4. Leseabschnitt: NEUN bis einschl. ZWÖLF (Seite 207 bis 273)

GAIA

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27. Dezember 2021
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Eigentlich wäre eine Fortsetzung interessant, wie es nach dem Neuanfang weitergeht...
Ich finde es so offen tatsächlich besser. Die Message ist für mich: Der Wille zur Veränderung zählt. Vielleicht wird es für sie nicht viel besser, keine Ahnung, aber zumindest anders und damit gibt sie sich selbst und ihrem Leben eine Chance.
 

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29. März 2022
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Ich finde es so offen tatsächlich besser. Die Message ist für mich: Der Wille zur Veränderung zählt. Vielleicht wird es für sie nicht viel besser, keine Ahnung, aber zumindest anders und damit gibt sie sich selbst und ihrem Leben eine Chance.
Ich mag offene Enden oft auch sehr gerne.
Nur hier finde ich, ist es ja mit einer Entscheidung und einem Beginn der Auflehnung gegen die Mutter noch lange nicht getan. Muster, die jahrzehntelang Bestand hatten, kann man nicht einfach so von heute auf morgen ablegen. Insofern hätte ich da einen Einblick in die weitere Entwicklung schon interessant gefunden.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Rachel will einfach weg. Doch weglaufen ist noch nie eine Lösung gefinden.
Das hier ist kein Weglaufen, sondern sie nimmt endlich selbst ihr Leben in die Hand. In dieser Kleinstadt sind die Rollen so festgelegt, da hätte sie keine Chance. Weg vom alten Elternhaus, wo vieles noch an den verstorbenen Vater erinnert, weg von Mutters Bridge-Runde, weg von dem schmierigen Direktor, der sie doch nicht ernst nimmt.
In einer Großstadt kann man neu beginnen. Ich verstehe, dass sie ihre alte Mutter nicht allein zurücklassen kann. Aber diese muss sich jetzt mal nach Rachel richten.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich hatte fest damit gerechnet, dass Rachels Probleme zumindest zum Teil von ihrer Vergangenheit herrührend. Tatsächlich sind aber all die toxischen Beziehungen und Menschen um sie herum das Hauptthema. Da hätte ich mir vielleicht noch mehr gewünscht.
Es braucht nicht unbedingt das eine traumatische Ereignis. Im Gegenteil! Ich fand es gut, dass die Autorin hier nicht zu viel reinpackt. Rachel steht mit ihren Problemen nicht allein da. Es gab zu diesen Zeiten genug Frauen, die wenig Möglichkeit hatten, ihre eigenen Wünsche zu leben. Viele tauschen die Abhängigkeit von den Eltern gegen die Abhängigkeit von einem Mann, besser wird dadurch nichts.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Eigentlich wäre eine Fortsetzung interessant, wie es nach dem Neuanfang weitergeht...
Ich habe ein wenig recherchiert: Es scheint einen 4. Band zu ihrer Manawaka-Serie zu geben (1=Der steinerne Engel, 2=Eine Laune Gottes), in dem nochmals verschiedene Figuren der ersten drei Bände auftauchen. Vielleicht erfährt man ja dort, wie es Rachel weiter ergeht?
 

Barbara62

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Es braucht nicht unbedingt das eine traumatische Ereignis. Im Gegenteil! Ich fand es gut, dass die Autorin hier nicht zu viel reinpackt. Rachel steht mit ihren Problemen nicht allein da. Es gab zu diesen Zeiten genug Frauen, die wenig Möglichkeit hatten, ihre eigenen Wünsche zu leben. Viele tauschen die Abhängigkeit von den Eltern gegen die Abhängigkeit von einem Mann, besser wird dadurch nichts.
Die Mutter ist doch wahrlich Trauma genug.
 

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29. März 2022
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Es scheint einen 4. Band zu ihrer Manawaka-Serie zu geben (1=Der steinerne Engel, 2=Eine Laune Gottes), in dem nochmals verschiedene Figuren der ersten drei Bände auftauchen. Vielleicht erfährt man ja dort, wie es Rachel weiter ergeht?
Das klingt interessant. Da werde ich mal die Augen offen halten, ob es ins Deutsche übersetzt wird.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Muster, die jahrzehntelang Bestand hatten, kann man nicht einfach so von heute auf morgen ablegen. Insofern hätte ich da einen Einblick in die weitere Entwicklung schon interessant gefunden.
Ich hoffe drauf, dass sie erkennt, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn sie Nein sagt und sie für ihre eigenen Belange einsteht. Und dann: 'nichts ist motivierender als der Erfolg'! ;)
 

Sassenach123

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Ich bin mir nicht sicher, ob Rachel am Ende wirklich genug gereift ist für einen Neuanfang?
Ich denke sie wird immer mal wieder in Situationen geraten in denen sie unschlüssig reagiert. Aber sie scheint ihren Frieden mit diesen, ihren Eigenschaften gemacht zu haben. Daher könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ihr Leben positiver verläuft als bisher. Das ist dann ja auch schon mal was
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das Nick nicht zwangsläufig verheiratet sein muss, diese Idee kam mir direkt, aber auf eine Krebserkrankung, die für ihre Sorge schwanger zu sein, Verantwortlichkeit, kam sehr überraschend. Ich habe mich eh gefragt, wie die Autorin mit ihrer Figur weiter verfahren will, aber auf diese Idee bin ich nicht gekommen. Eine gestärkte Rachel, die zumindest einiges hinnehmen kann und zu Veränderungen bereit ist.

Das Gesicht der Mutter hätte ich gerne gesehen, als Rachel ihren Einwand sehr bravourös abgeschmettert hat. Alles in allem sehe ich aber in dem Umzug für beide einen Neuanfang, auch wenn die Mutter sich erst überreden lassen muss. Schade nur, dass wir nicht erfahren haben wie Stacey zu dem Umzug steht!?
 

Sassenach123

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Ich habe ein wenig recherchiert: Es scheint einen 4. Band zu ihrer Manawaka-Serie zu geben (1=Der steinerne Engel, 2=Eine Laune Gottes), in dem nochmals verschiedene Figuren der ersten drei Bände auftauchen. Vielleicht erfährt man ja dort, wie es Rachel weiter ergeht?
Mich würde es definitiv interessieren. Lässt sich nur hoffen, dass es nicht ewig dauert
 

Literaturhexle

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Den Roman fand ich grundsätzlich sehr lesenwert, muss aber sagen, dass ich nicht so überaus begeistert bin, wie die meisten Anderen. Rachel ging mir mitunter ganz schön auf die Nerven, und ihr Umfeld sowieso.
Das geht mir auch so. Ich muss mich und das Gelesene erst einmal ordnen. Ich kann in eure Lobeshymnen so recht nicht einstimmen und bin auch ein bisschen enttäuscht, dass mir keiner den tieferen Sinn des Glaubensgespräches zwischen Calla und Rachel erklärt hat. Oder hat es keine Relevanz (was ich aber angesichts des Buchtitels kaum glauben kann - Gott ist ein wiederkehrendes Motiv)? Vielleicht versteht ihr es auch nicht, das wäre okay, nur sagt es mir doch bitte.
Was Rachels Verhältnis zum Glauben und Gott betrifft, sind bei mir auch ein paar Fragezeichen übrig geblieben.
Und wie würdet Ihr eigentlich den Titel einschätzen? Worauf bezieht sich ganz konkret die Laune Gottes?
Gott durchzieht das Buch. Calla gehört dieser Sekte an, das Zungenreden muss in der Bibel vorkommen. Rachel hat ihren "Ausbruch" in der Kirche und schämt sich unendlich dafür. Sie hält laufend Zwiesprache mit Gott, betont aber stets, eine Ungläubige zu sein. Das ist sehr widersprüchlich und passt zum letzten Satz: "Gott hab Mitleid mit Gott." Was soll das? Soll er Mitleid mit sich selbst haben, weil er soviel Nachsicht mit den Narren und den Clowns haben muss? Unverständlich, auch wenn ihr den Satz so gut findet. Sehr pathetisch klingt er für mich.

Das Ende ist fantastisch hergeleitet. Man kann die Empfindungen der Protagonistin sehr gut nachempfinden. Dennoch erscheint mir ihre plötzliche Stärke ziemlich unglaubwürdig. Sie verlässt den Ort (muss sie, verstehe ich), nimmt ihre Mutter aus Verantwortungsbewusstsein mit, zieht in die Nähe der Schwester (clever!), ohne das abgestimmt zu haben.... Gefährlich.

Es ist ein Roman. Ich nehme das hin. Wie gesagt, der Wandel ist literarisch auch ansprechend hergeleitet worden.

Ich muss das Ganze noch verdauen und vermutlich nochmal querlesen.
 

RuLeka

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dass mir keiner den tieferen Sinn des Glaubensgespräches zwischen Calla und Rachel erklärt hat. Oder hat es keine Relevanz (was ich aber angesichts des Buchtitels kaum glauben kann - Gott ist ein wiederkehrendes Motiv)? Vielleicht versteht ihr es auch nicht, das wäre okay, nur sagt es mir doch bitte.
Zugegeben, so ganz verstehe ich in diesem Zusammenhang auch nicht alles. Aber Du hast recht, das Thema Gott ist ein immer wiederkehrendes Motiv. Rachel bezeichnet sich selbst als nicht gläubig. Trotzdem geht sie mit Calla mit in deren Kirche. Nicht nur aus Höflichkeit. Sie ist auf der Suche nach ihrer Bestimmung. Dass ihr Leben nur aus Zufällen bestehen soll, will sie nicht glauben.
Ich habe nochmals zurückgeblättert und bin über das Paulus- Zitat gestolpert. „ Wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist. Ihr werdet in den Wind reden.“
Das kann man direkt auf Rachel beziehen. Sie sagt ja fast nie, was sie wirklich denkt. Wie soll ihre Umgebung verstehen, wie es in ihr aussieht.
Doch das führt etwas vom Thema ab. Auch die letzten Sätze zeigen, dass Gott ein Ansprechpartner für Rachel hat. Ihr Gottesbild weicht aber vom gängigen ab, wenn sie um Mitleid für Gott bittet. Kein allmächtiger, sondern ein sehr menschlicher Gott. Einer, der seine Scherze treibt mit der Menschheit.
Aber: „ Gott sei gnädig mit den unfreiwilligen Clowns. Gott hab Erbarmen mit den Narren.“ Das korrespondiert für mich mit den Schlusssätzen von Margaret Atwood in ihrem Nachwort.“ Wie man seine eigenen menschlichen und notwendigen Grenzen zur Kenntnis nimmt, seine eigene Torheit.“
 

Literaturhexle

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Ich habe nochmals zurückgeblättert und bin über das Paulus- Zitat gestolpert. „ Wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist. Ihr werdet in den Wind reden.“
Das habe ich auch ein paar Mal gelesen. Es muss Relevanz haben. Mir gefällt deine Interpretation. Auch Calla haben diese Zeilen iwie geläutert. Sie wartet nicht mehr auf die "Gnade", mit Zungen reden zu dürfen.

Reife zeigt Rachel auch, als sie erkennt, dass Calla sie liebt, was sie erst kann, seitdem sie selbst verliebt war. Dadurch kann sie deren Verhalten großzügiger betrachten und aus einer anderen Perspektive sehen. Das ist es, was mir an dem Roman gefällt: hier ist nichts bedeutungslos. Alles ist gut austariert und gesetzt. Ich würde auch alle Bücher der Autorin lesen wollen.

Kein allmächtiger, sondern ein sehr menschlicher Gott.
Diese Vorstellung gefällt mir auch;)
Das ist auf jeden Fall ein Roman, den man mehrmals lesen kann und immer wieder Neues herauszieht. ( Wieder ein Kandidat für meinen Lesekreis .)
Unbedingt beides!