


ENDE.
... sehr phantasievoll, aber für mich zu düster und letztlich gefühlt nicht stimmig...dieses Ende wäre mir zu melancholisch... warum sollte Vetänderung, Enteicklung und Positives nicht möglich sein?...das Leben ist doch nicht nur knallhart, unromantisch und freudlos ;-)
 
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... das ist es, was ich meine: es ist nur eine Vermutung. Wir haben nichts darüber erfahren...
 
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Wandablue

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Brandenburg
warum sollte Vetänderung, Enteicklung und Positives nicht möglich sein?
Na hör mal. Noch reich. Firmenrettung. Medizinstudium. Ewige Freundschaft mit Marta. Innere und äussere Emanzipation. Das ist alles sehr positiv. Gärtnerverehrer für Mama - da ist sogar ein Familienmuster erkennbar - und Ritchie in einer Wohngruppe.

Davon abgesehen, könnte doch jeder Leser seinen eigenen Epilog schreiben! Da wäre dann alles drin, was ihr gerne hättet!
 

claudi-1963

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Das Paolas Mutter ihren eigenen Mann angezeigt hat, das muss ich wohl überlesen haben. Aber ich finde es einen starken Schritt so etwas zu tun. Trotzdem hat sie viel zu lange zugesehen, den das ganze ging ja schon viel zu lange. Jetzt ist mir auch klar warum sie etwas gegen die Margeritensiedlung hatte, bzw. nicht wollte, das Paola und Richi dort hingehen. Ist ja klar wenn im Grunde die ganze Gegend verseucht ist oder sein kann. Schlimm finde ich das sie so lange gar kein schlechtes Gewissen hatte, vor allem wenn man dann selbst ein behindertes Kind zur Welt bringt.
Ob Richis Behinderung wohl auch damit zusammenhängt, weil sie doch was von dem Giftmüll abbekommen hat in der Schwangerschaft?
Es ist schön, das wenigstens die Frauen der Familie zusammenhalten und das Marta nun doch noch zu einer Freundin für Paola wird.
Den im Grunde sitzen die beiden ja im selben Boot, sie werden jetzt ebenso verurteilt wie ihre Väter, auch wenn sie ja selbst nichts getan haben.

Schlimm fand ich das Attackieren der Menschen vom Peep die Paola ebenfalls als schuldig ansehen, nur weil sie die Tochter ihres Vaters ist. Nur gut das Antonio dazukommt. Ich fand auch schön, das sich die beiden versöhnt haben, trotzdem was Paolas Vater (Familie) getan hat
 
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Was sollte dieser letzte Abschnitt jetzt? Das Wesentliche wird von unglaublich vielen Worten, Gerede, Geplapper, nennt es, wie ihr wollt, verdeckt! Mit diesem letzten Abschnitt macht sie mir den Lesegenuss der drei vorherigen fast zunichte. Da löst sich zu viel in Friede Freude Eierkuchen auf. Eine solch plötzliche Entwicklung gerade der Mutter ist nicht glaubwürdig.

Ja ich war auch zum einen überrascht und ich hätte mir auch noch etwas mehr Erklärung und Klarheit über das ganze gewünscht.
 
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So. Ich habe euch mal einen Epilog geschrieben. Ein Ende für diesen Roman, wie ich es mir vorstelle. Nicht ganz so rosa.


Epilog.


4 Jahre später


Antonio hat mich entjungfert, aber wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben uns aus den Augen verloren, aber das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er mit einem Modell zusammen ist, Größe 36 und 1.80 groß. Marta sagt, Shit happens auch den Spruch mit den vielen Fröschen, die man küssen muss, hat sie mir nicht erspart.


Marta hat sich verändert. Sie studiert Medizin und ich habe damit 2 Jahre später auch angefangen. Marta sagt, ich mache das nur, wegen Ritchie. Und dass sie erwartet hat, dass ich italienische Literatur studiere. Und ich sage zu ihr, sie macht das nur, wegen der Aussicht, sich einen Oberarzt zu schnappen.


Aber beides stimmt nicht. Oder es stimmt nicht ganz. Wir haben diesen Beruf aus Leidenschaft gewählt. Er passt zu uns. Er erfordert den ganzen Menschen. Und mit halben Dingen wollen wir uns nicht mehr zufriedengeben.


Papa und Mama sind geschieden. Papa hat sich, nachdem er seinen Prozess durchgestanden hat, sofort mit einer Neuen getröstet. Einer Krankenschwester. Eye roll. Mama hat die Firma gerettet. Ich weiß nicht ganz genau, wie sie das gemacht hat, jedenfalls hat sie jetzt graue Haare und ein paar Pfund mehr auf den Hüften. Man könnte fast sagen, sie sieht mir allmählich ähnlich.


Großmutter ist wieder zurück ins Haus gezogen. Sie sagt alte Bäume verpflanzt man nicht und alte Liebe rostet zwar nicht, aber nur, wenn man sie nicht den Unbilden des Wetters aussetzt. Keine Ahnung, was sie damit meint, aber wir haben einen neuen Gärtner. Er sieht aus wie aus dem Fitnessstudio und hat ein Auge auf Mama geworfen. Roll eyes. Mama sagt, ich spinne, aber, na ja, ich glaube, er gefällt ihr auch.


Ritchie ist ausgezogen. In eine Wohngruppe. Es ist jetzt ganz schön leer bei uns im Haus, weil auch Nina uns verlassen hat. Sie hatte das Geld beisammen für ihren Lebensmittelladen auf dem Land. Aber bevor sie ihren Lebenstraum umsetzen konnte, hat sie der Krebs erwischt. Das war gleich in dem Jahr nach dem Skandal. Ich glaube, ich habe deshalb angefangen, mich für Medizin zu interessieren. Marta sagt, ich will den Kummer nicht an mich heranlassen und statt, dass ich ihn mit Essen ersticke wie früher, ertränke ich mein Gehirn mit Fakten. Mein Medizinstudium als Eskapismus.


Es gibt Schlimmeres, habe ich zu Marta gesagt.


Wir wohnen zusammen. Marta und ich. Aber nicht mehr lange, Marta hat sich verlobt. Mit einem Philosophiestudenten. Ich habe mich halbtotgelacht. Wenn sie heiratet, hole ich mir einen Hund aus dem Tierheim und beschäftige eine Nanny für ihn. Denn Mama hat es geschafft. Wir sind an der Börse. Und immer noch reich. Ganz ohne Giftmüll.


Ich habe momentan keinen Freund. Aber viele Freunde. Und die Lerngruppe. Ja jaja, ich weiß. Eskapismus. Aber manche Dinge ändern sich eben nie. Oder jedenfalls nicht so schnell.


Ihr hört wieder von mir, wenn ich die Welt gerettet habe.


ENDE.

Nein bei diesem Ende könnte ich einiges nicht nachvollziehen, zudem wäre es mir zu negativ.