4. Leseabschnitt: Nachworte und Noah Kliegers Erinnerungen

Sassenach123

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Jetzt bin ich noch einmal auf eine interessante Stelle gestoßen. Interessant vielleicht besonders für diejenigen, die in dem Text die Emotionen vermisst haben. Eine Erklärung für das Fehlen der Emotionen ist ja die, die ich versucht habe zu formulieren. (Traumatisierung als Ursache. Emotionale Distanzierung und Versachlichung zum Schutz)
Hier ist noch eine weitere: Seite 168. Noah ging es um Ereignisse und Taten. Es ging ihm neben dem Unbewussten, auf das ich fokussiert habe, ganz bewusst nicht darum, von Gefühlen zu erzählen, sondern „Ich habe versucht, mein langes und erfülltes Leben durch Ereignisse und Taten zu beschreiben.“
Wenn man das Buch unter diesem Aspekt betrachtet, ist es gelungen. Es ist schön, dass Würger Noahs Anmerkungen übernommen hat,,denn es ist ja auch seine Geschichte. Es ist schade, dass diese Gefühl bei vielen nicht ankommt.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Jetzt ist mir einiges klarer. Nach den Nachworten bin ich mit Würger wieder einigermaßen versöhnt. Er hat nur das geschrieben, was ihm von Noah verraten und so wie es ihm von ihm diktiert wurde. Bleibt die Frage, ob solch ein Buch sinnvoll ist, wenn es inhaltlich so fragmentarisch bleibt.
Ja das ist die Frage. Zumindest war das Nachwort hochtrabender als das was Würger geschrieben hat. Ich fand es fast sogar ein bisschen zu viel Lorbeeren für dieses Buch. Das ich eher als zu nichtig betrachte im Anbetracht der Vielfalt an Lebensgeschichten von Zeitzeugen. Ich denke da hätte Noah wirklich mehr verdient gehabt.

Schaut euch wirklich mal den Film an den ich im ersten Abschnitt gepostet habe, da habe ich mehr Noah erlebt wie in diesem Buch.
 
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claudi-1963

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Aber offenbar hat er Würgers Text so durchgewunken.
Da bin ich mir gar nicht so ganz sicher ob er das noch zu der Zeit konnte. Er ist ja dann auch bald verstorben.
Ich bin leider nicht so ganz überzeugt davon ob da alles mit aufgeführt wurde was er sagen wollte.
Und wenn dieses Buch wirklich zusätzlich ein Zeugnis für seine anderen Landsmänner sein soll, dann frage ich mich warum sie alle hier so wenig Raum bekommen?
 

claudi-1963

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WissenschafterinYad Vashem
Die Wissenschafterin heißt nicht Yad Vashem, sondern die Gedenkstätte.
Sie heißt Sharon Kangisser Cohen. ;)

Der Autor geht auch auf vermeintlich Widersprüchliches ein und darauf, dass er über Manches gern mehr erfahren hätte und darauf, dass es ihm darum ging, alles genau so zu erzählen, wie er es von Noah gehört hat.
Wenn jemand wochenlang mit Noah verbringt, dann hat er sicher mehr erfahren als das was er hier geschrieben hat. Aber vielleicht wollte Noah es auch tatsächlich so knapp? Trotzdem finde ich es wird der Person Noah nicht annähernd gerecht.
 

claudi-1963

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Ich habe den das Interview gesehen, das Claudi im zweiten LA gepostet hat. Dort ERZÄHLT Klieger in ganzen Sätzen, er erklärt, was es mit der Besatzung Palästinas durch die Engländer auf sich hatte. Man hört ihm sehr interessiert zu und wird MITGENOMMEN.

Nach Monaten der Zusammenarbeit entstehen daraus kurze Sätze, viele beginnend mit Noah hat, Noah sah, Noah machte.... Das ist der Stil Würger, nicht der Stil Kliegers.
Im ersten Abschnitt hat das auch bei mir gut funktioniert, danach nicht mehr.
Ich habe mir das ganze Buch nochmal verinnerlicht und alle Nachworte erneut gelesen, die das stützen, was unsere Diskussion bereits ergeben hat.

Aus meiner Sicht hat Würger das Thema gewählt, um sich von Stella reinzuwaschen. Es wundert mich, dass er mit dem dritten Buch nun auch den dritten Verlag hat. Aber das nur nebenbei.
Seine beiden ersten Romane haben mich weit mehr überzeugt als das hier.

Für mich war es das erste Buch von Würger und mich konnte sein Stil so gar nicht überzeugen. Ich finde diese Darstellung eines Zeitzeugen, der so viel erlebt hat wie Noah wird diese Buch überhaupt nicht gerecht. Ich finde Noah hätte da wirklich eine besser Darstellung verdient.
Und wenn er dann zusätzlich noch seinen Freunden noch etwas widmen wollte, dann hätte er das immer noch in einem knappen Buch wie dieses hier tun können.
Doch wenn ich es mit anderen Lebensberichten von Zeitzeugen vergleiche, dann ist dieses mit eines der schwächsten Bücher das mich nicht befriedigen konnte.
Selbst als Schullektüre bleiben mir da zu viele Fragen, die sicherlich eine Lehrerin auch nicht alle beantworten kann.
 
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Die Wissenschafterin heißt nicht Yad Vashem, sondern die Gedenkstätte.
Sie heißt Sharon Kangisser Cohen. ;)


Wenn jemand wochenlang mit Noah verbringt, dann hat er sicher mehr erfahren als das was er hier geschrieben hat. Aber vielleicht wollte Noah es auch tatsächlich so knapp? Trotzdem finde ich es wird der Person Noah nicht annähernd gerecht.
Danke für die Korrektur. Hast natürlich recht.
Ich empfinde das tatsächlich ganz anders. Ich habe das Gefühl, Würger wird Noah absolut gerecht. Noah wollte, dass das Buch genauso erscheint. Das habe ich aus dem Nachwort herausgelesen.
 
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milkysilvermoon

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Da bin ich mir gar nicht so ganz sicher ob er das noch zu der Zeit konnte. Er ist ja dann auch bald verstorben.
Ich bin leider nicht so ganz überzeugt davon ob da alles mit aufgeführt wurde was er sagen wollte.

Doch, er hat alles abgesegnet. Das behauptet zumindest Würger in seinem Nachwort: „Er hat sie [seine Geschichte], wie sie hier steht, gelesen und redigiert. Er wollte, dass ich sie so festhalte, wie sie in diesem Buch erscheint.“ (S.157) Wenn wir den Autor nicht für einen Lügner halten wollen, dann ist dieses Buch nach Kliegers Vorstellungen.
 
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sursulapitschi

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Wenn jemand wochenlang mit Noah verbringt, dann hat er sicher mehr erfahren als das was er hier geschrieben hat. Aber vielleicht wollte Noah es auch tatsächlich so knapp? Trotzdem finde ich es wird der Person Noah nicht annähernd gerecht.
Dass er sehr viel mehr gewusst haben muss als im Buch steht, hat uns ja das Interview gezeigt, das du mit uns geteilt hast. Wenn Noah in fünf Minuten so viel Background liefert, dann hat Herr Würger es bewusst nicht aufgeschrieben.

Vielleicht war dieses Buch für Noah auch nur ein Buch über seine Erlebnisse und eben nicht DAS Buch über sein Leben, und dann war es ihm eventuell gar nicht soooo wichtig, wie detailliert es darstellt, was passiert ist. Ich habe verstanden, dass er selbst ein Buch geschrieben hat, dass er auf Vortragsreisen war und einfach jedem ausführlich alles erzählt hat. Möglicherweise war sein Anliegen an dieses Buch eher, dass es aufmerksam macht, egal in welcher Form.
 
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Vielleicht war dieses Buch für Noah auch nur ein Buch über seine Erlebnisse und eben nicht DAS Buch über sein Leben, und dann
Genau so habe ich mir das auch gedacht. Er war ein alter Mann und die erwähnten zwei Bereiche, Ausschwitz und Exodus, waren seine zentralen Erinnerungen. Alles andere wäre Kür gewesen und darauf hat Würger verzichtet. Klieger war vielleicht allein schon deshalb glücklich, dass sich ein renommierter Autor seines Lebens annimmt. Da kann man nicht so kritisch sein, zumal wenn das Angebot erst kommt, wenn man über 90 ist...
 
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nellsche

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In den Nachworten wird nun klar, dass Noah es wollte, dass das Buch genau so geschrieben wird. Das hatte ich ja schon gedacht bzw. vermutet.

Interessant war, dass darauf hingewiesen wurde, dass sich Erinnerungen "verschieben" können. Ob das auch bei Noah der Fall war, weiß man nicht.

Ebenfalls interessant war, dass Takis Würger sehr lange mit Noah zusammen saß, um sich dessen Leben anzuhören und mitzuschreiben.
 
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